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Veröffentlicht am 28.07.2021

Auf der Suche nach Heilung

Und im Gepäck das Leben
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Abbies wohlgeordnetes Leben bricht zusammen. Nie hätte sie damit gerechnet, dass ihr geliebter Mann eine Pause, eine Auszeit, von ihrer Ehe verlangt; ausgerechnet als ein Umzug aus dem vertrauten Familienheim ...

Abbies wohlgeordnetes Leben bricht zusammen. Nie hätte sie damit gerechnet, dass ihr geliebter Mann eine Pause, eine Auszeit, von ihrer Ehe verlangt; ausgerechnet als ein Umzug aus dem vertrauten Familienheim in eine moderne Wohnung der gehobenen Klasse ansteht. Da beide Söhne zur selben Zeit ausziehen, sitzt Abbie allein und verlassen zwischen Umzugskisten, die sie nicht auspacken will.

Für ihr Sohn Bobby geht ein langgehegter Traum in Erfüllung. Nach seinem Schulabschluss will er ein Jahr in Europa verbringen. Er möchte unbedingt Kunstmaler werden, doch seine Mutter stellt sich eher einen vernünftigen Beruf für ihn vor. Auf jeden Fall will sie unbedingt, dass er gleich mit dem Studium beginnt. Es ist nicht einfach, aber er setzt sich durch. Dabei unterstützt ihn seine Oma, die seine Leidenschaft für Kunst teilt.

Es liegt lange zurück, doch Caro leidet noch immer unter den gewaltsamen Verlust ihrer iranische Freundin. Lola verschwand am selben Tag, an dem ihre Mutter grausam ermordet wurde. Caro macht sich Vorwürfe, dass sie nicht für ihre Freundin da war.

Diese drei Personen begehen gemeinsam einen Pilgerweg. Abwechselnd erzählen sie ihre Geschichten, die auf erstaunliche Weise miteinander verwoben sind. Dabei geht es um Kontrollsucht und um die Angst loszulassen, um das erdrückende Tragen von fremden Lasten, und um die Suche nach einem Glauben, der in schweren Zeiten Halt gibt. Es geht auch um Liebe, sogar um drei verschiedene Arten von Liebesbeziehungen – ein junges Entdecken des anderen, die Frage nach dem richtigen Partner, und die Enttäuschung über die Veränderung des Partners in einer langjährigen Ehe.

Die Erzählweise dieses Buchs erinnert an Sharon Garlough Browns Bücher über vier Frauen, die auf einer Glaubensreise sind. Inneres Reifen und Wachsen der Charaktere stehen im Mittelpunkt. Dabei hilft eine geistliche Mentorin, die es versteht, die richtigen Fragen zu stellen. Die Auseinandersetzung mit Fehlentscheidungen und unguten Verhaltensweisen schenkt beim Lesen neue Einsichten.

Fazit: Obwohl es in dieser Geschichte vor allem um die Auseinandersetzung mit zerstörerischen Verhaltensweisen geht, ist die Handlung spannend. Sehr empfehlenswert, vor allem für Leser, die nicht nur oberflächliche Unterhaltung suchen.

Veröffentlicht am 28.07.2021

Bis an die Grenze - und dann noch weiter

Da geht’s lang
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Hermann Gühring reist leidenschaftlich gern. Mittlerweile hat er über 150 Länder bereist. Dabei legt er gerne längere Strecken mit dem Auto zurück. Wie gut, dass er nicht alleine reist, sondern Gott an ...

Hermann Gühring reist leidenschaftlich gern. Mittlerweile hat er über 150 Länder bereist. Dabei legt er gerne längere Strecken mit dem Auto zurück. Wie gut, dass er nicht alleine reist, sondern Gott an seiner Seite hat. Denn er erlebt immer wieder knifflige Situationen, in denen er auf die Hilfe seines himmlischen Vaters angewiesen ist.

Dieses Buch enthält achtzig kurze Reisegeschichten. Jede Anekdote lässt sich in fünf bis zehn Minuten lesen, dabei ist die Reihenfolge beliebig. Die Geschichten sind nicht zeitlich geordnet, sondern nach Kontinenten.

Diese vielen Reisen unternimmt der Autor als Unternehmer, doch er nutzt seine Zeit in fremden Ländern auch um Kontakte zu einheimische Christen zu knüpfen. Dabei benutzt er den Sport als Brücke zu den Menschen. Seine Organisation bietet in vielen Ländern beliebte sportliche Aktivitäten für Kinder an. Dabei lernen die Kinder nicht nur eine Sportart, sie werden auch fürs Leben trainiert, indem ihnen wichtige Werte vermittelt werden. Ein weiteres Angebot seiner Organisation sind Leiterschulungen. „Wir wollten versuchen, in junge Menschen aus bildungsarmen Nationen zu investieren, indem wir ihnen alle Werkzeuge zur Verfügung stellten, die sie brauchten, um in ihren eigenen Ländern Verantwortung zu übernehmen.“

So berichtet der Autor in diesem Buch nicht nur von spannenden Erlebnissen an ungewöhnlichen Orten und auf gefährlichen Straßen, sondern auch von außergewöhnlichen Begegnungen mit Einheimischen. Hermann Gühring ist nicht nur wagemutig, er scheint auch sehr vergesslich zu sein. Die Brille, der Handgepäckskoffer, der Reisepass – seine Verluste führen zu interessante Begegnungen mit Zollbeamten und Polizisten. Er gerät außerdem gelegentlich in heikle politische Situationen. Immer wieder ist er von Herzen dankbar für Gottes übernatürliches Eingreifen. Davon zu lesen ist sehr ermutigend.

Das Herz des Autors brennt für Evangelisation. Nicht nur auf seinen Reisen, auch in diesem Buch benutzt er alltägliche Ereignisse, um geistliche Gedanken weiterzugeben. Das wirkt nicht frömmelnd oder aufgesetzt, sondern echt und natürlich. Auch von seinem Versagen berichtet er, wenn er zum Beispiel bitter bereut, dass er eine Gelegenheit anderen zu helfen nicht nutzt, oder er sich überfordert fühlt, als er unerwartet gebeten wird neue Gläubige zu taufen.

Das Buch enthält zwei Bildteile, die Eindrücke von seinen Reisen zeigen. Die Bilder sind faszinierend, schade, dass es nicht mehr sind. Auch bei den Berichten spürt man, dass es noch viel mehr zum Erzählen gäbe.

Fazit: Schon allein beim Lesen dieser aufregenden Reiseanekdoten bekommt man eine Gänsehaut. Der Autor lebt gefährlich, und erlebt dadurch Außergewöhnliches. Ein sehr empfehlenswertes Buch für Menschen, die sich für fremde Länder und für Christen in aller Welt interessieren. Vermutlich sollte jemand Mietwagenfirmen vor diesem waghalsigen Reisenden warnen!

Veröffentlicht am 27.07.2021

Morgens trennt ein Zaun Familien und Freunde

Die fremde Spionin
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Ost-Berlin im Jahr 1961. Die zwanzigjährige Ria hat einen großen Wunsch – sie möchte ihre Schwester finden. Vor zehn Jahren wurde ihre Familie auseinandergerissen, da der Vater sich für ein vereintes Deutschland ...

Ost-Berlin im Jahr 1961. Die zwanzigjährige Ria hat einen großen Wunsch – sie möchte ihre Schwester finden. Vor zehn Jahren wurde ihre Familie auseinandergerissen, da der Vater sich für ein vereintes Deutschland stark machte. Ria und ihre Schwester wurden getrennt und wuchsen in zwei verschiedene Pflegefamilien auf. Jede Frage Rias nach ihrer Schwester wurde bestraft.

Als Ria einen Posten im Ministerium für Außenhandel bekommt, will sie das nutzen, um ihre Schwester zu finden und auch dem Regime zu schaden. Der BND wird auf sie aufmerksam und rekrutiert sie als Informantin. Sie weiß, dass sie für ihre Spionagetätigkeit sterben könnte, doch ihre Familie wurde vom DDR-Regime zerstört, darum ist ihr Wunsch nach Rache stärker als jede Angst.

Es dauert jedoch nicht lange bis die Gegenseite etwas von ihrer Tätigkeit ahnt. Kann sie sich retten, indem sie Doppelagentin wird? Wer wird ihr helfen ihre Schwester zu finden?

Die Ereignisse spitzen sich dramatisch zu, als unerwartet in einer Augustnacht die Grenzen dicht gemacht werden. Wer gestern spontan zu Besuch in der anderen Stadthälfte war ist nun eingesperrt. Was bedeutet das für Ria und ihre Spionagetätigkeit?

Dieses Buch ist der Auftakt einer dreiteiligen Reihe, die Erzählung ist aber in sich geschlossen. Die Geschichte bringt dem Leser auf spannende Weise historische Tatsachen nahe. Besonders gelungen sind die Beschreibungen des Alltags in den 60er Jahren. Der Autor wirft nebenbei einen Blick auf Verkehrsmittel, Einrichtungsgegenstände und Menschen, und lässt so diese vergangene Zeit lebendig werden.

Die Hauptperson Ria wirkt sympathisch, vor allem in ihrer Sehnsucht nach der verlorenen Schwester und nach einem Leben in Freiheit. Auch andere Personen sind gut gezeichnet, mit ihrer Zerrissenheit zwischen Gut und Böse. So hat selbst der Auftragsmörder eine verletzliche Seite. Historische Personen wie J.F. Kennedy und Honecker haben einen kurzen Auftritt. Auf den letzten Seiten des Buchs finden sich Anmerkungen über die Historizität einiger Elemente der Geschichte.

Fazit: Eine spannende Spionagegeschichte über einen wichtigen Teil der deutschen Geschichte, der leicht in Vergessenheit gerät. Sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen, die historische Romane lieben.

Veröffentlicht am 22.07.2021

Über die Freuden und Zipperlein des Alters

Mann! Bin ich jetzt alt?!
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Lange herbeigesehnt ist der Ruhestand plötzlich da. Nach der anfänglichen Freude über die neugewonnene Zeit kommt das böse Erwachen. Es gibt auf einmal nur noch Zeit, jeden Tag neu. Vom Chefsessel zum ...

Lange herbeigesehnt ist der Ruhestand plötzlich da. Nach der anfänglichen Freude über die neugewonnene Zeit kommt das böse Erwachen. Es gibt auf einmal nur noch Zeit, jeden Tag neu. Vom Chefsessel zum Kochlehrling der Ehefrau, das ist nicht immer einfach.

In diesem Buch spricht der Theologe und Journalist Andreas Malessa mit Männern im Rentenalter. Ihn interessiert, wie sie mit dieser neuen Lebensphase umgehen. Da gibt es die Veränderungen, die sofort ins Auge fallen, wie der falsch platzierte Haarwuchs, da die Haare nun aus den Ohren quillen, anstatt auf dem Schädel zu wachsen. Der Bauchansatz, der manchmal auch etwas mehr ist. Aber noch mehr als das Äußere interessiert es ihn wie Männer mit ihrer neugewonnenen Freiheit umgehen. Stimmen die Hochglanzbilder der Illustrierten, die den aktiven, fitten Senior zeigen? Oder haben vielmehr die Anzeigen der Apotheken recht, die sich neben diesen Bildern finden, Anzeigen beispielsweise für Blasenschwäche.

Ein befragter Mann stellt fest, „Freie Zeit, also echt gemeinsame Freizeit, war für uns ein knappes Gut. Also auch ein wertvolle Gut. Plötzlich gibt’s Freizeit im Überfluss, aber sie ist Dir auch entsprechend weniger wert.“

Die fünfzehn Kapitel dieses Buchs haben jeweils einen anderen Schwerpunkt. Es geht um die Frage nach den Kindern, nach Aufgaben im Alter, Bordellbesuche, die Religion und viel mehr. Dabei betrachtet der Autor die typischen Altersbeschwerden und Wehwehchen mit viel Ironie und einem Hauch Humor.

Das Buch ist unterhaltsam geschrieben, aber so manches werden wohl nur die Zielpersonen, Männer im Rentenalter, nachvollziehen können. Da das Buch in einem christlichen Verlag erscheint und der Autor als Hälfte des Gesangs-Duos „Arno und Andreas“ bekannt ist, könnte man erwarten gute geistliche Anregungen zu bekommen, aber diese Erwartung wird leider enttäuscht. Die Betrachtungen bleiben seicht und recht belanglos. Das Kapitel über Herrenbesuch im Bordell wirkt geschmacklos.

Fazit: Dieses Buch geht der Frage nach, wo der Selbstwert bleibt, wenn sich der berufliche Status verabschiedet. Humorvolle Betrachtungen zeichnen diese leichte Lektüre aus. Ein nettes Geschenk für Herrn im entsprechenden Alter, allerdings wäre etwas mehr Tiefe wünschenswert gewesen.

Veröffentlicht am 16.07.2021

Lebenslange Suche nach Wert und Würde

Und heute bin ich frei
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Alexandra wird als Kind missbraucht und vernachlässigt. Was sie erlebt sollte kein Kind erfahren müssen. Doch sie findet ihren Weg, gründet eine Familie, arbeitet als Ärztin, bereist viele Länder, und ...

Alexandra wird als Kind missbraucht und vernachlässigt. Was sie erlebt sollte kein Kind erfahren müssen. Doch sie findet ihren Weg, gründet eine Familie, arbeitet als Ärztin, bereist viele Länder, und versöhnt sich schließlich im Alter mit sich selbst, sodass sie mit neuem Selbstvertrauen leben kann.

Bei einem gesellschaftlichen Ereignis verliebt sich ihre Mutter in ihren Vater. Er erwidert ihre Gefühle zwar nicht, verabredet sich aber mit ihr. Alexandra ist das Ergebnis dieser einen Nacht. Die Eltern heiraten, doch die Ehe ist alles andere als glücklich. Als Alexandra zur Welt kommt, bestimmt ihr Vater allein über ihre Pflege und Erziehung. Schon in ihrer frühsten Kindheit wird sie dressiert und vorgeführt. Betrunken torkelt das arme Kleinkind ins Bett, ein anderes Mal raucht sie mit dem Vater Pfeife. Die Schule hingegen soll sie schwänzen, um stattdessen ihren Vater bei seiner Arbeit zu begleiten.

Als sie älter wird, wächst sie bei verschiedenen Verwandten auf. Zurück bei ihrem Vater wird sie sexuell missbraucht. Obwohl ihr der Schulbesuch erschwert wird, schafft sie das Abitur und kann Medizin studieren. Sie heiratet und bekommt zwei Töchter. Doch trotz allem äußeren Erfolg ist sie ihr Leben lang auf der Suche nach Wert und Würde, und nach Gott. Erst im Alter hat sie schließlich das Gefühl angekommen zu sein.

Diese interessante Lebensgeschichte erstreckt sich über acht Jahrzehnte. Es ist teilweise unvorstellbar, was die Autorin alles erleben muss. Umso erstaunlicher ist es, dass sie so viel im Leben erreicht.

Ihre Beobachtungen, beispielsweise über andere Länder, sind interessant und sicher auch zutreffend. Die Schilderungen von ihrem eigenen Erleben, dem seelischen und körperlichen Missbrauch, der Ausbildung, den wechselnden Beziehungen, wirken hingegen distanziert. Es fällt beim Lesen schwer eine Verbindung zur Autorin aufzubauen.

Im zweiten Teil des Buchs beschreibt sie, wie sie sich als Gottessuchende verändert. Diese Gottessuche und die Antwort, die sie findet, bleiben jedoch vage. Auch nach dem Lesen ist nicht klar, woran die Autorin glaubt und was ihr Halt gibt. Es wird deutlich, dass sie viel Heilung und Versöhnung mit ihrer Vergangenheit erlebt hat, aber es bleibt unkonkret und somit wenig hilfreich. Jesus Christus als Retter und Erlöser spielt in dieser Lebensgeschichte keine Rolle.

Fazit: Gut geschrieben, ist diese Geschichte ein interessantes Zeitdokument; wer allerdings von einer lebensverändernden Hinwendung zu Jesus Christus lesen möchte wird vermutlich von diesem Buch enttäuscht sein.