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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2019

Vielversprechender Auftakt einer neuen Serie?

So nah der Tod
2

Ein ansprechendes Cover, ein starker Klappentext und ein düsterer Prolog, all dies deutet auf einen spannenden Thriller hin.
"»Bye Mama« formen die kleinen blutigen Handabdrücke auf der Tapete. Neben dem ...

Ein ansprechendes Cover, ein starker Klappentext und ein düsterer Prolog, all dies deutet auf einen spannenden Thriller hin.
"»Bye Mama« formen die kleinen blutigen Handabdrücke auf der Tapete. Neben dem leeren Bettchen liegt ein Brief des Entführers mit einem Rätsel - wird dieses nicht rechtzeitig gelöst, stirbt Annikas Tochter! Panisch ruft Annika ihren besten Freund Sebastian zu Hilfe. Zur gleichen Zeit findet Hauptkommissar Eric Weinsheim unter einer grausam verstümmelten Frauenleiche Sebastians Bibliotheksausweis. Als Weinsheim erfährt, dass sein Tatverdächtiger gerade eine Kindesentführung gemeldet hat, ahnt er, dass die Fälle zusammenhängen...", soviel verrät der Klappentext.

Der Leser folgt Annika und Bastian bei ihrer Jagd durch Berlin von Hinweis zu Hinweis, geschildert aus Annikas Perspektive. Parallel dazu berichtet Eric Weinsheim, auch als Ich-Erzähler, von den polizeilichen Ermittlungen. Während Annikas wirre Gedankengänge und Aktionen zwischen Panik und wilder Entschlossenheit sich leicht durch ihre verzweifelte Lage erklären lassen, sind Eric Weinheims Überlegungen sehr überfrachtet mit Erinnerungen an frühere Fälle und Befindlichkeiten, offenbar um dem Leser diese Figur möglichst in allen Facetten nahezubringen. Daneben bleiben alle anderen Personen seltsam blass.
Einzig der Täter, der sich wie schon im Prolog in den kursiv gedruckten Zwischenkapiteln zu Wort meldet, gibt ein Bild von sich, das mehr und mehr schlüssig wird.
Die "wilde Jagd" duch Berlin ist ermüdend. Die Identität des Täters, den die Autorin am Ende aus dem Hut zaubert, ist zwar überraschend, aber dennoch banal.
Abgesehen von einigen unlogischen Wendungen in der Handlung und dem nicht bis zum Ende aufrecht erhaltenen Spannungsbogen hat mich der Roman leider auch sprachlich nicht überzeugen können. Beim Lesen bin ich des öfteren bei schwachen bildhaften Beschreibungen und anderen sprachlichen Ungenauigkeiten hängengeblieben, die meinen Lesefluss gestört haben.
Schade, die Story hätte das Potential für einen super spannenden Thriller gehabt. So muss ich aber leider sagen, dass ich auf eine Fortsetzung der Reihe keinen großen Wert lege.

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  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 06.02.2019

Hier kommt die Krähe

Blinde Rache
2

Mara Billinski ist zurück in Frankfurt, ihrem Heimatort. Das passt ihrem Vorgesetzten, dem Leiter der Mordkommission, gar nicht, genauso wenig ihren Kollegen, für die sie nur die "Krähe" ist, wegen ihrer ...

Mara Billinski ist zurück in Frankfurt, ihrem Heimatort. Das passt ihrem Vorgesetzten, dem Leiter der Mordkommission, gar nicht, genauso wenig ihren Kollegen, für die sie nur die "Krähe" ist, wegen ihrer schwarzen Haare, der Tattoos und der schwarzen Klamotten. Mara wird geschnitten und soll sich aus den Ermittlungen heraushalten, die aktuell eine Reihe von äußerst brutalen Morden im Milieu betreffen.

Mit der Kommissarin Mara Billinski hat der Autor eine interessante Figur erschaffen, eine Außenseiterin, die sich als zäh und beharrlich erweist, zugleich als misstrauisch, schroff und zu gefährlichen Alleingängen neigend, dabei hat sie auch durchaus eine mitfühlende und verletzliche Seite. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Verhältnis zu ihren Kollegen entwickelt, aber auch die gestörte Beziehung zu ihrem Vater.
Wie die drei Morde zusammenhängen, bleibt lange unklar und der Leser kann nur Vermutungen anstellen. Spannung herrscht bis zum Schluss.

Fazit: Ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Reihe um eine besondere Ermittlerin, auf die in einer Stadt wie Frankfurt wohl noch einige Fälle warten.

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  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 14.12.2019

Amüsant, ironisch, boshaft, köstlich

Die Reisegesellschaft
1

Originaltitel: The Caravaners (1909)
Baron Otto von Ottringel feiert seine Silberhochzeit - wenn man die Jahre aus seinen beiden Ehen zusammenrechnet, ist es nämlich soweit. Eine Auslandsreise, die allerdings ...

Originaltitel: The Caravaners (1909)
Baron Otto von Ottringel feiert seine Silberhochzeit - wenn man die Jahre aus seinen beiden Ehen zusammenrechnet, ist es nämlich soweit. Eine Auslandsreise, die allerdings möglichst billig sein sollte, wäre dem Anlass angemessen. Da kommt die Idee der attraktiven Witwe aus der Nachbarschaft, gemeinsam eine Wohnwagentour durch England (wohlgemerkt: im 19. Jahrhundert) zu unternehmen, wie gerufen. Gemeinsam mit seinem angetrauten Weibe lässt sich Otto auf das Abenteuer ein und wird bitter enttäuscht. Das Wetter in England ist trübe, der Wohnwagen zieht sich nicht von alleine, und die Reisegesellschaft besteht neben der Witwe auch aus deren angeheirateter Verwandtschaft, die samt und sonders Engländer und Sozialisten sind. Und diese Menschen verderben dem Baron den ganzen Urlaub - oder ist es etwa anders herum?

Das war ein Lese-Highlight.
Man fragt sich doch, inwieweit Züge ihres deutschen Ehemanns eingeflossen sind in die Figur des Barons Otto. Kaum zu fassen, dass diese 100 Jahre alten so treffsicheren wie boshaften Beobachtungen und spitzen Bemerkungen heute noch ihren Witz entfalten. Das ist köstlich.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2019

Streckenweise spannend

Die perfekte Strafe
1

"Die perfekte Strafe" (Originaltitel: Perfect Death) ist der dritte Band einer Reihe, kann aber auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände gelesen werden.
Über die Story verrät schon der Klappentext mehr als ...

"Die perfekte Strafe" (Originaltitel: Perfect Death) ist der dritte Band einer Reihe, kann aber auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände gelesen werden.
Über die Story verrät schon der Klappentext mehr als nötig: Der Täter plant akribisch seine Annäherung an die Opfer, gewinnt ihr Vertrauen und mordet, in gleicher Weise pirscht er sich an trauernde Angehörige heran, um sich anschließend an ihrem Leid zu weiden.
Neben diesem Fall beschäftigt das Ermittlerteam jedoch noch der plötzliche Tod ihres ehemaligen Chefs Begbie, der augenscheinlich, unerklärlich für alle Kollegen, Selbstmord begangen hat.
Das Team um DCI Ava Turner, die sich schwertut mit ihrer neuen Rolle als Vorgesetzte und dazu noch mit einer schikanösen Chefin zu tun hat, wird komplettiert durch den schottischen Franzosen Luc Callanach, den intelligenten Tripp und den unsensiblen, schlechte Stimmung verbreitenden Lively.
Helen Fields Schreibstil ist angenehm, und ihre Beschreibungen der Örtlichkeiten und Personen sind anschaulich, so dass man sowohl die Befindlichkeiten der Ermittler nachvollziehen kann, als auch sich in Täter und Opfer einfühlen kann.
Der Einstieg in die Story ist packend, die Geschichte ist gut konstruiert, und die Autorin versteht es über eine lange Strecke die Spannung aufrecht zu erhalten. Die ersten beiden Drittel leben von verwickelten Handlungssträngen und häufigem Wechsel der Erzählperspektive.
Im letzten Drittel werden in aller Eile, so der Eindruck, die Fäden zusammengeführt, ein paar Probleme durch Ableben der "Richtigen" gelöst, kurz noch die Ursache für das kranke Verhalten des Täters geklärt, und ganz zum Schluss entsteht noch der Eindruck, dass die Autorin ins Genre "Romance" wechselt. Letzteres muss man mögen, auch im Hinblick auf weitere Bände der Reihe, ich mag das nicht.
Wegen des guten Erzählstils und der eingangs packend konstruierten Handlung hat mich das Ende besonders enttäuscht.
Daher: nur bedingt eine Leseempfehlung.

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  • Charaktere
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 31.08.2019

Widerstand

Jeder stirbt für sich allein
1

Spannender kann kein Thriller sein. Packend ist ist die Geschichte der Eheleute Quangel, die ihren persönlichen Widerstand leben. Ihr Schicksal und das der anderen Figuren zeigen, wie unterschiedlich Mensschen ...

Spannender kann kein Thriller sein. Packend ist ist die Geschichte der Eheleute Quangel, die ihren persönlichen Widerstand leben. Ihr Schicksal und das der anderen Figuren zeigen, wie unterschiedlich Mensschen auf Unterdrückung reagieren und in einem verbrecherischen Regime agieren, und das macht betroffen.
Nach dem Ende des Romans war ich einen Augenblick fassungslos, als ich umblätterte und mich die realen Personen, die Vorlage für Falladas Romanfiguren, von den Gestapophotos anblickten.