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Veröffentlicht am 23.08.2025

Eine eher ernste Mumin-Geschichte

Die Mumins (8). Mumins wundersame Inselabenteuer
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Inhalt: Der Muminvater möchte nicht mehr im Mumintal leben. Alles scheint ihm eintönig; es scheint alles gemacht, was man machen kann. Jetzt möchte Muminvater sich einen Traum erfüllen: das Leben auf einer ...

Inhalt: Der Muminvater möchte nicht mehr im Mumintal leben. Alles scheint ihm eintönig; es scheint alles gemacht, was man machen kann. Jetzt möchte Muminvater sich einen Traum erfüllen: das Leben auf einer Insel mit Leuchtturm. Kurzerhand setzten Muminvater, Muminmutter, Mumin und Klein Mü die Segel - doch in der neuen Heimat ist nicht alles so leicht, wie anfangs gedacht…

Persönliche Meinung: “Mumins wundersame Inselabenteuer” ist der achte Band der Mumin-Reihe. Er bildet (zusammen mit Band 9 “Herbst im Mumintal”, der parallel zur Handlung des achten Bandes spielt) den Abschluss der Reihe, sodass es sinnvoll ist, zunächst die anderen Bände der Reihe gelesen zu haben. Die Figuren des achten Bandes wirken ernster/erwachsener als noch zu Beginn der Reihe: Muminvater scheint einer Midlife Crisis verfallen zu sein (sofern Mumins darunter leiden können); Mumin löst sich von seiner Familie, indem er sich eine eigene Wohnstätte sucht. Auch die Handlung wirkt düsterer bzw. unheimlicher. Figuren, wie die Morra oder der undurchschaubare, abweisende Fischer, der auf der Leuchtturminsel lebt, sorgen für einen latenten Grusel. Auf der Insel geht zudem Merkwürdiges vor: So findet die Muminfamilie mehrere Vogelskelette nahe des Leuchtturms und die Bäume auf der Insel scheinen sich nachts zu bewegen - was natürlich für Spannung sorgt, da man sich permanent fragt, warum Unheimliches auf der Insel geschieht. Für Auflockerungen sorgt Klein Mü, die immer einen kessen, witzigen Spruch auf den Lippen hat und sich nicht von den unheimlichen Begebenheiten auf der Insel aus der Ruhe bringen lässt. Zum Ende hin wird die Handlung auch wieder leichter und erinnert an die ersten Bände der Reihe. Der Schreibstil von Tove Jansson ist anschaulich und lässt sich sehr flüssig lesen. Insgesamt ist “Mumins wundersame Reise” ein spannend erzählter Mumin-Band, der zwischen Kinderbuch und Roman für Erwachsene changiert.

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Veröffentlicht am 23.08.2025

Hochaktuell, fesselnd und wendungsreich

Der Tower
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Inhalt: Die Galeristin Nova kann ihr Glück kaum fassen: Nach mehreren Absagen auf dem hart umkämpften Berliner Wohnungsmarkt erhält sie das Angebot, im hochmodernen Pramtower zu wohnen - ein Jahr völlig ...

Inhalt: Die Galeristin Nova kann ihr Glück kaum fassen: Nach mehreren Absagen auf dem hart umkämpften Berliner Wohnungsmarkt erhält sie das Angebot, im hochmodernen Pramtower zu wohnen - ein Jahr völlig umsonst. Dort angekommen trifft sie nicht nur auf Kim, die KI, die den Tower leitet, sondern auch auf ihre neuen Nachbarn, wobei es ihr insbesondere Konrad, der direkt neben ihr wohnt, angetan hat. Doch: Nach dem Abklingen der ersten Glücksgefühle beginnt Nova mit ihrem neuen Leben zu hadern. Kim stellt seltsame Fragen, die Nachbarn scheinen etwas zu verbergen - und unvermittelt erfährt Nova, dass ihre Vormieterin die Wohnung nicht lebend verlassen hat…

Persönliche Meinung: “Der Tower” ist ein Thriller von Ivar Leon Menger. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Nova, einer jungen Galeristin, die es momentan nicht leicht hat: Ihr Freund hat sie verlassen, ihre alte Wohnung wurde ihr ebenso wie ihr Job gekündigt, sodass sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten muss. Mit ihren Sorgen und Ängsten ist Nova authentisch und lebendig dargestellt. Zu Beginn wirkt sie - in Bezug auf den Pramtower - vielleicht etwas zu sorglos, aber das kann mit ihrer Notlage begründet werden: Der Tower ist ihr rettender Strohhalm, sodass sie anfänglich Zweifel eher beiseitezuschieben sucht. Die Handlung des Thrillers ist ungemein fesselnd und spannend. Permanent fragt man sich, was es mit dem Tower auf sich hat und warum ausgerechnet Nova eine kostenfreie Wohnung erhalten hat. Fesselnd ist auch die beklemmende Atmosphäre des Thrillers: Die KI und die Nachbarn verhalten sich mehr und mehr merkwürdig, mehrere der Nachbarn scheinen von ganz eigenen, auf den ersten Blick nicht ersichtlichen Motiven geleitet, sodass man nie so ganz weiß, wem man vertrauen kann - und wem nicht. Und dies ist bis zuletzt der Fall: Der Thriller endet mit mehreren unvorhersehbaren Wendungen. Für Brisanz innerhalb der Handlung sorgt das Thema “KI”, deren Möglichkeiten und Grenzen hier von Ivar Leon Menger geschickt ausgelotet werden. Der Schreibstil von Ivar Leon Menger ist sehr angenehm und lässt sich flüssig lesen, sodass man den Roman kaum beiseite legen kann. Kurz: “Der Tower” ist ein spannender Pageturner mit hochaktuellem Thema, dichter Atmosphäre und überraschenden Wendungen.

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Veröffentlicht am 23.08.2025

Für Kölner, Karnevalisten und/oder Liebhaber von historischen Stoffen ein Muss

Rosenmontag
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Inhalt: Köln 1823. Namhafte Kölner Bürger möchten den Karneval reformieren: Zum ersten Mal soll es einen Rosenmontagszug geben, dem ein Prinz Carneval vorsteht. Ein Umstand, der den preußischen Machthabern ...

Inhalt: Köln 1823. Namhafte Kölner Bürger möchten den Karneval reformieren: Zum ersten Mal soll es einen Rosenmontagszug geben, dem ein Prinz Carneval vorsteht. Ein Umstand, der den preußischen Machthabern ein Dorn im Auge ist. Kriminalkommissar Gustav Zabel, der jüngst aus Berlin nach Köln versetzt worden ist, steht dabei zwischen den Fronten: Einerseits möchte er sich - seiner Frau zuliebe - in die Kölner Bürgerschaft integrieren, engagiert sich dementsprechend im Festkomitee, andererseits darf er sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, um nicht den Groll seiner preußischen Vorgesetzten auf sich zu ziehen. Kurz vor Rosenmontag wird zudem die Leiche eines Mannes gefunden - und plötzlich steht die Reform des Karnevals mehr auf der Kippe denn je…

Persönliche Meinung: “Rosenmontag” ist ein historischer Kriminalroman von Lorenz Stassen. Es handelt sich um den ersten Band mit der Ermittlerfigur Gustav Zabel, aus deren personaler Perspektive die Handlung über weite Strecken erzählt wird. Zabel ist mit seinem Identitätskonflikt - ein preußischer Beamter, der sich in Köln integrieren möchte, ohne völlig seine Herkunft zu verlieren - sehr lebendig und vielschichtig dargestellt. Der Mordfall, der sich um einen windigen, erpresserischen Textilhändler dreht, der mehrere namhafte Kölner auf seiner Liste hat, hat mir besonders aufgrund des überraschenden Endes gefallen.
Neben der Aufklärung des Mordfalls spielt auch der historische Hintergrund des ersten Rosenmontagszugs 1823 eine große Rolle innerhalb der Handlung. Hier finden wir uns mehrfach bei Planungsgesprächen im Weinhäuschen an St. Ursula wieder, in denen der Kölner Karneval so ausgeschärft wird, wie wir ihn heute kennen. Gewürzt ist der Roman mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit: Man besucht den (noch nicht fertigen) Dom, spaziert durch (z. T. düstere) Gassen der Altstadt, lernt historische Persönlichkeiten kennen, die auch mal Kölsch schwaade, und trifft auf den berühmten Kölner Klüngel. Insgesamt ist “Rosenmontag” ein spannender, abwechslungsreicher Kriminalroman, der unterschiedliche Themen berührt - für Kölnerinnen, Karnevalistinnen und/oder Liebhaber*innen von historischen Stoffen ein Muss.

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Veröffentlicht am 23.08.2025

Eine fesselnde Geschichte, die mehrere Genres in sich vereint

Das Haus in den Dünen. Erzählung
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Inhalt: Frank Cassilis, ein junger Mann auf einsamer Wanderschaft, entdeckt auf einem seiner Streifzüge, der ihn in die Nähe des Hauses seines Freundes Northmour führt, Merkwürdiges. Das Haus scheint auf ...

Inhalt: Frank Cassilis, ein junger Mann auf einsamer Wanderschaft, entdeckt auf einem seiner Streifzüge, der ihn in die Nähe des Hauses seines Freundes Northmour führt, Merkwürdiges. Das Haus scheint auf den ersten Blick unbewohnt, doch nächtens irrlichtert eine Laterne durch die dunklen Fenster. Frank, einen Einbrecher vermutend, legt sich in der folgenden Nacht auf die Lauer und entdeckt nahe der Küste ein Schiff, aus dem ein hagerer Mann, eine junge Frau sowie kurze Zeit später sein alter Freund aussteigen - wobei letzterer ihn unvermittelt mit einem Messer attackiert…

Persönliche Meinung: “Das Haus in den Dünen” ist eine Erzählung von Robert Louis Stevenson. Erzählt wird die Handlung aus der retrospektiven Ich-Perspektive Franks. Aufgrund der Kürze der Erzählung möchte ich inhaltlich zur Handlung nicht zu viel verraten, weshalb ich hier nur grobe Wegmarken skizziere. Der Beginn erinnert - durch das Geheimnis, das das Haus umgibt, sowie den ermittelnden Frank - an eine Detektivgeschichte, wobei insbesondere die schwierig einzuordnenden Geschehnisse im Haus für Spannung sorgen. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr wird die Erzählung auch zu einer Liebesgeschichte. Zudem treten deutlich typische Elemente einer Abenteuergeschichte hinzu: Die Bewohner des Hauses müssen sich einerseits gegen eine äußere Gefahr behaupten; andererseits brodelt es auch zwischen Frank und Northmour mehrfach (beide gingen in der Vergangenheit nicht im Guten auseinander und auch in der gegenwärtigen Situation findet sich Konfliktpotential; insbesondere Northmour strahlt dabei permanent eine unberechenbare Bedrohlichkeit aus). Erzählerisch ist die Kurzgeschichte perfekt austariert: durchdacht und schön konstruiert, kontinuierlich auf das große Finale zusteuernd. Insgesamt ist “Das Haus in den Dünen” eine fesselnde Erzählung, die mehrere Genres in sich vereint.

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Veröffentlicht am 30.07.2025

Ein fesselnder, wendungsreicher Thriller mit einer perfekt, schön durchdacht konstruierten Handlung

RAUCH
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Inhalt: Eine fünfköpfige Freundesgruppe trifft sich auf einer Westmännerinsel im Süden Islands. Der Grund ist ein trauriger: Die Beerdigung von Gugga, eines Mitglieds der Gruppe. Nach der Beerdigung erhalten ...

Inhalt: Eine fünfköpfige Freundesgruppe trifft sich auf einer Westmännerinsel im Süden Islands. Der Grund ist ein trauriger: Die Beerdigung von Gugga, eines Mitglieds der Gruppe. Nach der Beerdigung erhalten die Freunde den Schlüssel zum Haus der Verstorbenen, mit der Erlaubnis, ein Andenken mitnehmen zu dürfen - da es keine Verwandten mehr gibt, wird eh alles weggeschmissen. Kurzerhand suchen sie das Haus auf - und machen einen schockierenden Fund, der auf eine vergangene Studentenparty der Freundesgruppe hinweist, bei der Schlimmes geschah. Plötzlich sind sich die Freunde nicht mehr sicher, wem sie trauen können…

Persönliche Meinung: “Rauch” ist ein Thriller von Yrsa Sigurðardóttir. Erzählt wird die Handlung in zwei Strängen: Im ersten Handlungsstrang, beginnend mit “Tag 1”, lernen wir Trausti, ein Mitglied der Freundesgruppe kennen. Trausti ist eher zurückhaltend, gleichzeitig von seiner Art her merkwürdig, sodass man bei der Lektüre nie wirklich weiß, wie er einzuschätzen ist. Im Fokus steht die Aufklärung, was genau auf der Studentenparty geschehen ist: Zwar ist den Freunden bewusst, dass Gugga dort etwas Traumatisches widerfahren ist, doch was genau durch wen geschehen ist, liegt im Dunkeln, da alle betrunken waren. Diese Aufklärung des vergangen Ereignisses sorgt für Spannung, da die Mitglieder der Freundesgruppe sich gegenseitig beschuldigen und man nicht weiß, wem man glauben kann. Der zweite Handlungsstrang beginnt an “Tag 5”: Eine Ermittlergruppe wird zu einer bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leiche gerufen. Dabei wird (eher für die Lesenden, als für die Ermittelnden) schnell klar, dass es sich um ein Mitglied der Gruppe handelt - und es wird nicht die letzte Leiche gewesen sein. Durch den Wechsel der beiden Handlungsstränge entsteht eine sehr fesselnde Handlung: Man weiß durch den Ermittler-Strang, dass Morde geschehen, fragt sich hier, wer der Täter ist, und fiebert im Trausti-Strang mit, zu erfahren, wie es zu den Morden gekommen ist. Insgesamt findet sich in “Rauch” so eine sehr hohe Spannungskurve mit vielen (kleineren und größeren) Rätselhaftigkeiten, Wendungen, Cliffhangern und überraschenden Momenten - bis zum großen Finale. Der Schreibstil von Yrsa Sigurðardóttir ist sehr angenehm zu lesen. “Rauch” ist insgesamt ein fesselnder, wendungsreicher Thriller mit einer perfekt, schön durchdacht konstruierten Handlung.

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