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Veröffentlicht am 04.07.2018

Witziger Krimi mit tollem Lokalkolorit und sehr mitreißend geschrieben! Bitte mehr davon!

Mordsrausch
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In Maria Steinbach im Allgäu ist alles so ruhig, beschaulich und idyllisch. Allerdings nur auf den ersten Blick. Denn in der Dorfgemeinschaft gibt es so manchen Streithammel, Dauerlärmer und nymphomanische ...

In Maria Steinbach im Allgäu ist alles so ruhig, beschaulich und idyllisch. Allerdings nur auf den ersten Blick. Denn in der Dorfgemeinschaft gibt es so manchen Streithammel, Dauerlärmer und nymphomanische Ehefrau. Als der unbeliebte Harry Bröckle tot aufgefunden wird, beginnen Sissi Sommer und ihr Kollege Klaus Vollmer von der Kripo Memmingen zu ermitteln. Doch es gibt etliche Personen, die Harrys Tod verschuldet haben könnten. Er war wirklich kein netter Zeitgenosse. Was Sissi in diesem vermeintlich friedlichen Dorf alles aufdeckt, ist schon erstaunlich.

Dieser Krimi zeigt wunderbar das Leben in dem Allgäuer Dorf Maria Steinbach, in dem einige eigenbrötlerische Bewohner so ihre Geheimnisse haben und recht skurile Zeitgenossen leben. Die Feste sind ausufernd und mit gehörigem Alkoholkonsum, sodass manche Aussage vor der Kripo sehr fragwürdig erscheint. Wie der Mord dieses Dorf aufwühlt und die schöne Idylle nur noch landschaftlich erhalten bleibt, ist toll beschrieben. In diesem Dorf ist mehr los als man auf den ersten Blick sieht.

Der Mordfall ist brutal und könnte von vielen Personen begangen worden sein. Es wurde viel getrunken und so tappt Sissi von einem Verdächtigen zum nächsten. Erst allmählich entwickeln sich die Ermittlungen weiter und man ist als Leser lange auf der Suche nach dem Täter. Dieser Rausch ist wie ein Nebel, der sich langsam lichtet.

Wie die Personen im Buch charakterisiert werden, ist sehr unterhaltsam und ein genaues Bild bildet sich auch dort erst allmählich. Immer mehr Details zeigen schliesslich die wahren Charaktere und mit diesen eigenwilligen Personen ist man gut unterhalten.

Es ist nicht die Spannung, die diesen Krimi so außergewöhnlich macht, sondern der Blick hinter die Kulisse der Dorfromantik. Es tun sich hier wahre Abgründe auf.
Die Autorin überzeugt mit ihrem frischen und heiteren Schreibstil und zieht den Leser mit sich. Mit witzigen Dialogen und lockeren Bauernweisheiten wird der Berliner Kollege Klaus ein Sympathieträger des Krimis.

Dieser Lokalkrimi überzeugt mit skurilen Figuren, einem sympathischen Ermittlerduo und einem witzigen, mitreissenden Schreibstil! Ich möchte bitte mehr davon!

Veröffentlicht am 04.07.2018

Fesselnder Schwedenkrimi mit interessanten Familieneinblicken

Die Schneelöwin (Ein Falck-Hedström-Krimi 9)
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Fjällbacka: Bei einem Unfall auf schneeglatter Strasse wird ein junges Mädchen getötet, sie wurde seit Wochen vermisst und man stellt fest, dass sie schwer misshandelt wurde. Da in der Gegend mehrere Mädchen ...

Fjällbacka: Bei einem Unfall auf schneeglatter Strasse wird ein junges Mädchen getötet, sie wurde seit Wochen vermisst und man stellt fest, dass sie schwer misshandelt wurde. Da in der Gegend mehrere Mädchen vermisst werden, arbeitet Kommissar Patrik Hedström und sein Team unter Hochdruck an den Ermittlungen. Wenn es hier einen Serientäter geben sollte, muss man ihn schnellstens fangen, um eventuell noch Mädchen retten zu können.
Gleichzeitig recherchiert Patriks Frau Erica Falck für ein Buch über einen zurückliegenden Mord, zu dem die inhaftierte Täterin schweigt.
Doch sie kommt zu Erkenntnissen, die die Fälle ihres Mannes betreffen. Sie mischt sich wie gewohnt aktiv in die Polizeiarbeit ein und ist auch dieses Mal nicht unschuldig an der Auflösung des Falls.

Diese Geschichte hat mich von Beginn an gefesselt. Es ist mein erster Krimi aus der Feder der schwedischen Erfolgsautorin und ihr flüssiger Schreibstil und der stimmungsvolle Plot sagen mir sehr zu.

Die atmosphärische Stimmung des schwedischen Winters liegt über dem ganzen Buch und diese Kälte setzt sich auch in einigen Personen fort.
Denn hier werden menschliches Elend und familiäre Probleme dargestellt, die zudem noch sehr authentisch wirken. Die Suche nach dem Täter findet unter Einbeziehung vieler Personen statt. Die Vielzahl der Namen hat mich anfangs verwirrt, liegt aber daran, dass mir auch die Ermittlernamen völlig fremd waren. Läckberg-Fans werden diese Probleme wohl nicht haben und hier bekannte "Gesichter" wiedersehen.


Auffällig ist die Häufigkeit von Familienszenen der Protagonisten Erica und Patrik, die uns damit ihr privates Umfeld näher vorstellen. Daher sehe ich in diesem Buch so etwas wie einen "Frauenkrimi", denn Mutterschaft und Familienglück und die damit zusammenhängenden Probleme werden in die Handlung eingebaut und stellen die Familie und Kinder ganz klar in den Vordergrund. Diese Ruhezonen des familiären Friedens geniesst man als Leser gern, um sich dann wieder der Ungewissheit und Spannung hinzugeben.

Es ist tragisch zu sehen, welche seelische Not die Angehörigen der Vermissten und Opfer erleiden. Man hat das persönliche Leid der Eltern deutlich vor Augen. Die häufig gleichzeitig stattfindenden Ermittlungen bringen Tatsachen ans Licht, die jeweiligen Aufklärungen werden aber immer noch ein wenig verzögert mitgeteilt, sodass die Spannungskurve nicht abfällt.

Eiskalter Schweden-Krimi mit interessanter Handlung und sympathischen Ermittlern, der mich nun noch in die Läckberg-Fans einreihen lässt.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Oma Renate sorgt für köstliche Unterhaltung und feiert Weihnachten mal ganz anders: mit Pute!

Über Topflappen freut sich ja jeder
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Bekanntlich ist Weihnachten ja das Fest der Liebe und der Familie und so bekommt Renate Bergmann von ihrer Tochter Kirsten eine Einladung nach Köln, um dort gemeinsam die Feiertage zu verbringen. Es kommt ...

Bekanntlich ist Weihnachten ja das Fest der Liebe und der Familie und so bekommt Renate Bergmann von ihrer Tochter Kirsten eine Einladung nach Köln, um dort gemeinsam die Feiertage zu verbringen. Es kommt jedoch ganz anders und dennoch wird dieses Weihnachtsfest zu einem der schönsten in Renates Leben.

Voller Vorfreude auf das gemeinsame Fest mit Kirsten packt Renate schon mal eine Gans und ein paar Flaschen Korn in ihrem Koffer. Denn eine Gans muss zu Weihnachten für sie einfach sein. Wer weiß was für veganes Zeug Kirsten sonst so auf den Tisch bringt.
Dieses Mal will Renate mit dem Flugzeug anreisen und lässt sich "einschiffen", nee, einschecken. Das Flugpersonal bietet ihr einen bequemen Rollstuhldienst an und Renate landet prompt fälschlicherweise "im London". Doch Renate wäre nicht Renate, wenn sie daraus nicht das Beste machen würde. Sie bekommt dank familiärer Bindungen einen schönen Aufenthalt im weihnachtlichen London und hat einige schöne und stimmungsvolle Erlebnisse sogar mit dem englischen Königshaus, die sie gewohnt humorvoll kommentiert.
So wundert sie sich über die englische "Ganspute", ach nee "Putentruthahn" und tröstet sich aber damit über den Verlust ihrer Gans im Koffer hinweg. Geschenke hat sie glücklicherweise dabei, die früh im Jahr reichlich gehäkelten Topflappen sind in ihrer Handtasche und machen ihrer Meinung nach allen viel Freude.

Aber richtig zufrieden ist Renate erst wieder im Kreise ihrer Familie und Freunde.
Zitat: "Ich wollte nirgendwo hin, nur hier sein bei meinen lieben Freunden und mit ihnen feiern, dass wir einander hatten. Mit allen Schrullen. Wissen Se, DAS ist nämlich Weihnachten!"

Wenn man die ersten Bände gelesen hat, freut man sich auch auf ein Wiedersehen mit Renates Freunden, die ja alle spezielle Charaktere sind und so ihre Altersallüren und Macken haben.

In dieser Geschichte nimmt man teil an Renates Glück im "Unglück" und wird wieder humorvoll unterhalten.

Positiv anmerken möchte ich vor allem, dass Renate in diesem Buch nicht mehr so häufig abschweift wie in den anderen Bänden.



Mit diesem Buch ist dem Autor wieder eine heitere Lektüre gelungen, die gerade zur Weihnachtszeit den Blick frei macht auf den wirklichen Sinn des Festes. Der Zusammenhalt und die Hilfe für die Nächsten wird hier gut deutlich gemacht.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Schöne Beschreibung der mexikanischen Kultur, aber naive Charaktere und zähe Geschichte

Das Perlenmädchen
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Tonina ist die beste Perlentaucherin ihres Stammes. Aber sie muss von ihrer Perleninsel fort, allein aufs Festland, um dort eine heilbringende Pflanue zu suchen, die das Leben ihres Großvaters retten kann. ...

Tonina ist die beste Perlentaucherin ihres Stammes. Aber sie muss von ihrer Perleninsel fort, allein aufs Festland, um dort eine heilbringende Pflanue zu suchen, die das Leben ihres Großvaters retten kann. Sie kommt in die Hauptstadt des Maya-Reiches und trifft in den berühmten Gärten des Palastes den Wettkämpfer Chac. Chac und Tonina werden ausgesucht, am heiligen Ort Chichen Itza als Gottesopfer zu sterben. Doch Tonina gelingt die Rettung Chacs und die Flucht aus der Mayastadt und erfährt auf diesem Weg das Geheimnis ihrer eigenen Herkunft.


Sehr interessant werden mit großer Detailvielfalt die Kulturen der Mayas und Azteken beleuchtet und man taucht ein in eine längst vergangene Kultur.
Hier werden berühmte Bauwerke und deren Bedeutung für die Mayas, sowie frühe Heilmethoden und Heilkräuter anschaulich von der Autorin beschrieben. Man erfährt wie die ersten Entdecker, die Wikinger ins Land kamen.

Soweit so gut: danach entwickelt sich die Handlung eher zähflüssig und wie eine simple Liebesgeschichte gestrickt. Es ist häufig von Vorbestimmung die Rede und die Figuren haben entweder absolut guten Charakter oder sind einfach nur schlecht. Sie entwickeln sich nicht zu wahren Persönlichkeiten. Die Handlung wirkt langatmig und die Geschehnisse zeigen keine große Spannung auf.

Wenn ein Kapitel abrupt endet, hofft man auf fesselnde Weiterführung des Themas, aber es setzt ohne weitere Info über die Zwischenzeit später ein. Leider häufen sich auch Zufälle sehr oft.


Dieser Roman hat mich nicht erreicht und die Handlung um die Liebesgeschichte ist mir zu konstruiert. Ich hatte mehr erwartet und kenne bessere Romane von Barbara Wood.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Stimmungsvoll geschriebener, unblutiger Krimi vor traumhafter Kulisse

Die Tote am Lago Maggiore
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Matteo Basso, Futura rauchender Ex-Polizeipsychologe aus Mailand hat sich aus unbekannten Gründen in seine Heimat zurückgezogen und betreibt nun als gelernter Fleischermeister die Marcelleria seines Vaters ...

Matteo Basso, Futura rauchender Ex-Polizeipsychologe aus Mailand hat sich aus unbekannten Gründen in seine Heimat zurückgezogen und betreibt nun als gelernter Fleischermeister die Marcelleria seines Vaters in Cannobio. Er möchte dort zur Ruhe kommen und seine Heimat und Hobbies geniessen.
Als seine Freundin Gisella tot gefunden wird, häufen sich die Hinweise auf Mord. Matteo beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.
Er gräbt sich tief in die Geschichte der Region und gerät dabei selbst in Gefahr. Unterstützung bekommt er von der sympathischen Kommissarin Nina Zanetti.


Der Autor führt den Leser in die traumhafte italienische Gegend am Lago Maggiore und in seinen ausführlichen Beschreibungen fängt er das landschaftliche Umfeld in seinem Krimi sehr stimmungsvoll ein. Man ist als Leser von Anfang an in das Geschehen eingebunden und erlebt die vielfältige Atmosphäre wunderbar mit. Das typische Dolce Vita erlebt man bei den Ausflügen in die Welt der Oper, mit den noblen gediegenen Oldtimern der Reichen der Gegend oder in den Restaurants mit ihrer schmackhaften italienischen Küche. Es ist wie ein richtiger Urlaub in dieser traumhaft schönen Ecke am Lago Maggiore, der vor dem geistigen Auge des Lesers abläuft.

Die Krimihandlung ist unblutig, sehr ruhig und lebt in erster Linie von den Ermittlungen und den vielseitigen Charakteren. Diese sind durch die Bank weg alle interessant und vielschichtig beschrieben.
Matteos alte Freunde, die mit Enthusiasmus eine Autowerkstatt betreiben und auch in der Schlachterei aushelfen können, haben mir besonders gut gefallen. Ihre Aktionen brachten Humor mit ins Buch.

Der Mordfall entwickelt sich ganz allmählich zu einer echten Mordserie und gewinnt langsam an Spannung. Der Fall ist interessant aufgebaut und der Täter ist bei den vielen Spuren und Verdächtigen nicht offensichtlich zu entdecken. Matteo deckt schliesslich skrupellose Machenschaften auf.

Matteos wahrer Grund für seinen Wegzug von Mailand wird nicht genauer erklärt, das bietet also noch Potential für einen weiteren Fall dieses psychologisch geschulten Schlachters.

Dieser stimmungsvolle Krimi besticht durch seine landschaftlichen Schönheiten, das Dolce Vita und tolle Charaktere. Mit dem Kartenmaterial kann man die Gegend selbst erkunden und den Krimiermittlungen örtlich folgen.