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Veröffentlicht am 24.02.2017

Jugendlicher Detektiv

Travis Delaney - Was geschah um 16:08?
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Travis Delaney`s Eltern betreiben zusammen eine Detektei und bei einer ihrer gemeinsamen Autofahrten verunglücken sie tödlich. Ein große Katastrophe für den 13-Jährigen, der nun von seinen Großeltern aufgenommen ...

Travis Delaney`s Eltern betreiben zusammen eine Detektei und bei einer ihrer gemeinsamen Autofahrten verunglücken sie tödlich. Ein große Katastrophe für den 13-Jährigen, der nun von seinen Großeltern aufgenommen wird. Trotz seiner Verzweiflung fällt Travis bei der Beerdigung ein Fremder auf, der sich sonderbar verhält. Travis fängt selbst an zu ermitteln. Vieles deutet darauf hin, dass seine Eltern in Ausübung ihrer Detektivarbeit umgekommen sind und ihre aktuellen Ermittlungen direkt was mit dem Tod der Delaneys zu tun haben.

Zuerst bespricht sich Travis mit Courtney, einer jungen Mitarbeiterin in der Detektei. Gut auch, dass er seinen Großvater, mit viel Lebens- und Militärerfahrung, einweiht. Schnell steckt Travis mittendrin in Machenschaften verschiedener Gruppen, deren Ziele im Unklaren sind. Gut gefällt mir, dass Travis sich nicht als Superman fühlt und nicht gleich in Selbstüberschätzung die dummsten Sachen macht. Er wägt immer wieder ab, ob er dem alles gewachsen ist und reflektiert die Situation und seine Möglichkeiten. Genervt hat mich im Verlauf, dass Travis seinen Großeltern gegenüber immer wieder reumütig ist, anerkennt, dass er sie mit seinen Alleingängen in große Sorge bringt und ihnen hoch und heilig verspricht, sich rauszuhalten. Um dann umgehend direkt wieder das Haus zu verlassen und weiterzumachen. Das war in der Wiederholung etwas unglaubwürdig.

Ich denke, der Schreibstil entspricht einem Jugendbuch und spricht junge Menschen an. Die Gedankengänge und Wahrnehmungen von Travis passen zu seinem Alter. Mit diesem ersten Band wird die Neugier jugendlicher Leser auf die Fortsetzung der Detektivarbeit durch Travis, seinen Opa und Courtney in den beiden Folgebände geweckt.


Veröffentlicht am 22.02.2017

Roadmovie mal anders

Weit weg ist anders
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Edith Scholz, eine 70-jährige Berlinerin, fällt in ihrer Wohnung so unglücklich, dass sie aus eigener Kraft keine Hilfe mehr holen kann. Ihre sarkastischen Gedankengänge in dieser misslichen Situation ...

Edith Scholz, eine 70-jährige Berlinerin, fällt in ihrer Wohnung so unglücklich, dass sie aus eigener Kraft keine Hilfe mehr holen kann. Ihre sarkastischen Gedankengänge in dieser misslichen Situation sind schon mal ein Highlight dieses Buches. Doch dies ist nicht ihr befürchtetes Lebensende, denn ein aufmerksamer Briefbote erkennt die prekäre Lage und holt die Feuerwehr zu Hilfe. In der anschließenden Kur begegnet Edith der Husumerin Christel Jacobi. Deren Freundlichkeit und Annäherungsversuche sind gar nicht nach Ediths Geschmack und sie bleibt Christel gegenüber abwehrend und unhöflich.

Wieder zuhause haben die beiden keinen Kontakt mehr zueinander. Christel Jacobi ist gesundheitlich angeschlagen und befürchtet, dass ihre Tochter sie in einem Seniorenheim unterbringen will. Sie ist verzweifelt darüber, nicht mehr eigenmächtig und frei entscheiden zu können. Aus dieser Angst heraus lädt Christel Edith als Verbündete zu sich nach Husum ein. Ihre Idee ist eine gemeinsamen Reise mit Edith, um danach besser ertragen zu können, was auf sie zukommen wird.

Dieser Fluchtgedanken bringt die beiden Frauen nach Baden-Baden als eine Station von Christels Wunschorten. Der Buchtitel "Weit weg ist anders" ist bei den Möglichkeiten zweier älterer Frauen gut getroffen. Eine erwartete Annäherung und Vertrautheit hat die gemeinsame Unternehmung dann doch nicht zu bieten. Statt sich anzunähern bleiben beide ganz in ihrer Art und ich war manchmal überrascht, wie schroff, ja unhöflich, sich Edith gegenüber Christel benommen hat. Liest man allerdings Ediths Betrachtung der Situation, merkt man wie schwer es ihr fällt, diese aufgezwungene Gesellschaft auszuhalten. Ich glaube, der Charme dieses Buches liegt doch in der Unterschiedlichkeit der beiden Damen, wirkliche Freundinnen sind sie nicht geworden. Für mich ist das Ende stimmig und wird den beiden gerecht.

Veröffentlicht am 22.02.2017

Großartig

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
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Obwohl das Thema dieses Buches die Sterbebegleitung ist, habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Es ist geprägt von liebenswerten Protagonisten. Fred Wiener bei seiner ersten Begleitung hat es mit Karla, ...

Obwohl das Thema dieses Buches die Sterbebegleitung ist, habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Es ist geprägt von liebenswerten Protagonisten. Fred Wiener bei seiner ersten Begleitung hat es mit Karla, die Pankreaskrebs im Endstadium hat, wirklich nicht leicht. Nach und nach werden in diese Beziehung auch Freds Sohn Phil, der Hausmeister Klaffki und die Nachbarin Rona eingebunden. Keine der von Susann Pásztor erschaffenen Hauptpersonen ist ein perfekter Held, aber alle sind liebenswert, warmherzig und humorvoll.
Eine sehr schöne Stelle im Buch war, als Fred die Bedeutung des Titels “Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster” selbst miterlebt hat. Ich kannte diese Bedeutung nicht, finde sie aber schön und passend.
Obwohl diese besondere Geschichte unausweichlich auf den Tod von Karla hinausläuft, fand ich sie sehr angenehm zu lesen und sie hat bei mir großen Eindruck hinterlassen. Von mir eine klare Leseempfehlung für dieses Buch.

Veröffentlicht am 22.02.2017

Überladen

Minus 18 Grad
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Ich kenne eins der Vorgängerbücher und habe mich auf diesen Fabian Risk Fall gefreut. Es hat auch alles rasant und spannend angefangen. Die Idee der Verbrechen rund um einen Identitätsdiebstahl war originell. ...

Ich kenne eins der Vorgängerbücher und habe mich auf diesen Fabian Risk Fall gefreut. Es hat auch alles rasant und spannend angefangen. Die Idee der Verbrechen rund um einen Identitätsdiebstahl war originell. Aber dann wurde mir das Buch sowohl von der Länge als auch vom Inhalt her viel zu komplex. Meine Hauptkritik ist die, dass mit zwei Fällen parallel in Schweden und Dänemark einfach zu viel in ein Buch reingepackt wurde. Auf beiden Seiten gibt es jede Menge Ermittler, Opfer und sonstwie Beteiligte. Als im Schwedischen Fall die vielen Leichen ausgegraben wurden, habe ich total den Überblick verloren, wer diese denn alle sind und wie und wann sie was mit dem Fall zu tun hatten. Auf der Seite der Ermittlungen in Dänemark fand ich es haarsträubend und unglaubwürdig, wie sich die Ermittler gegenseitig behinderten und bekämpften, anstatt mal ihre Arbeit zu machen. So kommt es zu immer weiteren Verbrechen, die sich an Grausamkeit und Brutalität überboten haben.

Speziell zum Hörbuch: Sehr zufrieden bin ich mit dem Sprecher David Nathan Da ich öfter Hörbücher höre, kenne ich da deutliche Unterschiede. Ich mag gar nicht, wenn z.B. weibliche Stimmen, Aufregung, Aggression und ähnliches übertrieben betont werden. Das nimmt mir den Spaß am Zuhören. Hier der Sprecher liest sehr angenehm ohne Übertreibung und es kommen doch die Spannungen und Emotionen der Geschichte zum Ausdruck. Insgesamt fand ich das Hörbuch aber auch viel zu lang. Es ist eine ungekürzte Lesung mit einer Länge von 949 Minuten. Das sind fast 16 Stunden und meiner Meinung nach hätte eine Kürzung der Sache gut getan.

Veröffentlicht am 02.02.2017

Erwachsenwerden in den 90ern

Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm
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Die Geschichte wird aus Sicht von Maggie erzählt. Sie ist 16 Jahre alt, hat eine 11-jährige Schwester Ronnie und lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Laura in Chicago. Die beiden Mädchen haben schon ...

Die Geschichte wird aus Sicht von Maggie erzählt. Sie ist 16 Jahre alt, hat eine 11-jährige Schwester Ronnie und lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Laura in Chicago. Die beiden Mädchen haben schon viele Male erlebt, dass Laura auf Männerfang war und sich dann ganz dem Ausgehen oder dem Sex gewidmet hat, so dass die beiden bei ihrer Oma Zuflucht finden mussten. Die erste Szene des Buches beschreibt beispielsweise, dass Maggie und Ronnie sich alleine auf einer Kirmes rumdrücken müssen, weil Laura sich mit ihrem neuen Ehemann Colm in einem Hotelzimmer vergnügt. Diese neue Beziehung von Laura zu Colm bewirkt auch eine sehr große Veränderung: Laura beschließt, mit den Mädchen in die Heimat von Colm, Irland, überzusiedeln. Sie müssen zum einen die ihnen vertraute Umgebung zurücklassen und auch die beiden Menschen, die ihnen im Leben bisher den meisten Halt geboten haben: ihre Oma und ihren Onkel Kevin. Kevin ist der jüngste Bruder von Laura und mit seinen 26 Jahre grade mal 10 Jahre älter als Maggie. Er ist ihr Patenonkel und durch den geringen Altersunterschied für sie wie ein großer Bruder. Er nimmt sie ernst und zeigt ihr immer seine Zuneigung. Die Liebe zur Rockmusik hat Maggie von Kevin gelernt und sie ist ihr ein wichtiger Faktor in ihrem Alltag.

Im fremden Irland gelingt es Maggie nur langsam, mit allem Neuen und mit den Schülern ihrer Klasse vertraut zu werden. Sie hält telefonisch Kontakt nach Chicago zu Kevin und ihrer Oma und freut sich, dass die beiden zum Weihnachtsfest und Jahreswechsel 93/94 nach Irland zu Besuch kommen werden. Kurz danach ereignet sich eine große Katastrophe: Kevin stirbt. Dass es Selbstmord war, wird Maggie für einige Zeit verheimlicht.

Auch mit gefällt der deutsche Titel sehr gut und wenn ich ihn mit dem Originaltitel vergleiche, liegt der deutsche sehr viel näher an der Geschichte des Buches. Ich fand diese Geschichte leicht und angenehm zu lesen. Mir wurde gut vermittelt, wie wenig Fürsorge Maggie durch ihre Mutter erfährt und wie sie mit Einsamkeit, dem Erwachsenwerden, mit negativen Erlebnissen und mit der ersten Liebe konfrontiert wird. Vom Schreibstil her würde ich das Buch als Jugendbuch einordnen, obwohl es durch die Nähe zu Nirvana eher die 40- bis 50-jährigen anspricht. Mir hat sowohl die Reise zu Nirvana als auch Maggies Entwicklung gut gefallen.

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