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Veröffentlicht am 09.07.2025

Leider nicht wunderbar

Und plötzlich ist es wunderbar
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Leider konnte mich Und plötzlich ist es wunderbar diesmal nicht überzeugen und das, obwohl ich Mhairi McFarlane eigentlich sehr schätze und viele ihrer Bücher mit Begeisterung gelesen habe. Gerade ihr ...

Leider konnte mich Und plötzlich ist es wunderbar diesmal nicht überzeugen und das, obwohl ich Mhairi McFarlane eigentlich sehr schätze und viele ihrer Bücher mit Begeisterung gelesen habe. Gerade ihr Mix aus Humor, Tiefgang und glaubwürdigen Figuren hat mir immer gefallen. Doch bei diesem Roman hatte ich das Gefühl, ein völlig anderes Buch in der Hand zu halten.

Schon der Einstieg fiel mir schwer. Mir war zunächst nicht bewusst, dass es sich um eine Fortsetzung zu einem früheren Buch handelt, das ich vor Jahren gelesen habe. Dadurch war ich zunächst verwirrt, wer hier eigentlich wer ist und das hat sich leider durch den gesamten Roman gezogen. Die Figuren blieben für mich seltsam blass, ihre Rollen und Beziehungen zueinander wirkten lange uneindeutig. Besonders bei Declan war ich als Leserin immer wieder unsicher: Ist er der Love Interest? Oder doch der Gegenspieler? Und genau diese Unklarheit zog sich auf eine Weise durch die Geschichte, die mich eher irritiert als neugierig gemacht hat. Am Ende war er sogar weder A noch B, sondern fast unnötig und seine Episoden damit leider irgendwie auch.

Der Schreibstil war für mich ungewöhnlich sprunghaft, stellenweise wirkte der Ton fast wirsch, was ich so von McFarlane gar nicht kenne. Normalerweise gelingt ihr der Balanceakt zwischen Leichtigkeit und emotionaler Tiefe sehr gut. Hier aber fehlte mir der Zugang zur Geschichte komplett. Ich konnte weder richtig mitfühlen noch mitfiebern und das hat das Leseerlebnis leider ziemlich distanziert gemacht.

Insgesamt hatte ich mir viel mehr erhofft: Wieder eine starke, feinfühlige Liebesgeschichte mit gut gezeichneten Charakteren und einer Prise britischem Witz. Stattdessen blieb bei mir das Gefühl, dass das Buch nicht ganz weiß, was es sein möchte und mich dadurch leider verloren hat.

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Veröffentlicht am 23.06.2025

Zwei Leben, eine Frage - Was wäre wenn?

Im Leben nebenan
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Anne Sauers Debüt ist ein berührendes Gedankenexperiment: Was wäre, wenn man an einer entscheidenden Weggabelung anders abgebogen wäre? Angereichert mit emotionaler Tiefe, klarem Schreibstil und feinem ...

Anne Sauers Debüt ist ein berührendes Gedankenexperiment: Was wäre, wenn man an einer entscheidenden Weggabelung anders abgebogen wäre? Angereichert mit emotionaler Tiefe, klarem Schreibstil und feinem Humor lädt der Roman dazu ein, zwei Lebenswege einer jungen Frau, mit und ohne Kind, parallel zu erleben.

Der Roman erzählt aus zwei Perspektiven: einmal als Toni, kinderlos in der Stadt lebend, einmal als Antonia, frischgebackene Mutter auf dem Land. Plötzlich wacht sie in der ländlichen Familienrealität auf, in der sie mit Jugendliebe Adam verheiratet ist, ein Baby im Arm hält und ein ganz anderes Leben führt. Parallel dazu begleiten wir sie in der Großstadt: im Kinderwunschprozess, zwischen Hoffen und Scheitern.

Sauers Stil ist einfühlsam, schlicht und doch poetisch, angenehm zu lesen, mit leiser, subtiler Spannung. Es fühlt sich an wie eine fesselnde Serie, bei der man jedes Kapitel verschlingen möchte.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Die Idee, zwei Lebenskonzepte gleichzeitig zu erleben, hat mich von Beginn an fasziniert. Besonders stark finde ich, wie Anne Sauer Themen wie Mutterschaft, Kinderwunsch und Selbstbild ohne Kitsch, aber mit großer Ehrlichkeit verhandelt. Die Zweifel und Ängste beider Tonis wirken echt, mal hoffnungsvoll, mal bedrückend, und bleiben im Kopf. Auch die Balance zwischen Stadt- und Landleben ist gelungen: Das ruhige Familienszenario kontrastiert mit dem lauten, zielorientierten Leben in der Stadt und zeigt, wie unterschiedlich Identität wirken kann, je nachdem, welchen Weg man wählt.

Auch inhaltlich überzeugt das Buch durch seine emotionale Tiefe: Themen wie Mutterschaft, Kinderwunsch, Rollenbilder und Selbstverwirklichung werden feinfühlig, ehrlich und ohne Pathos verhandelt. Der Schreibstil hat mir ebenfalls gut gefallen: klar, ruhig, aber trotzdem berührend. Er trägt die Geschichte mit Leichtigkeit, ohne oberflächlich zu sein.

„Im Leben nebenan“ ist ein beeindruckendes Debüt – smart, berührend, relevant. Anne Sauer öffnet einen Raum für die großen Fragen über Frauenleben, Muttersein und Lebensentscheidungen. Liebs.

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Veröffentlicht am 02.06.2025

Lieblingsbuchpotential

Just for the Summer
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Als Emma den Reddit-Post von Justin liest, muss sie nicht nur schmunzeln, sondern auch direkt mitfühlen. Justin erzählt darin von seinem „Fluch“, denn sobald er eine Trennung durchlebt, findet seine Expartnerin ...

Als Emma den Reddit-Post von Justin liest, muss sie nicht nur schmunzeln, sondern auch direkt mitfühlen. Justin erzählt darin von seinem „Fluch“, denn sobald er eine Trennung durchlebt, findet seine Expartnerin zu ihrer großen Liebe und ist schnellstens verheiratet. Genauso geht’s eben auch Emma, daher fasst sie einen Entschluss und schreibt ihm – vielleicht können sie den Fluch gemeinsam brechen? Was als kurzer Scherz beginnt, entwickelt sich zu einer Liebesgeschichte mit der keiner der beiden gerechnet hätte.
Als das Buch auf meinen Tisch flatterte, hatte ich keine Erwartungen. Es war das Erste von Abby Jimenez. Aber schon schnell war klar, sie hat einen tollen Schreibstil und dieser lässt einen nicht aus seinen Bann. Die Seiten sind nur so geflogen. Das lag vor allem aber auch an den Charakteren und deren Geschichte. Sowohl Emma als auch Justin waren mir extremst sympathisch und hatten ausreichend Backround mitgebracht, dass sie all die Seiten füllen konnten. Die Sympathie zwischen den beiden war förmlich spürbar. Aber auch die Nebencharaktere wie die beste Freundin oder Emmas Mutter Amber sind greifbar. Ich würde sagen, dass Jimenez‘ größter Erfolg die Charakterbeschreibungen sind.
Zeitgleich gefiel mir, dass die Charaktere aneinander arbeiten. Mein größter Kritikpunkt an all den Romcoms ist immer wieder die fehlende Tiefe bzw. der Fakt, dass „Liebe alles heilen“ kann. Darauf hat Jimenez verzichtet – ganz ehrlich: Justin als auch Emma brauchen beide eine Therapie, keiner ist perfekt. Aber dem Himmel sei Dank endet das Buch nicht damit, dass alles gut ist, weil sie zusammen sind, sondern weil Emma an sich arbeiten will. Genau richtig.

Daher: Große Empfehlung.

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Veröffentlicht am 10.03.2025

Tolle Protagonistin

Only Margo
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Only Margo war eines dieser Bücher, die wegen Instagram und wegen des schönen Covers in meinen Besitz gelangt sind. Was mich wirklich erwarten würde, hatte ich nicht auf dem Schirm und war daher recht ...

Only Margo war eines dieser Bücher, die wegen Instagram und wegen des schönen Covers in meinen Besitz gelangt sind. Was mich wirklich erwarten würde, hatte ich nicht auf dem Schirm und war daher recht überrascht, welche Weiten und Irrungen das Buch nahm. Vorrangig es aber um Margo, eine Studentin, die mit ihrem Professor eine kurze Liaison eingeht und plötzlich schwanger ist. Nachdem dieser sie kurzum sitzen lässt und ihr sogar zur Abtreibung rät, entscheidet sich Margo für das Kind und auch für eine Only-Fans-Karriere.
Das Buch nahm – wie schon geschrieben – Wendungen, die ich nicht hatte kommen sehen. Jedoch hat mich vor allem die Hauptfigur Margo ans konstante Lesen gebracht. Zum Einen, weil ich selbst Mutter bin, hat mich die Grundhaltung „ich kriege das Kind unter allen Umständen“ wahnsinnig imponiert, zeitgleich mochte ich den Zwist zwischen Ehrgeiz im Rahmen von Social Media und elendiger Gelähmtheit im ersten Lebensjahr nach einer Geburt.
Die Charaktere waren nebst Margo leider etwas blass und als auch oder etwas zu skurril. Auch der Schreibstil war gewöhnungsbedürftig. Rufi Thorpe springt immer wieder zwischen der dritten Person und der Ich-Perspektive hin und her, was mich auf den ersten hundert Seiten immer öfter irritiert hat und ich mir bis zum Ende nicht sicher war, wieso sie dieses Stil-Element genutzt hat.
Doch so sehr mich die beiden Punkte gestört haben, so sehr hat Margo alles weggemacht. Fand das Buch super angenehm und schnell zu lesen. Mochte die Geschichte und auch das Ende.

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Veröffentlicht am 03.07.2024

Mehr als ein historischer Roman

Das Echo der Gezeiten
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Zwei Frauen, zwei Geschichten, zwei Schicksale und doch irgendwie vereint:
In den 60er Jahren möchte Tilla Taucherin werden, an die Uni gehen und ein großes Geheimnis um ein altes Wrack lösen. Alles ...


Zwei Frauen, zwei Geschichten, zwei Schicksale und doch irgendwie vereint:
In den 60er Jahren möchte Tilla Taucherin werden, an die Uni gehen und ein großes Geheimnis um ein altes Wrack lösen. Alles Dinge, die eher den Männern zugeschrieben wird, doch sie hat eine große Vision.
Zeitgleich verwebt sich ihre Geschichte mit der von Nes, die mit ihrer Mutter Zuflucht in einem Beginenkonvent sucht. Ihre Geschichte spielt jedoch 1633 und sie ist ebenfalls mit dem Meer verbunden, charakterstark wie Tilla und trotzt vielen Widrigkeiten.
Und so verbindet Rebekka Frank in „Das Echo der Gezeiten“ nicht nur Nes und Tilla miteinander, sondern auch Geschichte und Fiktion. Das Cover ist faktisch ein Understatement. Spricht womöglich genau die Zielgruppe an, die schon mit historischen Romanen bewandert ist und sich bewusst für das Buch entscheiden würde. Für mich war es ein Zufall, dass das Buch auf meinem Tisch landete, denn alleine durch das Cover würde es mich nicht ansprechen. Doch hinter all dem verbirgt so viel mehr ist als „noch“ ein historischer Roman. Der Roman um Tilla und Nes, die einen schon nach kurzer Zeit ans Herz wachsen, ist zeitgleich so modern, dass man zwischenzeitlich vergisst, in welchen Zeitspannen man sich bewegt. Die Themenschwerpunkte, die, neben dem Entdecken und der Geschichte, spielen, sind so modern, dass sie genauso einen Platz in der aktuellen Zeit finden. Absolut fesselnd und für jeden, der gute Literatur mag, ein großer Tipp.