Tolle Geschichte über Zusammenhalt, Zulassen und Loslassen
Jahr der WunderEs ist das Jahr 2020, das Jahr in dem die Corona-Pandemie ihren Anfang nahm, das Jahr in dem George Floyd gewaltsam zu Tode kam, das Jahr in dem Angst und Wut die Oberhand gewonnen haben.
In diesem Jahr ...
Es ist das Jahr 2020, das Jahr in dem die Corona-Pandemie ihren Anfang nahm, das Jahr in dem George Floyd gewaltsam zu Tode kam, das Jahr in dem Angst und Wut die Oberhand gewonnen haben.
In diesem Jahr begleiten wir Tookie, eine indigene Büchhändlerin und Ex-Strafgefangene durch ihr Leben, durch die Höhen und vor allem Tiefen, die die weltweite Gesundheitskrise und die Aufstände nach Floyds Tod mit sich gebracht haben.
Und als wäre das nicht alles aufreibend genug, muss sich Tookie auch noch mit dem Geist der verstorbenen Flora, eine der besten Kundinnen des Buchhandels, herumschlagen.
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Louise Erdrich beschreibt hier sehr zutreffend die damalige Situation und webt sie in ihre Geschichte ein. Die Angst und Verunsicherung der ersten Corona-Monate kommt wieder hoch und bleibt spürbar, ebenso die Ohnmacht und Wut bzgl. der Polizeigewalt. Die Bilder, die damals um die Welt gingen, die Berichterstattung, alles ist sofort wieder greifbar und versetzt einen in die Gefühle und Gedanken zurück.
Tookie als Protagonistin ist ziemlich unnahbar, ein Umstand den ihre Vergangenheit mit sich bringt, und trotzdem kann man sich gut in ihre emotionale Verfassung hineinversetzen.
Das Buch beginnt mit einem Rückblick auf ihre Verhaftung und die darauf folgenden Jahre in Gefangenschaft. Dies alles ist wichtig um Tookie als Person zu verstehen, vor allem in Bezug zu ihrem Verhältnis zur Literatur.
Überhaupt spielen Bücher eine große Rolle in der Erzählung und das mag ich ja immer sehr. In diesem Zusammenhang wird aufgezeigt, welche Macht, das geschriebene Wort über uns haben kann. Welch heilende Wirkung Bücher haben und das sie in der Lage sind uns durch schwere Zeiten zu begleiten.
Man erfährt viel über die indigene Bevölkerung, die verschiedenen Stämme und Traditionen, was mir wahnsinnig gut gefallen hat. Themen wie Enteignung, kulturelle Aneignung und Rassismus kommen zur Sprache.
In einer schönen, klaren Sprache beschreibt Erdrich das Leben in all seinen Facetten.
Es geht um Familie, Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt, Aufgebehren, Widerstand. Es geht um Krankheit, Tod, neues Leben. Es geht ums Zulassen, Loslassen, Akzeptieren.
Und es geht darum, dass manche Menschen über den Tod hinaus, getrieben sind, Dinge zu Ende bringen müssen, die sie zu Lebzeiten nicht geschafft haben und den Umgang damit. Ob man nun an übernatürliche Kräfte, ein Leben nach dem Tod und Seelenwanderung glaubt oder nicht, es ist gut un schlüssig dargestellt, warum Flora geblieben ist.
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Ein gelungener Roman, der trotz der teils schweren Thematik gut zu lesen ist. Große Empfehlung.