Profilbild von sabrina_sbs

sabrina_sbs

Lesejury Star
offline

sabrina_sbs ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sabrina_sbs über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2021

Licht und Schatten

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe (Ikonen ihrer Zeit 4)
0

Salzburg, 1751, 1766-1785: Nannerl, die große Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart, muss immer zurückstehen. Ihr Bruder steht im Zentrum und hat als Junge bzw. Mann viele Freiheiten, die einer Frau in ...

Salzburg, 1751, 1766-1785: Nannerl, die große Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart, muss immer zurückstehen. Ihr Bruder steht im Zentrum und hat als Junge bzw. Mann viele Freiheiten, die einer Frau in der Zeit einfach nicht eingeräumt wurden. Die Geschwister eint jedoch die Liebe zur Musik. Doch während Wolfert sein Leben nach Belieben leben kann, muss Nannerl sich den Konventionen beugen und für die Familie einstehen.
Ich mag historische Bücher und ganz besonders solche, die sich mit Frauen und ihrer Lebenswelt beschäftigen. Darum musste ich hier einfach zugreifen. Nannerl, die eine begnadete Musikerin war, wurde von den Menschen verehrt, jedoch stand sie schon früh im Schatten ihres Bruders. Dass sie zurückstecken muss fällt ihr nicht so leicht, aber sie liebt ihren Bruder und vertreibt sich ihre Zeit mit gesellschaftlichen Anlässen. Dort lernt sie auch einen Mann kennen. Die beiden empfinden sehr viel füreinander, jedoch ist eine Ehe nicht möglich. Wird Nannerl ihr Glück finden? Das ist die Frage, die über allem schwebt. Wird sie in einer so stark an den Männern und ihren Bedürfnissen ausgerichteten Welt ihren Weg finden?
Ich fand es super, dass Nannerl hier aus dem Schatten ihres Bruders heraustrat und im Fokus stand. Zwischendurch fehlte mir ein wenig die Tiefe und ich fand den Schreibstil stellenweise ein bisschen arg simpel gestrickt. Die Geschichte als solche ist interessant, leicht nachvollziehbar und hat mich auch emotional angesprochen. In Teilen ist sie aber plötzlich erschreckend banal, bevor wieder irgendein Knaller kommt. Wie Frauen damals zu leben hatten – ich bin so froh im Hier und Heute zu leben, das wurde mir hier wieder einmal so richtig vor Augen geführt. Leider fand ich die Charaktere teilweise nicht so richtig ansprechend beschrieben (Nannerl ist aber wirklich hervorragend gezeichnet, und das ist ja besonders wichtig), dafür war der Zeitgeist richtig gut rübergekommen.
Unter dem Strich gab es viel Licht, aber auch einiges an Schatten. Für mich war es das schwächste Buch der Reihe.

Veröffentlicht am 13.07.2021

Nicht Becketts bestes Werk

Die Verlorenen
0

Jonah Colley wird von einem alten Freund angerufen und zu einem Lagerhaus gebeten. Die beiden Polizisten hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr, doch Jonah folgt dem Ruf des Freundes und gerät mitten in ...

Jonah Colley wird von einem alten Freund angerufen und zu einem Lagerhaus gebeten. Die beiden Polizisten hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr, doch Jonah folgt dem Ruf des Freundes und gerät mitten in einen Alptraum. Der Freund ist tot und nicht nur er. Zudem wird Jonah schwer verletzt und gerät ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Zudem werden alte Wunden aufgerissen…

Jonah hat vor zehn Jahren seinen Sohn verloren, seine Ehe ging in die Brüche und er lebt noch immer in einer heruntergekommenen Gegend. In der Zeit zerbrach auch die Freundschaft zu seinem langjährigen Freund Gavin. Mittlerweile hat sich Jonah mit all dem arrangiert, doch dann kommt Gavins Anruf und nichts ist mehr, wie es war. Wie aus einem Hilferuf so eine Geschichte wird, ist schon überraschend und war im Vorfeld so nicht zu erwarten. Teilweise ist die Geschichte völlig undurchsichtig, sodass ich schnell weiterlesen musste und wollte. Manches war verwirrend, einiges überraschend. Der Schreibstil ist in Ordnung, wenn mich auch manche Wiederholung (ich sage exemplarisch nur mal „lange Beine“) genervt haben. Schlimmer fand ich jedoch den Protagonisten Jonah. Er war mir mit seiner schweren Verletzung viel zu aktiv und auch deutlich zu stark. Dann kassiert er noch etliche Tritte und Schläge obendrauf – das hält ihn aber nur kurz auf, bevor er sich wieder in das Getümmel stürzt. Für mich wenig bis gar nicht nachvollziehbar und leider auch so gar nicht authentisch. Selbst für den härtesten Polizisten (denn das ist Jonah ja, auch wenn man im Buch davon gar nichts merkt….) ist das wenig authentisch.

Das Ende war dann irgendwann genauso und nicht anders zu erwarten – da kann ich nicht näher drauf eingehen, um Spoiler zu vermeiden, aber es ist genauso konstruiert, wie man das erwartet und entsprechend nicht mehr wirklich spannend.

Es ist sicher nicht das stärkste Buch des Autors, jedoch ist es auch deutlich besser als andere aus seiner Feder. Ich werde die Reihe wahrscheinlich fortsetzen, denn trotz aller Kritik habe ich Interesse entwickelt und ich glaube, dass Beckett das besser kann.

Veröffentlicht am 08.07.2021

Abstruse Story

Das Schattenhaus
0

Ava ist Foodbloggerin und möchte sich zurückziehen, um Rezepte für ihr neues Buch zu probieren. Im herrschaftlichen Brodie´s Watch scheint dies auch gut möglich, aber seltsame Geräusche und komische Schatten ...

Ava ist Foodbloggerin und möchte sich zurückziehen, um Rezepte für ihr neues Buch zu probieren. Im herrschaftlichen Brodie´s Watch scheint dies auch gut möglich, aber seltsame Geräusche und komische Schatten stören Ava. Stand da jemand hinter dem Vorhang? Was geht hier vor sich und ist Ava in Gefahr?
Ich bin eigentlich ein großer Tess Gerritsen Fan, insbesondere ihre Rizzoli&Isle Reihe hat es mir angetan. Da es keine Fortsetzungen mehr gab, habe ich zu dem Buch gegriffen und war sicher, dass es mich unterhalten würde. Leider ein völliger Trugschluss. Es war einfach nur eine echte Enttäuschung und kein Vergleich zu anderen Büchern der Autorin. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, sodass es sich gut lesen lässt, aber dieses "Mysteriöse" ist nicht mein Ding und ich fand es schlichtweg langweilig und zu abstrus. Die Hoffnung, dass es sich noch zum Positiven wenden könnte ließ mich weiterlesen. Die Hoffnung war vergebens und ich hätte es auch einfach abbrechen können. Der Plot ist einfach flach, die Protagonistin zu speziell und man mag gar nicht glauben, dass diese Geschichte aus Gerritsens Feder stammte…wenn sie nicht bald das Ruder rumreist, dann war es das für mich mit der Autorin trotz des tollen Stils, so leid es mir tut…
Empfehlen kann ich das Buch leider nicht.

Veröffentlicht am 07.07.2021

Hat das berühmte "Gschmäckle"

Der Blutkünstler (Tom-Bachmann-Serie 1)
0

Tom Bachmann ist der Seelenleser, war beim FBI und hat Serienmörder gejagt. Nun ist er in Deutschland und das BKA ist auf seine Hilfe angewiesen. Ein Frauenmörder treibt sein Unwesen und die Frequenz seiner ...

Tom Bachmann ist der Seelenleser, war beim FBI und hat Serienmörder gejagt. Nun ist er in Deutschland und das BKA ist auf seine Hilfe angewiesen. Ein Frauenmörder treibt sein Unwesen und die Frequenz seiner Taten wird immer höher. Der Blutkünstler kennt keine Gnade und ist auf seine ganz spezielle Art der Kunst fixiert…
Der Plot als solcher macht einen guten Eindruck und auch der Start hat es in sich. Ich will gar nicht so viel verraten, aber es gibt einen Strang in der Vergangenheit, der schon nicht ohne ist und in der Gegenwart wird es sogar noch extremer. Schnell war ich in der Geschichte drin, doch immer wieder wurde ich bei Charakter Tom etwas stutzig und es dauerte nicht lange, bis ich mir sicher war.
Tom Bachmann hat deutliche sowohl Parallelen zu Chris Carters Robert Hunter und Ethan Cross Figur Ackerman jr. – allein, dem deutschen Pendant fehlt der Charme, den die amerikanischen Vorbilder haben. Tom ist keine Kopie im ganz engen Sinne, in Teilen ist er auch ganz anders und benimmt sich vor allem nicht, wie es ein Ackerman tun würde, jedoch sind Parallelen da, ein grausamer Vater, Pflegefamilien, Schlaflosigkeit, Probleme mit Beziehungen, etc.
An sich hat die Geschichte Potenzial (auch wenn das Rad hier nicht neu erfunden wurde, um es mal so zu umschreiben) und der Schreibstil gefiel mir schon irgendwie recht gut, aber die Anleihen waren mir zu offensichtlich und ich bin wirklich unsicher, ob ich die Reihe fortsetzen werde. Da muss der Plot schon extrem überzeugen, damit ich dem Autor noch eine Chance gebe. Ohne Chris Carter und Ethan Cross zu kennen, wäre ich eher angetan, so bleibt ein „Gschmäckle“. Ein Geschmäckle haben auch der eine oder andere Schnitzer in Sachen Logik und Klischeehaftigkeit hinterlassen und das Ende war für erfahrene Thrillerleser auch keine echte Überraschung. Zartbesaiteten rate ich aber in jedem Fall von dem Buch entschieden ab, denn es ist, wie der Titel auch schon suggeriert, extrem blutig, brutal und teilweise extrem detailreich – ergo nichts für schwache Nerven.

Veröffentlicht am 05.07.2021

Zwiegespalten

Betreff: Falls ich sterbe
0

Carolina ist eine junge Mutter, die einfach überfordert ist und auch mit ihrem Partner und dem Vater des Kindes läuft nicht alles rund. Die junge Familie muss sich noch finden, doch eines Morgens ist Aksel ...

Carolina ist eine junge Mutter, die einfach überfordert ist und auch mit ihrem Partner und dem Vater des Kindes läuft nicht alles rund. Die junge Familie muss sich noch finden, doch eines Morgens ist Aksel tot. Er war erst 34 Jahre alt und Carolina steht nun vor einem Scherbenhaufen.

Schon der Titel und der Klappentext haben mich direkt angesprochen und dann ist die Geschichte auch noch autofiktional - da war schnell klar, dass ich die Geschichte lesen möchte. Zu Beginn war ich auch Feuer und Flamme, denn dank der Erzählform ist man direkt mittendrin und fand es richtig schlimm, wie Carolina ihren Partner gefunden hat. Gerade bei einem jungen Vater rechnet man mit so etwas ja nicht und der Schock ist unvorstellbar groß. Nicht nur bei Carolina, sondern auch bei ihrer und seiner Familie, denn von einer Erkrankung weiß niemand etwas. Ihr Schmerz und ihre Verzweiflung sind extrem spürbar und man fragt sich automatisch, wie es einem selbst in der Situation gehen würde. Das macht das Lesen nicht gerade leicht, aber es ist natürlich interessant und regt zum Nachdenken an.

Immer wieder gibt es Rückblenden, die das Kennenlernen und das Leben von Carolina und Aksel beleuchten und ihre „Liebe“ zeigen. Hier beginnt auch schon eine Sache bei der ich sehr zwiegespalten bin. Zum einen finde ich es natürlich super, dass die Autorin offen, ehrlich und schonungslos nüchtern die Dinge betrachtet, andererseits wird es so extrem kalt, und ihre Liebe, naja, ich verstehe da schon etwas anderes darunter.

Die Geschichte hat mich wirklich ziemlich oft bewegt, mal war ich entsetzt, mal genervt, mal traurig, mal von allem etwas. Zwischendurch war ich auch kurz davor quer zu lesen, da es ziemlich zäh und langatmig wurde. Manchmal konnte ich die Schilderungen der Protagonistin auch nicht mehr ertragen. Abzug gibt es zudem, da die Mail, die im Titel so präsent ist und zu der ich gerne deutlich mehr erfahren hätte, nur mal am Rande erwähnt wird.

Das Buch hätte in deutlich abgespeckter Form sicher mehr überzeugt, so bleibt mir vor allem in Erinnerung, wie froh ich war, dass ich dieses fast 500 Seiten starke Buch erleichtert zugeschlagen habe und mich von Carolina verabschiedet habe, denn mit ihr konnte ich nun wirklich nichts anfangen. Sie wirkt einfach extrem unsympathisch und schon vor Aksels Tod war sie sicher alles andere als eine umgängliche Frau. An einigen Stellen hatte ich auch das Gefühl, dass sie ihren verstorbenen Lebensgefährten auch zu hart kritisiert. Einerseits war sie vielleicht nur ehrlich, andererseits denke ich, dass der Sohn vielleicht irgendwann das Buch lesen könnte und dann wird mir schon anders – sorry, das Leben ist zwar sicher kein Ponyhof, aber das muss ein Kind sicher nicht lesen – vor allem nicht in dem kühlen Tonfall.

Insgesamt bin ich sehr zwiegespalten und ich glaube nicht, dass ich dieses Buch jemandem empfehlen würde der gerade in einer ähnlichen Situation ist. Ich bewundere ihren Mut zur Ehrlichkeit und den Kampf zurück ins Leben, aber es gibt viele andere Dinge, die mich gestört haben, ergo drei Sterne.