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Veröffentlicht am 14.04.2018

Poetische Überlegungen über Gott und den Tod

Mein heller Abgrund
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Christian Wiman wächst in einer ländlichen Umgebung in Texas auf, in der Religion allgegenwärtig ist. Als Kind erlebt er eine Bekehrung, die er aber später in Frage stellt, da er zu dieser Zeit einfach ...

Christian Wiman wächst in einer ländlichen Umgebung in Texas auf, in der Religion allgegenwärtig ist. Als Kind erlebt er eine Bekehrung, die er aber später in Frage stellt, da er zu dieser Zeit einfach nichts Anderes kannte. Als Student trifft er erstmals Atheisten. Für ihn selbst tritt der Glaube in den Hintergrund. Mehr und mehr versteht er sich als Poet. Mit Worten versucht er seine Sicht der Welt und seine Gefühle auszudrücken.

Eine niederschmetternde Krebsdiagnose verändert alles. Der Tod ist von nun an sein ständiger Begleiter. Durch die Krankheit, und zusammen mit seiner geliebten Frau, findet er mit langsamen, zögernden Schritten zurück zu Gott. Aber es bleiben viele Zweifel. Vieles, was er von Gott ahnt, kann er nicht mit Worten ausdrücken. Er zweifelt an der Auferstehung. Einerseits tröstet ihn sein neugefundener Glaube, andererseits hadert er damit. Woran er sich festhält ist die Schwäche und Verlassenheit Jesu am Kreuz, der darum auch sicher ihn in seiner Not verstehen kann.

Dieses Buch ist eine fragmentarische Sammlung von Gedanken und Gedichten, aufgezeichnet im Laufe von mehreren Jahren, in denen der Autor mit seiner Krebserkrankung kämpft. Er spricht von den unaussprechlichen Schmerzen, die seine Erkrankung mit sich bringt, von seinen Kindern, die er vielleicht nicht lange begleiten kann, und immer wieder von seiner verzweifelten Suche nach Gott. Er ahnt, dass sich die Welt nur mit Gott erklären lässt. Er spürt die Lücke, die nur mit Gott gefüllt werden kann. Er spricht aber auch offen über seine Zweifel.

Manche Sätze dieses Buches sind sehr tiefsinnig und sicher wohlüberlegt. Andere erscheinen mir einfach nur verwirrend. Wer Dichtung liebt, wird sicher viel Freude an diesem Buch haben. Auch Menschen, die noch keine Beziehung zu Gott haben und ihn angesichts von Leid suchen, können hier Hilfe und Trost finden. Die Lektüre ist auf jeden Fall nicht einfach. Es ist ein Buch, in dem man immer wieder hineinschauen kann, aber es ist weniger dafür geeignet an einem Stück gelesen zu werden.

Schade, dass lange, komplizierte Sätze die Verständlichkeit dieses Buchs erschweren. Und schade, dass der Autor sich nicht einfach in Gottes liebende Gegenwart fallenlassen kann, ohne alles verstehen zu müssen. Das Überzeugtsein von einer Auferstehung der Toten wäre in der Situation des Autors sicher besonders tröstlich. Ich hoffe seine Suche führt ihn zu dieser Gewissheit.

Veröffentlicht am 31.03.2018

Das Leben eines Geheimagenten

Der falsche Amerikaner
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Jack Barsky, oder besser gesagt Albrecht Dittrich, wächst nach dem Zweiten Weltkrieg in Ostdeutschland auf. Von klein auf lernt er die Sowjetunion als Freund und Helfer zu sehen. Der ehrgeizige und intelligente ...

Jack Barsky, oder besser gesagt Albrecht Dittrich, wächst nach dem Zweiten Weltkrieg in Ostdeutschland auf. Von klein auf lernt er die Sowjetunion als Freund und Helfer zu sehen. Der ehrgeizige und intelligente Schüler möchte sich für den Kommunismus einsetzen, denn ihm wird gesagt, dass die kapitalistischen Länder korrupt und faschistisch sind.

Er studiert mit Auszeichnung Chemie, und eigentlich möchte er an seiner geliebten Universität bleiben und unterrichten. Eines Tages sucht ihn jedoch ein geheimnisvoller Mann auf, und im Laufe der Zeit merkt Albrecht, dass er als Spion angeworben werden soll. Wegen seinen hervorragenden Leistungen ist er der KGB aufgefallen. Nun erlernt er über mehrere Jahre das Handwerk eines Agenten.

Da er schnell Fremdsprachen lernt, steht seine Aufgabe schließlich fest. Er soll als geheimer Agent in den Vereinigten Staaten leben. Dazu muss er lernen akzentfrei Englisch zu sprechen. Als er soweit ist, nimmt er die Identität eines Jungens an, der mit elf Jahren gestorben ist, Jack Barsky. So hat er einen Namen, und zusammen mit der KGB, baut er sich eine neue Identität auf.

Er reist auf Umwegen in den USA ein, und nach und nach kann er seine neue Identität festigen. Mit einer echten Geburtsurkunde kann er andere Papiere beantragen und auch mit Erfolg ein Studium im IT-Bereich absolvieren. In dieser Zeit des Kalten Kriegs steht er immer in Kontakt mit dem KGB, der er Geheimbotschaften weitergibt. Alle paar Jahre besucht er seine Familie in Deutschland, die nichts von seinem wahren Aufenthaltsort ahnt. Nur seine Frau weiß, dass er als Spion arbeitet.

Mit der Zeit verändert sich Jack. Er fühlt sich in seiner neuen Heimat sehr wohl, auch wenn er oft einsam ist. Diese Einsamkeit führt dazu, dass er in den USA eine neue Familie gründet. Er hat zwei völlig verschiedene Identitäten, und nun auch zwei Familien auf zwei Kontinenten. Eine Zeitlang geht das gut, aber dann befiehlt ihm sein Auftraggeber zurückzukommen. Für welches Land und für welche Familie soll er sich entscheiden? Und kann er es riskieren diesen Befehl zu ignorieren?

Dieses dicke 400 Seiten Buch ist zum größten Teil sehr spannend geschrieben. Es geht weniger um die Details eines Lebens als Spion, sondern mehr um die Frage, wie ein Mensch dazu kommt eine solche Aufgabe anzunehmen. Albrechts Kindheit in Ostdeutschland wird ausführlich beschrieben, und der Leser erfährt wie sein Weltbild vom Kommunismus geprägt wird. Das beeinflusst natürlich seine Entscheidungen. Als er jedoch das Leben im Westen kennenlernt, verändert sich langsam sein Denken. Dazu gehört auch schließlich die Hinwendung dieses atheistisch geprägten Mannes zum Glauben.

Fazit: Ein spannender Bericht über das innere Leben eines Agenten aus Russland, der sich ein neues Leben im Land des Feindes aufbaut.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Zeitreise reloaded

Liebe ist stärker als Raum und Zeit – 2018
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Die Zeitreise geht weiter! Am Ende des ersten Buchs dieser dreiteiligen Serie, ist nicht klar was Lisa am Ende ihrer Zeitreise erwartet. Umso sehnsüchtiger wurde dieser Jugendroman erwartet. Und es gibt ...

Die Zeitreise geht weiter! Am Ende des ersten Buchs dieser dreiteiligen Serie, ist nicht klar was Lisa am Ende ihrer Zeitreise erwartet. Umso sehnsüchtiger wurde dieser Jugendroman erwartet. Und es gibt viel zum Erzählen auf den 558 Seiten dieses dicken Schmökers.

Vom Jahr 1989 aus, ist Lisa ins Jahr 2018 gereist. Sie wird erwartet von ihrem Jugendfreund Zac, der genau wusste wann sie eintreffen würde. Vieles hat sich geändert, am erstaunlichsten für Lisa ist aber wie alle gealtert sind. Sie selbst sieht noch genauso aus, wie das 16jährige Mädchen, das diese ungewöhnliche Reise angetreten hat.

Sie geht in ihre alte Schule, in der sie einige vertraute Gesichter entdeckt. Manche davon sind die Kinder ihrer früheren Klassenkameraden, die zum Teil ähnliche Verhaltensweisen haben wie ihre Eltern. Sie staunt über das Internet und die allgegenwärtigen Medien. Wegen ihrer Unwissenheit im Umgang mit WhatsApp und Co bekommt sie den Spitznamen Retro-Girl. Im gleichaltrigen Kyle findet sie einen Seelenverwandten, und doch fühlt sie sich immer noch zu ihrer Jugendliebe Momo hingezogen, auch wenn er inzwischen erwachsen ist. Wird es ihr gelingen sein Leben zu retten?

Und dann gerät Lisa selbst in eine lebensgefährliche Situation. Außerdem muss sie sich entscheiden ob sie überhaupt in ihre eigentliche Zeit zurückkehren will. Bei allen Fragen und Gefahren hat Lisa das Glück gute Freunde zu haben, die alles einsetzen, um sie zu schützen, beraten und retten.

Dieses Buch verbindet in gelungener Weise die Genres Science-Fiction und Jugendroman. Es wird ebenso vor manche Ausuferungen des technischen Fortschritts gewarnt, als auch Faszination für seine Möglichkeiten geweckt. Am Rande der Geschichte taucht immer wieder ein Hinweis auf den Schöpfer und Erhalter der Welt auf, aber im Mittelpunkt des Buchs stehen andere Themen.

Trotz aller Spannung ist das Ende des Buchs vorhersehbar und dem ersten Band zu ähnlich, und darum etwas enttäuschend. Und doch bleiben am Ende wieder viele Fragen offen, sodass es sich sicher lohnt auch den dritten Band zu lesen.

Alles in allem eine unterhaltsame Geschichte, die interessante Fragen über Zeit und Ewigkeit aufwirft.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Veränderung ist möglich

Leben in Freiheit
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Als junger Mann merkt der Autor, Jörg Recknagel, dass er anders ist als die anderen; sensibel, kreativ und unsportlich. Als Jugendlicher merkt er mehr und mehr, dass er homosexuelle Empfindungen hat. Mädchen ...

Als junger Mann merkt der Autor, Jörg Recknagel, dass er anders ist als die anderen; sensibel, kreativ und unsportlich. Als Jugendlicher merkt er mehr und mehr, dass er homosexuelle Empfindungen hat. Mädchen interessieren ihn nicht, er fühlt sich zu anderen jungen Männern hingezogen.

Nach einer Zeit der Unsicherheit, hat er seine erste sexuelle Beziehung. Treue findet er aber in der homosexuellen Beziehungswelt nicht. Obwohl er in diesen Beziehungen Druck ablassen kann, ist da eine Stimme, die ihm sagt, „Das ist falsch was du da machst. Willst du bis an dein Lebensende so weiterleben?“ Er wundert sich über diese Gedanken, sagt doch die Umwelt, dass es in Ordnung ist seine Gefühle auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen auszuleben.

Auf einem Seminar über Homosexualität, das er eigentlich besucht, weil er dort einen neuen Partner finden möchte, hört er, dass es möglich ist frei zu werden von den homosexuellen Gefühlen, auch wenn es schwer ist. In einem Gottesdienst hört er anschließend, dass er eine Beziehung mit Jesus haben kann. Er entscheidet sich dafür, aber seine homosexuellen Gefühle sind noch da.

Der Autor beschreibt wie er im Laufe eines langen Wegs mit Höhen und Tiefen gelernt hat anders zu empfinden. Begegnungen und Gespräche waren ihm dabei eine große Hilfe. Das Begehren nach Männern ließ mehr und mehr nach, und er lernte Frauen zu schätzen. Inzwischen ist er verheiratet und hat Kinder.

Der Bericht in diesem kleinen Büchlein ist sehr beeindruckend. Es gehört viel Mut dazu so offen über seine Gefühle und Erfahrungen zu schreiben. Anders als in manchen anderen Publikationen, ist der Ton des Autors dabei stets liebevoll, verständnisvoll und demütig. Was er zu sagen hat wird heutzutage von vielen nicht gerne gehört werden, denn es heißt Homosexualität wäre angeboren und nicht zu verändern. Der Autor beweist mit seinem Lebenszeugnis das Gegenteil. Inzwischen, so bekennt er, empfindet er gar nicht mehr homosexuell. Er freut sich an seiner Familie, und hat von Anfang an Freude an der Sexualität mit seiner Frau gehabt.

Ein wichtiges Zeugnis, das hoffentlich große Verbreitung findet!

Veröffentlicht am 20.03.2018

Was ist normal?

Der Genderwahn
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In diesem Buch klärt der Autor Eberhard Kleina, ein evangelischer Pfarrer im Ruhestand, über die Hintergründe und Gefahren der gegenwärtigen Gender-Mainstreaming-Ideologie auf.

Die vier Kapitel erstrecken ...

In diesem Buch klärt der Autor Eberhard Kleina, ein evangelischer Pfarrer im Ruhestand, über die Hintergründe und Gefahren der gegenwärtigen Gender-Mainstreaming-Ideologie auf.

Die vier Kapitel erstrecken sich auf etwas über 100 Seiten in diesem kleinen Buch im Postkartenformat.

In einem kurzen, einführenden, ersten Kapitel erzählt der Autor von seinen persönlichen Erfahrungen mit Vorläufern dieser Bewegung, in der es vor allem um die Emanzipation der Frau ging.

Im zweiten Kapitel klärt er über die Hintergründe und Ziele der Gender-Mainstreaming-Ideologie auf, und warum sie so große Verbreitung finden konnte. Interessant ist die Denkvoraussetzung dieser Ideologie. Es wird davon ausgegangen, dass ein Mensch neutral zur Welt kommt, und erst seine Erziehung ihn weiblich oder männlich machen. Geschlechtsunterschiede sollen abgeschafft werden, und auch das klassische Familienmodell von Vater, Mutter und Kind. Für einige Vertreter dieser Richtung bedeutet die Aufhebung der traditionellen Familie auch die Aufhebung vom Inzesttabu und dem Verbot von Sex mit Kindern.

Im dritten Kapitel wird gezeigt wie diese Ideologie in verschiedene Bereiche der Gesellschaft bewusst vorangetrieben wird. Angefangen mit einer „gerechten“ Sprache, über die Medien, bis hin zur Frühsexualisierung im Kindergarten, sollen Werte dieser Bewegung nach und nach allen aufgezwungen werden.

Im vierten Kapitel wird eine traurige Bilanz über das Verhalten der Kirche gezogen. Etwas verzögert, folgt sie größtenteils dem Vorbild der Meinungsmacher. Biblische Aussagen werden so interpretiert, dass sie zur gegenwärtigen Denkweise passen.

Mit vielen Informationen und Quellenangaben, ist dieses kleine Buch eine wertvolle Hilfe um die aktuelle Genderdiskussion zu verstehen. Manchmal ist leider in der Schreibweise ein zynischer Unterton zu spüren, was nicht nötig gewesen wäre, denn die aufgeführten Fakten sind deutlich genug. Dieses Buch ist ein wichtiger und fundierter Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion um Gender und „Ehe für alle“.