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silvery

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2017

Eine besondere Geschichte

Betrunkene Bäume
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Erich ist jemand, der die Bäume liebt. So sehr, dass er mit seinen 80 Jahren immer noch nicht aufhören kann mit seinen Forschungsarbeiten. Als junger Mann war er in Sibirien unterwegs, um die ...

Erich ist jemand, der die Bäume liebt. So sehr, dass er mit seinen 80 Jahren immer noch nicht aufhören kann mit seinen Forschungsarbeiten. Als junger Mann war er in Sibirien unterwegs, um die Bäume zu erforschen, dem Phänomen der betrunkenen Bäume auf der Spur. Damals hat er etwas getan, wofür er sich immer noch schuldig fühlt und was ihn daran hindert, dorthin zurück zu gehen, noch nicht mal seiner Frau zuliebe, die schon vor Jahren zurück in ihre russische Heimat gezogen ist.
Mittlerweile lebt er fast vereinsamt in seiner heruntergekommenen Wohnung und muss lernen zu akzeptieren, dass er durch sein Alter nicht mehr so unabhängig ist, wie er gerne sein möchte. Erst durch Katharina, einem Mädchen, das von zuhause ausgerissen ist und in die leerstehende Wohnung ihm gegenüber zieht, gelingt es ihm, sich zu öffnen und wieder jemanden in sein Leben zu lassen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist eine warmherzige Geschichte, die so schön beschrieben wird, dass man die Wärme, die zwischen den auf den ersten Blick so kühlen Charakteren wächst, spüren kann. Mir hat es sehr gefallen, dass die Geschichte nicht chronologisch erzählt wird, sondern dass es zwei Erzählstränge gibt, die Gegenwart und die Vergangenheit, die sich miteinander abwechseln. So erfährt man nach und nach mehr über die Charaktere und deren Vergangenheit, wodurch man ihr Verhalten in der Gegenwart allmählich immer besser verstehen kann.

Die Charaktere sind wirklich einzigartig. Besonders Erich ist ein sehr interessanter Charakter, den man wahrscheinlich bis zum Schluss nicht ganz ergründen kann. Er liebt die Natur so sehr, dass er in seinem Schlafzimmer unter echten Bäumen schläft. So jemand bleibt einem einfach im Gedächtnis. Ich bin froh darüber, dass ich ihn ein kleines Stückchen auf seinem Weg begleiten durfte.

Veröffentlicht am 15.05.2017

Einzigartig

Das Buch der Spiegel
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Ich bin wirklich begeistert von diesem Buch. Es fing schon sehr interessant und ungewöhnlich an, nämlich mit dem Anschreiben und den ersten Kapiteln eines Manuskripts. Der Autor des Manuskripts ...

Ich bin wirklich begeistert von diesem Buch. Es fing schon sehr interessant und ungewöhnlich an, nämlich mit dem Anschreiben und den ersten Kapiteln eines Manuskripts. Der Autor des Manuskripts behauptet, über ein echtes Verbrechen zu schreiben, in das er selber zum Teil verwickelt war. Vor kurzem hat er neue Erkenntnisse gewonnen, wodurch er sich dazu gezwungen sieht, die Erlebnisse aufzuschreiben und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, da er es nicht länger für sich behalten kann.

Dieses Manuskript macht sehr schnell Lust auf mehr. Als das Manuskript plötzlich abbricht, möchte man am liebsten sofort weiterlesen, um herauszufinden, wie es weitergeht. Doch das Problem ist: der Autor ist mittlerweile verstorben und der Rest des Manuskripts verschollen. Also macht sich der Literaturagent Peter Katz selber auf die Suche, weil er das Buch unbedingt verlegen möchte.

Diese Idee für einen Buchanfang finde ich wirklich genial. Es ist für einen Leser eine ganz neue Situation, denn normalerweise weiß man ja, dass man ein vollständiges Buch kauft. Doch in diesem Fall ist bis kurz vor Schluss nicht sicher, wohin die Reise überhaupt geht und wie viel man vom eigentlichen Manuskript erfahren wird. Das fand ich als Leser besonders spannend und reizvoll.

Das Buch ist insgesamt in drei Teile gegliedert. Jeder Teil wird aus der Sicht eines anderen Charakters erzählt, der seine eigenen Nachforschungen bezüglich des Manuskripts angestellt hat. Als Leser rätselt man mit, denn zum Schluss muss ja alles irgendwie zusammenpassen, oder nicht?

Warum das Buch diesen Titel hat - "Das Buch der Spiegel" - kommt erst kurz vor Schluss ans Licht. Doch die Auflösung ist wirklich genial und passt perfekt zu diesem Buch.

Veröffentlicht am 15.05.2017

Einfühlsam und doch humorvoll

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
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Anhand des Klappentextes hätte ich erwartet, dass dies ein Buch ist, in dem der Tod im Mittelpunkt steht. Fred Wiener hat erst vor kurzem seine Ausbildung zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter abgeschlossen ...

Anhand des Klappentextes hätte ich erwartet, dass dies ein Buch ist, in dem der Tod im Mittelpunkt steht. Fred Wiener hat erst vor kurzem seine Ausbildung zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter abgeschlossen und wird nun mit seinem ersten Fall beauftragt: Karla. Sie hat nur noch wenige Monate zu leben und möchte diese nicht in einem Krankenhaus verbringen. Sie ist sich selber unsicher, ob sie einen Sterbebegleiter überhaupt braucht und verhält sich daher Fred Wiener auch erst mal distanziert. Ich kann mir vorstellen, dass diese Beziehung zwischen den beiden ziemlich realistisch geschrieben ist.

Doch eigentlich steht Karla nicht im Mittelpunkt des Buches. Es ist Fred und seine Beziehung zu seinem Sohn Phil, die durch diesen intensiven Lebensabschnitt, den sie gemeinsam durchleben, wieder mehr zusammenwächst. Durch seinen Job, den Phil bei Karla übernimmt, nämlich die Archivierung ihrer riesigen Fotosammlung, bekommt er zum ersten Mal einen Eindruck darüber, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur für die Ausübung des Jobs, sondern auch für Karla, zu der er ein inniges Verhältnis aufbaut. Und man kann sehen, wie gut ihm das tut und wie er an dieser Erfahrung wächst.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist sehr gefühlvoll geschrieben und doch möchte man an einigen Stellen loslachen aufgrund Karlas schrägen Sinn für Humor oder Freds zeitweise hilfloser tollpatschiger Art. Ich finde, der Autor hat hier eine sehr gute Mischung gefunden. Es wirkt alles sehr realistisch, ist nicht überzogen oder überdramatisch.

Einen Stern muss ich leider abziehen, weil ich das Buch insgesamt nicht ganz rund fand. Es wurden ein paar Sachen aus Karlas Leben aufgeworfen, die nicht wirklich zu Ende erzählt wurden. Über manche Dinge hätte ich gerne noch mehr erfahren. Doch wahrscheinlich hätte dies auch nicht anders zu Karla gepasst.

Insgesamt ist es ein sehr schönes, gefühlvolles Buch, das ich auf jeden Fall weiterempfehlen würde.

Veröffentlicht am 05.03.2017

Sehr interessant

Der Jahrhunderttraum (Jahrhundertsturm-Serie 2)
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Ich habe die Familie von Briest schon durch den Jahrhundertsturm begleitet und war daher sehr neugierig darauf, wie es mit ihr im Jahrhunderttraum weitergehen würde.

Im Jahrhunderttraum spielen ...

Ich habe die Familie von Briest schon durch den Jahrhundertsturm begleitet und war daher sehr neugierig darauf, wie es mit ihr im Jahrhunderttraum weitergehen würde.

Im Jahrhunderttraum spielen der Sohn und die Enkel von Paul und Louise, um die es im Jahrhundertsturm ging, die Hauptrolle. Paul und Louise sterben am Anfang des Buches in einem Zugunglück. Die Familie ist nicht davon überzeugt, dass es sich dabei wirklich um einen Unfall oder vielleicht doch um Manipulation gehandelt hat und stellt Nachforschungen an. Für Levin von Briest dreht sich hingegen die Welt um den Traum vom Fliegen, nachdem er Otto von Lilienthal bei einem seiner Versuche mit dem Gleiter beobachten durfte.

Im Jahrhunderttraum geht es hauptsächlich um diesen Traum vom Fliegen, auch wenn viele andere Themen der Zeit um 1900 aufgegriffen werden. Das ist auch einer der Gründe, warum ich Richard Dübells historische Romane so gerne mag. Er hat ein unglaubliches Talent, fiktive Personen zu erschaffen und diese auf historische Personen treffen zu lassen. So taucht man als Leser wirklich tief ein in die deutsche Geschichte. Im Jahrhundertsturm war dies hauptsächlich Otto von Bismarck, während es hier nun Otto von Lilienthal und Graf von Zeppelin sind, mit denen man als Leser einige Zeit verbringen darf.

Man merkt, dass Dübell sehr viel recherchiert und ein riesiges Wissen über diese Zeit besitzt. So streut er immer wieder kleine Details ein, die die Handlung so real werden lassen, z.B. erwähnt er nebenbei, dass in Berlin im Jahr 1900 die Post sechsmal am Tag ausgetragen wurde. Diese kleinen Details machen es aus, dass die Geschichte für den Leser real wird.

Am Ende des Buches gibt es ein Nachwort, in dem Dübell einige historisch wichtige Ereignisse und Personen noch mal aufgreift und erklärt, wie viel davon in seinem Roman Wahrheit und was Fiktion war, was sehr hilfreich ist, wenn man (so wie ich) sich darüber Gedanken macht, inwieweit die Handlung des Romans mit der Realität übereinstimmt.

Was mir außerdem sehr gut gefallen hat, ist, dass die Rolle der Frauen nicht zu kurz gekommen ist. Besonders Anthonie von Briest kämpft für die Rechte der Frauen aller Gesellschaftsschichten und muss mit den Konsequenzen leben, die dies für ihre gesamte Familie bedeutet.

Insgesamt ist der Jahrhunderttraum ein sehr gelungener historischer Roman über die Zeit um 1900, in der die ersten Luftschiffe konstruiert wurden und der Traum der Menschen vom Fliegen langsam real wird. Aufgrund der Detailtreue würde ich das Buch jedem Fan historischer Romane empfehlen. Mir hat es wirklich sehr gut gefallen und ich hoffe, dass es noch mehr Teile der Familiensaga geben wird.

Veröffentlicht am 05.03.2017

Super spannend

Minus 18 Grad
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Meine Rezension bezieht sich auf das Hörbuch zu "Minus 18°". Ich bin ein großer Fan von Ahnhems Krimis, habe schon "Und morgen Du" und "Herzsammler" verschlungen und war daher sehr gespannt auf ...

Meine Rezension bezieht sich auf das Hörbuch zu "Minus 18°". Ich bin ein großer Fan von Ahnhems Krimis, habe schon "Und morgen Du" und "Herzsammler" verschlungen und war daher sehr gespannt auf den dritten Band der Reihe um Fabian Risk.

Ahnhem hat mich auch dieses Mal nicht enttäuscht. Es handelt sich um einen sehr spannenden Krimi. Alles beginnt damit, dass ein Auto über die Hafenmauer in Helsingborg hinaus rast und der Fahrer nur noch tot geborgen werden kann. Alles deutet auf einen Unfall hin, bevor der Rechtsmediziner feststellt, dass die Leiche, die hinter dem Steuer gefunden wurde, schon seit einigen Wochen tot sein muss. Doch wie passt diese Aussage damit zusammen, dass die Person vor kurzem noch von mehreren Zeugen gesehen wurde?
Der Kriminalfall fängt schon spannend an und scheint immer undurchdringlicher zu werden je mehr Fakten ans Licht kommen. Mit den Ausmaßen, die der Fall bald erreicht, hätte niemand gerechnet.

Was ich bei Ahnhems Krimis bisher immer sehr gut fand, ist die Verwebung mehrerer Fälle, die auch die Polizei länderübergreifend zur Zusammenarbeit zwingt. Dieses Mal wirkt dies allerdings etwas konstruiert. Die schon aus den vorherigen Büchern bekannte dänische Kommissarin Dunja Hougaard bekommt auch hier wieder eine Rolle, doch die Motivation dahinter erschließt sich mir nicht so ganz. Das Buch hätte auch sehr gut ohne diesen zweiten Fall auskommen können, der so gar nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun hat.
Durch die damit zusammenhängende Einführung mehrerer neuer Charaktere ist es mir teilweise auch schwer gefallen, der Handlung komplett folgen zu können. Dies wäre mir wahrscheinlich noch besser gelungen, wenn ich das Buch vor mir gehabt hätte, doch durch das reine Hören habe ich öfter mal den Faden verloren, was ein wenig schade war. Auch wenn der Sprecher, David Nathan (u.a. die deutsche Stimme von Johnny Depp), wieder einen sehr guten Job gemacht hat.

Insgesamt hat mir das Buch wieder sehr gefallen, trotz einiger meiner Meinung nach überflüssiger Nebenplots, die den Leser eher verwirren als noch mehr Spannung reinzubringen. Ich bin sehr gespannt zu sehen, ob es noch eine Fortsetzung geben wird. Mit diesem Cliffhanger am Ende dieses Buches, der auch alles bisher Geschehene noch mal in Frage stellt, bin ich mir ziemlich sicher, dass da noch was kommen muss.