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Veröffentlicht am 05.12.2019

30 Jahre gelber Spaß

Springfield Confidential
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Die Simpsons begeistern Jung und Alt. Komischerweise stellen Menschen aus den unterschiedlichsten Völkern fest: So wie bei den Simpsons ist es auch bei uns Zuhause. Seit dreißig Jahren läuft die Serie ...

Die Simpsons begeistern Jung und Alt. Komischerweise stellen Menschen aus den unterschiedlichsten Völkern fest: So wie bei den Simpsons ist es auch bei uns Zuhause. Seit dreißig Jahren läuft die Serie nun, und ist damit eine der am längsten laufenden Zeichentrickserien.

Der Autor dieses Buchs, Mike Reiss, war einer der ersten Autoren dieser Serie. Damals, vor dreißig Jahren, rechnete keiner damit, dass die Show so erfolgreich sein würde.

In diesem Buch erfährt der Simpsons-Fan jede Menge interessante Fakten über die Serie. Es geht, zum Beispiel, um die Sprecher der amerikanischen Originalfassung. Dabei erfährt der Leser auch einiges über prominente Gäste im Studio, für die teilweise sogar Folgen produziert wurden. Interessant ist auch, welche Figuren alle von einer Person gesprochen werden, und welche Probleme es dabei geben kann. Der Leser erfährt außerdem, wie dieser Serie entstanden ist, und den Grund für bestimmte Personen und ihre Namen. Wie viel Arbeit in einer Folge steckt, ist den Zuschauern sicher nicht bewusst. Der Autor zeigt die einzelnen Schritte auf, von der ersten Idee bis zur Premiere.

Aber trotz all dieser interessanten Fakten ist dieses Buch nicht nur über die Simpsons. In erster Linie geht es um das Leben vom Autor, Mike Reiss. Während er zwar viele Jahre an der Produktion von Simpsons-Folgen beteiligt war, berichtet er in diesem Buch auch über seine Jahre davor und danach. Von seiner Kindheit an, über die Jahre in Harvard, und den ersten erfolglosen Jobs erfährt der Leser vielleicht mehr als er wissen will. Das Kapitel über seine Reisen wird den Simpsons-Fan vermutlich wenig interessieren, und manche Erlebnisse und Begegnungen sind eher für amerikanische Leser interessant. Der Leser erfährt auch viel über seine vielen Jobs nach den Simpsons-Jahren. Reiss wirkte an mehreren Projekten mit, manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Erfolg. Bei den erfolglosen Geschichten spürt der Leser den Ärger des Autors über diejenigen, die ihm Steine in den Weg gelegt haben. Auch hier wird der Simpsons-Fan sich fragen, was diese Geschichten mit seiner Lieblingsserie zu tun haben.

Man muss sich also bewusst sein, dass das Cover etwas irreführend sein kann. Das Buch enthält tatsächlich viel Wissenswertes über die Simpsons, aber eben auch viel über das Leben von Mike Reiss. Als Humorist möchte der Autor natürlich auch ein witziges Buch schreiben. Es gibt viele gute Wortspiele oder Witze, aber manches, dass witzig sein soll, bringt vermutlich eher ein Stöhnen hervor, oder ein „D’oh“ (auf Deutsch: Nnnnnein!). Da der Autor sagt, dass manches übertrieben ist oder gar nicht stimmt, fragt man sich beim Lesen außerdem immer wieder, was nun Fakt ist und was nicht.

Fazit: Ein gut geschriebenes Buch mit vielen interessanten Wissensbissen über die Simpsons, dass aber auch viel Autobiographisches über den Autor enthält. Besonders empfehlenswert für Menschen, die sich für das Leben eines Drehbuchautors in Hollywood interessieren.

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Veröffentlicht am 05.12.2019

Ein Lob auf die Tischgemeinschaft

Willkommen an meinem Tisch!
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In diesem Buch geht es um die kostbaren Zeiten, in denen wir uns mit Familie und Freunden gemeinsam um einen Tisch versammeln. Die Speisen müssen nicht aufwendig sein und das Geschirr kann einfaches Alltagsgeschirr ...

In diesem Buch geht es um die kostbaren Zeiten, in denen wir uns mit Familie und Freunden gemeinsam um einen Tisch versammeln. Die Speisen müssen nicht aufwendig sein und das Geschirr kann einfaches Alltagsgeschirr sein, denn darauf kommt es nicht an.

Die Bloggerin Veronika Smoor nimmt den Leser in diesem Buch mit an ihren Tisch. Sie erzählt jeweils auf zwei oder drei Seiten von unterschiedlichen Erlebnissen aus ihrem Leben. Sie beginnt mit den Mahlzeiten in ihrem Elternhaus, die sie als etwas Besonderes erlebt hat. Als junge Frau reiste sie um die Welt, und so berichtet sie beispielsweise von der liebevollen Gastmutter in Israel oder den hungernden Kindern in Kambodscha. Inzwischen ist sie leidenschaftlich gerne Hausfrau und Mutter. Manche Erlebnisse mit ihren Kindern oder Freundinnen bringen sie ins Nachdenken. Sie denkt über Dankbarkeit nach, über Tischgemeinschaft, über Ziele und Stress, und immer wieder über die Freude gemeinsam an einem liebevoll gedeckten Tisch zu sitzen, um eine einfache Mahlzeit zu genießen. Nach jedem Bericht folgt ein passendes Rezept.

Bei den Texten spürt man, dass die Autorin eine zwiespältige Beziehung zum Essen hat. Sie hat sich entschieden Essen als eine gute Gabe Gottes zu sehen, aber sie hat ein schlechtes Gewissen, wenn sie zu viel geschlemmt hat. In mehreren Texten erzählt sie auch, wie sie sich manchmal mit Essen tröstet. Bei aller Liebe zur Tischgemeinschaft, kann es beim Lesen schwer sein diese große Liebe zum Essen nachzuvollziehen.

Die Rezepte sind leicht nachzuarbeiten. Es sind oft ganz einfache Speisen, wie Suppen, Salate oder Brote. Viele der Rezepte sind fleischlos. Die Speisen stammen aus aller Welt, zum Beispiel aus Amerika, Israel oder Indien. Insgesamt sind es über zwanzig Erzählungen und Rezepte. Immer wieder betont die Autorin, dass es nicht um Perfektion und aufwendige Gerichte geht, sondern um Gemeinschaft.

Dieses hochwertige Buch enthält viele inspirierende Bilder. Mal zeigen sie Speisen, Gedecke oder Blumenarrangements, manchmal geben sie einen kleinen Einblick in ein anderes Land oder in einen schönen Garten. Den Texten geht immer ein kurzer Bibelvers voraus, in denen es meistens um Essen oder die Freude am Leben geht.

Fazit: Ein sehr schön gestaltetes Buch, das sich auch gut als Geschenk eignet. In unserer geschäftigen Zeit kommen gemeinsame Mahlzeiten leider oft zu kurz. Dieses Buch kann den Leser anregen und inspirieren Raum für gemeinsame Mahlzeiten zu schaffen, und es enthält gleich die passenden Rezepte zum Anfangen. Empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 28.11.2019

Ein alternder Entertainer wünscht sich ewige Jugend

Herbstbunt
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Wie schön waren früher die Samstagabende vor dem Fernseher. Die beliebte Sendung „Wetten dass“ bot Unterhaltung für jedes Alter. Familienfreundlich, und vor allem durch die gewinnende Persönlichkeit des ...

Wie schön waren früher die Samstagabende vor dem Fernseher. Die beliebte Sendung „Wetten dass“ bot Unterhaltung für jedes Alter. Familienfreundlich, und vor allem durch die gewinnende Persönlichkeit des Moderators amüsant. Die Zeiten haben sich geändert. Es gibt inzwischen eine unüberschaubare Anzahl von Unterhaltungsangeboten. Und der allseits beliebte Entertainer wurde von anderen Mediengrößen ersetzt.

Dieses Buch enthält ganz unterschiedliche Überlegungen und Gedanken von Thomas Gottschalk. Der gemeinsame Nenner ist, wie der Untertitel verrät, das Alter. Die Kapitelüberschriften sind englishce Songtitel, und der Inhalt passt mal mehr, mal weniger gut zum Titel.

Ein paar Beispiele: In „Everbody hurts“, geht es um einen Sturz Gottschalks. Die Verletzung führt ihm vor Augen, dass er nicht mehr der Jüngste ist. „Knockin‘ on Heaven’s Door“ ist ein merkwürdiger Traum von dem „Wetten dass“ Sofa im Jenseits, natürlich mit dem Moderator und seinen Gästen. Im Kapitel „Everlasting Love“ finden sich ausschweifende Betrachtungen über zwei verschiedene Liebesarten, die beide nicht ideal sind. Die vielen Worte leiten über zu dem Bekenntnis des Autors, dass er sich unerwartet noch einmal verliebt hat, was das Scheitern seiner 46jährigen Ehe zur Folge hatte.

Neben vielen besorgten Blicken in den Spiegel, mit der Trauer über die wachsenden Zeichen des Alters, erzählt Gottschalk, wie er gelernt hat umzudenken, was Ernährung und Sport betrifft. Weniger Goldbären und stattdessen Intervallfasten. An mehreren Stellen betont er, dass er zwar lange leben möchte, aber nicht alt werden. Sehr ausführlich wird das besondere Anwesen in Malibu betrauert, das den Flammen Kaliforniens zum Opfer fiel.

Ob teure Uhren, die schmerzhafte Erfahrung der Kinder im Flugzeug einmal Economyklasse fliegen zu müssen, oder dem kostbaren Inhalt seines Anwesens; der Autor hat Sorgen, von denen die meisten nur träumen können. Damit kann sich der Leser, der sich vielleicht fragt, wie er beispielsweise die Reparaturkosten seines Autos bezahlen soll, nicht identifizieren.

Aber trotzdem ist dieses Buch gut geschrieben und lesenswert. Die Überlegungen über die neuen Medien aus der Sicht eines Menschen, der eine große Rolle in den herkömmlichen Medien spielte, sind interessant. So schreibt Gottschalk über seinen zwiespältigen Umgang mit Twitter, oder den Problemen mit der Reparatur seines Telefons.

An manchen Stellen macht sich Gottschalk mit seiner Offenheit angreifbar und verletzlich. Positiv ist auch, dass sein Humor immer mal wieder durchblitzt. Es ist auch interessant zu lesen, was hinter den Kulissen einer Show geschieht. Wenn auch manches wie Angeberei klingt, zum Beispiel, mit wem er in Hollywood befreundet ist, so erfährt der interessierte Leser ein paar Wissenshappen über verschiedene Prominente.

Fazit: Melancholische Gedanken über das Älterwerden, gemischt mit ein paar Anregungen zu einem bewussten Leben im Alter, machen dieses Buch lesenswert. Trotzdem bleibt das Gefühl zurück, dass der Autor sich nicht damit abfinden kann alt zu werden und gar auf dem Abstellgleis zu landen. Vielleicht wäre es einfacher für ihn mit einer Prise weniger Selbstverliebtheit und ein wenig Verzicht auf ein luxuriöses Leben, denn die Erfahrung zeigt: Wer sich für andere einsetzt, ist auch im Alter glücklicher und mit seinem Leben zufriedener.

Veröffentlicht am 26.11.2019

Die Summe eines Lebens

Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough
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Der kleine Hase Jacominus lebt ein ganz normales Leben. Als Baby wird er freudig von seinen Eltern begrüßt. Beim Heranwachsen ist er ruhiger und verträumter als seine Altersgenossen. Doch er liebt es Zeit ...

Der kleine Hase Jacominus lebt ein ganz normales Leben. Als Baby wird er freudig von seinen Eltern begrüßt. Beim Heranwachsen ist er ruhiger und verträumter als seine Altersgenossen. Doch er liebt es Zeit mit seinen Freunden zu verbringen. Dagegen ist er nicht begeistert, wenn er seine kostbare Zeit mit Lernen verbringen muss.

Wegen einem Sturz in seiner Kindheit, hat er sein Leben lang Beschwerden mit einem seiner Beine. Doch er spricht nicht viel darüber. Der in sich gekehrte Jacominus spricht überhaupt nicht viel. Als junger Hase zieht er mit seinen Freunden in den Krieg. Nicht immer ist er der Gewinner, und er erlebt düstere, traurige Tage.

Nach langem Zögern spricht er das Häschen an, das er schon immer bewundert hat. Sie gründen eine Familie. Es folgt eine unruhige Zeit mit der wachsenden Familie. Schließlich ist er Opa, und eines Tages verabschiedet er sich von dieser Welt. Alle seine Erlebnisse zusammen ergeben die Summe eines Lebens.

Dieses ruhige Buch besticht mit wundervollen Zeichnungen. Das Buch ist auffallend groß, und auf manchen Doppelseiten kann der Leser sehr lange verweilen. Es sind personifizierte Tiere zu sehen, die beispielsweise im Park sind, sich von einer Schlacht erholen, oder durch die Stadt gehen. Auf anderen Seiten findet sich nur ein kleines Bild und einen längeren Text. Einige Male wird eine längere Episode von Jacominus‘ Leben mit einzelnen Bilder zusammengefasst.

Der Text ist anspruchsvoll – nicht wegen den Wörtern, sondern wegen den philosophischen Betrachtungen, die darin stecken. Kinder werden vieles nicht verstehen, aber das schadet der Geschichte nicht. Aber der Grundtenor dieses Buchs ist eher düster. Ein Leben kommt, wird gelebt und ist wieder vorbei. Die Einstellung zum Leben, die vermittelt wird, vermittelt nicht viel Hoffnung.

Fazit: Wunderschöne, detaillierte Zeichnungen erfreuen den Leser. Die Geschichte verfolgt dem Leben eines Einzelnen, von der Geburt bis zum Tod. Mit philosophischen Betrachtungen über das Leben ist es auch für Erwachsene interessant.

Veröffentlicht am 25.11.2019

Sehnsuche – Von der Sehnsucht nach einem guten Gott

Als Gott mich fallen ließ
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Jennifer Zimmermann kennt die unbequemen Krankenhausstühle zur Genüge. Ihr zweites Kind kommt mit Fehlbildungen zur Welt und muss in den ersten Monaten seines Lebens immer wieder stationär behandelt werden. ...

Jennifer Zimmermann kennt die unbequemen Krankenhausstühle zur Genüge. Ihr zweites Kind kommt mit Fehlbildungen zur Welt und muss in den ersten Monaten seines Lebens immer wieder stationär behandelt werden. Als es mit der Gesundheit des Kindes langsam aufwärtsgeht, stirbt ihr Vater, und einige Zeit später eine weitere nahestehende Person. Alles zusammen bringt die Welt der Autorin nicht nur ins Wanken. Wie das Bild der sturmgepeitschten Wellen auf dem Cover, wird ihr der Boden unter den Füßen weggezogen.

Die große Glaubenskrise der Autorin hat viel mit der Frage nach dem Charakter Gottes zu tun. Sie fragt sich, ob Gott wirklich ein guter Gott ist. Jennifer Zimmermann sieht nicht nur das Leid ihres eigenen Kindes. Auf der Kinderstation des Krankenhauses begegnen ihr tagtäglich schreckliche Schicksale. Kann Gott gut sein und gleichzeitig zulassen, dass unschuldige Kinder leiden?

Über mehrere Monate hinweg ringt sie mit ihren Fragen und Zweifeln. Und sie ringt mit Gott. Ihre aufgewühlten Gedanken, die hier wiedergegeben werden, gleichen stellenweise den Klagepsalmen der Bibel. Sie liest unzählige Bücher über Leid und Schmerz, immer auf der Suche nach einer Antwort.

Immer wieder leuchtet es hell auf, wenn sie eine neue Wahrheit entdeckt. Sie erfährt mehr darüber, wer Gott wirklich ist. Letztendlich werden ihre Fragen nicht beantwortet, aber sie harrt aus und hält trotzdem an Gott fest.

Vor allem im ersten Teil dieses Buchs finden sich viele Wortbilder und bildhafte Beschreibungen. Dadurch erlebt der Leser die schwierigen Zeiten im Krankenhaus hautnah mit. Die Autorin hat einen ganz eigenen Schreibstil und es dauert ein bisschen, bis man sich daran gewöhnt. Aber dann faszinieren manche Ausdrücke und Wortbilder, weil sie so viel aussagen.

Eine sprachliche Besonderheit dieses Buchs ist das Erschaffen von neuen Wörtern. Eins das oft verwendet wird, ist „sehnsuchen“. Im Mittelpunkt steht nämlich diese sehnsüchtige Suche der Autorin. Andere Personen spielen nur eine Nebenrolle und bekommen keine Eigennamen. Es geht allein um die inneren Kämpfe der Autorin.

Dieses Buch ist keine leichte Lektüre. Die negativen Gefühle und das Schimpfen auf Gott könnte den Leser herunterziehen. Und von Seite zu Seite kommen nicht viele Lichtblicke, darum kann man beim Lesen nicht ab irgendeinem Punkt aufatmen.

Die ehrliche Beschreibung von Zweifeln und der Wut auf Gott kennzeichnen dieses Buch. Das ist vermutlich in Gottes Augen viel besser als Scheinheiligkeit. Aber Antworten kommen nur bruchstückhaft. Auch das ist ehrlich, doch dadurch ist dieses Buch nicht wirklich ermutigend oder aufbauend. Das sollte sich der Leser bewusst sein.

Fazit: Ein Klagepsalm unserer heutigen Zeit. Die Autorin hadert mit Gott, und hält doch an ihm fest, auch wenn ihre Fragen nicht beantwortet werden. Eine offene Schilderung von dem Erleben einer schweren Zeit und den hilfreichen Antworten auf dem Weg.