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Veröffentlicht am 02.02.2020

Die Geschichte einer Schwangerschaft

Cherubino
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„Etwas Besseres habe ich noch nie getan; sich vom Samen eines Mannes befruchten zu lassen, war ihre größte bisherige Errungenschaft als Tochter.“

Iris Schiffer ist neununddreißig, semi-erfolgreiche Opernsängerin, ...

„Etwas Besseres habe ich noch nie getan; sich vom Samen eines Mannes befruchten zu lassen, war ihre größte bisherige Errungenschaft als Tochter.“

Iris Schiffer ist neununddreißig, semi-erfolgreiche Opernsängerin, als sie zwei sehr vielversprechende Angebote bekommt: einerseits bekommt sie die Chance, am Met den Cherubino in Mozarts Figaro zu singen, danach soll sie an den Salzburger Festspielen die Sophie aus Sophies Welt singen. Da gibt es nur ein kleines Problem: sie ist schwanger, der Test war positiv. Andererseits kann man heutzutage als Frau alles schaffen, oder etwa nicht? Man kann gleichzeitig Opern singen und einen „kleinen Astronauten“ in sich heranreifen, wie Iris es ausdrückt. Und da gibt es noch ein weiteres Problem – das Kind hat zwei mögliche Väter. Einerseits Ludwig, der ruhige, erfolgreiche, analytische Ludwig, den Iris über alles liebt und mit dem sie gerne zusammen wäre – nur ist er verheiratet, hat nicht besonders viel Interesse an ihr und schon gar nicht an dem Kind, und wird seine Frau nicht verlassen. Andererseits ist da Sergio, erfolgreicher Sänger, impulsiv und etwas kindlich, mit dem sie seit einigen Jahren zusammen ist und der Iris abgöttisch liebt.

Andrea Grill erzählt die Geschichte der Schwangerschaft vom positiven Test bis zur Geburt- inklusive der Darstellung von Ängsten vor einer Fehlgeburt oder Missbildungen, und dem Stress dem berufstätige Frauen in der Schwangerschaft ausgesetzt sind. Die Geschichte ist gut zu lesen. Immer wieder enthält sie von Iris abgewandelte Liedtexte und Gedanken. Das ganze Buch leitet hin zur Geburt, wo es ein abruptes Ende nimmt – und den Leser etwas verwirrt allein lässt. Mich hätte interessiert, wie es nach der Geburt weitergeht, aber das bleibt wohl unserer Fantasie überlassen. Das Buch basiert auf interessanten Ideen und hätte ein Durchbruch werden können, leider hapert es an der Umsetzung. Schade!

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Über die Angst

Nix passiert
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"Es ist erstaunlich, wie lange man etwas für sich behalten kann, das einen so quält, das so zehrt an der Kraft, eigentlich alle Energie verbraucht, während man trotzdem einfach so weiterlebt, als hätte ...

"Es ist erstaunlich, wie lange man etwas für sich behalten kann, das einen so quält, das so zehrt an der Kraft, eigentlich alle Energie verbraucht, während man trotzdem einfach so weiterlebt, als hätte man noch einen geheimen Reservetank, der nur dafür da ist, zu funktionieren, wenn eigentlich gar nichts mehr geht. Und dann, eines Tages, in einem völlig unscheinbaren Moment, ist er aufgebraucht, dieser Reservetank, und das ganze System versagt, alle Lichter aus, ciao."

Alex ist verlassen worden. Etwas über ein Jahr waren er und Jenny zusammen. Jenny, seine absolute Traumfrau. Er kann nicht fassen, dass er die Beziehung so falsch gedeutet hat, er war doch so glücklich. Oder?
Alex beschließt kurzerhand, die Eltern zu besuchen. Nach Jahren in Berlin zurück in die Stadt, in der er aufgewachsen ist. Obwohl er eigentlich nie wieder dorthin zurück wollte...

Kathrin Weßling überzeugt wieder einmal mit ihrem modernen, sarkastischen und provokativen Schreibstil. Ich war am Anfang des Buches etwas verwirrt, wohin die Erzählung hingehen wird, weil das eigentliche Thema zumindest mir erst mit der Zeit klar wurde. Wer dran bleibt und weiterliest wird nicht enttäuscht: Weßling beschreibt einfühlsam und detaillreich, wie sich ein Leben mit Angst/Panikattacken anfühlt und regt wieder einmal zum Nachdenken an. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Wunderschönes Sachbuch für Kinder und Erwachsene

Ausgestorben - Das Buch der verschwundenen Tiere
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"Ausgestorben - das Buch der verschwundenen Tiere" ist ein großformatiges Sachbuch für Kinder ab 8 Jahren. Es behandelt ausgestorbene und vom Aussterben bedrohte Tiere. Das Buch folgt einer groben chronologischen ...

"Ausgestorben - das Buch der verschwundenen Tiere" ist ein großformatiges Sachbuch für Kinder ab 8 Jahren. Es behandelt ausgestorbene und vom Aussterben bedrohte Tiere. Das Buch folgt einer groben chronologischen Ordnung. Dabei werden auch Tiere erwähnt, die erst vor kurzem ausgestorben sind. Stets wird der Bezug zur Gegenwart hergestellt. Es gibt auch Informationen zu bekannten Paläontologen, welche ein wenig Abwechslung ins Buch bringen.
Das Buch ist wunderschön illustriert und von hochwertiger Qualität. Die detailgetreuen Zeichnungen sorgen für spielerisches Lernen. Ich konnte von dem Buch viel lernen, die Informationen sind sowohl für Kinder als auch für Erwachsene interessant. Eine ganz klare Empfehlung für wissbegierige Kinder!

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Das Mazursche Schweigen

Luzies Erbe
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Luzie Mazur ist fast hundert, als sie mehrere Tage lang im Sterben liegt. Dann stirbt sie tatsächlich- und hinterlässt einen alten Koffer mit Fotos und viele Fragen. Denn zu Luzies Lebzeiten wurde in der ...

Luzie Mazur ist fast hundert, als sie mehrere Tage lang im Sterben liegt. Dann stirbt sie tatsächlich- und hinterlässt einen alten Koffer mit Fotos und viele Fragen. Denn zu Luzies Lebzeiten wurde in der Familie Mazur nicht viel geredet. Tochter Thea und Enkelin Johanne, die Luzie bis zum Schluss gepflegt haben, bleiben etwas verlassen zurück. Johanne beschließt, sich nicht mehr mit Schweigen abspeisen zu lassen. Sie will mehr über Luzie erfahren, durchsucht den Koffer, befragt die Familie und macht sich auf, Großvater Jurek zu suchen, einst Luzies große Liebe, um mehr zu erfahren. Kapitelweise erfahren wir abwechselnd in der Gegenwart, was Johanne erfährt und wie die Familie mit Luzies Tod umgeht, sowie zur Zeit des 2. Weltkrieges, wie Luzie also junge verlobte Bauerntochter Jurek kennenlernte. Luzies Verlobter schrieb seit Kriegsbeginn nicht mehr, als Jurek Mazur als Fremdarbeiter aus Polen ins Dorf kam. Es beginnt eine Liebe gegen alle Gesetze, denn ein Mischen der Rassen ist verboten. Luzie wird schwanger, und die Geschichte nimmt ihren Lauf…

Helga Bürster erzählt angelehnt an ihre eigene Familiengeschichte die traurige und mitreißende Geschichte der Familie Mazur. Trotz dem vielen Leid, das die Familie ertragen musste, erzählt Bürster die Geschichte ruhig und nüchtern, und schafft es trotzdem, den Leser vollkommen mitzureißen. Immer wieder gibt es plattdeutsche Ausdrücke und Phrasen, was sehr zur Geschichte beiträgt, jedoch für mich teilweise schwierig zu verstehen war. Ein wirklich berührender Roman!

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Die Anatomie einer toxischen Beziehung

Jahre später
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Ich habe „Jahre später“ gelesen, ohne die beiden Vorläuferbände zu kennen. Die dreißigjährige April ist Schriftstellerin und lebt mit ihrem pubertären Sohn Julius in Berlin. Auf einer Lesung lernt sie ...

Ich habe „Jahre später“ gelesen, ohne die beiden Vorläuferbände zu kennen. Die dreißigjährige April ist Schriftstellerin und lebt mit ihrem pubertären Sohn Julius in Berlin. Auf einer Lesung lernt sie Ludwig kennen, einen Chirurgen aus Hamburg. Es entsteht eine Brieffreundschaft – und schließlich eine Beziehung. Diese basiert vor allem auf gegenseitiger Anziehung, eine richtige Liebe entsteht nicht zwischen den beiden. Die beiden Einzelgänger finden zueinander – April wird schwanger, sie heiraten, April zieht nach Hamburg. Durch dieses neue Leben scheint April Julius größtenteils zu vergessen und sich selbst zu überlassen. Auch schon vorher kümmert sie sich wenig um ihn – und so ist es nicht überraschend, dass dieser schließlich zum Vater zieht. Das Kind mit Ludwig, ein Sohn, wird von April mehr geliebt, diesmal kann sie sich in ihrer Rolle als Mutter mehr entfalten, da sie einen Mann an ihrer Seite hat, der sie finanziell unterstützt – doch auch diese Freude hält nicht lange an. Ludwig, der anfangs so erfolgreich und interessant schien, ist in erster Linie Narzisst und lügt seinen Weg durchs Leben. April musste vor allem als Kind sehr viel durchmachen und scheint dadurch sehr distanziert, wird im Buch mehrmals als „starke Frau“ beschrieben. Dies ist sie wohl, zumindest in der Hinsicht, dass sie sich nicht unterkriegen lässt.

Klüssendorf beschreibt sehr distanziert das Kennenlernen, die Beziehung und schließlich deren Zerbrechen und das Danach. Sie schreibt ruhig und flüssig, lässt genug Raum für den Leser, sich selbst etwas dazu zu denken, aber doch mit einer stillen Wucht. Da sie nicht wertend schreibt kann der Leser selbst seine Schlüsse dazu ziehen. Ein sehr lesenswerter Roman über zwischenmenschliche Beziehungen und über das Leben im Allgemeinen. Nach diesem Buch werde ich auch die beiden Vorgängerromane lesen.

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