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Veröffentlicht am 29.10.2021

Wien im 19. Jahrhundert

Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche
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Stephan Danzer, der Onkel von Sophie, ist verstorben und die junge Frau soll nun das Kaffeehaus Prinzess leiten. Sophie ist dabei sehr geschickt, sie versteht es, die Leute ins Café zu locken. Mit neuer ...



Stephan Danzer, der Onkel von Sophie, ist verstorben und die junge Frau soll nun das Kaffeehaus Prinzess leiten. Sophie ist dabei sehr geschickt, sie versteht es, die Leute ins Café zu locken. Mit neuer Schaufensterdekoration macht sie sich schon bald einen guten Namen. Alles scheint wunderbar zu laufen, doch dann geschehen immer seltsame Vorkommnisse, die das Kaffeehaus gefährden. Zudem stellt sich Sophie die Frage, was ist eigentlich mit meiner Schwester Milli los? Das junge Mädchen benimmt sich seltsam. Auch ihre Beziehung zu Richard gestaltet sich schwierig. Während er unglücklich verheiratet ist, suchen sie verzweifelt nach einer Lösung, wie sie sich doch nahe sein könnten.

Es ist kaum zu glauben, aber „Geheime Wünsche“ ist schon wieder der dritte und damit letzte Band dieser Trilogie. Ich habe die Bücher über das Kaffeehaus in Wien sehr gern gelesen und Sophie von Werdenfels in ihrem Leben begleitet. Schade, dass es nun schon wieder vorbei sein soll. In diesem dritten Band nun geht es fast ausschließlich um das Kaffeehaus, welches Luise von ihrem Onkel geerbt hat. Die Einblicke in so ein Leben als Geschäftsführerin fand ich gelungen. Zumal Marie Lacrosse es verstanden hat, auch den historischen Hintergrund mit einzuarbeiten. So gibt es auch in diesem Teil Einblicke in die politische Lage dieser Zeit. Der Kampf der Arbeiter geht genauso weiter und wird geschildert, aber auch das Leben der Frauen und welche Möglichkeiten sie hatten, wird authentisch erzählt. Interessant fand ich die Details über Scheidungen in dieser Zeit in Wien. Die Gesetzte dazu werden geschickt erläutert, sie fließen scheinbar nur so nebenbei in die Handlung ein.

An dieser Stelle gestehe ich auch, dass ich die Beziehung von Sophie und Richard voller Spannung verfolgt habe. Auch wenn es vielleicht etwas vorhersehbar war, fand ich die Beschreibungen dazu trotzdem gelungen und fühlte mich gut unterhalten. Überhaupt hat es die Autorin verstanden, ihre Protagonisten facettenreich zu gestalten und sie lebendig werden zu lassen. Der Fokus liegt aber nicht ausschließlich auf Sophie und Richard, auch die kleineren Charaktere werden anschaulich geschildert. Sie alle zusammen machen aus diesem Teil des Kaffeehauses eine wunderbare Geschichte, die ich sehr gern gelesen habe.
Die Bücher sind zudem alle eigenständig zu lesen. In diesem Teil schildert der Prolog die Ereignisse aus den Vorgängern ausführlich und gibt somit eine schöne Inhaltsangabe wieder, die es eben erlaubt, das Buch ohne Vorkenntnisse zu lesen. Natürlich empfehle ich trotzdem, die Bücher der Reihe nach zu lesen, einfach, weil sie wunderbar geschrieben sind.

Der Erzählstil von Marie Lacrosse ist nicht nur leicht und locker zu lesen, sondern auch bildhaft und facettenreich. Auch in diesem Teil gibt es wieder Karten von Wien, die ein Flanieren durch die Stadt erlauben, ein Personenregister sorgt für den Überblick über die Protagonisten und ein Nachwort am Ende klärt Fiktion und Wahrheit. Sogar ein Glossar der fremden Begriffe ist vorhanden. Auch gefällt mir gut, dass die Bücher alle ein ähnliches Cover haben und somit gut zusammenpassen.

Fazit:

Dieser Abschluss der Trilogie über „Das Kaffeehaus“ hat mir richtig gut gefallen. Marie Lacrosse versteht es, eine gute Geschichte zu erzählen. Die drei Bände sind zwar durchaus einzeln lesbar, machen zusammen aber sicher noch mehr Spaß. Ich fühlte mich nicht nur gut unterhalten, sondern habe auch interessante historische Details aus dieser Epoche gelesen.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Spannend bis zur letzten Seite

Die Totenärztin: Goldene Rache
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Fanny Goldmann liebt ihren Beruf als Gerichtsmedizinerin über alles. Die Tatsache, dass sie von der Gesellschaft deswegen oft schief angesehen wird, ignoriert sie. Nichts ist für die junge Frau spannender ...

Fanny Goldmann liebt ihren Beruf als Gerichtsmedizinerin über alles. Die Tatsache, dass sie von der Gesellschaft deswegen oft schief angesehen wird, ignoriert sie. Nichts ist für die junge Frau spannender als herauszufinden, warum jemand verstarb und was im Körper der Menschen vor sich geht. Doch dann bekommt sie eine seltsame Leiche auf den Tisch, denn eine Botschaft befindet sich an ihr. Ist diese Botschaft für Fanny? Was will der Mörder ihr womöglich mitteilen und sollte sie überhaupt diese Botschaft lesen? Da Fanny nun mal neugierig ist, macht sie sich daran, dieses Geheimnis zu entschlüsseln, ohne zu ahnen, auf was sie sich schon wieder einlässt. Als sie merkt, in welchen Machtkampf sie geraten ist, ist es schon zu spät, jetzt muss sie Entscheidungen treffen, die sie selbst und ihre Familie und Freunde betreffen.

Fanny Goldmann ermittelt wieder im Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mit „Goldene Rache“ liegt nun Band 2 von „Die Totenärztin“ vor. Auf dieses Buch hatte ich mich schon sehr gefreut und ich wurde nicht enttäuscht. Nicht nur, dass es einen spannenden Fall zu klären gab, auch gab es wieder ausführliche Einblicke in die Gerichtsmedizin zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

René Anour hat es gut verstanden, einen spannenden Kriminalfall zu schildern und gleichzeitig den historischen Hintergrund geschickt mit einzubauen. Er schildert mit Fanny, wie schwer das Berufsleben gerade für Frauen war, sie aber trotzdem die Möglichkeiten hatten, in Wien zu studieren und auch arbeiten zu können. Auch wenn die Vorurteile der Männer immer vorhanden waren, gelingt es Fanny sich durchzusetzen.

Geschickt erzählt der Autor nun von den gefährlichen Intrigen, in die Fanny und auch Max verwickelt wurden. Diese Handlungsstränge waren zwar nicht immer leicht zu durchschauen, dafür aber sehr spannend. Mir hat auch gut gefallen, dass hier bekannte Persönlichkeiten mit eingebunden worden sind. In diesem Fall war es der Maler Gustav Klimt und eines seiner berühmten Gemälde. Es war Interessant ihn hier auf diese Weise kennenzulernen.

Das Privatleben von Fanny und Max wurde so geschildert, dass es angenehm zu lesen war. Mir hat es Spaß gemacht zu erfahren, wie die zwei versucht haben, den jeweils anderen zu schützen und auch näherzukommen. Mir hat auch wieder gut gefallen, wie die Arbeit von Fanny geschildert wird. Auch die Charaktere, die nur am Rande erwähnt werden, waren liebenswert, wie zum Beispiel der Vater von Fanny oder ihr Arbeitskollege im gerichtsmedizinischen Institut. Überhaupt sind die Protagonisten gut ausgearbeitet worden und dabei nicht immer leicht zu durchschauen, was die Geschichte noch einmal mehr spannender gemacht hat.

Zudem ist der Erzählstil von René Anour leicht und locker zu lesen, dabei schreibt er facettenreich und bunt. Mir hat dieser zweite Teil genauso gut gefallen, wie Teil 1.

Fazit:

„Goldene Rache“ ist ein ebenso spannender historischer Krimi wie der Vorgänger „Wiener Blut“. Der Autor hat es verstanden, den historischen Hintergrund mit seiner fiktiven Geschichte um die Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann zu verweben. Er erzählt einen gelungenen Krimi und eine interessante Lebensgeschichte einer jungen Frau aus dem Wien des Jahres 1908. Mir hat diese Geschichte gut gefallen und ich hoffe doch sehr, dass es noch einen weiteren Band geben wird.

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Veröffentlicht am 13.10.2021

Stimmiger Abschluss einer wundervollen Familien-Saga

Gut Greifenau - Sternenwende
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Katharina in Berlin will endlich Ärztin werden, als das Schicksal grausam zuschlägt. Von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr so, wie es mal war. Auf Gut Greifenau in Hinterpommern kommen ebenfalls ...



Katharina in Berlin will endlich Ärztin werden, als das Schicksal grausam zuschlägt. Von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr so, wie es mal war. Auf Gut Greifenau in Hinterpommern kommen ebenfalls schwere Zeiten zu. Die politische Lage ist alles andere als rosig zu nennen, zu Beginn der 30er-Jahre. Konstantin versucht alles, um das Gut am Laufen zu halten und schlägt dabei eine politische Richtung ein, die Rebecca so gar nicht gefällt. Auch die Dienstboten des Gutes haben so manche Hürde zu überwinden. Bertha ist plötzlich wieder da und sie kommt nicht allein und auch das Geheimnis von Albert droht entdeckt zu werden. Alle Bewohner von Gut Greifenau haben schwere Zeiten durchzustehen, werden sie ihre Wege finden? Gibt es eine Zukunft?

Dies ist nun endgültig der Abschied von Gut Greifenau, denn dieser 6. Band „Sternenwende“ ist der Schlussakkord. Ich habe mich sehr auf diese Geschichte gefreut und war schon nach den ersten Seiten wieder auf dem Gut angekommen. Ein bisschen war es wie nach-Hause-kommen. Die Geschichte rund um die Bewohner dieses Betriebes in Hinterpommern hat nichts von seiner Anziehungskraft verloren, im Gegenteil. Das Buch war in kürzester Zeit ausgelesen. Dabei sind mir alle Protagonisten ans Leseherz gewachsen, egal ob auf dem Lande oder in Berlin. Jeder einzelne Charakter hatte so viel zu erzählen, dass es schwerfiel, sie zu verlassen und sei es auch nur, um die Geschichte der jeweils anderen Protagonisten zu lesen.

Hanna Caspian schildert zudem die politischen Ereignisse so anschaulich, dass sie leicht zu verstehen waren. Der historische Hintergrund hat sich wunderbar mit der fiktiven Geschichte verwoben. Dabei hat es die Autorin geschickt verstanden, ihren Charakteren noch mehr Leben zu geben. Die Geschichte war durchweg spannend und authentisch. Auch wenn ihre Familie von Auwitz-Aarhayn fiktiv ist, so oder ähnlich könnten sich Familienschicksale in dieser Zeit zugetragen haben. Vor allem die Rolle der Frauen hat Frau Caspian gekonnt geschildert. Man kann sich wunderbar in diese Charaktere hineinfühlen. Auch spielt es dabei keine Rolle, ob es sich jetzt um die Damen der höheren Gesellschaft handelte, oder um die Gefühle und Welt von zum Beispiel dem Stubenmädchen Wiebke. Gerade diese Vielschichtigkeit hat mir an dieser Geschichte so gut gefallen. Es war abwechslungsreich und dadurch auch spannend.

Mir hat es Spaß gemacht, diesen Teil zu lesen, auch wenn ich etwas traurig bin, da es nun Abschied nehmen heißt von der Familie von Auwitz-Aarhayn und allen Protagonisten, die dazu gehören. In ihrem Nachwort klärt die Autorin, warum sie ihre Geschichte an diesem Punkt enden lässt und ich kann dies gut nachvollziehen.

Fazit:

„Sternenwende“ ist ein wundervoller Abschluss einer großen Familiensaga. Ich habe alle 6 Bände sehr gern gelesen und konnte abtauchen in die Welt des Adels, genauso wie in die Dienstbotenetage, habe von ihren Sorgen und Nöten gelesen, mit ihnen gelacht und gelitten, mitgefiebert und gebangt. Kurzum, es war ein Lesevergnügen, diese Reihe zu lesen. Etwas Wehmut bleibt, da es nun zu Ende ist.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Gelungene Fortsetzung

Die Aschenbrennerin
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Marie hat sich in ihrem Dorf der Glasmacher einen Namen gemacht. Allgemein gilt sie als die Nachfolgerin ihres Onkels als Aschenbrennerin. Sie liebt ihre Arbeit und ihre Freiheit. Doch dann liegt der ...


Marie hat sich in ihrem Dorf der Glasmacher einen Namen gemacht. Allgemein gilt sie als die Nachfolgerin ihres Onkels als Aschenbrennerin. Sie liebt ihre Arbeit und ihre Freiheit. Doch dann liegt der Onkel plötzlich im Sterben und auf dem Totenbett nimmt er der Nichte das Versprechen ab, sein Lebenswerk fortzuführen. Von einer seltsamen Rezeptur für die Glasherstellung ist die Rede. Aber wovon hat der Onkel gesprochen? Und hat diese Rezeptur etwas mit dem plötzlichen Tod des Meisters zu tun? Viele Fragen, auf die Marie eine Antwort will. Sie macht sich auf die Suche nach den Zutaten und der Rezeptur und gerät dabei selbst in Gefahr.

Birgit Hermann erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die selbstständig arbeiten und leben will. Die Geschichte der Aschenbrennerin spielt Anfang des 18. Jahrhunderts im Schwarzwald in der Nähe von St. Gallen. Anschaulich schildert die Autorin von dem Leben der Glasmacher in dieser Zeit. Sie gibt spannende Einblicke in die Zusammenhänge und Lebensumstände der Menschen in dieser Region. Das Kloster St. Gallen hatte großen Einfluss auf die Glasherstellung im Schwarzwald. Die Belange des Klosters und die Absichten des Abtes werden beschrieben, auch die Zusammenhänge und vor allem die Abhängigkeit zum Kloster werden anschaulich erläutert und sind dabei wunderbar mit der eigentlichen Handlung verflochten.

Das Hauptaugenmerk liegt dann aber doch bei Marie und ihrer Suche nach der Rezeptur. Es hat mir gut gefallen, wie die junge Frau sich auf die Reise begibt und versucht alles herauszufinden, was es über dieses Geheimnis zu wissen gibt. Sie hat dabei einiges durchzustehen und ist auf Hilfe angewiesen. Diese kommt dann auch von einer eher unerwarteten Seite. Ihre Suche führt sie durch einen Teil des Schwarzwaldes und dabei hat sie nicht nur mit den Menschen zu kämpfen, sondern auch mit den Naturgewalten. Die Autorin hat es gekonnt verstanden, die jeweiligen Situationen lebensecht zu beschreiben. Ich konnte intensiv mit Marie mitfühlen und habe ihre Verzweiflung so manches Mal deutlich gespürt. Wie in einem Krimi versucht die junge Frau die Rezeptur und die Zutaten zu finden und zu verstehen, was eigentlich passiert ist.

„Die Aschenbrennerin“ ist bereits der zweite Band über Marie und ihre Mitmenschen aus dem Glasmacherdorf in Äule. Im ersten Teil mit dem Titel „Die Glasmacherin“ lernt man Marie und ihre Familie kennen und erfährt, wie sie zu dem Beruf gekommen ist. Dieser Teil setzt jetzt einige Zeit nach dem ersten Band ein und erzählt die Geschichte von Marie weiter. Eigentlich kann man die Bücher aber durchaus unabhängig voneinander lesen. In diesem Teil gibt es einige Rückblenden, die für den nötigen Überblick sorgen. Aber die Geschichte von Marie macht schon etwas mehr Spaß, wenn man sie ganz liest, so jedenfalls mein Leseeindruck.

Fazit:

„Die Aschenbrennerin“ ist eine gelungene Fortsetzung und erzählt eine spannende Geschichte aus dem 18. Jahrhundert aus dem Schwarzwald. Ich hatte spannende Lesestunden mit Marie und ihrer Familie. Zudem hat es interessante Einblicke in die Herstellung von Glas aus diese Epoche gegeben. Die intensive Recherchearbeit, die die Autorin im Vorfeld geleistet haben muss, ist deutlich zu spüren beim Lesen. Ich fand diesen historischen Roman nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich und spannend.

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Veröffentlicht am 07.09.2021

Nur wenige Tage im Jahre 1096

Tod oder Taufe - Die Kreuzfahrer am Rhein
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Rabbi Chaim und der Domdekan Raimund stehen sich freundschaftlich gegenüber. Gemeinsam versuchen sie die Psalmen zu übersetzten. Doch die Zeiten sind schlecht, ein großes Kreuzfahrerheer nähert sich ...



Rabbi Chaim und der Domdekan Raimund stehen sich freundschaftlich gegenüber. Gemeinsam versuchen sie die Psalmen zu übersetzten. Doch die Zeiten sind schlecht, ein großes Kreuzfahrerheer nähert sich der Stadt. In Worms und Speyer waren die Kreuzfahrer schon und haben Schaden angerichtet. Angeführt werden die Menschen von einem Priester, den alle nur als Rotkutte bezeichnen. Jetzt stehen sie vor Mains und wollen die Juden vernichten. Tod oder Taufe ist ihr Motto. Der Domdekan und auch der Rabbi versuchen alles, um ein Blutvergießen zu verhindern, aber ihre Chancen stehen denkbar schlecht in diesem Jahr 1096.

In diesem historischen Roman erzählt der Autor Jakob Matthiessen von den Ereignissen aus dem Jahr 1096 in Mainz. Zunächst schildert er das tägliche Leben der Menschen in der Stadt und auch im Umland. Alles liest sich harmlos. Die Stimmung im Buch ist positiv. Man bekommt einen schönen Eindruck dieser Zeit. Da war zum Beispiel der Bauernjunge, der sein Feld gepflügt hat und dann eine große Menschenansammlung zu sehen bekommt. Der Junge sieht diese Menschen und sieht nur die Freiheit, die sie haben. Matthiessen erzählt, wie gerade dieser Junge sozusagen eingefangen wird und sich dem Kreuzzug anschließt. Stellvertretend erlebt er nun, was es heißt, sich solch einem Heer anzuschließen. Anfänglich ist es vergnüglich, aber später bekommt er dann zu spüren, dass viel mehr dahinter steckt.

Dann wieder schildert Matthiessen von der Gemeinde in Mainz, die offenbar gut miteinander auskommt und der Glaube scheint keine Rolle zu spielen, aber schnell wird klar, dieser Eindruck ist nur oberflächlich.

Anschließend wechselt die Stimmung im Buch, denn unaufhaltsam kommt das Verderben näher. Anschaulich erzählt der Autor von diesen Ereignissen. Er lässt dabei nichts aus und schildert die Geschehnisse akribisch. Auch wenn dieser Teil schwer zu lesen war, weil er an Grausamkeit kaum zu überbieten ist, war er doch auch gleichzeitig informativ und vor allem wichtig.

Auf den letzten Seiten dann macht der Autor einen kleinen Zeitsprung und erzählt rückblickend von den Geschehnissen und gleichzeitig davon, wer überlebt hat und wie diese Protagonisten mit der Katastrophe umgegangen sind. Diese Seiten lesen sich wieder wie zu Beginn positiv.

Insgesamt gesehen lässt Jakob Matthiessen diese Zeit lebendig werden. Ich habe mich sehr schnell in diese Geschichte hineingezogen gefühlt. Am Anfang hat sie sich leicht und locker lesen lassen. Die Erzählungen sind lebendig und wirken authentisch. Dann wechselt die Stimmung und passt sich der Situation an, um zum Ende hin zu der Leichtigkeit von Beginn zurückzukehren.

Mir hat der Erzählstil gut gefallen. Nicht nur, dass Matthiessen es schafft, immer wieder auch die Stimmung zu verändern, er hat auch Psalmen und Gebete mit einfließen lassen. Auch einige Rituale aus dem jüdischen Glauben schilder er. All dies hat er zu einem gelungenen Roman verflochten. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, es war spannend und informativ, gleichzeitig aber auch traurig und bedrückend. Schrecklich zu lesen, was im Namen des Glaubens Menschen alles anderen Menschen antun.

Gut gefallen hat mir hier, dass es neben einem Personenregister und einem Glossar ein umfangreiches Nachwort gibt. Der Autor geht noch einmal im Detail auf einige Ereignisse im Buch ein und klärt dabei Fiktion und Wahrheit. Dieses Nachwort war sehr interessant.

Fazit:

„Tod und Taufe Die Kreuzfahrer am Rhein“ ist ein spannender historischer Roman über nur wenige Tage im Jahre 1096 in Mainz. Das Thema ist zwar nicht ganz leicht zu lesen, aber der Autor hat es geschickt verstanden, eine Geschichte mit Hoffnung und Glaube zu schildern. Ich habe so einiges gelesen, was mir in dieser Deutlichkeit noch nicht bewusst war.

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