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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.06.2023

Ein lesenswerter Brocken

Babel
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Sprache ist etwas Mächtiges. Sie ist der entscheidende Faktor, der ganze Nationen eint. Sie schafft Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl. Sie ist Identität. Aber gerade deshalb bewirkt Sprache auch oft ...

Sprache ist etwas Mächtiges. Sie ist der entscheidende Faktor, der ganze Nationen eint. Sie schafft Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl. Sie ist Identität. Aber gerade deshalb bewirkt Sprache auch oft das Gegenteil. Betrachtet man ihre Wirkung nationenübergreifend, so stellt man fest, dass es gerade die Sprache ist, die verschiedene Nationen unwiederbringlich voneinander abgrenzt. Sie betont gnadenlos Unterschiede und führt im schlimmsten Fall zur Ausgrenzung von Andersartigem.
Auch auf der persönlichen Ebene ist Sprache ein aussagekräftiger Machtfaktor. Die Art und Weise wie jemand spricht - ob er sich gewählt ausdrückt, einen bestimmten Dialekt verwendet oder einen ehr begrenzten Wortschatz hat - bestimmt unser Bild von dieser Person; in welcher Sprache ein Mensch kommuniziert sagt ebenso viel aus: Ist uns jemand vertraut oder fremd? Fühlen wir uns mit jemanden spontan verbunden oder stellt die Sprache eine schier unüberwindbare Barriere dar?

Mit ebendiesen Fragenstellungen und Überlegungen zum Thema Sprache hat sich auch Rebecca F. Kuang beschäftigt. Allein für die Tatsache, dass sie es geschafft hat, ihre Gedanken zu dieser komplexen Thematik allesamt unter einen Hut zu bringen, in eine Geschichte einzupflanzen und diese dann in ein Buch zu verwandeln, hat sie meine Hochachtung. Welch eine Leistung! Dass diese Geschichte ein Dark-Academia-Setting besitzt, im intellektuellen Oxford spielt und darüber hinaus auch noch den Namen "Babel" trägt, ist schon fast zu viel für mich und mein ordnungsliebendes Herz. Alles passt perfekt zusammen, jedes Zahnrad greift exakt ins nächste - ich bin sprachlos, allerdings auf die beste Weise.

Wenn man das Buch dann erstmals vor sich liegen hat, denkt man sich vermutlich etwas von wegen: "Hui, was für ein Brocken." Nachdem ich nun das Vergnügen mit Babel hatte, kann ich bestätigen, dass es nicht nur optisch und gewichtsmäßig ein Brocken ist, sondern auch inhaltlich.
Versteht mich nicht falsch, das meine ich in keiner Hinsicht negativ. Sowohl das akademische Magiekonzept der Silberbarren als auch der Umgang mit sämtlichen -ismen haben mich schwer beeindruckt. Die Autorin hat wirklich ein großes Talent dafür, stets den richtigen Ton zu finden und so ihre Kritik an Kolonialismus, Rassismus und Sexismus auf völlig unverfälschte und realitätsnahe Weise wiederzugeben. Sämtliche Emotionen, die die betroffenen Figuren empfanden - die Frustration, die Wut, die Hoffnungslosigkeit - spiegeln auf beängstigende Art und Weise den schmutzigen Boden der Tatsachen unserer Welt wieder. Rebecca F. Kuang spricht die harten und unschönen Fakten aus und das ist gut so.

Was die Struktur der Geschichte betrifft, so hege ich noch gemischte Gefühle. Einerseits schätze ich es sehr, dass die Autorin so viel Wert auf eine ordentliche Einführung in die Geschichte und Konfliktentwicklung gelegt hat, aber andererseits ist mir die Gewichtung der einzelnen Teile auch etwas suspekt. Wo anfangs alles nur regelrecht dahin plätschert, trifft einen dann ab einem gewissen Punkt schlichtweg der Schlag. Und mit diesem Schlag hört es nicht auf, es folgt der nächste und der nächste. Irgendwo war das bestimmt gut so, ich fühlte mich nur eben einfach etwas erschlagen.
Darüber hinaus hatte ich zuweilen auch gewisse Probleme, die Handlungsweisen mancher Figuren zu verstehen. Vielleicht waren die einzelnen Charaktere doch zu schwammig gezeichnet, vielleicht war alles auch einfach etwas viel: Silberbarren hier, Geheimbund dort, wohin man nur sieht die Verbrechen des britischen Königreichs - wie gesagt, ein Brocken.

Nichtsdestotrotz hatte ich eine gute Zeit beim Lesen, habe mit Robin und seinen Freunden mitgefiebert, mit ihnen triumphiert und gelitten und dabei die kritisch hinterfragende Art von Rebecca F. Kuang stets besonders genossen. Obwohl ich mich mit solch langen Büchern schon sehr schwer tue und gewissermaßen auch Angst vor ihnen habe, bin ich sehr froh, mich hier durchgebissen zu haben.
"Babel" ist wie ein Silberbarren. Ein Brocken, der schwer im Magen liegt, aber eben auch unglaublich wertvoll.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.11.2022

Manchmal ist weniger mehr.

Ich bin dein Schicksal
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Wenn „Ich bin dein Schicksal“ eines verdient hat, dann ist das eine Rezension, die gleichzeitig ehrlich und fair ist. Natürlich sind sowohl Fairness als auch Ehrlichkeit die absoluten Grundvoraussetzungen ...

Wenn „Ich bin dein Schicksal“ eines verdient hat, dann ist das eine Rezension, die gleichzeitig ehrlich und fair ist. Natürlich sind sowohl Fairness als auch Ehrlichkeit die absoluten Grundvoraussetzungen für eine Rezension, dennoch fiel es mir dieses Mal besonders schwer, diese beiden Aspekte zu vereinen. Beim Lesen merkte ich schnell, dass ich meilenweit von der angestrebten Zielgruppe entfernt bin, weshalb die Mehrheit meiner Kritik auch auf diese Tatsache zurückzuführen ist.

Objektiv betrachtet habe ich wirklich keine Probleme mit dem Buch. „Ich bin dein Schicksal“ hat prinzipiell alles, was ein guter Romantasy Roman braucht: Eine sympathische Protagonistin mit einem gewaltigen Päckchen Komplikationen auf dem Rücken, einen gleichermaßen attraktiven wie mysteriösen Typen, eine andersartige magische Parallelwelt und selbstverständlich eine übergeordnete Mission, um das Große Ganze zu retten.
Unsere beiden Protagonisten haben massenhaft Attribute und Interessen, auch die zahlreichen Nabencharaktere tragen fleißig zur Unterhaltung der Leserschaft bei. Die magische Parallelwelt namens Obskuris inklusive deren Bewohner*innen ist bis ins letzte Detail ausgeklügelt und durchdacht – ein Organisationsproblem werden die da drüben in ihrer Dimension sicher nicht haben. Auch an Plot mangelt es der Geschichte nicht, an allen Ecken und Enden passiert mehr als genug und letztendlich fügen sich sämtliche Handlungsstränge wunderbar ins Gesamtbild ein.

Normalerweise bin ich die Letzte, die sich über eine klare Strukturierung beschwert, allerdings sind diese Handlungsstränge, die so perfekt wie Puzzleteile der Marke Ravensburger ineinander passen, in erster Linie eins: Verkopft und konstruiert. Ich verstehe zwar, was sich die Autorin dabei gedacht hat und ich weiß ihre Bemühungen auch durchaus zu schätzen, jedoch hatte Aristoteles eindeutig einen Punkt, als er von Wahrscheinlichkeit in Bezug auf eine gute Handlung sprach.
Was die Charaktere betrifft, so fand ich deren Ausgestaltung auch nur auf den ersten Blick überzeugend. Beim zweiten Hinschauen stellt man leider fest, dass sich sämtlichen Attribute und Interessen, mit denen die Figuren ausgestattet sind, primär auf der Oberfläche abspielen und sich selten in den Handlungen der jeweiligen Person widerspiegeln. Klar ist das Meckern auf hohem Niveau, doch auf die Frage, ob ich mich in die Charaktere hineinversetzen konnte, muss ich nichtsdestotrotz mit „Nein“ antworten.
Das Worldbuilding finde ich im Großen und Ganzen gelungen und originell. Hätte ich das Buch sieben Jahre früher gelesen, wäre ich sicherlich hellauf begeistert gewesen von den schillernden Gefilden, die sich mir da auftaten. Mein jetziges Ich wurde von den bunten, glitzernden Fantasiewesen nicht direkt abgeholt, aber dafür kann Kira Licht ja nichts.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen und vor allem der Erzählerbericht las sich sehr flüssig. An den Dialogen würde ich allerdings noch einmal feilen, die wirken nämlich teilweise doch recht hölzern und gestellt. Nun noch ein gutgemeinter Ratschlag an Kira Licht, der ihr hoffentlich einiges an Kopfzerbrechen ersparen wird: Es ist nun wirklich kein Verbrechen, von Zeit zu Zeit das Verb „sagen“ zu verwenden, auch gern mehrmals auf einer Seite. Auch in meinem Kopf ist die Deutschstunde, in der uns für eben jenes Verb Alternativen eingetrichtert wurden, noch sehr präsent, allerdings ist das noch lange kein Grund, das Synonymwörterbuch nicht mehr aus der Hand zu legen.

Von dem hohen Verkopftheitsgrad einmal abgesehen, ist „Ich bin dein Schicksal“ ein rundum gelungenes und liebevoll ausgearbeitetes Buch mit großem Unterhaltungswert. Gerade für die jüngere Leserschaft, die gern in abenteuerliche und fantasievolle Welten abtaucht, eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 23.10.2022

Disruptives Experiment mit Mehrwert

Vielleicht hatten all die Therapeuten ja recht
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Dieses Buch wird sicherlich nicht jedermanns Fall sein. Das hat mehrere Gründe und einige kann ich persönlich auch sehr gut nachvollziehen. Zu Anfang hatte ich selbst große Probleme, ins Geschehen zu finden ...

Dieses Buch wird sicherlich nicht jedermanns Fall sein. Das hat mehrere Gründe und einige kann ich persönlich auch sehr gut nachvollziehen. Zu Anfang hatte ich selbst große Probleme, ins Geschehen zu finden und tat mich schwer, mit der Protagonistin warm zu werden. Doch gleichzeitig entpuppte es sich als eins der relevantesten Bücher im Bezug auf die heutige Zeit, die ich je gelesen habe.

„Vielleicht hatten all die Therapeuten ja recht“ ist von vorne bis hinten disruptiv und scheut nicht davor zurück, mit sämtlichen Gepflogenheiten und Normen zu brechen – sowohl inhaltlich als auch formal. Das vermutlich gewöhnungsbedürftigste ist der Aufbau des Buches: Die Kapitel sind weder chronologisch aneinandergereiht, noch folgen sie irgendeiner anderen auf den ersten Blick ersichtlichen Ordnung. Scheinbar willkürlich springen sie in Ereignissen im Leben der Protagonistin umher, was zugegebenermaßen sehr verwirrend sein kann. Lässt man sich jedoch darauf ein, stellt man fest, dass es durchaus ein System gibt – nämlich ein thematisch geordnetes. In Anbetracht der Tatsache, dass sich alles in dem Buch um das Gefühlsleben der Protagonistin Jenny dreht, macht diese intuitive Gliederung definitiv viel Sinn.

Thema Jenny: Sie ist definitiv keine gewöhnliche Protagonistin. Sie hat massenhaft Fehler und zwar nicht die von der angenehmen Sorte. Ihre Fehler sind keine à la „leicht tollpatschige Romanheldin stolpert sympathisch durchs Leben“. Jennys Fehler sind nicht schön, sondern zutiefst abstoßend. Für die meisten von uns sind Jennys Eigenschaften höchstwahrscheinlich der größte Albtraum, niemand möchte so verblendet, so oberflächlich und so abhängig von den sozialen Medien sein wie sie. Dennoch bewundere ich die Art, wie Jenny geschrieben wurde. Wenn ein Charakter von Grund auf so fehlerhaft und unsympathisch ist, hat das meistens Gründe. Abgesehen davon ist Jennys Charakterentwicklung wirklich erste Sahne: Im Rahmen ihrer Möglichkeiten wird sie stetig etwas reifer, erlangt wichtige Erkenntnisse und schlägt letztlich eine wirklich gute Richtung ein. Generell bin ich ein großer Fan der Selbstreflexion, die im Laufe des Buchs konsequent durchexerziert wird – nicht nur bezogen auf Jenny, sondern auch auf die Leserschaft.

Gerade diese Selbstreflexion macht das gesamte Buch zusammen mit seiner problematischen Protagonistin auf einer gesellschaftlichen Ebene höchst relevant. Durch die Art, wie wir Jennys unschöne Angewohnheiten mit ansehen müssen, werden wir zum Nachdenken angeregt und sinnieren automatisch über unser eigenes Verhältnis zu den angesprochenen Problemen nach. Und auch wenn man sich ohne Punkt und Komma über Jenny aufregen kann, eins muss man Emma Jane Unsworth doch lassen: Sie hat eine Protagonistin geschaffen, die – egal wie gern wir es leugnen möchten – auch irgendwie in einer jeden von uns steckt. Ich für meinen Teil fühlte mich beim Lesen des Öfteren ertappt.

Was auf mich anfangs wie ein etwas halbgares Experiment von einem Buch wirkte, hat sich nun als eine rundum gelungene und vor allem höchst wirksame Gesellschaftskritik von einer absolut souveränen Autorin entpuppt, die zweifelsohne weiß, was sie tut. Allein schon im Sinne des Wohls unserer Gesellschaft spreche ich hiermit meine Leseempfehlung aus. Denn auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, es laufen weit mehr Jennys frei draußen herum, als wir denken.
Deswegen: Seid nicht wie Jenny. Lest ein Buch.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 11.09.2022

Die Kunst, ein Gott & eine Zigarette

Drei Viertel tot
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Das Niveau sinkt und zieht die Originalität mit in den Untergang – alles wiederholt sich, man hört ständig nur die alte, wohlbekannte Leier und kennt das Ende bereits, bevor das Buch überhaupt aufgeschlagen ...

Das Niveau sinkt und zieht die Originalität mit in den Untergang – alles wiederholt sich, man hört ständig nur die alte, wohlbekannte Leier und kennt das Ende bereits, bevor das Buch überhaupt aufgeschlagen wurde. Diese Vorwürfe – vor allem gegenüber dem Fantasy-Genre – sind vermutlich niemandem neu und haben zweifelsohne schon den ein oder anderen abgeschreckt. All diesen elitären Angsthasen kann ich getrost „Drei Viertel tot“ von Max Gladstone empfehlen, ein durchweg origineller Fantasyroman, dem es auch an Niveau nicht mangelt.

Absolut erwähnenswert ist die Welt, in der das Ganze spielt. Sie ist äußerst komplex und mit nichts vergleichbar, was ich vorher gelesen hatte. Allein das Konzept der Kunstwirker ist mir völlig neu und ehrlicherweise haben mich die grundlegenden Funktionsweisen des Magiesystems auch zu Weilen sehr überfordert. Tatsächlich glaube ich nicht, dass ich das Geschehen überhaupt wirklich fassen konnte und würde es nicht ausschließen, einige Informationen falsch verstanden oder gar überlesen zu haben. Vieles war für mich und mein Hirn schlichtweg zu abstrakt und wir mussten uns teilweise echt anstrengen, nicht den Faden zu verlieren. Zudem wird im Worldbuilding großer Wert auf die Organisation und die Interaktionen gesellschaftlicher Strukturen gelegt. Es dreht sich viel um die Frage, wo Kirche und dementsprechend auch Religion ihren Platz in der Gesellschaft haben und wie viel Einfluss sie im Verhältnis zu anderen Einrichtungen und Vereinigungen haben sollten. Die Überlegung, welche Partei die meiste Macht hat und wohin der Rest fließt, ist allgegenwärtig und in vielerlei Hinsicht auch durchaus auf unsere Gesellschaft übertragbar. Diese Relevanz in Kombination mit der komplexen und neuartigen Welt machen das gesamte Buch wirklich einzigartig, was gerade im Fantasy-Genre eine absolut reife Leistung darstellt.

Von der Komplexität des Worldbuildings einmal abgesehen ist die Handlung selbst gut ausgearbeitet und mit einem Spannungsbogen versehen, der vollkommen verlässlich auf einen rasanten Höhepunkt zusteuert. Alles an dem Geschehen rund um Tara, ihre Kunst und die Götterwiederbelebung wirkt schlüssig und durchdacht, zudem hat jede Figur ihren Zweck und fügt sich gut ins Gesamtbild ein, was zu einem äußerst zielorientierten Voranschreiten der Ereignisse mit wenig Ablenkungen führt.
Zum Thema Charaktere: Ich mochte Tara sehr gerne und ihre mutige, willensstarke Art machte sie zu einer überaus talentierten und glaubhaften Protagonistin. Auch Abelard war mir schnell sympathisch und ich fand die Ausgestaltung seiner Figur sehr erfrischend – von kettenrauchenden Priestern liest man ja doch eher selten. Mir fiel jedoch auf, dass man zwar recht viel über die einzelnen Charaktere erfährt – genug, um sich ein gutes Bild von ihnen allen zu machen – sich aber meist in einem strikt „beruflichen“ beziehungsweise professionellen Rahmen bewegt. Auf private Informationen wird bis auf wenige Ausnahmen weitestgehend verzichtet, was vermutlich eine bewusste Entscheidung des Autors war, um nicht vom Wesentlichen abzulenken. Das ist selbstverständlich absolut plausibel und völlig legitim, nichtsdestotrotz fand ich es persönlich sehr schade. Ich mag es, beim Lesen eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen und werde auch gerne emotional dabei. Ich will etwas spüren und ich will investiert sein. Ich will mit den Figuren mitfiebern, mit ihnen lachen und weinen. Aufgrund der großen Distanz sowohl zwischen Figuren und Leser als auch der Charaktere untereinander war das hier leider nicht möglich.

„Drei Viertel tot“ ist definitiv keine 0815 Fantasy und hat einiges zu bieten. Rein technisch gesehen und auf einer objektiven Ebene betrachtet habe ich absolut nichts zu meckern. Jedoch hätte ich mir mehr Emotionen – egal in welcher Hinsicht – gewünscht, das hätte das ganze Buch sicherlich etwas zugänglicher gemacht. Allerdings handelt es sich hierbei selbstverständlich nur um meine persönliche Präferenz. Wer auf Zwischenmenschliches weniger Wert legt und einfach einen guten Fantasyroman sucht, der wirklich originell ist und sich nicht so leicht in eine Schublade stecken lässt, ist hier garantiert gut bedient.

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Veröffentlicht am 28.08.2022

Perfekt für alle verträumten Pferdemädchen und -jungs!

Die Nebel von Walhalla (Bd. 1)
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Mit „Die Nebel von Walhalla“ hat Barbara Schinko ein Kinderbuch geschrieben, das alle verträumten Pferdemädchen (und -jungs!!) begeistern wird. Und obwohl ich der angestrebten Zielgruppe schon längst entwachsen ...

Mit „Die Nebel von Walhalla“ hat Barbara Schinko ein Kinderbuch geschrieben, das alle verträumten Pferdemädchen (und -jungs!!) begeistern wird. Und obwohl ich der angestrebten Zielgruppe schon längst entwachsen bin, hat es auch mich nach ein paar Seiten bereits in seinen Bann gezogen und ganz nostalgisch an meine eigene Kindheit denken lassen.

Alle Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und mit besonderen Eigenschaften versehen, die immer ganz klar einer Figur zugeordnet werden können. Diese Eigenschaften sind stets so markant gewählt, dass sie gut im Gedächtnis bleiben und sorgen dafür, dass sich sicher viele junge Leser*innen gut mit den Personen der Geschichte identifizieren können.
Das Setting, welches sich größtenteils am mysteriösen Speerhof abspielt, ist ebenfalls gelungen: Nichts ist zu ausführlich beschrieben, dass man Gefahr laufen würde, die Leserschaft könne sich langweilen, aber doch so genau, man sich ohne Probleme ein Bild von der Welt machen kann, in der Alessa mit ihren Freundinnen und den Ponys Abenteuer erlebt.
Das Konzept des Buches ist durchdacht und mit der richtigen Prise Magie versehen, die dem Ganzen eine gehörige Portion Originalität verleiht. Außerdem kann man durch das Thema der nordischen Mythologie, das – nebenbei bemerkt – wirklich schön in die Geschichte eingeflochten wurde, auch noch was lernen.
Dementsprechend ist auch die Handlung in sich schlüssig, vor allem der Spannungsaufbau hat äußerst gut geklappt. Es passiert immer irgendetwas und wird somit nie langweilig. Gegen Ende wird es tatsächlich richtig brenzlig, was natürlich für viel Spannung und Action sorgt! Selbst für ein bisschen Knistern und ein paar Schmetterlinge im Bauch ist noch Platz: Das empfand ich als nette Abwechslung zu dem Fantasy Element, da es der Geschichte etwas „normales“ verleiht und einen stets zurück in die Wirklichkeit holt.
Mein einziger Kritikpunkt besteht in Alessas Alleingang gegen Ende des Buches. Dadurch, dass sie so viel auf eigene Faust hin unternommen hat, kamen die andern beiden etwas zu kurz. Ein bisschen mehr Teamgeist hätte ich an der Stelle sehr schön gefunden.

Nichtsdestotrotz war eine wirklich tolle Geschichte, die ganz bestimmt viele pferdebegeisterten Herzen höher schlagen lassen wird und die einen hübschen Abschluss gefunden hat. Die zahlreichen ungeklärten Fragen liefern eine perfekte Vorlage für weitere Bände in Alessas und Courages Welt, auf die ich schon sehr gespannt bin!

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