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Veröffentlicht am 10.04.2023

Rachegelüste

Suzukis Rache
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Wie wird man vom Mathematikprofessor zum Kriminellen, der auf der Straße Frauen anspricht, um sie in Verträge mit dubiosen Schöhnheitsprodukten zu quatschen? Suzuki hat diese zweifelhafte Karriere gestartet, ...

Wie wird man vom Mathematikprofessor zum Kriminellen, der auf der Straße Frauen anspricht, um sie in Verträge mit dubiosen Schöhnheitsprodukten zu quatschen? Suzuki hat diese zweifelhafte Karriere gestartet, um so seine titelgebende Rache zu bekommen. Rache am Verursacher des schrecklichen Unfalls bei dem Suzukis Frau getötet wurde. Und wenn dieser der Sohn eines Verbrecherbosses ist, muss man halt in dessen Organisation eintreten und auf seine Chance warten. Diese Chance scheint nun gekommen, allerdings wird das mit der Rache nicht ganz so einfach, denn auch Andere haben hier anscheinend noch eine Rechnung offen.

Suzukis Rache ist das zweite Buch von Kotaro Isaka, das ins Deutsche übersetzt wurde und nachdem mich Bullet Train total umgehauen hat musste ich das Buch unbedingt lesen. Der Autor bleibt hier seinem Stil und seiner, zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftigen, Thematik treu und führt den Leser wieder in die Welt der Auftragsmörder und Verbrechersyndikate. Mit der Figur des Suzuki gibt es auch hier eine gebrochene Persönlichkeit um die die Geschichte kreist und die, ein ums andere mal, für philosophische Aspekte sorgt.

Die Figuren im Buch sind alle ganz speziell und ziemlich skuril. Wie schon in Bullet Train zeigt der Autor seinen Faible für ungewöhliche Namen. Nach Insekten und Früchten in Bullet Train haben wir hier nun den Wal, ein Riese von einem Mann, mit der Vorliebe für immer das gleiche Buch, oder Zikade, ein junger Bursche, der nie den Mund halten kann und während in Bullet Train immer Thomas die Lokomotive für Lebensweisheiten herhalten musste, ist es hier ein ominöser Musiker der gern und oft zitiert wird.

Der Autor verknüpft geschickt die Wege seiner Figuren auf total zufällige Art. Immer wieder kommt es zu schicksalhaften Überschneidungen, die manchmal ungewollt Leben retten, oder Pläne durchkreuzen. Zu einem direkten Aufeinandertreffen kommt es erst relativ spät, hier ist der leser mit seinem Wissen den Figuren um einiges Voraus.

Das Buch ist rasant geschrieben, hat aber auch nachdenkliche, fast melancholische Anklänge. Gerade bei den Kampfszenen kann man als Leser auch schonmal den Überblick verlieren. Die Geschichte strotzt nur so vor tief, tief schwarzem Humor. Diesen Humor muss man als Leser natürlich mögen und sich drauf einlassen, gerade weil in anderen Teilen der Geschichte Gewalt beschrieben wird, die den Ein oder Anderen schlucken lässt. Man darf als Leser hier nicht vergessen, dass man immer noch einen Thriller liest in dem Autragsmörder ihrem Tagwerk nachgehen.

Die Bücher von Kotaro Isaka sind mit Sicherheit sehr speziell und nicht für jeden Krimi/Thrillerleser das Richtige. Für mich ist die verrückte Mischung genau das Richtige und ich bin gespannt auf weitere Übersetzungen seiner Werke.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Geheimnisse

30 Tage Dunkelheit
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Hannah ist Schriftstellerin, ihre Bücher sind allerdings vom Stil her eher etwas für eine kleine Leserschaft und so ist ihr Erfolg überschaubar. Mit ihrem neuen Buch hadert sie, trotz ausreichend Wein ...

Hannah ist Schriftstellerin, ihre Bücher sind allerdings vom Stil her eher etwas für eine kleine Leserschaft und so ist ihr Erfolg überschaubar. Mit ihrem neuen Buch hadert sie, trotz ausreichend Wein und Zigaretten wollen die Worte einfach nicht fließen. Als sie frustriert einen Auftritt auf der Buchmesse hinter sich bringen möchte, kommt ihr ausgerechnet ihr verhasster Schriftstellerkollege Jorn mit seinen trivialen Krimis in den Weg. Prompt lässt sich Hannah zu einer Wette anstacheln, die sie in die Einsamkeit Islands führt und als der Neffe ihrer Gastgeberin einen Unfall hat, kommen Hannah die Umstände mehr als merkwürdig vor.

Ich lese gern und oft Krimis aus dem skandinavischen Raum, einen dänischen Krimi, der in Island spielt hatte ich da aber noch nicht dabei. Für Jenny Lund Madsen ist es ihr Debüt und die Autorin hat mit dem Buch direkt einen Preis abgeräumt.

Der Schreibstil der Autoriin lässt sich gut und schnell lesen, der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Die Geschichte, die rund um den vermeindlichen Unfall gesponnen wird ist zwar recht nebulös, aber spannend, Als Leser bekommt man viel Gelegenheit seine eigenen Theorien zu entwickeln. In einem ganz kleinen Teil lag ich sogar mit meiner Vermutung zum Motiv richtig. Bei den ganzen Wendungen und Verwicklungen war es allerdings fast unmöglich das tatsächliche Geschehen zu durchschauen. Die Enthüllung des Täters hat mich komplett überrascht. Das Credo für ihren Krimi hat die Autorin ihrer krimischreibenden Figur Jorn abgeschaut, dessen drei Regel für einen guten Krimi lauten nämlich: " Eine spektakuläre, gewaltsame Einleitung; viele falsche Fährten und Verdächtige; Überraschung und nochmal Überraschung".

Ein weiterer, sehr prägender Satz ist: " Die Hauptfigur darf auf keinen fall sympatisch sein. Niemand mag eine sympatische Hauptfigur in einem Krimi." Leider, wie ich finde, ist es der Autorin auch tatsächlich gelungen eine ziemlich unsympatische Hauptfigur zu schaffen. Hannah ist zynisch, überheblich, auf weiten Strecken total unsensibel, benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen bei ihren Ermittlungen in Eigenregie. Auch bei den weiteren Figuren fällt es oft schwer einen Sympathieträger zu finden. Viele von ihnen sind recht spezielle Charaktere. Da sind die arbeitslosen Fischer, die schon vormittags dem Alkohol fröhnen, Ella, die zwar dänisch versteht, es aber nur schreiben und nicht sprechen kann und dementsprechend mit Hannah nur per Zettel kommuniziert, oder auch der recht naiv dargestellte, leicht überforderte Dorfpolizist, dem nichtmal ein Schneemobil zur Verfühgung steht. Natürlich kann ich hier nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, aber die Darstellung war mir doch manchmal etwas sehr viel Klischee und Stereotyp.

Im Grundtenor hat mich das Buch gut unterhalten, die Geschichte ist spannend, obwohl über weite Strecken eher Hannah mit ihren Befindlichkeiten im Vordergrund steht, als der tatsächliche Kriminalfall. Vielleicht sehe ich das Ganze aber auch einfach nur zu eng.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Düstere Bergwelt

Wolfskinder
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Jesse und Rebekka leben im kleinen Ort Jakobsleiter abgelegen in den Bergen, allein der Weg zur Schule ist lang und gefährlich. Während Jesse sich hier in der Stille der kleinen Gemeinschaft wohlfühlt, ...

Jesse und Rebekka leben im kleinen Ort Jakobsleiter abgelegen in den Bergen, allein der Weg zur Schule ist lang und gefährlich. Während Jesse sich hier in der Stille der kleinen Gemeinschaft wohlfühlt, möchte Rebekka sie gern verlassen und als einer der Monteure des neuen Sendemasts ihr seine Nummer zusteckt, scheint das ihre Möglichkeit zu sein. Kurz darauf ist sie verschwunden.

Vera Buck zeichnet in ihrem Thriller schon recht schnell eine sehr beklemmendes, düsteres, Bild, darüber können auch die Beschreibungen von Ediths wunderschönen Blumen nur kurz hinwegtäuschen. Die Grundstimmung des Buches ist durchweg sehr bedrohlich und zieht den Leser sofort in seinen Bann, ohne das man direkt sagen könnte woran es liegt. Einen großen Beitrag haben hier natürlich die Bewohner von Jakobsleiter mit ihrer sehr ablehnenden Haltung, obwohl nur einige wenige aktiv in die Geschichte eingearbeitet sind. Die handelnden Personen sind meist recht vielschichtig aufgebaut, oft hat der Leser das Gefühl, da steckt mehr dahinter.

Die Autorin hat sich eines nicht unbekannten Settings für ihr Debüt bedient. Eine augenscheinlich idyllische Touristenregion, in der immer wieder junge Mädchen und Frauen verschwinden. Nicht unbedingt ungewöhnlich, schließlich kommt es in der oft unzugänglichen Bergregion oft zu Unfällen durch unvorsichtige Wanderer, sogar Wölfe leben hier. Eine kleine eingeschworene Gemeinde, die abgeschottet lebt und Fremden gegenüber wenig gastfreundlich ist. Dem Leser drängen sich hier natürlich direkt Assoziationen dazu auf, wie der weitere Verlauf der Geschichte sein könnte. Die Autorin schafft es hier aber sehr gut eine spannende Handlung zu kreieren, die den Leser tief ins Geschehen hineinzieht. Dabei entwickelt man schnell Sympathie und Antipathie für verschiedene Figuren und es fällt schwer sich auf eine Täter festzulegen.

Das Buch erzählt die Ereignisse aus mehreren wechselnden Perspektiven. Anfänglich kann das etwas verwirrend sein, ich bin aber trotzdem recht schnell in die Geschichte reingekommen. Obwohl an einigen Stellen natürlich auch Gewalt beschrieben wird, fordert einen die Story auch stark auf der psychischen Ebene. Wer Angst vor dunklen, engen Räumen hat wird bei der Lektüre schnell merken was ich meine.

Es gibt im Buch so ein paar Kleinigkeiten mit denen ich etwas hadere und auch das Ende hat für meinen Geschmack einen Tick zu viel Theatralik. Am Gesamteindruck ändert das aber nichts. Der Thriller war genau meins, Kopfkino ist die ganze Zeit am Laufen gewesen und ich denke die Geschichte wäre ein guter Stoff für eine Verfilmung.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Tea Time

Das Geheimnis der Goldmine
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Der Engländer lässt ja nichts auf seine berühmte Tea Time kommen und auch Rex Fortescue besteht in seinem Büro auf eine Teepause, leider wird das allerding seine letzte Tasse Tee sein, den nach deren Genuss ...

Der Engländer lässt ja nichts auf seine berühmte Tea Time kommen und auch Rex Fortescue besteht in seinem Büro auf eine Teepause, leider wird das allerding seine letzte Tasse Tee sein, den nach deren Genuss stirbt er. für Inspector Neele steht schnell fest es war Gift im Spiel und die Ermittlungen beginnen.

Wiedereinmal legt Agatha Christie hier einen Mordfall vor, der den Leser in eine illustre Familie hineinzieht. Während das Familienoberhaupt stirbt ist die viel jüngere Ehefrau auf einem Golfplatz unterwegs und nicht erreichbar. Im Haus trifft die Polizei nur das Personal an, da ist vom unmotivierten Butler, über das äußerst nervöse Dienstmädchen bis hin zur unerschütterlichen Hausdame alles vertreten. AC zeigt hier ein vielleicht etwas überzeichnetes Bild der Zeit, aber ein durchaus passendes. Motive für die Tat gibt es reichlich, Verdächtige auch, blöd nur, dass die Alle augenscheinlich ein Alibi haben.

Das Buch ist ein Miss Marple Krimi, allerdings tritt die alte Dame erst relativ spät in Erscheinung, trägt dann aber mit ihren teils kryptischen Hinweisen und Spekulationen sehr zur Lösung des falles bei. Hier bleibt AC ihrem Stil treu. Der Leser bekommt natürlich die verschiedensten Spuren und Hinweise geliefert um Mitzukriminalisieren, alllerdings ist die Autorin eine Meisterin im legen falscher Spuren. Ich habe meinen Verdacht im Laufe der Geschichte mehrfach geändert und lag am Ende zwar mit dem Motiv richtig, beim Täter aber daneben. Die Auflösung des Falls offenbart dann auch wieder ACˋs verwinkelte Gedankengänge und den komplizierten Aufbau ihrer Kriminalfälle. Das muss man natürlich mögen und ich tue es. Auch wenn das Ende vielleicht etwas konstruiert und mit zu vielen Zufällen daher kommt war das Buch wieder ein spannendes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Historische Verbrechen

Früher war mehr Verbrechen
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Morde gab es schon seit Anbeginn der Zeit, wenn wir der Überlieferung glauben können. So hat Kain seinen eigenen Bruder aus, wie es heute wohl heißt, niederen Beweggründen erschlagen. Damals stand der ...

Morde gab es schon seit Anbeginn der Zeit, wenn wir der Überlieferung glauben können. So hat Kain seinen eigenen Bruder aus, wie es heute wohl heißt, niederen Beweggründen erschlagen. Damals stand der Täter schnell fest, aber in vielen überlieferten Fällen die später folgten ist dies nicht so einfach nachzuweisen.

Die Autorinnen des Buches haben bereits in ihrem Podcast gezeigt, wie spannend ein Blick auf die Historie der Kriminalfälle sein kann. Mit einer lockeren Erzählweise nehmen sie den Leser mit auf eine Reise durch verschiedene Epochen und zu teils bis heute rätselhaften und unaufgeklärten Verbrechen. So werfen wir hier zum Beispiel einen Blick auf einen Hexenprozess, auf die Tragödie, die eine Gruppe Siedler in Amerika ereilt, oder auf raffinierte Betrüger und Heiratsschwindler, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Natürlich werfen die Beiden auch einen genauen blick auf einen der wohl berühmtesten Mörder der Geschichte, Jack the Ripper.

Durch ihren Hintergrund als Prähistorikerinnen können die Autorinnen dem Leser natürlich fundierte Erkenntnisse darlegen, sie beleuchten die Verbrechen aber auch aus modernen Blickwinkeln und hinterfragen Entscheidungen und Urteile. In einigen der Fälle wird sehr deutlich wie schwierig eine umfassende Recherche ist, denn oft gibt es nur wenige schriftliche Nachweise und natürlich kann man festgehaltene Zeugenaussagen und Beweise heute nicht mehr verifizieren. Angesichts moderner Ermittlungsmethoden ala CSI sträuben sich dem Leser manchmal die Haare wenn man liest, unter welchen Umständen Ermittlungen erfolgt sind, wie an Tatorten verfahren wurde, oder wie Opfer bis heute noch stigmatisiert werden.

Die Fälle im Buch sind eine Mischung aus Folgen ihres Podcasts und eigens für das Buch ausgewählte. Der Blick auf die Verbrechen und besonders natürlich die Opfer erfolgt mit viel Empathie und Rücksichtnahme. Zu Beginn der Kapitel gibt es immer eine kurze Einleitung, in der auch auf verstörende, sensible Inhalte hingewiesen wird, wenn es zum Beispiel um Kinder geht. So kann man als Leser vermeiden, zu tief in ein Thema gezogen zu werden, das einen persönlich zu stark triggern würde.

Ich empfand die Reise durch die verschiedenen Epochen als sehr interessant, spannend und unterhaltsam, den Podcast werde ich mir mit Sicherheit anhören.

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