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Veröffentlicht am 18.02.2025

historischer Schmöker mit kleinen Schwächen

Helden
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Lange habe ich auf die Fortsetzung zu „Tod und Teufel“ von Frank Schätzing gewartet. Jetzt endlich ist es so weit und mit „Helden“ liegt diese Fortsetzung vor. Doch dann die Enttäuschung, als ich endlich ...



Lange habe ich auf die Fortsetzung zu „Tod und Teufel“ von Frank Schätzing gewartet. Jetzt endlich ist es so weit und mit „Helden“ liegt diese Fortsetzung vor. Doch dann die Enttäuschung, als ich endlich mit dem Lesen gestartet bin. Ich konnte nicht wirklich in die Handlung hineinfinden. Nicht nur, dass es verschiedene Handlungsstränge gibt, nein, der Autor ist auch ständig in der Zeit hin und her gesprungen.

Es beginnt mit einem Prolog im Jahre 1238, der, so scheint es am Anfang, mit der Geschichte nicht viel zu tun hat. Erst viel später klärt sich, wie dieser Prolog in die Geschichte passt. Danach geht es weiter im Jahre 1263. Dieses erste Kapitel ist sehr spannend und auch schnell wieder vorbei. Und jetzt beginnt der Kampf mit dem eigentlichen Roman. Während ich das Schicksal von Jacop dem Fuchs, eigentlich aufregend finde und sehr gerne von ihm lese, war es doch etwas mühselig, sich durch diese Geschichte voran zuarbeiten. Nicht nur die Zeitsprünge haben mir hier Probleme bereitet, auch die ständigen Zitate aus dem Französischen oder Lateinischen waren anstrengend zu lesen. Da ich nun die Ebook-Variante gelesen habe, konnte ich etwas leichter nachschlagen, aber das hat mich ständig noch mehr aus dem Lesefluss gerissen und am Ende habe ich die Bedeutungen einfach ignoriert.

Nach so ca. 400 Seiten habe ich tatsächlich überlegt, das Buch ganz sein zu lassen. Ich kann nicht einmal genau sagen, ab wann mich die Geschichte dann doch gepackt hat. Am Ende habe ich noch gedacht: Wie jetzt ist es schon wieder aus? Auch wenn mich ganz viel an diesem Roman genervt hat und man an etlichen Stellen vermutlich gut hätte kürzen können, habe ich „Helden“ trotzdem gerne gelesen und ja, auch wenn es tatsächlich noch einen Teil geben sollte, auch den werde ich lesen. Ich mag Jacop und seine Abenteuer einfach zu gern.

Gut gefallen hat mir hier vor allem die Beziehung der Kölner Kaufleute zu den Engländern. Wie die Geschicke der beiden Länder miteinander verbunden waren, wird anschaulich geschildert. Die politische Lage Englands fließt wunderbar in die fiktive Geschichte von Jacob und seinen Freunden ein. Auch die Lage Kölns wird authentisch geschildert. Ich mag solche Verbindungen sehr gern lesen. Dieser Teil von „Helden“ hat mir wirklich gut gefallen. Frank Schätzing versteht es, einen historischen Roman fesselnd zu erzählen, auch wenn das Buch mich nicht von der ersten Seite an gepackt hat. Am Ende war es doch wieder ein wunderbarer historischer Schmöker, der mich dann doch gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 17.02.2025

historischer Krimi

Geheimnisse in der Grünen Mark
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Titus Pyrner, Arzt von Beruf, befindet sich in Frohnleiten in der dortigen Kurheilanstalt. Eigentlich will er seiner Gesundheit etwas Gutes tun, doch dann verschwindet ein Kurgast spurlos. Titus wird ...



Titus Pyrner, Arzt von Beruf, befindet sich in Frohnleiten in der dortigen Kurheilanstalt. Eigentlich will er seiner Gesundheit etwas Gutes tun, doch dann verschwindet ein Kurgast spurlos. Titus wird um Hilfe bei der Suche gebeten. Leider kann jener Gast nur noch tot gefunden werden. Als Untersuchungsrichter trifft Franz Stahlbaum ein. Er ist für den Arzt kein Unbekannter und obwohl sich die beiden eigentlich nicht besonders mögen, beginnen sie gemeinsam, den Hinweisen nachzugehen. War es Mord? Und was sind das für seltsame Gerüchte über verschwundene Kinder?

Dieser historische Krimi hat seinen Handlungsort in dem Ort Frohnleiten in der Steiermark. Eigentlich sind die Menschen zur Sommerfrische in diesem Ort. Dass jetzt erst nach einem vermissten Kurgast gesucht werden muss und dann auch noch sein Tod aufgeklärt werden will, bringt viel Unruhe in den Ort. Schnell ist dem Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum klar, hier stimmt noch so einiges andere nicht. Gudrun Wieser erzählt einen spannenden Krimi am Ende des 19. Jahrhunderts.

Schon im Prolog werden die Protagonisten Stahlbaum und Pyrner vorgestellt. Der erste Eindruck ihrer Charaktere entsteht. Dann erst geht es weiter in Frohnleiten. Am Anfang stellt sich die Frage, was dieser Prolog in Bezug auf die eigentliche Geschichte zu bedeuten hat, doch später wird diese Verbindung sehr gut deutlich. Mir hat das gut gefallen. Die Autorin schildert nachvollziehbar, welche Probleme der Untersuchungsrichter bei seinen Ermittlungen hat und wie er sie lösen kann. Auch die Unterstützung durch den Arzt wird schön in Szene gesetzt. Vor allem gefällt mir, dass nicht von Anfang an klar ist, was hier eigentlich los ist. Die Wahrheit kommt erst so nach und nach ans Licht.

Gudrun Wieser erzählt aber nicht nur einen spannenden Krimi, auch die Umstände der Zeit werden erläutert. Ortsbedingte Eigenheiten werden geschildert, die einen schönen Einblick in diese Epoche gewähren. Zudem befindet sich vor jedem Kapitel ein Zitat aus dem Handbuch für Untersuchungsrichter von Dr. Hans Gross, was dem Krimi eine persönliche Note verleiht. In einem Nachwort wird noch kurz Fiktion und Wahrheit geklärt.

Mir hat „Geheimnisse in der grünen Mark“ gut gefallen. Die Handlung steigert sich so nach und nach und lädt zum Mitraten ein. Die Protagonisten Stahlbaum und Pyrner sind jeder auf seine Weise sympathisch. Gerade weil sie sich nicht immer einig sind und ihre eigenen Wege gehen, sorgen sie für angenehme Unterhaltung. Gerne mehr davon.

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Veröffentlicht am 13.02.2025

unterhaltsame Geschichte aus dem 19. Jahrhundert

Rebellin mit Herz
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Lily Thomson tritt ihre Stellung als Gesellschafterin in London an. Ihre neue Dienstherrin, Lady Henrietta Murray, ist schon etwas in die Jahre gekommen und hat ein wenig den Anschluss an die Gesellschaft ...


Lily Thomson tritt ihre Stellung als Gesellschafterin in London an. Ihre neue Dienstherrin, Lady Henrietta Murray, ist schon etwas in die Jahre gekommen und hat ein wenig den Anschluss an die Gesellschaft des britischen Hochadels verloren. Lily soll ihr jetzt zur Seite stehen und ihr Gesellschaft leisten. Lily ist eher unkonventionell und bringt nicht nur einfach frischen Wind in das Leben der Lady. Sie zeigt auch auf, wie ungerecht die Lebensumstände der Menschen verteilt sind. Schnell erhält Lily von Lady Henrietta im Kampf um das Leben von vernachlässigten Kindern Unterstützung.

Die Geschichte von Lily Thomson spielt im England des Jahres 1811. Hauptschauplatz ist dabei London. Während Lily in einer Welt lebt, die keinen Hunger leiden muss, trifft sie durch einen Zufall auf die armen Kinder Londons. Diese Kinder leben mit ihren Familien am Rande der Gesellschaft und finden keine Beachtung. Lily hat es sich zur Aufgabe gemacht, dies zu ändern.

Mit ihrer überschwänglichen Art schafft sie es spielend, die Menschen für sich einzunehmen. Doch schnell stößt sie auch an Grenzen und bekommt zu spüren, auch wenn der Adel keinen Hunger leidet und die Frauen alles bekommen, was sie zum Leben benötigen, die Freiheit selbst zu entscheiden, haben diese Frauen nicht. Lily heckt einen ausgeklügelten Plan aus, um ihre Ziele zu erreichen. Gleichzeitig lernt sie aber auch den charmanten Earl of Kantley kennen. Die Beziehung, die sich hier entwickelt, ist unterhaltsam zu lesen. Die Dialoge sind amüsant und frech, zeigen aber auch die Standesunterschiede deutlich auf. Auch wenn Lily dem niederen Adel angehört, so ist eine Beziehung zu eben jenem Earl eher unwahrscheinlich.

Der Erzählstil von Elisabeth Büchle ist angenehm leicht und locker zu lesen. Sie versteht es geschickt, eine leichte Liebesgeschichte zu schildern und gleichzeitig die Missstände dieser Epoche aufzuzeigen. „Rebellin mit Herz“ hat dabei einige sympathische Protagonisten aufzuweisen, die dafür sorgen, dass die Handlung locker erzählt wird. Lily ist ein sympathischer Charakter, auch wenn sie mit ihrer leicht naiven Art sich selbst oft im Weg steht. Gut gefallen hat mir auch der Earl of Kantley. Mit ihm wird geschildert, so einfach ist das Leben eben nicht, wenn man vor einer riesigen Erbschaft steht. Es gibt eben auch viele Verpflichtungen, die eingehalten werden wollen. Es ist hier aber schon zu spüren, dass die Zeit im Wandel ist. Die alten Strukturen brechen so langsam auseinander. Das Alte wird hinter sich gelassen und eine neue Zeit kann beginnen. Mir hat diese Mischung aus unterhaltsamem Roman und historischen Fakten gut gefallen.

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Veröffentlicht am 09.02.2025

tiefe Einblicke in das Leben in einem Dirnenhaus im Mittelalter

Die Wächterin von Köln
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Das Bordell „Zur schönen Frau“ wird von Elsbeth geleitet. Sie war noch sehr jung, als sie mit ihrer Arbeit im Hurenhaus begann, doch schnell hat sie es geschafft, sich eine gewisse Freiheit zu schaffen. ...


Das Bordell „Zur schönen Frau“ wird von Elsbeth geleitet. Sie war noch sehr jung, als sie mit ihrer Arbeit im Hurenhaus begann, doch schnell hat sie es geschafft, sich eine gewisse Freiheit zu schaffen. Jetzt führt sie das Bordell und kann somit das ihre dazu beitragen, den Mädchen zu helfen. Gleichzeitig hat sie sich ein Netz an Informanten aufgebaut. Informationen sind wichtig, und so kann sie ihren Halbbruder immer wieder unterstützen. Doch dann wird dieser ermordet und seine noch junge Witwe gerät in Bedrängnis. Elsbeth hat ihrem Bruder geschworen, immer auf seine Familie zu achten, und so macht sie sich gemeinsam mit dem Henker Johannes daran, dieses Verbrechen aufzuklären.

Die Geschichte von Elsbeth, der Hurenwirtin „Zur schönen Frau“, spielt um 1400 in Köln. Zudem ist sie eine lockere Fortsetzung der „Lombarden-Reihe“, in der man Aleydis de Bruinker und ihren Gemahl, den lombardischen Geldverleiher Nicolai Golatti kennenlernt. Elsbeth und Nicolai sind Halbgeschwister, aber das ist geheim. Hier liest man die Geschichte der Ermordung aus der Sicht von Elsbeth.

Ihr Leben verläuft so ganz anders als das Leben ihres Bruders. Jetzt will sie natürlich herausfinden, was hinter der Tat steckt und auch, wie sie ihrer vermeintlich hilflosen Schwägerin helfen kann. Mir hat gut gefallen, wie diese Geschichte hier fortgesetzt wurde. Auch wenn mir die Details so weit ja geläufig sind, ist es vielleicht gerade deswegen spannend, die Details aus einer anderen Perspektive zu lesen. Zudem wird das Leben von Elsbeth anschaulich geschildert. Auch wenn dieser Roman Teil einer Reihe ist, kann er gut auch einzeln gelesen werden. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Obwohl es mir gerade großen Spaß gemacht hat, „alte Bekannte“ wiederzulesen.

Die Autorin springt in der Geschichte immer mal wieder in der Zeit hin und her. Dadurch ergeben sich Einblicke in die Jugend der Hurenwirtin und vor allem wie es dazu führte, dass sie in eben diesem Haus arbeiten musste. Auch wird geschildert, wie die Regeln für die Frauen waren. Denn auch das Leben und Arbeiten von Dirnen war damals klar geregelt und unterstand einer gewissen Ordnung.

Die Geschichte rund um Elsbeth hat mir gut gefallen, die Seiten sind nur so dahin geflogen. Obwohl ich dabei auch sagen muss, einige Szenen hätte ich so nicht gebraucht. Petra Schier schildert nämlich auch bildhaft die Arbeit der Frauen. Gerade wie Elsbeth noch sehr jung in das Gewerbe „eingearbeitet“ wird, wird ausführlich erwähnt. Elsbeth ist wirklich ein sympathischer Charakter. Sie hat in ihrem Leben viel erlebt und trotzdem nie den Mut verloren. Zudem wird nicht nur ihre Arbeit beschrieben, sondern auch ihr Leben und ihre Beziehung zu einem bestimmten Mann. Ja, auch eine Liebesgeschichte wird hier geschildert.

Das Leben von Elsbeth, ihre Beziehungen zu Männern und die spannende Suche nach dem Mörder ihres Halbbruders machen „Die Wächterin von Köln“ zu einem Leseerlebnis. Ich hatte jedenfalls unterhaltsame Lesestunden mit dieser Geschichte.

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Veröffentlicht am 06.02.2025

schöner historischer Roman über Freiheit und Liebe

Im Takt der Freiheit
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Felicitas Louisburg wächst wohlbehütet in Berlin auf. Sie ist die Tochter eines Eisenbahn-Tycoons und braucht sich um ihre Zukunft keine Sorgen zu machen. Es ist das Dreikaiserjahr 1888, als ihr Vater ...



Felicitas Louisburg wächst wohlbehütet in Berlin auf. Sie ist die Tochter eines Eisenbahn-Tycoons und braucht sich um ihre Zukunft keine Sorgen zu machen. Es ist das Dreikaiserjahr 1888, als ihr Vater beschließt, es wird Zeit für eine Heirat. Stimmberechtigt ist die junge Frau bei der Wahl des Ehegatten nicht. Dabei sehnt sich Felicitas nur nach Freiheit, sie will selbst bestimmen, wie ihr Leben aussehen soll. Eine Begegnung mit einem jungen Mann im Park stellt ihr Leben auf den Kopf. Seine Begeisterung für die neuen Zweiräder schlägt auch die junge Frau in den Bann.

Hanna Caspian schildert zunächst, wie das Leben von Felicitas aussieht. Die Kleiderordnung und jedes Verhalten von jungen Frauen sind genau festgelegt und jedes Abweichen wird bestraft. Auch die junge Frau bekommt dies deutlich zu spüren. Sie ist reich und schön, jeder beneidet sie, doch eines ist Felicitas nicht nämlich frei. Ihre Gefühle, ihr tristes Leben und der Versuch, daraus auszubrechen, werden auf den ersten Seiten erzählt. Die Langeweile in dieser Welt ist förmlich greifbar und das Verständnis, sich davon zu befreien, gut nachvollziehbar.

Eine Wendung nimmt ihr Leben dann ab dem Punkt, an dem sie Lorenz im Park trifft. Jetzt will sie ihre Freiheit erleben und ihr Leben eben selbst in die Hand nehmen. Davon, wie ihr das gelingen kann, erzählt diese Geschichte. Die Autorin lässt dabei die Zeit am Ende des 19. Jahrhunderts auferstehen. Nicht nur, wie die Heirat arrangiert wurde, ist Bestandteil der Geschichte, auch die politische Situation in dieser Zeit wird anschaulich geschildert. Viele technische Errungenschaften werden entdeckt. Die Eisenbahn ist ein großer Anziehungspunkt für Geschäftsleute. Auch der Vater von Felicitas ist daran beteiligt. Wie er jetzt versucht, seine Familie mit allen Mitteln zu schützen und seinen Reichtum auszubauen, fließt in die Handlung ein.

Ein weiterer Punkt ist die schöne Liebesgeschichte zwischen Felicitas und Lorenz. Sie ist nicht zu vordergründig und passt wunderbar in die Geschichte. Mir hat diese Mischung aus gutem historischem Hintergrund gepaart mit einem fiktionalen Erzählstrang gut gefallen. Die Charaktere sind überwiegend sympathisch. Auch wenn mir Felicitas am Anfang zu naiv ist, so einfach, wie sie sich es vorgestellt hat, selbstständig zu werden, war es dann eben doch nicht. Aber die junge Frau ist mit ihren Zielen gewachsen. Ich habe Spaß daran gehabt, sie zu begleiten.

Ich mag auch Lorenz, der junge Mann weiß, wo er hin will und versteht es, die Menschen in seinem Umfeld zu begeistern. Überhaupt befinden sich in diesem Roman einige gelungene Charaktere, die diese Geschichte lesenswert machen. Ich habe mich von den ersten Seiten an wohl mit „Im Takt der Freiheit“ gefühlt. Das Leben dieser Zeit hat Hanna Caspian glaubhaft auferstehen lassen.

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