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Veröffentlicht am 12.12.2021

Haie oder das Leben. Wer hat die schärferen Zähne?

Late Night
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Late Night – Unter Haien von Nora Welling

Ich habe mal ein wenig für euch recherchiert, denn ich dachte mir, wenn ihr schon ins Wasser eintaucht, und unter Haien seid und ihnen begegnet, solltet ihr einige ...

Late Night – Unter Haien von Nora Welling

Ich habe mal ein wenig für euch recherchiert, denn ich dachte mir, wenn ihr schon ins Wasser eintaucht, und unter Haien seid und ihnen begegnet, solltet ihr einige Tipps haben, wie ihr euch verhalten sollt um die Begegnung zu überleben. Gebt gut acht. Dieses Buch könnte euch retten, wenn ihr mal in Nöten seid, und einem Hai begegnet, egal in welcher Form er euch erscheint. :)

Haie…. Woran denkt ihr als erstes, wenn ihr dieses Wort hört? Zum einen ist es das Synonym für den mörderischen weißen Hai, der einen, nun ja, tötet. Haie und ihre Grausamkeit. Zum anderen befindet man sich unter Haien, wenn man in einer Situation ist, die ähnlich der Höhle des Löwen ist, nämlich direkt im Haifischbecken. Man ist in Gefahr, dass der Hai einem etwas antut. Nicht unbedingt körperlich. Aber da wäre der Miethai, der Kredithai…Haifische die Zähne haben, so wie Mackie ein Messer. Babyhaie. (ja okay, Babyshark gehört nicht unbedingt in die Reihe der blutrünstigen Haigeschichten, und ist dadurch vielleicht etwas fehl am Platz). Hier geht es um die Haifischbecken unseres Lebens, in die wir reinfallen, ohne es zu merken. Und um die Haie, die nicht unbedingt sichtbar gefährlich sind, sondern im Hintergrund agieren, und den Angriff abwarten. Haie in menschlicher Form, und in Form von anderen Dingen, die über uns einbrechen können. Ein Hai der sich mit seinen Zähnen festbeißt, bis er sein Ziel erreicht, ja, sich gar ins Ziel hineinbeißt. Und zwar bissig. Nun aber genug von Haifischzähnen und Bissen. Ich habe für die Rezension sehr lange gebraucht, weil ich mich selbst ein wenig unter Druck gestellt habe, der Geschichte gerecht zu werden. So ist das eben, wenn mir Geschichten so gut gefallen, dass ich Panik bekomme, gar nicht wiedergeben zu können, was sie für mich bedeuten. Nun aber mal los.

Kommen wir zur Geschichte die das Buch uns erzählt:

Kennt ihr solche Sätze wie „Das trau ich der gar nicht zu“ oder „Das kann die eh nicht“, etwas wie „Die sieht ja so und so aus, dann muss sie so und so sein.“ Schön = dumm, Dick = Faul, Blass = krank. Die Aufzählung der Schubladen könnte nun ins Unendliche gehen. Programmiererin Louisa traut man nichts zu, weil sie einfach zu schön ist. Und eine Frau. Ruben Stephanski traut man wiederum nicht zu, dass er auch ein Herz hat. Denn bekannt ist er aus der TV Show „Unter Haien“ als bissigster Hai. Louisa hat eine Software entwickelt (genauer gesagt eine App, die es Autisten ermöglicht, besser zu kommunizieren, und hinter die emotionalen Masken von Menschen zu schauen, um sie so einschätzen zu können), und braucht Investoren. Wir kennen dieses TV Format mit Löwen. Und ausgerechnet Ruben Stephanski ist es, der ihr nicht nur das Geld, sondern auch ein Jahr als ihr Mentor anbietet. Mit Büro, und allem Drum und Dran. Dass Ruben das nötige Geld dafür hat, kann man sich denken. Und was genau er in ihr sieht, was die anderen nicht sehen, weil sie Vorurteile haben. Und was Louisa in ihm sieht. Was die Welt in Ruben und Louisa sieht und…… überhaupt dieses „gesehen werden“, und wie man wahrgenommen wird…….. darum dreht sich die Geschichte. In ganz besonders schöner, lustiger, aber auch trauriger Form. Denn dass darin auch Liebe eine Rolle spielt, sollte jedem klar sein.

Cover und Titel:

Vorsicht: Hinter den Mauern und dem Cover dieses Romans steckt so viel mehr, als nur das perfekte Abbild eines Geschäftsmannes, eines Hais, der unnahbar und kalt ist. In den Blättern und den Seiten der Geschichte steckt eben genau dies, eine Geschichte, die uns von der Selbstwahrnehmung der Menschen erzählt, und davon, dass es okay ist, nicht perfekt zu sein. Damit steht das Cover in der Tradition seiner Geschichte. Es wird unterschätzt, und viele halten es ganz sicher „nur für einen weiteren dieser Liebesromane, die einen Kerl auf dem Cover haben“. Aber wie es bei Menschen auch ist, so sollte man dem Buch die Chance geben, und sich seine Geschichte hinterm Cover erzählen lassen. Denn diese ist nicht nur gut, sondern hat mir ganz nebenbei auch noch außergewöhnlich großartig gefallen. Und das nicht nur allein wegen den Thematiken, sondern auch wegen des einfühlsamen Schreibstils, der mich immer wieder in Nora Wellings Romanen überrascht, und mitreißt.

Ich glaube der Titel bezieht sich nicht auf den Hai Ruben, sondern auf alle Haie, die uns im Leben bedrohen, und vor denen wir geschützt werden müssen. Dieses Haifischbecken namens Leben. Ruben beschützt Lou vor den Hai – Tücken der Geschäftswelt, und sie ihn vor dem Hai, der einen in die Dunkelheit zerren will. Man ist hier im Buch eben Unter Haien.

Fazit und Gedankenallerlei:

Erstmal zu den Fakten. Denn wenn ich nun anfange zu schreiben, könnte es emotional und weniger faktisch werden. Teil 1 der „Unter Haien“- Dilogie. Alles ist gut recherchiert. Protagonisten, Macken und Makel. Die Sympathie war dauerhaft da und die Beschreibungen der Figuren so, als ob man sie direkt kennen würde, und mit ihnen ihre Geschichte erlebt. Ebenso wurden die Emotionen sehr detailgenau und realistisch beschrieben. Es ist humorig mit witzigen Stellen, aber auch mit denen, die einen nachdenklich zurücklassen. Das Buch hat wahrlich einen Humor, der mir genau liegt, mit vielen lustigen und witzigen Szenen, die einen während der Hai Lektüre zum Lachen bringen. So und nun….

Vielen Dank Nora Welling, dass du immer wieder Charaktere erschaffst, die sich weit außerhalb des Schwarz-Weiß Bereichs bewegen, bei denen man graben muss, die nicht das sind, was sie auf den ersten Blick scheinen, und deren Grauzwischentöne zwischen dem was Schwarz und Weiß ausmacht meist sehr tief gehen. Bis in die Nebenfiguren erscheinen alle Charaktere lebendig. Schwester Pauline, Freund Timon (räusper…. Dem ich seine eigene Story in Band 2 wünsche), sogar die Heilpädagogin, oder die Mitinvestoren der Show. Ich mag, dass Nora Welling den Finger in die Wunde hält. Die Wunde wovon? Die Wunde, dass sie bei ihren Protagonisten (die ich kenne) immer welche zum Leben erweckt, die ein Paket mit sich herumtragen, das man erst nach der Lektüre erkennt. Zumindest bei den mir bekannten Büchern ist das so. Erst nach dem Buch, nach der Lektüre, lernen wir die Protagonisten vollständig in ihrem Inneren kennen. Das tun wir dann dafür aber auch richtig und wahrhaftig. Denn die Protagonisten sind ein klarer Pluspunkt im Buch. In bisher allen. Und wer mich kennt weiß, Protagonisten sind soooo wichtig! Und nachdem wir sie mit all ihren Makeln kennenlernen dürfen, werden sie uns fast wie Freunde. So auch hier. Und hey. Immerhin bin ich nach der Lektüre mir einem Milliardär befreundet :D. Denn trotz, dass einige Charaktere aus einem Milieu der Reichen kommen, mit dem ich nichts am Hut habe (weil ich eben nicht reich bin), so waren sie mir sympathisch und ich konnte sie verstehen, und ihre Gedankengänge nachvollziehen. Das muss auch erstmal geschafft werden.

Wir haben eine Mischung aus vor Funken witzig sprühendem Humor und tiefdunkler Tiefe, die einen mit hinabzieht. Es ist ein Karussell aus Gefühlen, das einen erwartet. Von Grinsekatze über lautes Auflachen, von Schmunzeln bis zum Nachfühlen, und letztendlich sogar Tränen ist die gesamte Gefühlsfarbpalette dabei. Und ziemlich schnell wird es auch hier wieder geschafft, dass einem die Charaktere ans Herz wachsen, dass man mitleidet, mit ihnen lacht, sich mitfreut, und beinahe meint sie zu kennen und ihnen nah zu sein. Alles dank des tollen Schreibstils. Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir, dass es sich im Buch nicht um eine Geschichte handelt, in der der reiche Kerl, das arme Prinzesschen rettet, und ihr ein Leben in Saus und Braus bietet, von dem sie nie zu hoffen gewagt hat. Ruben ist nicht belehrend, und zeigt ihr keine Welt, in der sie sich so und so benehmen muss, um klarzukommen. Beide gleichen sich in ihrer Art, nur in ihrem Umfeld nicht. Louisa ist zufrieden mit ihrem Leben jenseits der Reichen. Louisa rettet sich selbst. Und nebenbei auch noch Ruben. Doch nicht mit Geld, sondern nur mit ihrem Dasein. Vertauschte Rollen, und trotzdem ist Ruben nicht weniger männlich, weswegen es total toll zu lesen ist.

Wir sind gefangen in einem Netz aus Vorurteilen. Gegenüber dem bissigen, eiskalten Geschäfts-Hai. Gegenüber der Schönheit einer Frau, die automatisch nichts im Kopf hat, dumm ist. Die automatisch eine Affäre mit ihrem Boss anfängt, und die automatisch ihren besten Freund verführt, und allen anderen Frauen den Mann wegschnappt, nur, weil sie es eben kann. Herumschwirrende Vorurteile in uns Menschen. Eigentlich werden so viele wichtige Themen angesprochen und sind unterschwellig da, dass man gar kein direktes Hauptthema sieht. Bevormundung in allen Ecken, Verantwortung, Druck, Vorurteile, Selbstwahrnehmung, Vertrauen ineinander, und in sich selbst. Selbstwahrnehmungsstörungen. Belastung, Leistungsdruck, Selbstzweifel, nicht gut genug sein, aber auch Anziehungskraft. Anpassung, sich anpassen, (n)irgendwo zugehörig sein, Herausforderungen. Schubladendenken und „Freaks“. Alle müssen gleich sein, wie alle es wollen. (N)irgendwo reinpassend. Zu „Dies“ und zu „Das“. In Schubladen pressen, Menschen Grenzen setzen, die einengen. Etwas jemandem nicht zutrauen, weil man ihn unterschätzt. Unterschätzt sein. Unterbindung der freien Entfaltung. Anders sein, als die Leute einen gerne sehen, und in welche Schublade sie einen stecken. Versagensängste, nicht gut genug zu sein, oder nicht genug genug zu sein. Nicht zu genügen. Und….Kennt ihr euch mit Selbstwahrnehmungsstörungen aus? Irgendwann hat es klick gemacht beim Lesen. Alle sind sie da, und wollen im Buch bei der Louisa Ruben Hai Party dabei sein.

Die Geschichte umweht aber auch noch etwas Anderes. Das Ganze kommt sanft und nicht zu schnell daher, und man spürt trotzdem, dass da etwas zwischen den beiden ist. Ein Gefühl von nah, und sich doch fern sein. Abstand wahren mit Absicht, und doch nicht voneinander lassen können, beziehungsweise die Anziehung spürend. Man spürt die Anziehungskraft, und doch ist auch hier die Thematik des Romans gegeben. Dass es nicht sein darf, dass ein Investor mit einer Mitarbeiterin etwas anfängt. Dass ein reicher Milliardär und eine zwar aufstrebende aber doch normale Frau aus verschiedenen Welten kommen. Die Frage ist nun, wo das Ganze hinführt, und genau das bekommen wir in der Geschichte zu lesen. Das Ziel, ob etwas funktionieren kann, selbst wenn es nicht typisch ist. Und die Frage ob man aufgebaute Mauern fallen lassen kann, um zu entdecken, was sich dahinter verbirgt. Das Untypische, die Verletzlichkeit, Emotionen, oder gar die reine Wahrheit des Seins, wie man ist, und nicht, wie man sich gibt? Und trotz, dass Louisa heimlich und anfänglich für Ruben schwärmt, haben wir keine Situation, in der die Protagonistin dahinschmilzt, denn auch wenn diese Situationen der Bewunderung da sind: Louisa bleibt sich treu, auch in ihren Prinzipien. Und die Anziehungskraft zwischen den beiden ist gegeben, auf Gegenseitigkeit beruhend. Was natürlich in anderen Romanen auch so ist. Aber hier ist es richtig fühlbar, und ich finde, es ist auch ein Gleichgewicht gegeben. Keiner von beiden, weder Ruben noch Lou, sind in ihrer Anbetung des jeweils anderen übertrieben, und trotzdem merkt man die Anbetung. Klingt merkwürdig? Ja, aber ich finde auch ein wenig verständlich :D.

Ich mag Bücher, in denen Dinge angesprochen werden, die so normal nicht in das Bewusstsein der Menschen kommen würden. Dinge, über die man nachdenken muss, die zum Nachdenken anregen. Vielleicht sogar über den Umgang der Menschen miteinander. Die davon handeln, wie wir denken, die uns einen Spiegel vorhalten in unserem Benehmen, und unserer Wahrnehmung untereinander. Wenn das alles gegeben ist, finde ich Bücher richtig gut. Und hier alles drin. Ich hoffe natürlich nur, dass die Botschaften auch bei anderen Lesern ankommen, und dass sie einen Denkanstoß geben, für den menschlichen Umgang. Und wie es immer in Büchern ist, die ich mag, so findet sich auch hier wieder ein Thema, das unterschwellig unter der Geschichte lauert, und das zum Nachdenken anregt. Selbstwahrnehmungsstörungen als Thematik sind definitiv vorhanden, und man findet sie in sanften Untertöten im Text sowohl, als auch direkt angesprochen in den Zweifeln und Selbstzweifeln der Protagonisten. Im Buch wird das oft als Hochstaplersein beschrieben. Dieses Gefühl, wenn man von sich selbst denkt, man sei nicht genug, könnte etwas nicht, und gar nicht so recht weiß, warum manche Leute so große Stücke auf einem halten, was sie natürlich tun können, weil man besonders und gut in etwas ist. Nur man selbst sieht das nicht so, weil man eine andere Wahrnehmung seines Selbst hat. Jemand der darunter leidet, wird sich selbst darin erkennen. Oder auch nicht. Gestörte Selbstwahrnehmung eben.

Es geht im Buch oft darum, einer allgemeinen Weltsicht nicht zu entsprechen. Nicht so zu sein, wie die anderen. Andersartig zu sein. Nicht typisch zu sein. Typisch blond, typisch sexy, typisch jung und wild, typisch unbelehrbar, typisch innovativ, typisch unerfahren. Nicht in Stereotypen zu denken. Nicht in Schemas. Nicht in genaue Schablonen zu passen, die die Welt uns aufdrücken will. Nicht dem Status Quo zu entsprechen, und sich aus diesem herauszuwagen in etwas Neues. Um Menschen die in einem nur das sehen, was sie in einem sehen wollen. Aber es geht natürlich auch darum, was Menschen von uns erwarten, was sie in uns sehen, wie wir miteinander kommunizieren, wie wir einander anlügen, und ob wir die Lügen glauben oder nicht, ob die Wahrheiten gesagt werden, und darum wie die gesamte Kommunikation zwischen Menschen ist, samt Missverständnissen, Missverstehen, und Ehrlichkeit.

Und irgendwie hat sich wohl auch eine Szenerie ins Buch geschlichen, die besagt und uns zeigt, dass es manche Menschen gibt, die denken, nur, weil sie mehr Erfahrung im Leben haben, sind sie die einzigen, die Erfahrungen haben. Verständnis für jüngere Menschen, die etwas geschafft haben, gibt es nicht, und wenn ja, dann müssen sie doppelt so hart arbeiten um akzeptiert und anerkannt zu werden, weil immer noch alle denken, man sei zu jung, ODER zu hübsch. Oder man macht gar das Falsche aus seinem Leben und kommt hoffentlich zur Vernunft, um etwas Richtiges daraus zu machen (was von manchen Eltern gerne mal erwähnt wird). DA sind die, die wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, die keine Veränderungen wollen, keine Neuerungen, keine neuen innovativen Wege, die alles verteufeln, was mit modernen Innovationen zu tun hat, und diesen keine Chance geben, weil sie denken Althergebrachtes ist das Beste. Ist es aber nicht. Weiterentwicklung muss sein.

Es geht um Selbstverständnis, dazu zu stehen, was man ist, niemandem etwas vorzuspielen, so zu sein, wie man wirklich ist, und nicht für andere etwas zu sein, weil diese möchten, DASS man anders ist. Dass sie denken, man sei falsch, so wie man ist, und muss sich nun anpassen. Das hat mich teilweise richtig mitgenommen, weil die Thematik sehr nah an der Realität dran war, aber es hat natürlich auch gutgetan, weil man im Buch Dinge gefunden hat, mit denen die Protagonisten umgehen können, und Szenen, in denen einem gezeigt wird, dass man selbst das dann auch schaffen könnte. Was ich sehr gut fand. Zu sich selbst zu stehen ist also wichtig. Aber auch das Thema Schwäche (und diese Schwäche zeigen, wird einem dann als Schwäche ausgelegt, und das in einer Welt, in der man keine Sekunde lang Schwäche zeigen darf) wird uns aufgezeigt. Getrieben und gehetzt zu sein, den Erfolg zu halten. Getrieben, dass die Nachahmer und anderen Haie nicht zubeißen, und die Gelegenheit wahrnehmen, den Moment der Unachtsamkeit zu nutzen, um mehr Erfolg zu haben. Ein Hinterherjagen? Ein Davonjagen? Ein Gejagtwerden? Wer hinter das Cover blicken will, muss den Sprung ins Haifischbecken wagen um die wahren Haie der Menschen im Leben zu erkennen. Nicht immer bedeuten der Sprung ins Haifischbecken auch die Begegnung mit einem Hai oder Haien. Wer ist der wahre Hai in unserem Leben? Wer jagt und? Was jagt uns? Was treibt uns voran? Wer hier ins Haifischbecken springt, trifft auf unerwartete Haie des Lebens. Oftmals ist es so, dass wir uns anders sehen, als der Rest der Welt uns sieht. So auch hier. Attraktivität und Leistungsfähigkeit kann dafür sorgen, dass andere in uns Schönheit und Macht sehen, und nicht, was sich dahinter wirklich verbirgt. Ruhe und Alleinsein wird oftmals ausgelegt als Unnahbarkeit und Kälte. Schaut also genau hinter die Cover der Menschen.

Heutige Rezensionslied. Weil es Menschen gibt, die uns kleiner machen wollen, als wir sind, selbst, wenn wir wahre Größe zeigen, weil wir nicht auf ihre Versuche eingehen:

„There was a time when I felt like I cared.……that I was shorter than everyone there. People made me feel like life was unfair………and I did things that made me ashamed. Cos I didn't know my body would change………….I grew taller than them in more ways. But there will always be the one who will say……..something bad to make them feel great“

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Veröffentlicht am 27.06.2021

Henry Voigt geht auf archäologisch abenteuerliche Suche nach was auch immer ein Schatz sein mag.

Das Geheimnis des Bussards
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Das Geheimnis des Bussards - Henry Voigt Abenteuer Band 3 von David Reimer

Hallo ihr Lesenden und Buchliebhaber. Es geht wieder auf Buch-Schatzsuche, und das diesmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes. ...

Das Geheimnis des Bussards - Henry Voigt Abenteuer Band 3 von David Reimer

Hallo ihr Lesenden und Buchliebhaber. Es geht wieder auf Buch-Schatzsuche, und das diesmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Nämlich im Sinne von „Yo-ho, Yo-ho, Piraten haben‘s gut“ und „Trinkt aus Piraten, yo-ho“. Ihr wisst mal wieder nicht, von was ich hier eigentlich schreibe, oder? :D. Denn was bedeutet es eigentlich für uns Menschen, wenn wir darüber etwas erzählen, dass wir einen Schatz gefunden haben? Einige geraten nun wohl ins Schwärmen, und summen vor sich hin „Ich habe einen Schatz gefunden, und er trägt deinen Namen. “. Jaja, die lebendigen Schätze in unserem Leben. In unserem Bereich freut man sich wohl darüber, wenn man ein langersehntes buch endlich in die Finger bekommt, und es ab diesem Zeitpunkt zu den eigenen Buchschätzen gehört. Wiederum andere sehen wortwörtlich in Schätzen Geld, Gold und Schmuck. Das sind dann meistens die, die nru auf Reichtum und Macht aus sind, die durch den Reichtum unterstützt wird. Ich gebe zu, ohne es belegen zu können, dass das wohl die größten Schatzsuchen unserer Zeit sind. Die Suche nach Geld und Ruhm. Und auch wenn die Form des Goldes sich verändert hat, und die Schatzsuchenden heute meist in feinen Anzügen auftreten, so ist eines geblieben: Die Habgier, etwas besitzen zu wollen. Piraterie. In der altbekannten Form so im Heute nicht mehr sichtbar, würde ich trotzdem sagen, dass es die „Piraten der heutigen Zeit“ immer noch gibt. Doch was bedeutet es überhaupt ein Pirat zu sein? Und sind sie wirklich alle so schlecht, wie ihr Ruf, oder verbirgt sich meist mehr dahinter? Ihr könnte es gerne herausfinden, und zwar in diesem Buch. Und nun? Wer heute also auf Schatzsuche gehen will, der darf mir gerne folgen, und sich überraschen lassen, welchen Buch-Schatz, und welches Geheimnis, dieses Buch verbirgt. Mal sehen, was für euch der größte Schatz der Welt ist. Denn: „Ihr wollt meinen Schatz? Den könnt ihr haben! Sucht ihn doch, irgendwo habe ich den größten Schatz der Welt versteckt!" (sorry One Piece, ich musste mir eure Worte gerade mal leihen :D) Also natürlich nicht ich. Sei‘s drum :D. Ihr Lesenden dürft also kurzfristig zu Schatzjägern werden :)

Welche Geschichte uns das Buch erzählt (oder auch: Der Weg zum Schatz):

Henry Voigt, Archäologe, bestreitet in diesem Buch schon sein drittes Abenteuer. Und wie in all seinen Abenteuern, stolpert er mal wieder einfach so hinein. Einfach so? Nicht ganz. Denn Frank, ein alter Freund von Henry wurde entführt. Mitten in einer Museumseröffnung nimmt also ein mysteriöses Phantom Kontakt zu Henry und seinen Freunden auf. Im Tausch gegen Franks Freilassung, soll Henry dem Anrufer dabei helfen, ein altes Buch in die Finger zu bekommen, dessen Geheimnis zu entschlüsseln, welches dann wiederum das Geheimnis in sich birgt zum Schatz eines Piraten zu gelangen. Jaja, ganz schön viele Geheimnisse, und das ist ja gerade das Tolle daran :D. Und weitere kann ich euch nun gar nicht verraten, denn diese muss man selbst herausfinden, um das Geheimnis des Buches zu lösen. Nur eines sei gesagt: Wo ein großer Piratenschatz ist, da sind die Phantome, die ihn finden wollen, nicht weit. Moment! Phantome? Ach so. Selbst herausfinden, liebe Leserschaft :). Denn als Zweites sei gesagt, dass Henry seine Geheimnissuche natürlich nicht alleine bestreitet, und man selbst als Leser alten Bekannten wieder begegnet. Oder sie, und einige ganz neue Aspekte an ihnen, eben auch neu kennenlernen kann (Im Ernst Isaac, MAGNETE?! :D. Du bist ja fast so schlimm, wie ich :D). Und mit diesem kryptischen Geheimnis lasse ich euch nun allein.

Cover und Titel:

Ich bin vollkommen zufrieden mit dem Cover. Nein, ich finde es gar richtig toll. Ich mein: Es ist ein Bussard drauf, wenn das mal nicht Grund genug ist, etwas toll zu finden :D. Aber ganz im Ernst: Ich finde, das Cover fängt gut die Atmosphäre des Buches ein, die Haupthandlung, und man weiß ungefähr, worum es geht, und wo es einen hinführt. Selbst, wenn es sein Geheimnis nicht vollkommen offenbart. Und gerade beim Titel ist man nach der Lektüre wirklich schlauer. Wer weiß, was der Bussard so alles für Geheimnisse in sich trägt?! :) Alles ist also schön stimmig, passend, und symbolisch gut an die Geschichte angelehnt.

Fazit und Gedankenallerlei:

Wie ihr in meinen vorherigen Textfetzen schon gemerkt habt: Jaaa, ich habe das Wort „Geheimnis“ ziemlich oft benutzt :D. Denn ich kann es nicht anders sagen. Das Buch beinhaltet eines. Das Buch ist wie eine lebendig gewordene Schatzkarte und -suche in einem. Denn die Geschichte selbst birgt das Auffinden und die Suche nach einem Schatz. Und oftmals wird einem mit der Lektüre erst klar, dass Schatz nicht gleich Schatz ist, nicht für jeden das Gleiche, und jeder Mensch in Schätzen etwas Anderes sieht. Deswegen glaube ich wohl auch erkannt zu haben, dass es im Buch unterschwellig um viel mehr geht, als nur eine Geschichte um die Suche nach einem Schatz. Nämlich darum, was wir alle in unserer Menschheit als Schatz ansehen, und was uns miteinander verbindet, egal zu welcher Zeit wir leben. Sein es die Piraten im 18. Jahrhundert, die einen Ort für sich gesucht haben, an dem sie in Freiheit leben konnten, was für sie wohl das größte Gut war. Sein es Menschen, die uns so wichtig und kostbar sind, dass wir für sie alles tun. Sein es neu entdeckte menschliche Schätze, die noch frisch sind, und die man beschützen will. Oder sein es Relikte der Archäologie oder gar Gold und Juwelen, die einem immer mehr Macht und Eigentum verleihen. Doch Habgier ist natürlich nie ein guter Berater. Und nicht immer ist alles Gold was glänzt, nicht immer ist ein Schatz das, was wir darin vermuten zu sehen. Nicht immer ist das Offensichtliche genau das, was es sein soll, und manchmal ist es direkt vor unseren Augen, und wir bemerken es nicht, oder gar zu spät. Hinweise, Schatzsuche, Schnitzeljagd……ich gebe es zu….. das alles hat auf alle Fälle unheimlich viel Spaß gemacht, und war auch das, was mich im Buch mitgerissen hat. Mal wieder. Denn ich durfte Henry Voigt schon in Band 2 begleiten. Dazu sei gesagt, dass jede Geschichte für sich gelesen werden kann, da sie eigenständig ist. Aber wie bei allen Büchern macht es natürlich mehr Spaß, wenn man die Hintergründe der Vorgängerbücher kennt, und die Protagonisten schon mal kennengelernt hat, und weiß, wie sie zueinanderstehen.

Im Buch befinden wir uns also schon im dritten Abenteuer von Henry Voigt, seines Zeichens Abenteurer und Schatzjäger, aber eigentlich Archäologe. Könnte einem irgendwie bekannt vorkommen, und an einen anderen Henry mit dem Namen Jones erinnern? Könnte es, muss es aber nicht. Denn unser Henry Voigt ist natürlich Jemand ganz andres. Selbst wenn ich bei den Büchern immer wieder erinnern muss, dass ich als Indiana Jones Fan den Vergleich immer toll finde, weil ich wohl einfach ein riesiger Indiana Jones Fan bin. Und nun kommt es: Die neue Komponente. Denn plötzlich befinde ich mich nicht nur in meinem eigenen Indiana Jones Kopfkino, sondern das Ganze wird ergänzt und komplettiert durch Fluch der Karibik und die Schatzinsel! WAS?! Ja! Mein Kopf stellt eben manchmal merkwürdige Dinge an, obwohl wir uns im Buch gar nicht in der Karibik befinden. Denn diesmal führt uns die Buchreise nach…. Aufpassen!……. London, Capri, Hamburg, in die Pyrenäen von Frankreich, nach La Réunion, auf die Seychellen, nach Mahé und zu kleineren Atollen rundherum. Wenn das mal keine interessante Reise ist, die leichtes Weltreisefeeling vermittelt, dann weiß ich ja auch nicht. Die Atmosphäre der kleinen Reise ist gegeben, man fühlt sich nämlich immer genau vor Ort. Und alles ist so beschrieben, dass man sich beim Lesen so fühlt, als ob man bei der Schatzsuche dabei wäre. Ihr wisst ja wie das ist. Hitze. Meerwasser. Sand in den Schuhen oder gar barfuß in ihm tapsend. Wisst ihr nicht? Naja. Nach dieser Lektüre ganz sicher. Denn die Fantasie wird auf alle Fälle angeregt.

Ebenfalls lernen wir eine ganz neue Seite der Geschichte der Piraterie kennen. Und zwar so beleuchtet, dass sie historisch sogar stimmen könnte. Denn ist es nicht immer so, wenn wir jemanden verurteilen, dass wir immer nur die Seite der Urteilgeber kennen? In diese Mischung aus Historie und Fiktion, aus Realität, Überlieferung und Mythos, sollte man sich in der Lektüre unbedingt fallen lassen. Denn sie nimmt einen nicht nur mit auf ein aufregendes Abenteuer, sondern dazu noch an wunderschöne Plätze der Erde. Man lernt mal wieder sehr viel über Geschichte und Historie, über Herrscher, Piraten, Klöster, alte Bücher, und was alles miteinander zu tun hat. Und, dass viel davon auf wahren Fakten basiert, und keinesfalls ausgedachte Geschichten der Fantasie sind, wenn sie auch fantastisch erscheinen. Denn nicht alles im Buch ist ausgedacht, und einiges wirklich passiert. Genauso, wie man die Orte des Buches auch in der Realität findet (oder in meinem Fall auf Google Maps, das ich nebenher mal immer zur Hilfe genommen habe, um Bilder zu Orten zu finden). Wir haben hier die Verwebung von Aktualität und Historie beziehungsweise Geschichte und Legende. Und von einem Mythos, den es noch heute gibt. Ebenso die Erkenntnis, dass die Schatzsucher von damals auch heute noch unterwegs sind. Wenngleich die Schätze im Heute ganz andere sind, so ist die Faszination nach Ruhm und Geld, nach Gold, und dem Anhäufen von immer mehr Besitztümern und Macht, doch heute noch genauso allgegenwärtig wie damals in den Jahrhunderten der Piraterie, und natürlich allen anderen Jahrhunderten und Jahrtausenden davor, seit Anbeginn der Anhäufung von Besitz in unserer Menschheit.

Das Ganze mutet an wie eine Geschichte über Seeräuber. Ist selbst aber eine Mischung aus der schon genannten Schatzinsel und Fluch der Karibik nur ohne Karibik, und bekannten Filmen, die aus Agenten, Archäologen und Abenteurern bestehen. Doch dadurch, dass es eben ein Mix ist, ist es auch etwas völlig Neues. Und ich habe mich mit Wagemut ins Meer….. nein halt…. In die Geschichte gestürzt. Denn das Meer ist rau, Frauen auch. Sie sind ebenfalls kurvig. Und ihr jetzt so: Hä? :D. Was das Ganze mit dem Buch zu tun hat? Wer weiß das schon. Vielleicht ist auch alles ein Rätsel, das ihr lösen müsst, und was ich euch unterschwellig stelle. Und ihr dürft es, natürlich zusammen mit Henry Voigt und seinen Freunden, lösen. Denn mit der Lektüre begebt ihr euch auf eine Abenteuerreise voller Symbolik und Metaphorik. Ein weiterer Pluspunkt, denn ich rätsele gerne. Nicht nur, dass ich Symbolik total liebe, so wird die Schatzsuche gleich noch spannender. Und ist es nicht genau das, was wir an Schatzsuchen so lieben? Die symbolischen Geheimnisse aufzudecken?

DA ich bei Band 2 der Reihe schon 4 Sterne vergeben habe, und Band 3 nun nochmal eine Schippe draufgelegt hat, was Spannung und Abenteuer angeht, erhält es von mir nun 5 Sterne, da ich rein geschichtlich vollkommen zufrieden war, und das Buch mich entführt hat in sein eigenes Abenteuer. Was bei mir immer noch ein ganz wichtiger Aspekt eines Buches ist. Mein zweiter wichtiger Aspekt, nämlich die Protagonisten, ist auch zu finden. Und zwar in ihrer Menschlichkeit. Alle werden wunderbar menschlich dargestellt, nicht wie Übermenschen, nicht perfekt, sondern in einigen Situationen auch mit menschlichen Schwächen reagierend, aber nie schwach anmutend. Henry Voigt ist ein ganz normaler Mann mit Ängsten, und seine Schwachstelle ist das, was wohl für ihn sein „Schatz“ ist. Und hey, immerhin hat auch Indi Angst vor…ja ok … es sind Schlangen. Aspekt Nummer 3 wäre dann noch, dass der Zeitdruck im Buch, der mit der Suche einhergeht, quasi die ganze Zeit spürbar und gegeben ist. Und das baut solch eine Spannung auf, dass es für mich einfach nur eine Freude war, das Buch zu lesen, und die Geschichte miterleben zu dürfen.

Und am Ende? Nun, wollt ihr ein Geheimnis wissen, welches ich euch verrate? Ich GLAUBE im Buch unterschwellig erkannt zu haben, dass es irgendwie weitergehen MUSS mit der Reihe. Nicht aufgrund eines Cliffhangers, aber aufgrund von offenen Fragen in meinem Kopf, die ich bitte gerne in den nächsten Bänden geklärt wissen will :P

In Schatzkisten kann man viel finden. In diesem Buch auch. Gold, Geld, Macht, Herzen (ja okeee, bin mal wieder bei Davy Jones‘ Truhe gelandet O_o). Ähnlich wie in einem Glas voll Dreck, sind Besitztümer die wir anhäufen für uns mal mehr, und mal weniger wertvoll. Für mich war dieses Buch eine kleine wertvolle Schatztruhe, denn es hat mir eine gute Zeit beschert. Und DAS ist für mich ein sehr großer Schatz. Und auch, wenn mir ab und an ein kleiner Schreibfehler über den Weg gelaufen ist, so kann man diesen ja tilgen, und danach bleibt immer noch die tolle Geschichte übrig.

Heutiges Rezensionslied! Ich hätte nun einige Lieder über Schätze, über Gold, und Schatzsuchen finden können, doch DIESES war das erste, und das Letzte, das mir im Kopf herumgespukt ist. Vielleicht wegen des Zusammenhaltes, den das Lied ausdrückt, vielleicht auch wegen der Symbolik, dass Piratengeschichten nie sterben, solange man über sie erzählt. Oder einfach, WEIL es überhaupt eine Symbolik gibt, und das Erkennen von Symbolen wichtig für eine Schatzsuche ist :D:

„Die Königin wurde vom König entführt. Am Ende siegte er. Es ist vollbracht er hat die Macht. Uns gehört das Meer.

Joho, zugleich hisst die Flagge, zeigt sie. Soll‘n sie uns verdammen, doch wir sterben nie.

Joho. Steht zusammen. Hisst die Flagge, zeigt sie. Soll‘n sie uns verdammen, doch wir sterben nie!“

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Veröffentlicht am 18.05.2021

Gefallen vom Himmel, aber nach dem Aufprall nicht zerbrochen.

Alles, was du für mich bist
2

Alles, was du für mich bist von Nora Welling

Freiheit und Fliegen. Der Himmel. Verlust. Aber auch in sich gefangen sein. Den Himmel verlieren. Den Himmel wiederfinden. Sich selbst wiederfinden, und neu ...

Alles, was du für mich bist von Nora Welling

Freiheit und Fliegen. Der Himmel. Verlust. Aber auch in sich gefangen sein. Den Himmel verlieren. Den Himmel wiederfinden. Sich selbst wiederfinden, und neu entdecken. Andere auf eine neue Art neu entdecken. Ängstlich sein. Nicht mehr ängstlich sein. Wieder fliegen können, aber auf eine andere Weise. Es geht um das sich nicht zu Menschen, oder einer Familie zugehörig fühlen, und dass man nicht mehr in seinen Freundeskreis gehört, weil diese einen meiden, da sich etwas geändert hat. Heute mache ich meinen Einleitungstext gar nicht so lange, weil ich in meinem Gedankenteil etwas mehr zum Buch sagen möchte. Trotzdem gab es oben ein paar Stichpunkte, worum es in diesem Buch gehen könnte. Fangen wir also gleich an.

Welche Geschichte uns der Wind im Buch zuflüstert:

Luis, Mitte 20 und Kitesurf-Weltmeister, ist der Sonne zu nah gekommen, und wie Ikarus vom Himmel gestürzt. Der lange Weg danach, zwischen Krankenhaus, Reha und Selbsthass, führt ihn zurück nach Hause. Zur Hacienda seiner Kindheit in Andalusien, von der er als Teenager in die große weite Welt, und vor allem in den Himmel und die Freiheit aufgebrochen ist. Im Kreise der vielen Menschen, die dort leben, unter anderem seine beiden älteren Brüder und viele Angestellte, lebt auch Nuria, die Tochter der Hausdame, Luis‘ beste Freundin aus Kindheitstagen, und mittlerweile Physiotherapeutin. Die Annäherung der beiden, die sich so lange nicht gesehen haben, die Konflikte zwischen Familie, Luis‘ Genesung, und der Umgang der Menschen drum herum, sowohl mit Luis, als auch mit Nuria, das ist der Kern der Geschichte, den man selbst erkunden muss. DA möchte ich gar nicht zu viel sagen, man muss es erleben.

Cover:

Ich liebe die Symbolik des Covers zum Buch, weil ich finde, dass es tatsächlich eins zum Träumen ist. Wir sehen das Wasser, das Meer, eine Weite, und die damit verbundene Freiheit. Und somit auch all das, was Luis genommen wird. Man versteht durch das Cover ein wenig die Sehnsucht nach Weite. Und kann sich ein bisschen in Luis hineinversetzen. Aber auch in Nuria. Eigentlich dachte ich beim Blick aufs Cover, ich käme viel mit dem Element des Wassers in Berührung, dabei sind es alle Elemente der Natur, die uns im Buch begegnen. Doch am allerwichtigsten ist nicht das Meer, das Wasser, die Gezeiten, sondern der Himmel, und die Freiheit die er in sich birgt.

Fazit und ganz langes Gedankenallerlei:

Erstmal ein ganz großes WOW. Dieses Buch hat mich mitgerissen und fliegen lassen. Man ist gleichzeitig himmelhochjauchzend und ab und an zu Tode betrübt, und fühlt sich trotzdem wohl im Roman, denn das Gleichgewicht aus beiden Dingen, Himmel und Hölle, der Fall vom Himmel, zieht einen trotzdem an keiner Stelle runter, lässt einen aber definitiv mitleiden, und ab und an, bei mir eher öfter, auch mitweinen. Das Ganze ist so vielschichtig und bittersüß, dass man mitfiebert, leidet, und jeden versteht, um ihn dann wieder nicht mehr zu verstehen. Es ist ein Auf und Ab der mitfiebernden Art, und jeder geschriebene Satz lässt einen kaum mehr los und fängt einen ein, zieht den Leser ins Buch, um dort zu verweilen. Und irgendwie hat mir das Buch Frühling und Sommer ins Herz gezaubert, und das zu einer Zeit, als sich mein Frühling noch nicht richtig für sich selbst entscheiden konnte. Zumindest nicht dauerhaft und beständig. Wie schon ist es also die Beständigkeit nicht nur in den Jahreszeiten, sondern auch in Menschen zu sehen und zu fühlen. Es wurden einem auf der einen Seite Lebendigkeit gezeigt, auf der anderen auch Abgründe in uns. Die beiden Seiten, die das Leben ausmachen. Die nicht nur fröhlich sein können, sondern auch tiefschwarz. Durch das ganze Buch weht eine Stimmung von Bittersüße, weil man merkt, wie es ist, wenn das alte Leben zwangsweise einem neuen weichen, Platz machen muss. Man fühlt den Schmerz, alles verloren zu haben, was einen ausgemacht hat, und was man im Leben geliebt hat, gleichzeitig fühlt man aber auch ALLES, was ein Mensch für einen sein kann, der einen in diesem Verlust begleitet, und für einen da ist. Dabei ist das Buch einfach nur ehrlich zu einem. Es beschönigt nichts, kommt mit all seiner Wahrheit daher, und bezaubert trotzdem durch seine Wortschönheit.

Die Atmosphäre der Zusammengehörigkeit zwischen Luis und Nuria ist definitiv spürbar, und eigentlich vom ersten Moment an vorhanden, so dass man gar nicht anders kann, als den Weg der beiden zu begleiten, und dabei ein Lächeln auf dem Gesicht zu haben. Auch kommt die Nähe und das beidseitige Vertrauen, das Zueinanderstehen unheimlich gut rüber. Und, dass sich beide gegenseitig ein Zuhause sind, ein Ort zum Wohlfühlen, der keinen Ort braucht, aber auch immer jeweils derjenige, der einen vor der Außenwelt schützt, und manchmal vor sich selbst. Wenn eine Autorin es schafft, dass die Nähe, das Vertrauen und die Gefühle zwischen zwei Menschen im Buch schon fast greifbar sind, dann bin ich quasi völlig hin und weg, verloren, möchte untertauchen, aber bitte auch gerne wieder auf, um besagte Emotionen weiter und die ganze Lektüre hinweg spüren und fühlen zu können, wenn möglich auch noch nach Beendigung des Buches. Was soll ich sagen? Ich denke das wurde hier geschafft. Wurde eingefangen in der Atmosphäre, und zwischen Buchseiten für die Menschen konserviert. Poetisch alles umschmeichelnde Wortkreationen, die Szenen in sich bergen, die nicht nur zum Träumen und Nachdenken einladen, sondern einen auch noch mitten ins Herz treffen. Nicht auf die kitschige Weise, aber garantiert auf die sehnsuchtsvolle. Sehnsucht nach Liebe, Erfüllung, Freiheit, Wärme, Nähe, und seinem Spiegel-Ich, die Person, die einen ergänzt, obwohl sie einem so unähnlich und doch ähnlich in allem ist. Da ist diese Verbindung, und diese ist einfach spürfühlbar.

Die Schwächen machen die Figuren menschlicher, aber nicht schwach. Ganz im Gegenteil erscheinen sie recht stark trotz ihrer Beeinträchtigungen. Sich niemandem zugehörig fühlen, fehl am Platz zu sein, keiner traut einem was zu. Nuria wird unterschätzt in ihrer Rolle als immerwährendes kleines Mädchen, und Luis unterschätzt man in dem, was er noch fähig ist zu tun. In diesem Buch geht es um Freiheit, um das Ausbrechen aus Käfigen, in denen wir gefangen sind, in unseren Körpern, unserem Aussehen, dass wir denken, andere würden uns danach beurteilen. Aber aus unserem Körper können wir nun mal nicht raus. Es geht ebenso um das Ausbrechen aus Beurteilungen, darum, wie uns Menschen von außen sehen, und wie wir nicht gesehen werden wollen. Als Beispiel, dass alle in uns immer das kleine Mädchen sehen werden, auch wenn wir schon eine erwachsene Frau sind. Das Ausbrechen aus all diesen Dingen ist Buchthema. Luis muss unweigerlich aus seinem alten Leben ausbrechen, da ihm keine andere Wahl durch den Unfall bleibt. Nuria muss sich abspalten und entfernen davon, was es mit ihr anrichtet, wie andere sie sehen. Doch in beider Abspaltung vom alten sieht man auch ein Zueinanderkommen der beiden. Und irgendwie hat das Buch für mich die wunderschöne Message und Botschaft, dass man sich für keinen Menschen verbiegen sollte, wenn er einen nicht so akzeptiert und nimmt, wie man ist. Weil er dann ja jemand anderen will, und nicht das eigene gefühlte Selbst. Nuria ist also lieber mit gar Niemandem zusammen, als dass sie sich an jemanden schmeißt, bei dem sie gar nichts fühlt, und es keine Nähe gibt? Bravo Nuria! Mir gefällt ungemein, dass im Roman Dinge angesprochen werden, über die so in der Realität niemand spricht. Weil Menschen manchmal nicht hören möchten, dass jemand davon erzählt, wie es ist, anders als normal zu sein. Dies oftmals stigmatisierend daherkommt. Und die Menschen dann nur solche Dinge wie Mitleid empfinden. Was keinem hilft! Jemand der sich selbst schon nicht mag, für das, was er ist, der kann kein Mitleid ertragen. Ein wahrer Pluspunkt im Buch. Wenngleich es nicht nur diesen gibt, weil ich das Buch allgemein als verkörperten Pluspunkt in all seiner Wunderhaftigkeit sehe. Denn ja, das Buch ist materialisierte, und auf Papier gedruckte Emotion, ist Gefühl in Worten und Buchstaben. Und mit der Lektüre wurde ich weggetragen in eine ganz eigene Buchwelt. Vielleicht bin ich ja geflogen. Denn das Fliegen, ich wiederhole es noch mal, hat hier im Buch eine zentrale Rolle. Und da es im Buch weites gehend um den Himmel und ums fliegen geht, weil es das ist, was Luis nun verwehrt bleibt, kommt diese Sehnsucht nach Himmel, nach Freiheit und Fliegen, nochmal umso mehr durch. Ja, irgendwie lässt einen das Buch fliegen, und nimmt einen mit, in die sehnsüchtigen Gedanken der Freiheit, des Fliegens, und der wunderschönen Arten vom Himmel. Egal, wo sich dieser Himmel für uns gerade befindet. Und so, wie der Wind uns beim Himmelsurfen zum Fliegen über dem Meereshimmel mitnimmt, so hat uns das Buch in Höhen und Tiefen mitgenommen, und uns darin fliegen lassen.

Die Sprache ist so bildhaft, dass das eigene Kopfkino im Moment des Leseanfangs eingeschaltet wird. Und dazu muss man nicht mal die Augen schließen, man kann einfach mit offenen Augen träumen. Sich zu den Orten träumen. Sich in die Gefühle und Emotionen der Charaktere versenken. Die Gezeiten und Jahreszeiten mit all ihrer Gewalt und Sanftheit spüren. Und den Schmerz, aber auch das Glück der Empfindungen. Alles ist menschlich. Man erlebt mit, statt einfach nur etwas über jemanden zu lesen. Man ist dabei. Fühlt die Verzweiflung. Und hat oftmals auch den Duft der Dinge in der Nase, die angesprochen werden, und im Buch vorkommen. Dies ist tatsächlich eines der Bücher, in denen ich seit Längerem solch einen Haufen von Empfindungen gleichzeitig gefühlt habe, dass ich beinahe vergessen hätte, mir ein wenig was zu notieren, weil ich das Lesen einfach nur genießen wollte. Und das habe ich dann auch getan. Also verzeiht: Meine jetzigen Gedanken kommen von meiner Nachbetrachtung, und sind ein Nachhall meiner eigentlichen Gefühle beim Lesen. Das muss ein Buch ja auch erst einmal schaffen :). Alles ist einfach nur wundervoll atmosphärisch geschrieben. Ja, das Buch spielt richtiggehend mit den Atmosphären. Der Stil ist leicht, zart, fast poetisch, und ab und an trotzdem durchwirkt durch eine Schwere und Fülle. Beides im Zusammenspiel ergibt eine Mischung, die einen glücklich, betrübt, traurig aber auch voll Hoffnung zurücklässt.

Und ich kann es nicht anders sagen. Die Geschichte lässt einen mit einem Glücksgefühl zurück, und das ob des doch eher unglücklichen Themas. Wobei: Was ist schon Unglück? Wie kann man das definieren? Und liegt in einem Unglück vielleicht manchmal der Schlüssel zum Glück? Alte Tür zu, neue Tür auf? Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich die nächste. Auf alle Fälle wurde ich nach der Lektüre zurückgelassen mit einem hoffnungsvollen Gefühl, auch wenn die Geschichte nicht gleichbleibend auf ein Happy End zufliegt. Wir haben Rückschläge in den Stimmungen, Stimmungsschwankungen, was das Ganze noch realistischer macht. Es gibt durchaus lustige Stellen, aber auch tiefgehend depressive, die zum Nachdenken anregen. Man wird durch die Worte bittersüß gefangen genommen, schleicht und wankt durch die Leichtigkeit des Seins, verwoben mit einem Dasein, dem die Leichtigkeit beraubt wurde. Oder vielleicht auch nicht? Unter all dieser Schale aus gebrochenen Träumen und verbitterten Gedanken erkennt man, wenn man tiefer gräbt, in vielen Situationen so etwas wie Humor. Schwarzer Humor, Galgenhumor, aber auch Humor, der uns zum Schmunzeln bringt, und genau an den richtigen Stellen für eine Auflockerung des Themas sorgt, das uns sonst in eine Gedankendauerschleife bringen würde. Ein Buch über das Leben, den Verlust des alten, und den Gewinn eines neuen Lebens, wie auch immer Leben aussehen mag, und wie wir es definieren. Leben das nicht mehr lebenswert ist, und plötzlich doch wieder. Leben mit, und ohne eine bestimmte Person. Leben, das nur lebenswert mit DIESER Person ist. Leben auf einer Hacienda, die Flucht von dieser, und das Zurückkehren. Das Leben in seinem Beginn als Kind. Und wie alles miteinander alles dem Leben zugehörig zusammenhängt. Ist es doch die Freiheit, dieses Gefühl absoluter Losgelöstheit, das Luis letztendlich durch seinen Sturz das nimmt, was er beim Kitesurfen empfindet. Die Lebendigkeit der Sinne, und damit das Leben auf seine normale Weise, und mit all den Dingen, die ein Leben glücklich machen. Ein Zuhause. Doch irgendwann erkennt er, dass dieses Glück auch in einer Person liegen kann, ebenso wie ein Zuhause. Und dadurch das Leben lebenswert ist, trotz der Tragik darin.

Man fühlt wie sich ganz langsam etwas aufbaut, sich durch die Zerbrechlichkeit zweier Personen wühlt, die sich einander annähern, obwohl sie sich als Kind schon so nah waren, und dann das Leben und der Lauf der Zeit und eigene Träume dazwischenkamen. Wir haben zwei Personen die angebrochen, aber nicht völlig zerbrochen oder gebrochen sind, und die sich zusammen mehr wert sind, als anderen, dies aber dafür glaubhaft und überzeugend. Nuria will anerkannt und respektiert werden. Luis will nicht als Krüppel gesehen werden, ist aber so verbittert, dass er sich selbst so sieht. Ähnlich ist es mit Nuria. Verbitterung auf beiden Seiten aus verschiedenen Gründen. Und doch ähneln sich beide, und geben sich gegenseitig das, was andere ihnen nicht geben können, und genau das macht es so glaubhaft und schweißt beide zusammen. Da ist ein Paar, so ganz anders, mit eigenen Problemen, aber zusammen einfach beneidenswert, zueinanderstehend, voller Zusammenhalt und einfach wunderbar. Die Gefühle kommen ganz leicht und zart daher, fast wie bei einem Windhauch über dem Meer, der einen fliegen lässt. Und trotzdem empfindet man sie gleichzeitig der Tiefe wegen auch wie bei einem Sturm, der den Flug durcheinanderbringt, und den Fliegenden straucheln lässt. Das Buch bewegt, und lässt gleichzeitig still innehalten, ob seiner wunderschönen Sprache, die irgendwie verzaubert. Wir dürfen als Leser teilhaben an einer puren Ehrlichkeit und Intimität, die so rein und schön, und auf gar keinen Fall peinlich ist. Und tatsächlich verspürt man nach der Lektüre eine gewisse Dankbarkeit, der Geschichte und ihren Figuren gelauscht zu haben, und möchte Dankeschön sagen, dass sie uns ihre Geschichte erzählt haben. Übrigens: Aufgrund zweier Perspektiven und deren Wechsel kommen uns die Emotionen sehr nah, und man ist immer in den jeweiligen Gedanken von Luis oder Nuria.

Die Beschreibungen der Szenerien, sind atmosphärisch schön, bildhaft gezeichnet, so dass man sich die ganze Zeit in der Geschichte wähnt, und sich so fühlt, als ob man direkt bei allen Ereignissen dabei wäre. Die Beschreibungen der Orte, der Landschaften, oder einfach nur des Windes, der im Buch weht - Geschrieben mit lebendig werdender Sprache. Selbst die Nebenfiguren leben auf. Diese wird man übrigens aus Teil 1 kennen, denn dies ist Teil 2 einer Trilogie, in der jeder Teil auch für sich gelesen werden kann. Denn wir haben 3 Brüder auf der Hacienda, und somit weiß nun jeder, dass es noch einen Teil geben wird :)

Und am Ende möchte man dann einfach nur sagen: „Ach Luis, du brauchst die Freiheit und das Glück des Himmels doch gar nicht, wenn Nuria dir das Glück und den Himmel auf die Erde bringt, auf der du so unglücklich gelandet bist.“ Die endlose Weite des Himmels, seine scheinbare Unendlichkeit und Freiheit gegen das Gefangensein im eigenen Körper, wenn dieser nicht mehr tut, was man von ihm will. Aber auch die Hoffnung in Form eines neuen menschlichen Himmels.

Und weil der Himmel eben nicht nur dort oben sein kann, sondern auch unten bei uns auf der Erde, auf der wir manchmal hart landen, konnte es gar kein anderes Rezensionslied geben, als dieses, weil es einfach so perfekt passt:

„And we're spinning with the stars above. And you lift me up in a wave of love.
Ooh, baby, do you know what that's worth? Ooh, Heaven is a place on Earth.
They say in Heaven, love comes first. We'll make Heaven a place on Earth.
Ooh, Heaven is a place on Earth.“

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Elsa trifft auf Mister Right…äh Wrong…..nein…Q…“

Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen
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Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen von Elsa Stern

Die Suche nach dem einen perfekten Menschen in unserem Leben, mit dem wir genau dieses bis ans Ende verbringen wollen, beschäftigt uns ja ...

Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen von Elsa Stern

Die Suche nach dem einen perfekten Menschen in unserem Leben, mit dem wir genau dieses bis ans Ende verbringen wollen, beschäftigt uns ja schon sehr. Nicht nur in der Realität. Auch in filmen, in Büchern, in Liedern, Geschichten. Die wahre Liebe zu finden, ist nicht einfach. Manche nehmen ihr Glück selbst in die Hand, andere glauben ans Schicksal. Manche nehmen es locker, und lassen alles auf sich zukommen, andere sind so verzweifelt, dass sie nach jedem Trinkhalm packen. Oder alternativ nach jedem Partner, Hauptsache nicht allein. Und eventuell verbirgt sich dann ja genau unter DIESEM EINEN der Richtige auf immer und ewig? Tja, wer weiß das schon so genau?! Vielleicht steht ja wirklich alles in den Sternen geschrieben. Vielleicht aber auch irgendwie in uns selbst. Fakt ist, dass es schon so manche schicksalshafte Begegnung gegeben hat, und daraus eine Liebe versponnen wurde. Solche Zufälle gibt es, genau wie Ratgeber, die einem sagen, was man zu tun und zu lassen hat, um dem Richtigen oder der Richtigen zu begegnen. Nicht ganz so romantisch, ich weiß. Tjaaaa. Aber wenn nun das Zufallsschicksal zuschlägt, und uns Geschichten von Dingen erzählt, die beinahe unglaublich scheinen, von Liebenden, die sich kennengelernt haben, weil Dinge eingetroffen sind, die es eigentlich gar nicht g eben kann, dann ist das doch……….Awww <3 :D. Und weil ich so etwas auch mag, und es an meiner romantischen Ader rührt, habe ich dieses Buch wohl auch so liebgewonnen. Worum es eigentlich geht? Ach so. Um die Liebe, und das Finden von dieser.

Welche Geschichte uns im Buch erzählt wird:

Alles beginnt mit einem Tagebuch, nämlich genau DEM Tagebuch der 16jährigen Elsa Stern, unserer Hauptprotagonistin, die im Heute keine 16 mehr ist, sondern eine Frau, kurz vor der magischen 30. Weitere Einzelheiten der Geschichte sind ein Auffahrunfall, die Suche nach dem Mann, der einem vorherbestimmt ist, eine abergläubige Freundin, die Vorhersage eines…..äh….Geistes? :D, und ein gegnerischer Anwalt namens……… ja wie heißt er eigentlich? :D. Beinahe könnte man die Geschichte so stehen lassen, weil man sich den Rest einfach selbst durchlesen sollte, um aus dem Schmunzeln nicht mehr rauszukommen. Trotzdem ein paar Worte. Elsa wurde als junges Mädchen ihr Traummann vorhergesagt. Ihre beste Freundin, damals selbst dabei, möchte sie nun an der Seite eines Mannes sehen, damit sie kein Single mehr ist. Dies möchte auch Elsas Mutter, wenn auch aus anderen Gründen. Läuft die Zeit ihrer Tochter doch davon, noch einen anständigen Kerl abzubekommen. Elsas Freundin will da für sie eher den Einen, wenn möglich den vom Schicksal vorhergesagten. Aber wer soll das eigentlich sein?! Wenn das Schicksal es gut mit ihr meint, kann es doch niemals wollen, dass Elsa mit diesen Kerlen anbandelt, die sie auf einmal umgeben. Oder doch? Irrungen und Wirrungen sind vorprogrammiert. Den Rest der Geschichte muss man einfach selbst erleben.

Cover:

Wir haben hier ein knallbuntes Cover, das sofort gute Laune macht. Dazu Symbole für Männer, Liebe, und Eierlikör. Aber Katastrophen sehe ich auf dem Cover definitiv NICHT. Ebenfalls schön finde ich, den angedeuteten Hintergrund, der aussieht wie Sterne. Und in denen liegt doch unser Schicksal, oder? ;)

Fazit und Gedankenallerlei:

Elsa ist einer dieser Menschen, der nicht pragmatisch mathematisch wissenschaftlich geordnet lebt, und nicht alles schafft, was sie in Angriff nimmt. Zumindest nicht gradlinig und ohne Umwege. Sie ist vielmehr Herrin der Ordnung in ihrem eigenen Chaos, das Fettnapftreten ist mir dann auch sympathisch. Denn Tatsache ist, dass ich mit Perfektion und auf Pragmatismus ausgerichteten Personen ebenfalls nie etwas anfangen konnte. Elsa ist nicht dumm, und nicht schusselig, nein, viel mehr grätscht ihr das Schicksal und das Universum ständig in ein wohlgeordnetes Leben hinein, so, dass wir sehr häufig Missgeschicke erleben, und peinliche Situationen, die gar nicht peinlich sind, sondern eher zum Schmunzeln, oder gar zum Grinsen. Hier wimmelt es nur so von Kuriositäten. Sowohl in Situationen, als auch in Menschenform.

Alles läuft schief, und mit Volldampf wird in jede noch so peinliche Situation gelaufen. Doch richtig gut ist es, dass uns aufgezeigt wird, in einer sehr überzogenen Art und Weise, dass man auch mit Peinlichkeiten im Leben klarkommen kann, selbst wenn man sich darüber ärgert. Vielleicht eine kleine, aber feine Lehre im Buch. Denn schlimmer geht es immer. Und auch wenn ich sehr tollpatschig bin, so ist Elsa tollpatschiger. Wo ich im Boden vor Scham versunken wäre, da packt Elsa noch einen drauf. Aber genau das macht den Geist des Buches aus. Das Ganze ist somit chaotisch liebenswert und liebenswert chaotisch. Also in etwa so, wie unsere Protagonistin Elsa Stern.

Elsa trifft auf ihrer Katastrophenreise auf mehrere Mistertypen. Wrong, Right, Q….. und dann ist da ja noch die Liebe, die einem irgendwie zwischendrin auch begegnet, und die wie ein Stern vom Himmel fällt, und schicksalshaft einfach da ist :D. Doch welcher der vielen Misters Elsas Sternenherz erobern wird, das bleibt die Frage, auf die ihr tatsächlich am Ende eine Antwort bekommt. Denn Fehlschläge und Missverständnisse gehören doch zu jedem ordentlichen Weg, dessen Endziel eine ordentliche und wunderbare Liebesbeziehung ist, oder? Tarnt sich hier das Glück in Form von Unglücken, Katastrophen und Missverständnissen, oder läuft alles auf eine Schicksalsform der Sterne hinaus, Frau Stern? Was einem das Ganze noch näherbringt an der Geschichte ist, dass uns alles Aus Elsas Sicht erzählt wird. Und nicht nur das. Wir bekommen die Geschichte und alte Kalauer und verschiedene Geschichten aus Elsas Leben direkt von ihr erzählt. Sie richtet das Wort direkt an uns, und gibt uns somit einen Einblick in ihre Geschichte, ihre Missgeschicke, ihre Tollpatschigkeit und ihre Fettnäpfe, die keine Näpfchen mehr sind. Jaja. Die Elsa, das Fräulein Stern, ist schon etwas ganz Besonderes, finde übrigens nicht nur ich, sondern auch Herr Q. Und Besonderheiten kann man ja immer so auslegen, wie man sie möchte.

Ich habe die Geschichte wirklich genossen, weil ein lustiges Highlight das nächste gejagt hat. An manchen Stellen war es gar wirklich schwarzhumorig, mit Zynismus, Sarkasmus und Ironie gespickt. DA muss man mit jeder Lebenslage, und dem gesamten Leben in seiner Buntheit klarkommen, der Verkettung von Missverständnissen und Ereignissen. Das ist alles auf so eine fröhlich spritzige Weise geschrieben, die uns rasant durch die Liebeleien, die nicht vorhanden sind, nervende Verwandte, nicht immer beste Freundinnen, und Traummänner pustet. Und das in Sternengeschwindigkeit. Falls es die gibt. Falls nicht, tut es das ab heute. Ohne alle Szenen im Buch zu ernst zu nehmen, nehmen die Szenerien sich nicht zu wichtig. Die Komik ist da, die Pannen ebenso, fast schon überzogen. Aber so, dass sie wohl auch über sich selbst lachen können. Die Geschichte ist somit herrlich originell und witzig, ein wenig aus der Realität gefallen, und doch in ihr stattfindend.

Jaja, das böse böse Schicksal (oder ist es eine andere höhere Geistermacht?! :D), überlegt es sich hier ständig anders, macht Bögen, läuft nicht gradlinig aufs Ziel zu, will alles auflösen, und tut es dann doch nicht, um sich einen Moment länger über Elsa lustig zu machen, und ihr dann doch wieder Steine in den Weg zu legen, damit sie ihre Bogenumwege geht. An einigen Stellen steht man soooo kurz vor einer Lösung des Problems und der Verwicklungen, und in der nächsten Sekunde ist man doch wieder tiefer in der Bredouille, als vorher. Das bedeutet für den Leser, zumindest für mich, dann natürlich auch, dass man während der Lektüre gerne mal dauergrrrrrt, sich die Hand gegen den Kopf schlägt (aua!), und irgendwie…… nun ja………… mitfiebert, und sich fragt, wann das endlich ein Ende hat. Natürlich nicht das Buch! Sondern die Qual der Elsa Stern, die doch endlich mal ihr Happy End bekommen sollte (und ich mein Leserhappyend). Doch manche Menschen sind wohl so chaotischtollpatschigschusselig und irgendwie mit einem liebenswerten Brett vor dem Kopf gesegnet, dass es immer neue „Katastrophenabenteuer“ geben wird. Und auf die würde ich mich dann auch tatsächlich freuen. Natürlich in Buchform.

Trotz, dass wir von dem Mann, der am meisten im Buch herumspukt, den Name nie erfahren, merkt man doch die Atmosphäre, die sich sternenhaft und schicksalslastig zwischen Elsa und…. nuja… eben Herr Q… ausbreitet. Und dieser Wortwitz macht das Ganze noch humoriger. Denn trotz, dass wir von einigen Figuren keine Namen erfahren, und sie nur „Die A. oder die E. oder eben Herr Q“ sind, bleiben sie nicht grau, sondern leben in der Geschichte, und die Geschichte lebt irgendwie von ihnen. Dabei hat jeder seinen Spleen. Esoterisch angehauchte Freundinnen, die an das Schicksal glauben, Freundinnen die Systeme erfinden, wie Männer und Frauen am besten zusammen agieren, kommen hier genauso vor, wie eine Mutter, die ihre Tochter unbedingt an den Mann bringen will. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Männercasting? Verrückt :D

Die Geschichte nimmt sich selber nicht zu ernst, ehrlich gesagt sogar gar nicht, und spielt mit den Klischees der Suche von Singlefrauen nach dem passenden Mann fürs Leben. Hinzu kommt die Weisheit einer Mutter Bennett, die ihre Töchter in Stolz und Vorurteil auch unbedingt unter der Haube sehen wollte. Und eine kleine Prise der schusseligen Abenteuer von Bridget Jones. Wenngleich Elsa wohl noch ein klein wenig schlimmer ist, was diese Dinge anbelangt. Das Hineinmanövrieren in die Absurditäten des Schicksals und Elsas Leben, ist dann wirklich so humorig, dass man dauerhaft und bei jedem Satz nur lachen könnte. Ich bin ja nie niemals fürs Verkuppeln, aber was Elsas Freundin E. und ihre Mutter hier so treiben, das ist dann doch so lustig, dass man es nicht ernst nehmen kann, was aber genau den Reiz ausmacht. Elsa stampft und stolpert von einer Katastrophe in die nächste. Ja, und irgendwie zieht Elsa den Schlamassel auch magisch an, was sie allerdings nur umso sympathischer macht. Doch Elsa tritt nicht von einem Fettnäpfchen ins andere, nein, sie tritt von einem Eierlikörbecherchen ins nächste, doch ohne die Macht des Fettnapfes, der alles verkompliziert. Denn obwohl hier nicht alles nach einem festen Plan läuft, läuft es. Punkt. Und wohin? Natürlich in Richtung des Schicksals, das sich eine ganz besondere Pointe ausgedacht hat, und alle ein wenig in seiner Veräppelung mitnimmt. Also alles leichter, als es klingt, denn Elsa verliert ihren Zynismus nie. Man sollte das Ganze nicht zu ernst nehmen, und so ist es wohl auch gar nicht gewollt. Denn die Lektüre und Situationskomik ist einfach nur erheiternd und dauerpräsent.

Ja, Elsa, das Sternderl, ist Österreicherin, und das bekommt man in einigen Worten des Buches auch genau mit. Trotzdem. Es ist nicht wirklich störend, oder zumindest habe ich es nicht als störend empfunden. Und trotz, dass mal der ein oder andere Begriff auftaucht, kann man das Buch und die Geschichte trotzdem verstehen, weiß im Groben, was damit gemeint ist, und lernt dazu noch ein paar Wörter :)

Die Welt ist ein Dorf, und so ist es auch in diesem Buch. Alles hängt miteinander zusammen. Jeder hat eine Verbindung zu jedem. Und das Schicksal, oder auch das Sternenuniversum, schleicht um alle herum, und hat für jeden einen Plan. Mal mehr, mal weniger. Die Verwicklungen und Verwirrungen, passen alle ineinander, fügen sich in die Linie der Geschichte, und das, obwohl nichts planmäßig läuft. Das Schicksal nimmt hier einen sehr wackligen, merkwürdigen und holprigen Weg. Irrungen und Wirrungen eben. Dann sind da noch jede Menge Missverständnisse und falsches Verstehen, sowie Dinge einfach anders zu deuten als die, auf die es dabei ankommt. Kurz gesagt. Hier gibt es nicht nur eine Menge Irrungen und Wirrungen, das Buch besteht daraus. Und das ist ein Kompliment. Denn diese Irrwirrungen machen das Ganze rasant, und gleichzeitig gemütlich, aber vor allen Dingen humorig wundervoll und chaotisch lustig. Und das Unheil, oder gar Unglück nimmt seinen Lauf. Oder ist es gar das Glück, das in Form des Unglückes erscheint? Das gilt es herauszufinden.

Und weil die Sterne auf dem Cover schon magisch anziehend sind, und voller Schicksal leuchten. Und weil Elsa eine Stern ihres Namens ist. Und weil es schwer ist, ein Herz einzufangen, und die Liebe zu finden, dachte ich, das heutige Rezensionslied passt zum Buch:

„Trying to catch your heart, is like trying to catch a star. So many people love you, baby. That must be what you are.

Waiting for a star to fall, and carry your heart into my arms, that's where you belong, in my arms, baby, yeah.“

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Im Saarland trifft es mörderisch nie die Falschen.

Mörderisches aus dem Saarland
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Mörderisches aus dem Saarland – Krimis von Marion Demme – Zech

Was ich so gar nicht mag im Leben? Böse und niederträchtige Menschen. Menschen, die glauben sie wären etwas Besseres, die andere niedermachen. ...

Mörderisches aus dem Saarland – Krimis von Marion Demme – Zech

Was ich so gar nicht mag im Leben? Böse und niederträchtige Menschen. Menschen, die glauben sie wären etwas Besseres, die andere niedermachen. Menschen die Böses tun, einfach aus Freude, oder aus niederen Gründen, wie Neid, oder um sich selbst besser zu fühlen. Ja, ich kann durchaus sagen, ich kann für alles, was ich als böse empfinde, keine Sympathien empfinden. Und ist es nicht so, dass fast jedem von uns schon mal ein „Das geschieht dem aber recht“ in die Gedanken gehuscht ist, wenn jemand der was Böses getan hat, seine gerechte Strafe bekommen hat? Dabei geht es vielleicht auch um Dinge wie böses Karma, oder was das Schicksal anstellt, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Aber nun wird es zu merkwürdig. Klar ist: In vorliegendem Buch geht es oftmals darum, wer was verdient, und ob derjenige das bekommt, was er verdient. Nicht immer, aber oftmals, sind die Geschichten mörderisch. Also tretet ein ins manchmal mörderische Saarland. Ist eure Weste rein, kann euch ja gar nichts passieren. Und sonst? Ist das Saarland doch eigentlich auch ganz lieb :)

Die Geschichten, die uns das Buch erzählt:

Jawohl, ihr habt richtig gelesen. Geschichten! Denn das Buch besteht nicht aus einer einzigen Geschichte. Es ist ein Potpourri aus mehreren Einzelgeschichten. Kleine Kurzgeschichten, die als einzelne gesehen werden können, aber in sich trotzdem miteinander verknüpft werden können. Durch Personen und Orte. Dabei kommen verschiedene Arten von Verbrechen vor. Diebstahl, Betrug, Geiselnahme, Mord. Und manchmal liegt das Verbrechen auch einzig an den Gedanken, die sich im Kopf des Menschen bilden, wenn etwas Ungerechtes passiert. Und das alles in einem Buch? Ja, genau. Die Protagonisten können tierisch und menschlich sein. Es gibt Rätsel zu lösen. Und das nicht nur für die Charaktere im Buch, sondern auch für uns Leser. Und nun, kann ich euch auch gar nicht mehr über den Inhalt erzählen. Denn die Geschichten muss man natürlich alle selber lesen.

Cover:

Ach Leute. Wie schön ist die Saarschleife bitte hier eingefangen worden?! :D. Still liegt sie da, als ob kein Wässerchen sie trüben könnte. Als ob das Saarland friedlich vor sich hinwerkelt, während die Saar immer hindurchfließt. Und diese Abendstimmung? Ich gebe zu dort am Tag gewesen zu sein. Und jede Tageszeit zeigt eine andere Wirkung, ein anderes Gesicht der Schleife. DAS…… solltet ihr euch aber selbst ansehen. Einen Besuch ist sie allemal wert. Schwärme ich hier also wirklich von einer Flußschleife auf einem Buchcover? Natürlich und definitiv :)

Fazit und Gedankenallerlei:

Ein gemütlicher Tag im Saarland. Während das gemütliche Leben im kleinsten unserer Bundesländer seinen Lauf nimmt, der Tag anbricht, oder gar die Nacht, Menschen ihren Jobs nachgehen, ältere Menschen Ausflüge machen, und so mancher Tourist oder Naturliebhaber einen Ausflug in die Gegend macht, da spielt sich wohl auch eine andere, dunkle Seite der menschlichen Gefühle in unseren Gehirnen ab. Sie durchzieht jede Altersgruppe, ist betüpfelt voller Niedertracht, Unterdrückung, Gemeinheit, Geldgier, Neid, Missgunst und…….noch lauter anderen Dingen. Und aus dem gemütlichen Tag, werden schnell ein paar Tage im Leben mehrerer dort lebender Menschen. Mir gefällt unheimlich gut, dass in den Geschichten jede Altersgruppe vorkommt. Seniorinnen, junge Studenten, und auch mittelaltrige Menschen.

Das Buch beinhaltet 13 Kurzgeschichten, die sich aneinanderreihen (welch passende Unglückszahl für einige der Protagonisten). Zumindest, wenn ich mich in all der Leserei, dem Amüsieren, aber auch der Ernsthaftigkeit der Geschichten, nicht verzählt habe :D. So ist jede Geschichte für sich, und trotzdem ist alles im Buch etwas großes Gemeinsames. Was mir unsagbar gefallen hat. Denn auch wenn man in einer Geschichte nicht über jeden etwas oder viel erfährt, so tut man es dann spätestens in einer anderen Geschichte, wo derjenige wieder auftaucht, mit einer Anspielung…..und das sind die Lesemomente in denen man sich denkt „Aaachhhhh stimmt, von dem und dem hab ich schon mal was in Geschichte soundso gelesen…….“ Oder so :D. Alles hängt irgendwie zusammen, alles ist miteinander verbunden. Als ob jede Geschichte ein Teilstück eines großen Ganzen ist, und das Teilstück trotzdem als eigenständig angesehen werden kann. Die ganzen Geschichten ergeben eine mordsmäßige Symbiose.

Und es mag komisch klingen: Trotz, dass das Saarland mörderisch ist, hat es meine Lebensgeister geweckt, und mich glücklich ob der Lektüre zurückgelassen. Denn auch wenn Menschen umkommen, so wird es mitten in der Lektüre geschafft, dass sie vor Leben nur so sprießt, und das Leben überall seine humorvolle Atmosphäre versprüht. Dass uns Situationen beschrieben werden, die das Leben in all seinen Altersstufen und in verschiedenen Szenerien und Situationen darstellen. So ist das Ganze kunterbunt wie das Leben….oder äh…..der Tod?! O_o

Besonders gefallen haben mir bei der Lektüre die menschlichen Charaktereigenschaften, die sich in einem weiten Spektrum im Buch verteilen, und die so real erscheinen, und irgendwie von einer menschlichen Beobachtungsgabe zeugen. Denn irgendwie ist das ganze psychologisch durchdacht. Wir sehen die Gier nach Geld, nach alleiniger Anerkennung, nach Menschen, nach Rache? nach einem Gefühl, das einem gegeben wird, oder einfach und schnöde nach Kostbarkeiten und teuren Dingen, die einem ein Leben ermöglichen, welches einem zwar Geld einbringt, aber wohl kein Glück. Wir beobachten Überheblichkeit gegen Vorsicht. Und es gibt Schuld, Lüge und Wahrheit. Und somit haben wir ein wunderbares Sammelsuriumspotpourriallerlei an menschlichen Emotionen und psychologischen Tiefen und Untiefen, die der Saar Konkurrenz machen. Denn nicht immer geht es um mörderische Verbrechen, sondern manchmal auch einfach nur um den Gedanken der Mordslust, oder darum, was in einem Menschen vorgeht, der schlecht behandelt wird, und was wir dem, der uns schlecht behandelt, dann an den Hals wünschen. Und viel mehr als einmal, finden wir uns in menschlichen Abgründen wieder. Und was soll ich sagen? Unfälle passieren im Leben auch ab und an.

Es gibt verschiedene Sichtweisen und Perspektiven zu den Handlungssträngen und Protagonisten, so dass man sie aus mehreren Szenerien heraus erlebt, und sich so ein noch genaueres Bild von ihnen machen kann. Sehr durchdacht das Ganze. So lernen wir einen etwas motzigen Kommissar kennen, der uns wieder begegnet, und in einer anderen Geschichte schon ganz anders rüberkommt, da wir mehr Hintergrundwissen haben. Davon lebt das Buch. Dass sich alles überschneidet, ohne zu überschneiden. Alle sind irgendwie miteinander verbunden, über den, der den kennt, der mal mit dieser und jener zusammen war, oder auch nicht, und diesen oder jenen mal getroffen hat, und…. naja, ihr wisst sicher was ich meine :D. Fast würde ich sagen, der Aufbau der Geschichten baut aufeinander auf, und ist nicht willkürlich oder zufällig in genau dieser Reihenfolge so im Buch, da einiges im Laufe der Geschichten und des wieder Aufeinandertreffens von Charakteren dann später noch mehr Sinn macht.

Und damit nicht genug, begeben wir uns auf eine kleine Reise durch das Saarland, sind bei Ausgrabungen dabei, in Ausflugslokalen, an alten Ruinen, unter der Erde in Höhlen, und gar im Zoo. Wir treffen uns beim Geocachen. Bei Stadtführungen. In Sternerestaurants. Auf Sommerrodelbahnen, im Museum oder gar der Staatskanzlei. In Wassergärten und im Unesco Weltkulturerbe. Auf Cosplay Conventions, beim Downhill fahren. Also alles wunderbare Dinge, die das Leben bereichern, alles realistisch erscheinen lassen, und somit mitten aus dem Leben erzählen. Wir werden gewarnt vor Gefahren des alltäglichen Lebens wie Betrüger, die versuchen Senioren über den Tisch zu ziehen, der Gefahr einer Naturgewalt, oder gar der sozialen Medien. Querbeet und bunt durch alle Gesellschaftsschichten hindurch. Und nach der Lektüre des Buches hat das Besuchen von Orten im Buch, welches von manchen Lesern ja gerne mal zelebriert wird (jaaaaa, ich gebe zu, hauptsächlich auch von mir), eine völlig neue Bedeutung. Und weitere Lehren bringt uns das Buch dann auch noch: Man bekommt immer alles zurück, was man in die Welt bringt. Schlechtes Karma eben und so. Und zweitens: Es kann jeden Moment zu Ende sein im Leben, was einem nochmal mehr Grund dazu gibt, das Leben zu genießen. Denn ein Schritt, ein Biss, ein falscher Schritt, kann tödlich mörderisch sein. Und dann könnte man nie mehr die schönen Orte im Saarland (Ja, verschieden angesprochene Orte begegnen uns wiederholt), und natürlich überall auf der Welt, bewundern. Drum schaut, dass ihr gute Menschen seid, in all euren Taten. Sonst könnte eines Tages alles zu euch zurückkommen, und das Schlechte euch umso schlimmer treffen.

Kleines Goodie: Bei einer Geschichte kann man sogar interaktiv miträtseln. Ein Erlebnisbuch, das nicht nur voller mörderischer Erlebnisse ist. Juhu. Doch unter all dem Humor findet man oftmals auch ernste Untertöne, die zum Nachdenken anregen. Stärkere, die Schwächere ausnutzen, sie unterdrücken, sich lustig machen über sie. Ungerechtigkeiten eben. Wir treffen auf Rache und Genugtuung. Hier trifft es immer die Richtigen. Denn die Geschichten leben von dunklen Geheimnissen und Wünschen, Dingen und Szenen, die auf einmal überkochen, und das Dunkle in uns Menschen freisetzen.

Und trotz, dass jede Geschichte für sich gelesen werden kann, und eine eigenständige ist, haben alle etwas gemeinsam. Zum ersten die Figuren, die dort erscheinen, und an anderer Stelle in den anderen Geschichten, die nur kurz erwähnt werden, aber eine Verbindung zu allem herstellen. Das macht das Ganze zu etwas Großem, und trotzdem eigenständigen. Und zum anderen haben alle Geschichten eine kleine Lehre, die man auf das eigene Leben übertragen kann. Und das selbst, wenn man nicht in ein Verbrechen verwickelt ist.

Von schwarzhumorig, bis zum Schmunzeln über schlimme Verbrechen ist hier alles dabei, was einem eine gute Lesezeit beschert, auch wenn in den Fällen eine unterschwellige Grausamkeit zu erahnen ist. Es sind kleine pikante mörderisch gute Geschichten, die keinen großen Kriminalfall ergeben, sondern in sich selbst abgeschlossen sind, und immer eine kleine Lehre haben. Jede Geschichte hat ihren eigenen Geist und Esprit, ist durchzogen von Erwähnungen und Ortschaften oder Örtlichkeiten des Saarlandes. Alles handelt von Neuanfängen und Verbrechen, die dazu verhelfen. Von der Befreiung dessen was niederdrückt und fertigmacht. Und doch sind die Krimis sind nicht gänzlich grausam, sondern eher zum Schmunzeln. Das ergibt eine spannende Mischung. Schlau mit eingeflochten in die Geschichten sind die Örtlichkeiten des Saarlandes, und der Grenzregion zu Frankreich, die zusätzlich noch die Neugier wecken, das Ganze interessant und spannend machen, und mit denen die Liste der Dinge erweitert wird, die man sicherlich im Leben mal gesehen haben möchte. Mitten aus dem Leben, ist jede Altersgruppe vertreten, und trotz, dass wir die Figuren nur kurz kennenlernen, bekommen wir einen kleinen, wenn auch feinen Einblick in ihr Innenleben, also natürlich das seelische. Denn im Saarland gibt es allerlei nette Leute, aber wie mir scheint, auch einige finstere Gesellen, mit denen nicht gut Kirschen essen ist. Wir haben tierischen Beistand, tierische Beute, tierisches Allerlei, das sich in die Geschichten mit reinschleicht. Randpersonen treffen wir in mehreren Geschichten, so dass jede Geschichte für sich selbst eine Episode im Buch ist, man aber auch irgendwie merkt, dass alles in derselben Gegend und wahrscheinlich zur selben Zeit spielt. Angesprochenen tierischen Beistand und Randpersonen trifft man im Übrigen auch im Buch „Letzter Ausstieg Saar“, das Vorgängerbuch der Autorin, welches getrennt von diesem gelesen werden kann. Aber gerne auch für ein Wiedersehen von einigen Charakteren aus dem Buch benutzt werden darf :)

Eine Sammlung von Geschichten, mit wahren Begebenheiten aus der Vergangenheit, viel Geschichtlichem und Historischem, was man über das Saarland und die Umgebung lernen kann. Hinzu werden immer wieder die Namen von Ortschaften der Gegend eingewebt in die Geschichte. Eine kleine Reise durch das Saarland mit Blick auf sehenswerte Dinge. Der Fokus liegt nicht auf ihnen, aber unterschwellig nimmt man sie gerne als Tipp an.

Heutiges Rezensionslied kann also nur eines sein, das sich damit beschäftigt, dass all das, was man anderen antut, irgendwann wieder bei einem selbst ankommt:

„Don't let go. You've got the music in you.
One dance left. This world is gonna pull through.
Don't give up. You've got a reason to live.
Can't forget. We only get what we give“

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