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Veröffentlicht am 06.03.2020

Gelungener Auftakt

Käthe, Band 1: Der Gorilla-Garten
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Käthe steht vor einer ganz großen Veränderung. Mit ihren Eltern zieht sie vom Apfelhof ihrer Oma nach Berlin. Alles wird nun anders werden. Neues Zimmer, neue Nachbarn, neue Freunde, neue Schule und gibt ...

Käthe steht vor einer ganz großen Veränderung. Mit ihren Eltern zieht sie vom Apfelhof ihrer Oma nach Berlin. Alles wird nun anders werden. Neues Zimmer, neue Nachbarn, neue Freunde, neue Schule und gibt es in der Stadt überhaupt genug Grün, einen neuen Lieblingsplatz? Ganz viele neue Eindrücke warten auf das Mädchen…

Alles ist neu und daran muss man sich erst einmal gewöhnen, aber keine Sorge, ein Mädchen wie Käthe findet ganz schnell Anschluss. Genau das tut Käthe etwa die erste Hälfte des Buches und auch wenn ich erwartete, dass viel schneller und intensiver auf das Gärtnern eingegangen wird – doch das tat der Geschichte keinen Abbruch.

Die Unterschiede zwischen dem Land- und Stadtleben werden schön dargestellt, ohne eines der beiden zu verteufeln. Alles hat seine Vor- und Nachteile, Änderungen und Neuerungen sind nichts per se schlechtes, sondern einfach nur mal was anderes. Wie das „Andere“ ist, liegt auch daran, wie man selbst zu den Dingen steht.

Das Buch eignet sich gut zum Vorlesen aber auch für Erstleser (nicht nur für Mädchen!) ist es zu empfehlen und hat mich auch mit seinen liebevollen Illustrationen überzeugt. In vielen kleinen Anmerkungen lernen junge Leser wichtige Grundlagen für das Gärtnern und wie in der Natur gewisse Dinge zusammenhängen (Marienkäfer vertreiben Blattläuse uvm.)

Die kleine Protagonistin ist sehr sympathisch, geht offen mit Veränderungen um und bietet ein gutes Vorbild mit ihrer Liebe zur Natur, dem Gärtnern, Tieren und ihrem lieben Wesen – sie hat sogar ein Herz für Schnecken. Wenn sie auch manchmal ihren eigenen Kopf hat und für ihre Überzeugung einsteht.

Ein gelungener Serienauftakt mit einem ganz tollen Tipp zum Gärtnern, der für jeden umsetzbar ist, ob man nur einen kleinen Platz oder einen riesigen Garten hat. Und was sich genau hinter dem Gorilla-Garten verbirgt, ist sowohl witzig, als auch eine gute Sache.

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Fesselnd und gefühlvoll

Dankbarkeiten
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Michka wird älter und krank, so krank, dass sie irgendwann nicht mehr zu Hause allein leben kann, sondern in ein Heim muss. Sie baut körperlich ab, aber schlimmer sind für die früher so selbstbestimmte ...

Michka wird älter und krank, so krank, dass sie irgendwann nicht mehr zu Hause allein leben kann, sondern in ein Heim muss. Sie baut körperlich ab, aber schlimmer sind für die früher so selbstbestimmte Frau ihre Wortfindungsstörungen, die trotz Übungen mit einem Logopäden immer mehr zunehmen. Wie oft sagt man Danke? Wie zeigt man seine Dankbarkeit und was, wenn man sie nicht (mehr) zeigen kann?

Aus drei Perspektiven erfährt man von Michkas Geschichte und allgemein dem Wesen der Dankbarkeit. Zum einen von ihr selbst, in Träumen, in denen sie sich klar artikulieren kann, dann aus Sicht ihrer Ziehtochter Marie. Deren Kindheit war schwierig und auch eine schwere Erkrankung stand sie mit Michkas Hilfe durch. Darum kümmert sie sich auch um die alte Frau und gibt so einen Teil zurück. Das Zusammenspiel der Charaktere wird durch Jeromé, den Logopäden gekonnt abgerundet. Michka ist trotz ihrer Schwierigkeiten ein wunderbarer Charakter. Sie bringt den Leser zum Nachdenken, nicht selten zum Schmunzeln und man mag die charmante Frau einfach.

Ein tiefgründiger, feinfühliger und berührender Roman, der sich dem Altern, Demenz und der Dankbarkeit widmet. Auch Familie, Selbstbestimmtheit oder Hilfsbereitschaft werden angeschnitten und trotz der Kürze in einem beeindruckenden Stil fesselnd beschrieben. Stellenweise poetisch, aber mit einer einfachen Sprache versehen, versteht der Leser direkt worum es geht. Es benötigt ganz offensichtlich nicht hunderter Seiten, um authentisch und emotional auch schwierige Themen des menschlichen Daseins literarisch zu verarbeiten. Zentral ist auch die Sprache - was bleibt, wenn man ihrer nicht mehr mächtig ist?

Gefallen hat mir vor allem die Aussage der Geschichte, sich direkt auszusprechen und nicht zu warten, bis es vielleicht zu spät ist. Denn man weiß wie, was am nächsten Tag ist und somit sollte man Wichtiges besser nicht aufschieben, denn es ist erfüllend und wichtig seine Dankbarkeit zeigen zu können.

Fesselnd ab der ersten Seite, mal traurig, mal humorvoll, aber immer voller Gefühl – daher empfehle ich das Buch gerne weiter! Es war für mich das erste Buch der Autorin, aber sicher nicht das letzte.
Oje, bleibt nur noch Dante zu sagen an die Autorin.

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Ein spannendes, unterhaltsames und informatives Kindersachbuch

Tagesschau & Co. – Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen
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Wie werden Nachrichten gemacht? Wie erfolgt die redaktionelle Auswahl, warum wird beispielsweise aktuell so viel vom Corona-Virus berichtet und warum gibt es kaum Kinder in den Nachrichten? Warum gibt ...

Wie werden Nachrichten gemacht? Wie erfolgt die redaktionelle Auswahl, warum wird beispielsweise aktuell so viel vom Corona-Virus berichtet und warum gibt es kaum Kinder in den Nachrichten? Warum gibt es Fake-News und wie kann man sie enttarnen? All das und noch einiges mehr wird in diesem sehr gut verständlichen, informativen und interessanten Sachbuch, das nicht nur für Kinder geeignet ist, erklärt.

Der Leser bekommt zunächst einen Überblick über die wichtigsten TV-Nachrichten, die Unterschiede zwischen öffentlich-rechtlich und privat werden verständlich erklärt und somit Grundlegendes schnell abgehandelt. Das gesamte journalistische Handwerkszeug, beginnend von der Unterscheidung von neutraler Nachricht und wertendem Kommentar, die Themenauswahl bis zur Erklärung, wie die Nachrichten bei den Redaktionen ankommen. Dort sind sowohl die Arbeit Korrespondenten als auch Agenturen gut verständlich erklärt. Wie die Redakteure den Wahrheitsgehalt von Meldungen überprüfen und welche Tücken es dabei gibt oder auch

Besonders gut gefielen mir die Interviews, in denen der Leser aus erster Hand von Korrespondenten oder Sprechern von ihrem Berufsalltag erfährt, aber auch wie Linda Zervakis zu ihren Kleidern kommt, dass Peter Klöppel Landwirtschaft studiert hatte und das man sogar als absolute Matheniete später noch was werden kann.

Die Kapitel sind recht kurz gehalten, bunt und somit ansprechend gestaltet und immer wieder mit kleinen Zusätzen versehen, die das Lesevergnügen noch steigern. Mal werden Fachbegriffe kindgerecht erklärt, mal gibt es Rätsel, die der aufmerksame Leser leicht beantworten kann. Und selbst wenn das mal nicht gelingen sollte, gibt es eine Erklärung. Es ist auch nicht ganz so schlimm, wenn mal was schiefgeht, denn auch den größten Nachrichtensendern passiert das - auch das ist ein Thema. Wie solche Fehler aussehen, wie sie entstehen können und wie man damit umgeht, wird ebenfalls geschildert. Dazu passieren auch immer wieder mal lustige Pannen im Liveprogramm, wenn beispielsweise ein übereifriger Mitarbeiter aufräumen will und das rote Licht nicht wahrnimmt...

Besonders gefallen hat mir das Kapitel zu den Fake-News und der Checkliste, wie man solche entlarven kann - das sollten nicht nur Kinder beherzigen, sondern auch viele Erwachsene...
Das journalistische Handwerkszeug mit seinen wichtigsten Grundsätzen (z.B. Be first, but first be right) wird anschaulich und leicht verständlich erklärt, das informative Buch liest sich schnell und dürfte Kinder ab etwa acht Jahren gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

True crime at it´s best

Blut schweigt niemals
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Stephan Harbort ist einer der besten Kriminalisten Deutschlands und Erfolgsautor – völlig zurecht, wie er hier auch wieder zeigt. Cold Cases sind für True Crime Fans wie mich ein besonders reizvolles Thema. ...

Stephan Harbort ist einer der besten Kriminalisten Deutschlands und Erfolgsautor – völlig zurecht, wie er hier auch wieder zeigt. Cold Cases sind für True Crime Fans wie mich ein besonders reizvolles Thema. Wie Ermittler bei der Wiederaufnahme vorgehen, welche Schwierigkeiten auf den verschiedenen Ebenen lauern, wie neue Techniken oder veränderte Beziehungen zwischen Personen auch scheinbar aussichtslose Fälle nach Jahren oder Jahrzehnten zu klären vermögen – all das und noch vieles mehr wird in diesem Buch thematisiert. Das Wichtigste: Kein Mörder darf sich jemals sicher sein mit seiner Tat juristisch ungeschoren davon zu kommen...

Der Blick hinter die Kulissen ist einfach beeindruckend. Die geschilderten Fälle sind super interessant und wie sich Harbort in die Opfer und Hinterbliebenen, aber auch die Ermittler, einfühlt ist aus meiner Sicht sehr gelungen. Die Ungewissheit, wenn Täter und Motiv unklar sind, ist zermürbend und einfühlsam beschrieben, ohne gefühlsduselig zu werden (Harborts Leser wissen seinen neutralen und nicht effektheischenden Stil zu schätzen). Die Fälle sind sehr detailreich beschrieben, die Motivlage - sofern bekannt- wird anschaulich geschildert.
Manche der sechs Fälle waren wirklich an der Grenze des Erträglichen, umso wichtiger, dass diese Altfälle nicht einfach in der Versenkung verschwunden sind, sondern von engagierten Ermittlern wieder aufgenommen wurden. Doch allein mit der Ermittlung eines potentiellen Täters, meist durch die Weiterentwicklungen der Forensik, allem voran der DNA-Analyse, ist es oft nicht getan. Verjährungsfristen oder auch fehlende Geständnisse können Schwierigkeiten bereiten.
Die Fälle sind trotz gewisser Verfremdungen für den Leser meist nachvollziehbar. In vielen Fällen hat man direkt einen Täter vor Augen, auch wenn er hier nicht direkt genannt wurde - der Spannung tut es keinen Abbruch. Doch nicht alles wird verfremdet, so erfährt man, wie im Fall Peggy Spuren des NSU-Terroristen Uwe Mundlos an den Leichenfundort gelangten und in was dieser Terrorist schon vorher so verwickelt war (widerlich! Aber dieses Kapitel ist sowieso nur sehr schwer zu ertragen, denn Kinder als Opfer sind auch für den größten True-Crime-Fan kaum auszuhalten).

Statistiken speziell zu Cold cases, sowie ein paar Ausführungen zum allgemeinen Umgang der Behörden mit Altfällen und wie sich dieser Ermittlungszweig von früher unterscheidet, runden das Buch gekonnt ab. Es ist ein rundum spannendes Sachbuch, welches für Laien sehr gut verständlich ist.

True crime at it´s best – ganz wie man das von Harbort erwartet!

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Ließ mich zwiegespalten zurück

Rote Kreuze
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Alexander, ein junger Mann bezieht eine neue Wohnung, um seiner Vergangenheit zu entgehen. Seine Nachbarin Tatjana ist über 90 Jahre alt, leidet unter Alzheimer und beginnt ihm ihre Lebens/Leidensgeschichte ...

Alexander, ein junger Mann bezieht eine neue Wohnung, um seiner Vergangenheit zu entgehen. Seine Nachbarin Tatjana ist über 90 Jahre alt, leidet unter Alzheimer und beginnt ihm ihre Lebens/Leidensgeschichte zu erzählen. Eine Geschichte gegen das Vergessen und die Grausamkeiten in Russland unter Stalin.
Ich bin wirklich zwiegespalten, denn einerseits hat mich die Idee hinter der Geschichte überzeugt, andererseits wurde ich mit dem Schreibstil nicht so richtig warm. Vieles war ziemlich emotionslos geschrieben, die eingefügten Gedichte (so viele sind es nicht, also keine Sorge) haben mich nicht überzeugt und es dauerte, bis ich mit den Protagonisten etwas anfangen konnte. Zum Glück gab es sich mit der Zeit, die Charaktere waren weniger farblos und es gab auch manches Zitat, das mich sehr berührt hat. Spannend fand ich die Originalunterlagen zwischen dem Roten Kreuz und der sowjetischen Regierung die zeigen, wie unglaublich unmenschlich die Regierung vorging. Die eigenen Kriegsgefangenen als Deserteure zu behandeln und ihre Familien gleich mitzubestrafen – unfassbar. Das Leben im Lager einfach nur unmenschlich und abscheulich.
Die beiden Protagonisten haben ihre Päckchen zu tragen und im Verlauf der Geschichte scheinen die beiden wirklich zueinander zu finden, wenn das auch zu Beginn ganz anders erschien. Trotzdem haben mich die zwischen Tür-und-Angelgespräche, die das Innerste der beiden zutage fördern, nicht komplett überzeugt. Es ist eine Vergangenheitsbewältigung durch Erzählen und Zuhören, eine Geschichte gegen das Vergessen dieser Zeit, die gerne mal totgeschwiegen oder relativiert wird.
Die Abrechnung mit dem Stalinismus ist an sich eine gute Sache, aber die Umsetzung hat mich nicht überzeugt, zumal mich immer und immer wieder das Gefühl beschlich, dass die Deutschen um Hitler im zweiten Weltkrieg weniger schlimm dargestellt wurden, als Stalin und seine Genossen, dabei waren beide einfach nur abscheuliche Massenmörder und der Krieg unmenschlich. Ich will nicht behaupten, dass der Autor das beabsichtigt hat, aber beim Lesen kam mir immer wieder mal der Gedanke, dass die Nazis für meine Begriffe viel zu gut wegkommen…

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