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Veröffentlicht am 04.03.2024

Für England, für den König

Essex Dogs
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1346, die englische Flotte ist kurz davor an der französischen Küste an Land zu gehen, in forderster Front eine kleine Gruppe Söldner, die Essex Dogs, mit Schwertern, Äxten, Pfeil und Bogen für 40 Tage ...

1346, die englische Flotte ist kurz davor an der französischen Küste an Land zu gehen, in forderster Front eine kleine Gruppe Söldner, die Essex Dogs, mit Schwertern, Äxten, Pfeil und Bogen für 40 Tage angeworben, um für den englischen König zu kämpfen.

Historische Romane und ich, das ist immer so eine Sache. Meist mag ich sie nicht besonders, weil die Zeit, die Figuren zu sehr romantisiert werden. Ich mag es hier gern recht nah am tatsächlichen Geschehen, bestimmte Ereignisse und wichtige Persönlichkeiten sollten da in dem Kontext erwähnt werden, in dem sie in den Geschichtsbüchern zu finden sind. Hier nimmt der Autor nun die realen Begebenheiten rund um den Beginn des Hundertjährigen Krieges und berichtet von einer fiktiven Söldnergruppe, die es so, oder so ähnlich tatsächlich gegeben haben könnte. Wie man gut an den, den Kapiteln vorangestellten Zitaten entnehmen kann, berichten Augenzeugen und Chronisten meist nur von den "Heldentaten" namhafter Ritter, oder es wird generell jeder errungene Sieg dem König zugeschrieben. Die tatsächlich Kämpfenden, Söldner, niedrige Adlige, ja sogar Bauern, finden eher selten Erwähnung.

Der Leser wird genau wie die Figuren direkt ins Kampfgeschehen geworfen. Man hat fast das Gefühl ein Remake des Films "Der Soldat James Ryan" vor sich zu haben, nur wurden Gewehre und Kanonen gegen Schwerter und Katapulte getauscht. Kurz erhält man einen Überblick über die Mitglieder der Essex Dogs, die hier direkt ihre Unerschrockenheit und ihre Kampfkünste unter Beweis stellen können. Neben der zehnköpfigen Söldnergruppe gibt es noch eine Vielzahl von anderen Figuren, teils mit etwas schwierigen Namen. Hier den Überblick zu behalten ist nicht ganz leicht, bessert sich aber mit der Zeit. Einige Mitglieder der Dogs lernt man besser kennen, erfährt sogar Details aus ihrem Vorleben, wie bei Anführer Loveday. Andere, wie beispielsweise die walisischen Bogenschützen bleiben eher am Rand. Zum Ende des Buches bleiben einige lose Enden, einige offene Fragen, allerdings lässt der Epilog vermuten, dass es ein Wiedersehen mit den Dogs geben könnte.

Der Autor erzählt seine Geschichte sehr bildhaft, nach diversen Sachbüchern zum Thema ist dies sein erster Roman. Seine Beschreibungen der Kampfszenen, aber auch der Landschaft, des Alltags und der Stimmung innerhalb des Heeres machen die Szenen lebendig. Im Mittelteil zieht sich die Geschichte etwas, ebenso wie der ermüdende Marsch der Soldaten. Im Grunde ist die Geschichte aufgebaut wie das Kampfgeschehen, lange, ermüdende Phasen des Marschierens wechseln sich ab mit dem atemlosen Chaos des Kampfes. Hierbei geht es dann auch recht heftig zur Sache, es wird gebrandschatzt, vergewaltigt, gemordet, mal mit der Billigung des Königs, mal ohne sie. Man muss sich beim Lesen bewusst sein, dass es brutal und blutig wird, die Männer gehen grob miteinander um, dementsprechend rau ist auch Sprachgebrauch.

In seinem Nachwort stellt der Autor noch einmal klar, dass es sich hierbei um einen fiktiven Roman handelt. Die Eckpfeiler der Geschichte rund um König Edward III. und seinen Frankreichfeldzug sind geschichtlich belegt und es gibt hierzu am Ende des Buches noch Lektüreempfehlungen.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Ermittlungen auf eigene Faust

Skalpjagd
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Ted Garner, Profiler bei der Royal Canadian Police, hadert mit seiner Arbeit und beschließt aus dem Polizeidienst auszuscheiden. Auf einem Therapeutenkongress lernt er die attraktive Dozentin Dr. Hofstätter ...

Ted Garner, Profiler bei der Royal Canadian Police, hadert mit seiner Arbeit und beschließt aus dem Polizeidienst auszuscheiden. Auf einem Therapeutenkongress lernt er die attraktive Dozentin Dr. Hofstätter kennen und lässt sich von ihr zu einer spirituellen Zeremonie mit einem indigenen Medizinmann überreden, bei der auch halluzinogene Drogen eine Rolle spielen. Nach einem ziemlichen Horrortripp erwacht Garner am nächsten Morgen allein im Zelt, in der Hand ein blutiges Messer, neben ihm die brutal verstümmelte Leiche von Dr. Hofstätter.

Als Polizeibeamter würde man im Normalfall natürlich direkt die Kollegen informieren, Ted Garner, für seine Alleingänge bekannt, will allerdings selbst herausfinden was passiert ist.

An sich sind spezielle Ermittlerfiguren, die auch gern mal unkonventionelle Wege gehen, genau mein Ding, mit der Figur Ted Garner bin ich aber irgendwie nicht warm geworden. Sein Handeln war manchmal so gegen jede Regel und hatte dabei nicht unbedingt was von einsamer Wolf, als eher von störrischem Esel. Ganz anders dagegen die offiziellen Ermittler im Mordfall Hofstätter, Frank Lombardi und Nora Jackson. Dieses Ungleiche Paar war mir direkt sympatisch, auch, oder gerade weil die Interaktion der Beiden und ihre Dialoge schon sehr speziell sind. Bei manchen Wortwechseln hab ich mich kurz gefragt, ob man das so eigentlich noch sagen darf.

Der Einstieg ins Buch ist mir sehr leicht gefallen, die Story war direkt meins, es passierte recht schnell etwas, generell hatte ich das Gefühl, dass die Story ein gutes Tempo vorlegt. Durch die Wechsel zwischen den verschiedenen Erzählperspektiven konnte man die Geschichte immer aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Fast in der Mitte des Buches musste ich eine Pause einlegen und danach hab ich dann irgendwie den Flow nicht wiedergefunden. Die Erzählstränge um Lombardi und Jackson fand ich weiter gut, auch weil hier bei Lombardi etwas tiefer aufs Privatleben eingegangen wurde, bei Garner hab ich mich mehr und mehr gefragt, was der Mann da eigentlich treibt und warum er sich so offensichtlich in Gefahr begibt.

Das Buch ist das Dritte in der Reihe um Ted Garner und ich glaube, dass mir die Hintergrundinformationen aus den vorangegangenen Büchern einfach fehlen. Ich kann die Figur und ihr Handeln nicht richtig einschätzen. Ich steige ja oft mittendrin in eine Buchreihe ein, meist ist das kein Problem, hier denk ich aber fällt es mir auf die Füße. Abgesehen davon bietet das Buch einen authentischen, aber auch kritischen Blick auf die Lebensumstände der indigenen Bevölkerung Kanadas, ebenso wie auf die Drogenproblematik in Großstädten. Von der Lösung des Falles hatte ich etwas anderes erwartet, das war mir dann fast ein bisschen zu banal.

Trotz aller Kritik ein solider, spannender Krimi mit speziellen Figuren. Sollte Ted Garner mir durch Zufall in der Buchhandlung noch einmal über den Weg laufen, werde ich ihm wohl noch eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Jäger und Gejagte

Trophäe
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Hunter White ist Jäger aus Leidenschaft, alles was Prestige verspricht hatte er schon vor dem Lauf des schweren Jagdgewehrs seines Großvaters. In Afrika will er nun endlich seine Big Five komplett machen ...

Hunter White ist Jäger aus Leidenschaft, alles was Prestige verspricht hatte er schon vor dem Lauf des schweren Jagdgewehrs seines Großvaters. In Afrika will er nun endlich seine Big Five komplett machen und ein Nashorn auf dem Land seines langjährigen Freundes Van Heeren jagen. Der Gruppe kommen Wilderer in die Quere und machen Hunters Pläne zunichte, doch Van Heeren hat da noch eine andere Beute im Angebot.

Gaea Schoeters Buch ist von der Thematik Jagd her schon prädestiniert für kontroverse Diskussionen, Sinn und Unsinn der Jagd im Allgemeinen, der Jagd auf bedrohte Tierarten natürlich im Besonderen. Es ist hier sehr interessant zu lesen, wie der Jäger Hunter den Akt des Tötens im Zuge der Jagd vor sich selbst rechtfertigt.

"...ist die Jagd eine Form des Artenschutzes, und deshalb ein artgerechter, ehrenhafter Sport und das Wildern ein schreckliches Verbrechen."

" Mit dem sechsstelligen Betrag, den er hingeblättert hat, um das Nashorn - Männchen erlegen zu dürfen, finanziert er nicht nur ein Zuchtprogramm für den Fortbestand der Art, sondern ermöglicht auch dem Rest der Herde eine faire Chance auf Schutz. "

Hunters Figur ist der Inbegriff des großen weißen Jägers, der mit genügend Geld seiner Leidenschaft frönen und seiner Frau immer wieder neue Trophäen nach Hause schicken kann. Für ihn zählen nur die anspruchsvolle Jagd und die Beute, für das Land in dem er jagt interessiert er sich wenig. Über die Wildtierpopulation eines Gebietes könnte er stundenlang sprechen, über die Gebräuche der Einheimischen hingegen weiß er nichts zu sagen. Dieses Bild steht stellvertretender für die Sichtweise, die die Weißen lange Jahre auf die so genannte dritte Welt hatten und vielleicht immer noch haben. Wissenswert ist nur der ausbeutbare Reichtum eines Landes, die Bevölkerung, ihre althergebrachten Sitten und Gebräuche, ja sogar ihr Glaube ist uninteressant.

Gerade von dieser Problematik erzählt das Buch, wenn es zur Begegnung von Hunter und dem indigenen Stamm kommt, der auf dem Land Van Heerens lebt. Mit der Erlaubnis von Van Heeren dürfen sie hier, auf dem Land, das eigentlich das ihre ist, leben und jagen. Eine Freiheit, die einen hohen Preis fordert, den Preis, der letztlich die unaussprechliche Trophäe für Hunter werden soll.

"Deine westliche Moral ist ein Luxusprodukt, das man sich leisten können muss. Der Rest der Welt muss mit Pragmatismus auskommen. Ich helfe diesen Jungs auf die einzig mögliche Art."

Die Autorin schreibt mit einer unglaublichen Wortgewalt, fast glaubt man als Leser die flirrende Hitze zu spüren, die Geräusche des Busches zu hören, fast kann man den Staub auf der Zunge schmecken. Schon mit dem ersten Sätzen nimmt einen das Buch gefangen, ich habe es in einem Rutsch gelesen. Selbst in den erschreckenden Szenen kann man sich dem Reiz nicht entziehen. Das heutige Afrika wird atmosphärisch dicht beschrieben, fast schon romantisiert, um dann präzise und nüchtern den Fokus auf die Lebensumstände der indigenen Stämme zu lenken. Gekonnt vereint das Buch zwei Sichtweisen, die idyllisch verklärte mit der wir den Sehnsuchtsorte Afrika betrachten, und die zynisch, überhebliche der westlichen Industrienationen. Wir spielen uns auf als Naturschützer, Entwicklungshelfer, Lehrer, dabei sind wir es, denen eine Lektion erteilt wird.

Das Buch hallt noch lange nach, es bietet Gespräche- und Diskussionsstoff auf vielen Gebieten, was es aber vor allem bietet ist ein grandioses Leseerlebnis!

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Geschichte eines Mordes

Die Insel des Zorns
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Ex Filmstar Lana hat die Nase voll vom regnerischen Wetter in London und möchte einige Tage in die Sonne entfliehen. Mit ihrem Mann, ihrem Sohn und einigen engen Freunden reist sie auf ihre Privatinsel ...

Ex Filmstar Lana hat die Nase voll vom regnerischen Wetter in London und möchte einige Tage in die Sonne entfliehen. Mit ihrem Mann, ihrem Sohn und einigen engen Freunden reist sie auf ihre Privatinsel nach Griechenland. Doch die Idylle trügt, unter der Oberfläche werden Spannungen spürbar und diese entladen sich zusammen mit einem schweren Sturm über der Insel.

Das Szenario ist recht klassisch, eine Gruppe von Leuten, durch Naturgewalten von der Aussenwelt abgeschnitten und plötzlich geschieht ein Mord. Schon Agatha Christie hat sich an diesem Gedankenspiel bedient. Natürlich ist es möglich, dass ein unbekannter Täter von außen den Mord beganngen hat, wahrscheinlicher ist es aber, der Täter ist unter den Anwesenden zu suchen. Auch bei der Gruppe um Lana wird zuerst ein Fremder verdächtigt, der es irgendwie im Sturm auf die Insel geschafft haben muss, schnell muss man sich aber der Tatsache stellen, dass der Täter einer von ihnen ist.

Trotz dieser recht klassischen Konstellation bietet das Buch, das ich eher als Krimi, den als Thriller bezeichnen würde eine Besonderheit. Diese Besonderheit besteht im Ich Erzähler Elliot. Elliot, ein guter Freund von Lana und ebenfalls auf der Insel anwesend übernimmt es dem Leser die Geschichte des Mordes zu erzählen. Elliot ist für diese Aufgabe prädestiniert, selbst Autor eines sehr erfolgreichen Buches und als Insider an Lanas Seite liegt ihm das Erzählen im Blut und so fächert er die Ereignisse in mehreren Akten, wie ein Theaterstück, vor dem Leser auf. Schnell wird klar, dass Elliot ein eher subjektiver Erzähler ist, der auch schonmal bewusst Dinge auslässt, die ihm unangenehm sind, oder auch Sachen schönredet, um in einem guten Licht dazustehen.

Keine der Figuren im Buch ist wirklich sympathisch, für manche empfindet der Leser Mitleid, andere mag man von der ersten Zeile an nicht, bei wieder anderen ist man lange Zeit im Zwiespalt und springt zwischen den verschiedensten Empfindungen hin und her. Natürlich polarisiert Lana als Filmdiva sehr, aber allen voran ist Elliot die Figur, die man nie wirklich zu fassen bekommt. Leider fehlt allen Figuren etwas der Hintergrund, es kommen zwar bei Einigen von ihnen Ereignisse aus der Kindheit zur Sprache, aber es bleibt eher bei Andeutungen zu denen sich der Leser seine eigenen Gedanken machen muss.

Die Art und Weise wie der Autor die Geschichte durch Elliot erzählen lässt ist richtig gut gemacht. Jeder Akt ist eine Weiterführung der Geschichte, in jedem Akt kommen neue Erkenntnisse zu Tage, Ereignisse werden plötzlich aus einem anderen Blickwinkel neu erzählt, Elliot schweift in Erinnerungen ab. Leider ist es hier etwas schwierig ins Detail zu gehen, ohne zukünftige Leser zu spoilern. Irgendwie ist die ganze Geschichte eine Geschichte in der Geschichte, wie eine Matroschka kommt immer wieder etwas Neues zum Vorschein, wie bei einer Zwiebel ist unter einer Schicht, eine weiter Schicht und jede dieser Schichten wirft alles über den Haufen, was man bis dato zu wissen glaubte.

Alex Michaelides hat eine spannende Geschichte abgeliefert, die ohne viel Blutvergießen auskommt. Vom Leser wird etwas an Aufmerksamkeit erfordert um beim ausschweifenden Stil des Ich Erzählers nicht den Anschluss zu verlieren, es macht riesen Spaß sich Theorien zurechtzulegen und mit auf Täterjagd zu gehen. Als einzigen Kritikpunkt des Buches kann ich hier nur das Cover benennen, diese blauen Kreise über dem eigentlichen Titelbild hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Freunde aus Kindertagen

Schneesturm
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Cara ist seit Jahren Polizistin auf der kleinen irischen Insel Inishmore. Sie hat hier als Kind ihre Sommer verbracht, später ihre Große Liebe gefunden, um sie dann durch einen tragischen Bootsunfall verloren. ...

Cara ist seit Jahren Polizistin auf der kleinen irischen Insel Inishmore. Sie hat hier als Kind ihre Sommer verbracht, später ihre Große Liebe gefunden, um sie dann durch einen tragischen Bootsunfall verloren. Der Unfall jährt sich bereits zum zehnten Mal und die Clique von damals trifft sich, um dem verlorenen Freund, Ehemann und Bruder zu gedenken. Das Treffen steht unter keinem guten Stern, droht doch der schwerste Schneesturm seit langem über die Insel hereinzubrechen.

Der Prolog beginnt erstmal mit der Beschreibung der Tradition des Klippenspringens, die jedes Jahr unzählige Touristen und Schaulustige auf die Insel lockt, wandelt sich aber schnell zu einem Mordszenario, als mitten im aufkommenden Sturm eine Leiche über eben diese Klippen ins Meer geworfen wird. Während die Freundesgruppe ihr Wiedersehen feiert, weiß der Leser also bereits, das etwas passiert ist und hat auch direkt eine Ahnung, wer das Opfer sein könnte.

Das Setting der Geschichte hat mich von der ersten Seite an mitgenommen, der Stil der Autorin ist genau meins, obwohl ich mit einigen der irischen Namen so meine Schwierigkeiten hatte. Bei einem der Freunde wird die Aussprache des Namens innerhalb der Geschichte erklärt, aber beim Namen von Caras Tochter war ich komplett überfordert.

Die Story konzentriert sich hauptsächlich auf die Gruppe von Freunden, die sich bereits alle seit ihrer Kindheit kennen. Die wenigen Nebenfiguren, einige Dorfbewohner, Caras Familie und ein anwesendes Filmteam, spielen nur am Rand eine Rolle. Das Setting, eine kleine Gruppe von Personen, durch einen Sturm von der Außenwelt abgeschnitten, ist nichts ungewöhnliches und recht klassisch für das Genre. Es beginnt eine Mörderjagd, wie sie beispielsweise schon Agatha Christie in ihren Romanen dargestellt hat. Auf Grund dieser Tatsache und weil der Spannungsbogen doch eher sehr stabil gleichbleibend ist, würde ich das Buch auch eher als Krimi, denn als Thriller einstufen.

Durch den Hinweis auf dem Cover des Buches weiß man als Leser direkt, dass der Täter innerhalb der Clique zu suchen ist und dadurch, dass immer wieder der Unfalltod von Caras Ehemann thematisiert wird, scheint eine Verbindung hierzu plausibel. Zeitweise ist jeder der Gruppe verdächtig am aktuellen Todesfall, Cara ermittelt auf eigene Faust und hat dabei das Wetter und die sturen Einheimischen gegen sich. Die Ermittlungen scheinen dem Leser teilweise recht kopflos, es kommt hier und auch später zu einigen Logikfehlern, die einem teilweise aber erst später so richtig klar werden. So tobt ein schwerer Sturm über die Insel, mit Schnee bis hoch an die Fenster, trotzdem fährt Cara mit dem Polizeiauto über die Insel, von Winterdienst weit und breit keine Spur. Ein Verdächtiger kann flüchten und ist innerhalb von Sekunden im Schneegestöber verschwunden, anscheinend aber ohne Spuren zu hinterlassen, denen, man folgen könnte. Und das Cara sich wichtiges Beweismaterial aus dem unverschlossenen Kofferraum des Polizeiautos klauen lässt ist auch nicht gerade glaubhaft.

Letztlich konnten all diese Punkte, ebenso wie die Ahnung zum Täter, die einen recht schnell beschleicht, oder die minutiöse Aufklärung der Tat am Ende, mein Lesevergnügen nicht wirklich trüben. All dies ist im Genre nicht ungewöhlich, denkt man zum Beispiel nur an Peter Falk als Columbo, wo der Zuseher direkt zu Beginn den Mörder bei der Tat beobachtet und es im Verlauf des Films darum geht die Tat zu beweisen, oder eben auch an Agatha Christies Hercule Poirot und Miss Marple, wo der Tathergang im Finale vor dem Zuschauer aufgerollt und der Täter, unter zeitweiser Verdächtigung aller Anwesenden enttarnt und zum Geständnis gebracht wird. Auch hier wirken Zeitabläufe und Tathergang oft konstruiert und nicht unbedingt logisch, führen aber letztlich zum gewünschten Ende. Ich mags und mochte es auch hier. Die Story war in Aufbau und Umsetzung ganz meins, ich könnte mir das Ganze gut als Sonntagabend-Krimi im Fernsehen vorstellen. Gern mehr davon.

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