Ein spannender Whodunnit-Thriller
WaiseninselInhalt: Nach einem unschönen Zwischenfall wird die Kriminalkommissarin Jessica Niemi suspendiert. Bis die Wogen geglättet sind, zieht sich Jessica auf einen Gasthof, einsam auf einer kleinen Åland-Insel ...
Inhalt: Nach einem unschönen Zwischenfall wird die Kriminalkommissarin Jessica Niemi suspendiert. Bis die Wogen geglättet sind, zieht sich Jessica auf einen Gasthof, einsam auf einer kleinen Åland-Insel gelegen, zurück. Dort wird sie Zeugin einer langjährigen Tradition. Eine kleine Gruppe älterer Menschen besucht alljährlich die Insel, um an die gemeinsame Vergangenheit zu erinnern: Als Kinder mussten sie während des Krieges aus Finnland fliehen und lebten in einem Waisenhaus auf der Insel. Doch das Treffen endet tragisch: Eine Frau aus der Gruppe wird ermordet – und die Täterin scheint eine lokale Legende zu sein: „das Mädchen im blauen Mantel“, das schon mehrere Opfer gefordert haben soll…
Persönliche Meinung: „Waiseninsel“ ist ein Thriller von Max Seeck. Es handelt sich um den vierten Band der Jessica-Niemi-Reihe. Allerdings kann man „Waiseninsel“ auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen, da die Handlung weitgehend in sich geschlossen ist. Erzählt wird der Thriller aus mehreren personalen Perspektiven, wobei Jessicas Perspektive den Fixpunkt bildet (die anderen Perspektiven sollen an dieser Stelle nicht gespoilert werden). Die Handlung folgt der Struktur eines klassischen Whodunnit-Krimis: Eine Person wird auf einer abgeschotteten Insel ermordet, die Zahl der potentiellen Täter*innen ist begrenzt; die Frage nach dem „Wer?“ wird von Jessica untersucht, die (unfreiwillig) in die Rolle der Ermittlerfigur rutscht. Die Handlung beginnt eher behutsam, steigert sich dann aber – auch spannungstechnisch – stetig. Für Spannung sorgen dabei mehrere Aspekte: Einerseits sind viele der auf der Insel gastierenden Figuren nicht das, was sie zu sein scheinen, andererseits bringt das rätselhafte „Mädchen im blauen Mantel“ eine gehörige Portion Mystery in den Thriller. Zudem finden sich mehrmals durchdachte falsche Fährten, die einen beim Lesen in die Irre führen. Auch das Ende des Thrillers hat mir gefallen, da hier schön mit den Theorien der Lesenden gespielt wird: Man denkt, man hat des Rätsels Lösung gefunden, doch letztlich ist einiges anders, als man denkt. Der Schreibstil von Max Seeck hat einen lakonischen Ton, lässt sich insgesamt aber sehr flüssig lesen. Zusätzlich sorgen eher kurze Kapitel für eine flotte Handlung. Insgesamt ist „Waiseninsel“ ein spannender Thriller mit einem sehr überraschenden Ende.