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Veröffentlicht am 27.08.2022

Zähe und langatmige Geschichte, bei der der Aufhänger - das Krankheitsbild der Psychopathie - eine enttäuschend untergeordnete Rolle spielt.

P.S. Morgen bist du tot
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Chloe ist im ersten Semester an der John Adams University in Washington D.C.. Sie ist eine von sieben Studierenden, die aufgrund der Diagnose Psychopathie ein einer Studie der psychologischen Fakultät ...

Chloe ist im ersten Semester an der John Adams University in Washington D.C.. Sie ist eine von sieben Studierenden, die aufgrund der Diagnose Psychopathie ein einer Studie der psychologischen Fakultät teilnehmen. Neben dem Studium nehmen sie an verschiedenen Tests teil und tragen eine Smartwatch, mit der sie Angaben zu ihrer Stimmung machen müssen. Die Studienteilnehmer sind anonym und sollten sich nicht kennen.
Chloe hat sich zudem an der Universität eingeschrieben um sich an einem früheren Peiniger zu rächen. Innerhalb von 60 Tagen möchte sie Will töten, aber bevor es dazu kommt, werden zwei andere Studenten getötet, von denen sich herausstellt, dass sie Teilnehmer der Studie waren. Nun fühlen sich auch die anderen Psychopathen bedroht und befürchten, auf der Todesliste des Mörders zu stehen. Gemeinsam versuchen sie, den Täter zu entlarven - ohne zu wissen, ob es einer von ihnen sein könnte.

Der Roman ist aus der Perspektive verschiedener Personen geschildert, wobei Chloe als Hauptfigur im Mittelpunkt des Geschehens steht. Sie ist grundsätzlich misstrauisch, traut niemandem über den Weg und nimmt nur an der Studie teil, um unauffällig in Wills Nähe zu kommen. Sie ist keine Sympathieträgerin, hat keinerlei Skrupel im Umgang mit anderen, aber wirkt dennoch nicht so schwer persönlichkeitsgestört wie eine Psychopathin.
Überhaupt steht der Begriff Psychopath wie ein effekthaschender Platzhalter in der Geschichte. Es wird weder eingangs erläutert, was einen Psychopathen ausmacht, wie eine Diagnose gestellt wird, wie eine Therapie aussehen könnte und ob es eine Art von Heilung gibt.
Die anderen Psychopathen neben Chloe, aus deren Sicht die Geschichte auch erzählt wird, sind noch farbloser, fast schon langweilig und nichtssagend. Es ist nicht zu spüren, dass man es mit Psychopathen zu tun hat. Sie wirken wie normale Studenten, sind nur etwas zu ich-bezogen. Zudem sind die Charaktere so unterentwickelt, dass es schwierig ist, die Perspektiven für sich zu unterscheiden. Bei Chloe hilft nur der Countdown mit den 60 Tagen am Anfang der Kapitel.

Der Klappentext klingt vielversprechend, der Plot um die sieben Psychopathen interessant und spannend. Er verspricht damit jedoch mehr, als die Geschichte hergibt. Der Roman ist wirr aus willkürlichen Perspektiven erzählt. Nach den beiden schon sehr frühen Morden ereignet sich wenig. Die Geschichte beschränkt sich auf das gegenseitige Misstrauen der so genannten Psychopathen und die Unsicherheit, wer der Mörder auf dem Campus ist. Trotz dieses vermeintlichen Katz-und-Maus-Spiels entwickelt der Thriller keinen Nervenkitzel, sondern ist zäh und langatmig, weder unterhaltsam noch spannend und lässt zu viele Fragen offen. Weder die Psychopathie noch die Verhaltensstudie spielen eine wesentliche Rolle. Die ein, zwei Tests sind so unbedeutend wie der Zweck der Studie. Auch Chloes Rachefeldzug so viele Jahre nach dem auslösenden Ereignis, ihr willkürlicher 60-Tage-Plan und die Suche nach dem kompromittierenden Video, ist verwirrend und wirft Fragen auf.
Dass alle Charaktere dabei völlig gleichgültig bleiben, trägt auch nicht dazu bei, den Leser für die Geschichte gewinnend einzunehmen.

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Romanbiografie über die Kochbuchautorin Eliza Acton - eine Geschichte über Kulinarik, Freundschaft und Emanzipation.

Miss Elizas englische Küche
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Eliza Acton schreibt Gedichte und wendet sich 1835 an einen Verleger, um sie zu veröffentlichen. Dieser zeigt wenig Interesse für ihre Lyrik und schlägt ihr stattdessen vor, ein Kochbuch zu schreiben. ...

Eliza Acton schreibt Gedichte und wendet sich 1835 an einen Verleger, um sie zu veröffentlichen. Dieser zeigt wenig Interesse für ihre Lyrik und schlägt ihr stattdessen vor, ein Kochbuch zu schreiben. Wegen des Bankrotts ihres Vaters nimmt Eliza den Auftrag an, auch wenn sie wenig Erfahrung mit Kochen hat. Die bisher erschienenen Kochbücher sind ihr in der Praxis keine große Hilfe. Den Rezepten fehlen präzise Mengenangaben, zudem sind sie leidenschaftslos beschrieben. Mit Ann Kirby findet sie eine engagierte Küchenhilfe, die aus armen Verhältnissen stammt, aber zumindest Lesen kann und deren Traum es seit Längerem ist, zu kochen. Die beiden schließen trotz des Standes- und Altersunterschieds Freundschaft in der Küche und entwickeln zehn Jahre lang gemeinsam Rezepte, die Eliza im ersten modernen Kochbuch Englands festhält.

"Miss Elizas englische Küche" ist eine Romanbiografie über die Kochbuchautorin Eliza Acton, deren erstes Kochbuch vorbildhaft für Kochbücher ist, wie wir sie heute kennen.
Die Geschichte über die mit 36 Jahren als alte Jungfer stigmatisierte Eliza ist lebendig geschrieben und wird durch ein fiktives Porträt der Ann ergänzt, derer sie sich fürsorglich annimmt und die bei der gemeinsamen Arbeit zu Freundinnen werden.
Der Roman beschreibt die Zubereitung von allerlei Gerichten und wie leidenschaftlich diese von den beiden Frauen entwickelt wurden, die mit Zutaten und exotischen Gewürzen experimentierten. In der Küche sind sie glücklich und erarbeiten sich ein Stück Autonomie, denn die Freiheit der Frauen war 1835 noch stark vom Mann abhängig.
Der Roman ist abwechselnd aus beiden Perspektiven - jede Frau mit ihren Geheimnissen - geschrieben, so dass die unterschiedlichen Lebenssituationen nachvollzogen werden können. Eliza ist eine mutig, modern denkende Frau, die nichts darauf gab, was andere von ihr hätten denken können und für die stets die Wahlmöglichkeit entscheidend war. Sie setzte sich gegen ihre Mutter durch, die sie gerne als verheiratete Lady gesehen hätte und entsprechend Druck auf sie ausübte. Ann sieht Eliza als Vorbild und gelangt durch den zu ihr zu mehr Selbstbewusstsein. Die Küche ist für beide eine Flucht aus dem Alltag, wo sie die Melancholie und Sorgen hinter sich lassen können.

Neben Kulinarik, Freundschaft und Emanzipation stellt die Geschichte die Unterschiede zwischen Arm und Reich anschaulich dar. Ann hat Glück unter die Fittiche von Eliza genommen zu werden, um sich schweren Herzens aus ihrem bettelarmen Elternhaus, einem versehrten Vater und einer psychisch kranken Mutter, zu befreien.
Die Geschichte ist charmant und unterhaltsam und fängt den Zeitgeist des frühen 19. Jahrhunderts lebendig ein. Trotz des realen Hintergrunds irritierte mich allerdings, wie problemlos Eliza und Ann von Anbeginn mit Lebensmitteln umgingen konnten und so raffinierte Gerichte zustande brachten.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Bezauberndes Buch über die Macht der Worte, Familie, Freundschaft, Zusammenhalt und Menschlichkeit in dunklen Zeiten, das nicht nur durch die kreative Erzählperspektive überzeugt.

Die Bücherdiebin
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Im Januar 1939 kommt Liesel Meminger im Alter von neun Jahren zu Pflegeeltern in die Himmelstraße 33 nach Molching. Ihre Mutter wollte ihre Kinder beschützen, nachdem der Vater als Kommunist verschollen ...

Im Januar 1939 kommt Liesel Meminger im Alter von neun Jahren zu Pflegeeltern in die Himmelstraße 33 nach Molching. Ihre Mutter wollte ihre Kinder beschützen, nachdem der Vater als Kommunist verschollen ist. Liesels Bruder überlebt die Zugfahrt nach Molching nicht und auf seiner Beerdigung stiehlt Liesel ihr erstes Buch, um sich damit an ihren Bruder und ihre Mutter zu erinnern. In Molching wird sie mit Zuckerbrot und Peitsche aufgenommen. Sie muss der strengen Mutter, die als Wäscherin arbeitet, helfen, wird dabei von ihr häufig rüde gescholten, aber doch von beiden Pflegeeltern innig geliebt. Ihr neuer Papa bringt ihr im Keller das Lesen bei, so dass Liesel versucht ist, weitere Bücher zu stehlen.
1941 nehmen die Hubermanns einen Juden bei sich auf, dessen Vater sich Hans verpflichtet fühlt. Die Familie rückt durch ihr gemeinsames gefährliches Geheimnis noch näher zusammen, während sie versuchen, die Grausamkeiten des Krieges vor der Tür zu lassen. Und während des späteren Bombardements durch die Alliierten ist es Liesel, die durch das Vorlesen aus ihren gestohlen Büchern im Schutzkeller der Nachbarn Trost spendet.

"Die Bücherdiebin" ist aus der Perspektive des Todes geschrieben, der die junge Liesel, die so früh ihren Bruder und ihre Eltern verloren hat, ins Herz geschlossen hat. Er beobachtet Liesel mit einem warmherzigen Blick während ihrer ersten Jahre in Molching. Der Tod wirkt dabei alles andere als beängstigend, auch wenn das Sterben aufgrund des Vernichtungskrieges allgegenwärtig ist und der Tod gut zu tun hat.
Trotz aller Tragik und Ungerechtigkeit, die mit den Kriegsereignissen einhergehen, ist die Geschichte liebenswert statt trübsinnig. Aufgrund des Fokus auf Liesel, die zu Beginn erst neun Jahre alt ist, hat die Geschichte eine leicht naive Kindersicht und handelt nicht nur von Krieg und Zerstörung, sondern auch dem Alltag der Kinder in der damaligen Zeit. So verfolgt man einerseits gespannt, was Liesel und ihr Partner-in-Crime Rudi aushecken werden, als auch wie lange die Hubermanns es schaffen, den jungen Juden zu verstecken.

Der Roman ist in mehrere Abschnitte untergliedert, die stichwortartig auf das nachfolgende Geschehen vorbereiten. Der Tod greift der Handlung dabei zumal voraus, macht sie damit aber nicht weniger spannend, schließlich sei der Weg und nicht das Ziel entscheidend.

"Die Bücherdiebin" ist ein bezauberndes Buch über die Macht der Worte, die Halt geben können, über Freundschaft, Familie, Zusammenhalt und ganz viel Menschlichkeit in dunklen Zeiten, das nicht nur durch die kreative Erzählperspektive, sondern durch zahlreiche originelle Charaktere überzeugt. Für mich ist es eine All-Age-Geschichte, die sowohl als Jugendbuch als auch Erwachsenenlektüre geeignet ist und nicht umsonst mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Umfassende Dokumentation über den "Todesengel" von Nykøbing Falster, der Krankenschwester, die tödliche Dosen Schmerzmittel verabreicht haben soll - fast so spannend wie ein fiktionaler Kriminalfall.

Die Krankenschwester
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Christina Aistrup Hansen wurde am 18. Mai 2017 in einem Berufungsverfahren wegen versuchten Totschlags in vier Fällen vom dänischen Landgericht Østre Landsret verurteilt. Damit wurde das Urteil eines dänischen ...

Christina Aistrup Hansen wurde am 18. Mai 2017 in einem Berufungsverfahren wegen versuchten Totschlags in vier Fällen vom dänischen Landgericht Østre Landsret verurteilt. Damit wurde das Urteil eines dänischen Strafgerichts aufgehoben, das sie wenige Monate zuvor wegen vierfachen Mordes und versuchten Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt hatte. Sie soll als Krankenschwester Schmerzmittel in tödlicher Dosis an ihre Patienten verabreicht haben.

Der Journalist Kristian Corfixen hat zu dem spektakulären Kriminalfall akribisch recherchiert und ein Buch darüber veröffentlich. In "Die Krankenschwester" schildert er, wie eine Kollegin von Christina im Bezirkskrankenhaus Nykøbing Falster misstrauisch wurde, weil in den Diensten mit ihr unverhältnismäßig viele Patienten starben, die zuvor auf dem Weg der Besserung gewesen waren. Mehrere andere Kollegen fanden Christinas Verhalten merkwürdig, beschrieben, wie sie sich bei Wiederbelebungsmaßnahmen in Szene setzte und Scherze darüber machte, dass in ihren Schichten immer so viel los war. Niemand von ihnen ging zur Polizei, eine informierte Vorgesetzte gab eine ausgesprochene Verdächtigung nicht weiter.

Durch die verschiedenen Sichtweisen von Pflegepersonal, Angehörigen, Polizei, Staatsanwaltschaft und Gutachtern wird der Fall von allen Seiten detailliert und informativ beleuchtet. Auch wenn das Ende des Falls bekannt ist und er nüchtern und sachlich geschildert ist, ist die Handlung spannend und eine gelungene Mischung aus Dokumentation und Kriminalroman. Der Journalist und Autor, der mehrere tausend Seiten umfassenden Fallakte gesichtet und selbst Interviews mit beteiligten Personen geführt hat, wirft einen neutralen Blick auf den Kriminalfall und wertet nicht, so man sich als Leser selbst Gedanken machen kann, wo Fehler passiert sind, ob Menschenleben hätten gerettet werden können und ob wirklich die so engagierte Krankenschwester Christina ursächlich für die bekannten Todesfälle ist - oder sogar für mehr.

Kristian Corfixen hat eine umfassende Analyse zu dem "Todesengel" von Nykøbing Falster verfasst, die sich annähernd so spannend wie ein fiktionaler Thriller liest und bei der wie im Gerichtsverfahren, das allerdings durch Wiederholungen etwas zu ausführlich geschildert ist, selbst eine kleine Unsicherheit über die Schuldfrage bleibt, denn weder gab es eindeutige Beweise gegen Christina, noch war die Beschuldigte geständig.

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Geschichte über Sklaverei und den amerikanischen Bürgerkrieg und über drei starke Frauen, die ihre Ziele nie aus den Augen verlieren und sich ungeachtet aller Widrigkeiten nicht unterkriegen lassen.

Die Sonnenblumenschwestern
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Georgy Woolsey stammt aus einer gut situierten New Yorker Familie. Als die Südstaaten 1861 aus der Union austreten und sich zu Konföderierten zusammenschließen, um für den Erhalt der Sklaverei zu kämpfen, ...

Georgy Woolsey stammt aus einer gut situierten New Yorker Familie. Als die Südstaaten 1861 aus der Union austreten und sich zu Konföderierten zusammenschließen, um für den Erhalt der Sklaverei zu kämpfen, meldet sich Georgy freiwillig als Krankenschwester und wird aufgrund ihres Ehrgeizes und Talents an die Front nach Gettysburg geschickt. Dort muss sie sich vehement für ihren Einsatz rechtfertigen, denn die Ärzte und Krankenpfleger empfinden die weiblichen Hilfskräfte als störend. Georgys Engagement geht jedoch noch weiter. Ihr Traum ist es, eine Pflegeschule für Krankenschwestern zu eröffnen.
In Maryland arbeitet die 16-jährige Jemma als Sklavin auf einer Tabakplantage. Dort ist sie der Willkür eines sadistischen Aufsehers und der verbitterten Plantagenbesitzerin Anne-May ausgesetzt. Als Jemma von ihrer Missis verkauft und vom Rest ihrer Familie getrennt wird, wird sie durch einen Zufall in die Unionsarmee eingezogen und nutzt dadurch die Chance zur Flucht.
Anne-May Wilson Watson erbte die Peer Plantation von ihrer Tante, die den Sklaven in ihren Augen zu viele Freiheiten ließ. Als ihr Ehemann Fergus an die Front muss, übernimmt sie die alleinige Verantwortung für die Tabakplantage und führt diese durch ihre Unwissenheit fast in den Ruin. Zudem verliebt sie sich in einen Händler, der sie dazu bringt, für den Süden zu spionieren. Als ihr geliebter Bruder im Einsatz für die Konföderierten stirbt, sie sie sich in ihrem Handeln gegen die Yankees, das einem Spiel mit dem Feuer gleicht, nur bestärkt.

"Die Sonnenblumenschwestern" ist Teil einer dreiteiligen, umgekehrt chronologischen Buchreihe um die Familie Woolsey, von der jedoch (bisher) nur Teil 1 und 3 übersetzt wurden. "Und am Ende werden wir frei sein" (Band 1) fand ich großartig. Dieser dritte Band reicht nicht daran heran und kann unabhängig davon gelesen werden.

"Die Sonnenblumenschwestern" ist ein historischer Roman, der von der wahren Geschichte der Woolsey-Frauen inspiriert ist und aufgrund des Settings zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges zahlreiche historische Fakten enthält und diese mit der fiktiven Geschichte um die junge Sklavin Jemma und die herrische Plantagenbesitzerin Anne-May Wilson Watson verknüpft.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der drei handelnden Frauen erzählt. Während Georgy eine selbstlose junge Frau ist, die sich unerschrocken um schwer verletzte Soldaten kümmert, ihre Gefühle zurückdrängt, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können und trotz zahlreicher Hürden nie ihren Traum aufgibt, eine Pflegeschule zu gründen, um gezielt Frauen auszubilden, ist Jemmas Schicksal von Angst und dem nackten Kampf ums Überleben geprägt, Sie hatte das Glück, Lesen und Schreiben zu lernen und ist damit sogar ihrer Herrin überlegen. Als unfreie Sklavin hat sie jedoch keinerlei Rechte, ist der Gewalt ihrer Besitzer ausgesetzt und muss zusehen, wie andere Sklaven grundlos oder wegen geringfügiger Vergehen regelrecht hingerichtet werden. Sie träumt von Freiheit, vergisst darüber aber niemals ihre Familie. Anne-May ist ein fürchterlicher, egoistischer, intriganter und gewalttätiger Charakter. Hat man zu Beginn noch das Gefühl, dass ein Funken Menschlichkeit in ihr steckt und ihre Persönlichkeit eine positive Weiterentwicklung durchmachen könnte, wird man eines Besseren belehrt, was ich allerdings durchaus passend zur Geschichte fand. Auch wenn die Erzählung dadurch ein wenig Schwarz-Weiß erscheint, bildet sie doch nur die Realität von damals bei der Unterdrückung der Farbigen ab, die zum Teil schlechter als Tiere behandelt wurden.

Die Geschichte voller Leid und Elend handelt von 1961 bis 1864 und ist durch die authentische Schilderung des Bürgerkriegs und der Sklaverei im 19. Jahrhundert in den Südstaaten faktenreich und interessant und durch die wechselnden Perspektiven abwechslungsreich geschrieben.
Zudem ist es ein Roman über starke Frauen, die ihre Ziele nie aus den Augen verlieren und sich ungeachtet aller Widrigkeiten nicht unterkriegen lassen. Trotz der Ich-Perspektiven fiel es mir allerdings schwer, mich in die Frauen hineinzuversetzen. Sie und ihre Gefühle, Träume und Wünsche blieben mir zu sehr auf Distanz. So fehlte mir auch das nötige Quäntchen Spannung bei diesem knapp 800-Seiten-Wälzer, denn ich konnte nicht wirklich darauf hinfiebern, was sich als Nächstes ereignen sollte.

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