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Veröffentlicht am 08.09.2025

Magnus und Alec in Europa.

Die Roten Schriftrollen
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“Magnus had always had a wanderer’s heart. Over the centuries, he had adventured in so many different places, always looking for something that would fulfill his restless hunger. He never realized how ...

“Magnus had always had a wanderer’s heart. Over the centuries, he had adventured in so many different places, always looking for something that would fulfill his restless hunger. He never realized how all the pieces could fall together, how home could be somewhere and someone. He belonged with Alec. His wandering heart could rest.“

“Die roten Schriftrollen“ spielt, anders als bei Lesebeginn erwartet, während Band 4 der Hauptreihe, „City of Fallen Angels“, und behandelt die dort erwähnte Europareise von Magnus und Alec. Es war toll, die Details über diese Reise in Paris, Venedig und Rom nun nachträglich endlich im Detail zu erfahren!

Magnus und Alec waren schon zu Beginn meine liebsten Charaktere und natürliche auch das beste Buchcouple! Obwohl die beiden in diesem Buch noch am Anfang ihrer Beziehung stehen, stimmt die Chemie einfach und beide würden für den jeweils anderen einfach alles tun! Beide haben demzufolge noch ihre Unsicherheiten in Bezug auf die Beziehung, was sie jedoch nicht daran hindert, klar zu ihren Gefühlen zu stehen und sich der Liebe einfach hinzugeben. Das war so schön zu lesen, dass es hier kein ewiges Hin und Her gibt und keine großen Miscommunication-Tropes, sondern sie einfach in der Gegenwart leben.

Was ich in der Hinsicht sehr traurig fand und mir auch erst durch Clares Nachwort richtig aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass sich Alec und Magnus „nur“ küssen. Ja, es ist ein Jugendbuch, aber für die erste Beziehung (von Alecs Seite her) und zur Selbstfindung auch der eigenen Sexualität gehört mehr dazu. Dies konnte am Ende nur mit einem grob umschriebenen Satz dargestellt werden, denn, und jetzt kommt es, Clare hatte bereits wegen der repräsentierten Homosexualität in diesem Buch enorm Schwierigkeiten, es überhaupt auf den Markt zu bringen. Das gleiche mit Magnus‘ Buch und seiner Bisexualität. „Mehr als Küssen“ war laut Clare einfach nicht drin, und das war quasi schon ein Affront. Genau das zeigt aber, wie viel mehr Sichtbarkeit LGBTQ+ in unserer Gesellschaft braucht! Danke also an Clare für Malec!

Nachdem Magnus ja schon in „Die Chroniken des Magnus Bane“ näher beleuchtet und seinem Charakter mehr Tiefe verliehen wurde, lernen wir hier nun auch Alec näher kennen, vllt. von einer ganz neuen Seite. Die Hauptreihe aus Clarys Sicht, der Rebellin, hat eher immer Alecs folgsame und loyale Seite als negative Eigenschaft dargestellt. Aus Magnus‘ Sicht bekommt dieser Charakterzug einen so viel positiveren Touch, und auch Verlegenheit und der Wunsch nach seinem eigenen Glück geben Alec als Charakter so viel mehr Emotionen und Tiefe. Dafür bin ich Clare sehr dankbar, denn beide Figuren hatten in der Hauptreihe nicht den Raum, sich komplett selbstständig zu entfalten.

Handlungsmäßig hat mich das Buch leider nicht so mitnehmen können wie erwartet. Es hatte immer mal wieder kleine Längen, die sich auch auf die Spannung eher negativ ausgewirkt haben. Hauptfokus dieses Buches ist merklich eher die Entwicklung von Magnus und Alec als Personen sowie ihrer Beziehung. Ein paar größere Gastauftritte haben hier Raphael sowie Helen und Aline, die sich in diesem Buch das erste Mal begegnen (und ineinander verlieben). Ich finde es total schön, dass in jedem Spin-Off-Buch auch zu bekannten Nebenrollen eine weitere Seite ihrer Geschichte erzählt wird. Umso trauriger war es zu lesen, dass Helen hier wegen ihrer Elfenabstammung mütterlicherseits so um die Anerkennung des Rates und der anderen Schattenjäger kämpft, wo man aus den vorherigen Büchern doch weiß, dass sie und Aline trotz allem in gewisser Weise verbannt werden. Es ist einfach nicht fair.

“Die roten Schriftrollen“ ist ein toller Zusatzband rund um Malec, der von mir 4/5 Sterne erhält.

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Veröffentlicht am 07.09.2025

Über das Ewig Leben.

Die Chroniken des Magnus Bane
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“To them, as to Magnus, time was like rain, glittering as it fell, changing the world, but something that could also be taken for granted. Until you loved a mortal. Then time became gold in a miser's hands, ...

“To them, as to Magnus, time was like rain, glittering as it fell, changing the world, but something that could also be taken for granted. Until you loved a mortal. Then time became gold in a miser's hands, every bright year counted out carefully, infinitely precious, and each one slipping through your fingers.“

Dieses Buch sollte nach der Hauptreihe sowie den „Legenden der Schattenjäger-Akademie“ gelesen werden. Es ist, wie letztgenanntes, eine Sammlung von Kurzgeschichten aus Magnus‘ Leben, die alle zwar in sich geschlossen sind, aber trotzdem einen roten Faden haben und Magnus als Person noch mehr vervollständigen. In der Hauptreihe sind er (und Alec) eher kürzer gekommen bzw. wurden einige Momente aus Magnus‘ Vergangenheit erwähnt, dann aber nicht weiter darauf eingegangen - Magnus ist ja auch nicht der Gesprächigste gewesen. Hier werden einige dieser Szenen näher beleuchtet, z.B. wie Magnus Raphael oder Camille oder auch Alec kennengelernt hat. Auch seine Verbindungen zu den bekannten Schattenjäger-Familien und Tessa Gray sind näher ausgeführt. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch etliche Schlüsselszenen - Magnus ist ja auch mehrere Hundert Jahre alt - die weiterhin im Verborgenen bleiben; auf diese hoffe ich sehr in der „Infernal Devices“-Reihe! Egal, ob Clare sich hier überall bewusst Hintertürchen offengelassen hat oder ob die Komplexität der Welt von vorneherein geplant war: Der Lesesog nimmt keinen Abbruch!

Magnus‘ einzigartiger Charakter, den ich bereits in der „Mortal Instruments“-Reihe sehr ins Herz geschlossen habe, wird in diesem Buch vollumfänglich dargestellt. Mit viel Humor und Eleganz, aber auch Trauer und Hoffnungslosigkeit, fügen die Kurzgeschichten Magnus‘ Charakter noch mehr Tiefe hinzu. Dabei fehlt es jedoch, durch die reine Definition einer „Kurzgeschichte“, teilweise an Spannung und tieferer Emotionalität. Dies kann man sich jedoch auch mit Magnus‘ Alter zurechtreden, dass viele Momente in seinem langen Leben auch einfach untergehen. Es gefällt mir, wie scheinbare Kritik an der Autorin mit Logik des Charakters ausgeglichen werden kann.

“Die Chroniken des Magnus Bane“ sind ebenfalls eine tolle und sinnvolle Erweiterung des Schattenjäger- (oder eher Schattenweltler-)Universums und erhalten von mir 4,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 03.09.2025

Vom Vampir zum Nephilim.

Legenden der Schattenjäger-Akademie
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"Und er ist wieder der Simon, der er einst war, und der Simon, zu dem er wurde, und der Simon, der er von nun an sein wird, er leidet und erträgt und wird wiedergeboren, er ist Fleisch und Blut und ein ...

"Und er ist wieder der Simon, der er einst war, und der Simon, zu dem er wurde, und der Simon, der er von nun an sein wird, er leidet und erträgt und wird wiedergeboren, er ist Fleisch und Blut und ein Funke des Himmlischen Feuers. Er ist ein Nephilim."

Dieses Buch liest sich sehr gut direkt nach der Hauptreihe, da Simons Erinnerungen langsam zurückkommen, er sich erstmal finden muss und dafür an die Schattenjäger-Akamedie geht, um ein Nephilim zu werden. Anders als anfänglich befürchtet ist das Buch kein richtiger durchgängiger Roman aus Simons Sicht, sondern mehr eine Sammlung von zehn Kurzgeschichten, die über Simon und die Akademie zu einem großen Ganzen verbunden sind. Simon spielt da mal mehr, mal weniger eine Rolle und ist häufig nur Zuhörer von Geschichten über andere Nephilim aus der Vergangenheit.

Wir treffen hier auf viele bekannte Gesichter wie Tessa, Will, Jem, Robert Lightwood und natürlich die bekannte "Gang", doch es sind auch viele neue Personen aus den Familien der Lightwood, Fairchild und Herondale dabei. Jede Geschichte hat dabei ihre eigenen Lehren und eigenen Emotionen, die mir sehr nahe gegangen sind. Auch werden dadurch Familienbande deutlich, die man in der Hauptreihe so noch nicht verbinden konnte, und es gibt mehr Input aus der Sicht von Charakteren, die man vorher nie richtig verstanden hat. Zusätzlich wird so auch die Hauptreihe in gewisser Weise fortgesetzt, da Simon das Leben als Schattenjäger anvisiert und neue Familienmitglieder hinzukommen. Durch diese toll gewählte Kombination aus verbundenen Geschichten hat mir das Lesen sehr großen Spaß gemacht und die über 800 Seiten haben sich recht flüssig weggelesen.

Einen halben Stern Abzug gibt es von mir für die ersten beiden Geschichten, die sich sehr gezogen haben. Auslöser dafür war vielleicht auch der Wechsel von der Hauptreihe, die mich lange begleitet hat, zu einem Spin-Off aus Simons Sicht. Durch seinen Erinnerungsverlust kam mir der Umgang mit den bekannten Figuren wie Izzy und Clary sehr gestelzt vor - die Figuren haben sich gar nicht nach ihnen angefühlt. Insbesondere das Hin und Her zwischen Izzy und Simon war doch recht langwierig und konnte den Vibe zwischen den beiden aus der Hauptreihe nicht mehr so richtig aufleben lassen.

"Die Legenden der Schattenjäger-Akademie" erhält von mir 4,5/5 Sterne. Er ist ein toller Zusatzband, der Wissenslücken schließt, die Handlung fortführt und neue Erzähloptionen bietet. Ich kann das Buch nur empfehlen!

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Veröffentlicht am 28.08.2025

Über das, was uns ausmacht.

City of Heavenly Fire
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"Wir alle sind die Summe dessen, woran wir uns erinnern. In uns tragen wir die Hoffnungen und Ängste derjenigen, die uns lieben. Und solange die Liebe und die Erinnerungen in unserem Herzen lebendig bleiben, ...

"Wir alle sind die Summe dessen, woran wir uns erinnern. In uns tragen wir die Hoffnungen und Ängste derjenigen, die uns lieben. Und solange die Liebe und die Erinnerungen in unserem Herzen lebendig bleiben, ist niemand jemals wahrhaftig vergessen und vergangen."

Vorab: Dieses Buch hat so unglaublich viele herzzerreißende Zitate und emotionale Szenen, dass ich nur einen Bruchteil davon hier in meiner Rezension erwähne. Einen großen Bruchteil zwar, aber dennoch nur ansatzweise. Be prepared.

"Ein Teil von dir ist noch immer dieser kleine Junge, der glaubt, dass lieben zerstören heißt. Aber du lernst dazu. Du lernst dazu." Jace betrachtete sie, als wäre sie der erste Stern, der jemals am Himmel erschienen war, ein Wunder auf dem Antlitz der Welt, das er kaum glauben konnte.

"City of Heavenly Fire" ist der letzte Band der Hauptreihe um die Shadowhunter und meines Erachtens nach der beste Teil. Der Anfang hat sich zwar minimal gezogen, aber als die Handlung dann Fahrt aufgenommen hat, habe ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen - und das sind immerhin 800 Seiten!

"Ich habe dich vom ersten Moment, in dem ich dich gesehen habe, rücksichtslos geliebt. Die Konsequenzen waren mir egal. Ich wollte dich mehr, als ein guter Mensch zu sein. Mehr als alles andere auf der Welt."

Es geht hier um den finalen Kampf gegen Sebastian und das gesamte Team ist an Bord. Die Spannung wurde wirklich kontinuierlich hochgehalten und konnte trotzdem ein ausführliches Finale schaffen, was noch einmal alles getoppt hat.

Manchmal träume ich von einem Jungen mit grünen Augen, einem Jungen, der nicht mit Dämonenblut vergiftet wurde, einem Jungen, der lachen und lieben und einfach nur menschlich sein konnte - das ist der Junge, den ich immer beweint habe, aber dieser Junge hat nie existiert.

Clares Schreibstil war hier ebenfalls allererste Sahne. Neben ihrem sehr bildlichen Schreibstil, der schon seit Beginn der Reihe brilliert hat, schafft sie es hier, sämtliche Facetten des menschlichen Daseins, der einzelnen Charaktere, einzufangen und ihre Komplexität darzustellen. Sämtliche Charaktere, selbst die kleinsten Neben-Nebencharaktere, haben alle ihre eigenen Motive und Beweggründe und Story.

"Mein ganzes Leben lang hat es mich das Dämonenblut gequält, aber ich habe es nicht gewusst. Ich habe den Unterschied nie gekannt. Nie zuvor habe ich mich so... leicht gefühlt", sagte er leise.

All diese Emotionen, die mit dieser Komplexität einhergehen, waren so roh und nahbar vermittelt, dass es mir mein eigenes Herz ebenfalls fast zerrissen hat. In keinem Band der Reihe lagen Hoffnung und Verlust, Trauer und Freude, Leid und Liebe so nah beieinander wie in diesem letzten Teil.

Irgendwann tauchte vor seinen Augen ein Gesicht auf und verharrte über ihm, mit Augen wie funkelnde Sterne am fahlen Himmel. Alecs Augen waren groß und blau und voller Qual. "Ach, mein Alec", meinte Magnus schließlich. "Ich hatte keine Ahnung, dass du so traurig warst."

Ich habe Charaktere ins Herz geschlossen, von denen ich das niemals vermutet hätte, und andere hatten trotz ihrer kurzen Screentime eine solche Wucht bei jedem ihrer Auftreten, dass ich unglaublich froh bin zu wissen, dass es noch mehr Bände aus dem Shadowhunter-Universum gibt, wo diese Charaktere ihren ganz eigenen Auftritt bekommen - Zachariah, um mal einen zu nennen.

"Frei dienen wir, weil wir freiwillig auch Ihn lieben, weil's in unserm Willen liegt zu lieben oder nicht, was unser Glück, was unser Fall ist."

Das Ende war ebenfalls rundherum perfekt. Alle wichtigen Charaktere waren da, viele Emotionen, viel Potenzial für weitere Geschichten.

"Heroes aren't always the ones who win," she said. "They're the ones who lose, sometimes. But they keep fighting, they keep coming back. They don't give up. That's what makes them heroes."

"City of Heavenly Fire" ist ein absolut perfekter Reihenabschluss, der noch einige Zeit nachhallen wird. Ich vergebe verdiente 5/5 Sterne. Ein wenig melancholisch bin ich durchaus, der Reihe nun den Rücken kehren zu müssen, aber das Universum der Shadowhunter hat noch viel mehr zu bieten und ich hoffe sehr, hier und da auf bekannte Charaktere zu treffen!

"Jeder hat das Potenzial, Außergewöhnliches zu leisten. Solange man eine Seele hat und einen freien Willen, kann man alles sein, alles tun, sich für alles entscheiden."

Folgend gibt es nun noch die verbleibenden Zitate und Szenen, die ich nicht mehr geschickt in meine Rezi einbauen konnte, die aber auch zu wertvoll für mich sind, um sie einfach unter den Tisch fallen zu lassen:

"Herondales." Zachariah's voice was a breath, half laughter, half pain. "I had almost forgotten. No other family does so much for love, or feels so much guilt for it. Don't carry the weight of the world on you, Jace. It's too heavy for even a Herondale to bear. "

Der gellende Schrei dauerte an, bis er schließlich verhallte und nur noch an ein kummervolles Schluchzen erinnerte, als würde das Universum weinen. "Lilith", wisperte Jonathan. "Sie weint um ihre toten Kinder, ihre Blutskinder. Sie weint um sie und um mich."

"Ich bin in dem Glauben aufgewachsen, dass ich immer perfekt sein müsse. Mir war nicht klar, dass Liebe auch vergeben bedeutet. Aber dann bist du in mein Leben gekommen und hast alles, woran ich glaubte, in seinen Grundfesten erschüttert. Und erst da habe ich begonnen, alles in einem anderen Licht zu sehen. Du hattest... so viel Liebe, so viel Vergebung und so viel Vertrauen. Und da dämmerte mir langsam, dass ich dieses Vertrauen vielleicht tatsächlich wert sein könnte. Dass ich nicht perfekt zu sein brauchte. Und dass es reichte, wenn ich mich bemühte und mich anstrengte."

Sharp are the arrows of a broken heart.

"If you never tell anyone the truth about yourself, eventually you start to forget. The love, the heartbreak, the joy, the despair, the things I did that were good, the things I did that were shameful--if I kept them all inside, my memories of them would start to disappear. And then I would disappear."

"There are memories that time does not erase... Forever does not make loss forgettable, only bearable."

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Veröffentlicht am 27.08.2025

Hätte gern abgebrochen.

Die Hyperion-Gesänge
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"There is a fullness and calmness there which can come only from knowing pain."

3 Jahre habe ich mich jetzt durch dieses Buch gequält und wäre es nach mir gegangen, hätte ich es entweder gar nicht gelesen ...

"There is a fullness and calmness there which can come only from knowing pain."

3 Jahre habe ich mich jetzt durch dieses Buch gequält und wäre es nach mir gegangen, hätte ich es entweder gar nicht gelesen oder am Anfang abgebrochen. Da es aber das Lieblingsbuch meines Partners ist, haben wir es ihm zuliebe abends immer mal wieder gemeinsam gelesen. Und bei so vielen Seiten will man irgendwann auch gar nicht mehr abbrechen, weil man schon so viel Zeit und Energie hineingesteckt hat, dass einen der pure Trotz weitertreibt.

Es liegt gar nicht so unbedingt am Sci-Fi-Genre, welches nicht so meins ist, oder an der Handlung, die am Anfang und Ende doch etwas Spannung aufbaut, sondern vor allem am Schreibstil. Himmel, war der ausschweifend! Simmons geht auf jedes kleine Detail ein, auf jede Handlung. Person A geht nicht einfach nur von hier nach da, nein, er spannt die Muskel seines rechten Beines an, bewegt den Fuß, setzt ihn ab... Ihr versteht, was ich meine. Sämtliche Spannung, die in den wenigen Szenen hätte aufgebaut werden können, wurde dadurch sofort im Keim erstickt. Und die Art, wie das alles formuliert wurde - ich habe selten so viel philosophisches Gelaber gelesen wie hier. Simmons schreibt mit ganz vielen Worten wenig Inhalt. Und dann muss man erstmal verstehen, was er da schreibt, denn es ist so verklausuliert, dass man Wichtiges nicht von Unwichtigem unterscheiden kann.

Es kamen auch so viele Charaktere vor, die natürlich alle einen eigenen Vor- und Zunamen brauchten, obwohl sie mit nur einem Satz vorgestellt und verabschiedet wurden und dann nie wieder vorkamen. Wer soll sich das alles merken? Selbst die Pilger habe ich bis weit nach der Hälfte teils nicht unterscheiden können - looking at you, Het Masteen und Fedmahn Kassad! Dazu kommen die Sci-Fi-typischen Technologien und Eigenheiten, die natürlich nie erklärt, aber mit tausend Synonymen beschrieben werden, dass man nie weiß, ob es jetzt um etwas Essbares oder eine todbringende Waffe handelt. Gut, das ist etwas überspitzt, der Kern der Aussage bleibt aber gleich.

Die Geschichten der Pilger waren an sich ganz spannend und auch der Weltenaufbau, das ganze Machtgefüge der Hegemonie und des Cores, der rote Faden an sich eben, aber meines Erachtens hätte man hier um deutliche Längen kürzen sollen. Vielleicht bin ich eben auch einfach zu dumm für Sci-Fi, vielleicht fehlt mir die Ausdauer und Interesse und Hintergrundwissen, doch man hätte das Buch wesentlich leser*innenfreundlicher gestalten können. So hatte ich auf Seite 2 schon wieder Seite 1 vergessen und musste bis zum Ende nachfragen, wer nochmal die ist, warum das relevant ist, was das sein soll und wie wir nochmal zu dem Ergebnis gelangt sind. Ein Register zum Nachschlagen tut niemandem weh!

So bin ich nun absolut froh, "Hyperion" endlich beendet zu haben, werde den zweiten Band der Dilogie gewiss nicht lesen und vergebe nur deshalb gute 1,5/5 Sterne, weil ich das Buch nicht abgebrochen habe, auch wenn ich das gern getan hätte.

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