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Veröffentlicht am 09.10.2016

Ein Lese-Highlight!

Die Nachtigall
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Warnung: Wer mit diesem Roman zu lesen beginnt, sollte wissen, dass er die nächsten Stunden und Tage kaum mehr aus der Welt von Vianne und Isabelle auftauchen wird! Zu packend ist diese Geschichte um zwei ...

Warnung: Wer mit diesem Roman zu lesen beginnt, sollte wissen, dass er die nächsten Stunden und Tage kaum mehr aus der Welt von Vianne und Isabelle auftauchen wird! Zu packend ist diese Geschichte um zwei Schwestern und ihr Leben, dass man das Buch nicht wieder aus der Hand legen möchte...

Die Romane, die ich bereits von der Autorin gelesen habe, haben mich alle sehr bewegt und emotional berührt. Es gab zwar auch den einen oder anderen, den ich nur mittelmäßig fand, aber im Großen und Ganzen sind Kristina Hannah's Bücher wirklich sehr gut. Üblicher Weise sind ihre Geschichten in der Gegenwart angesiedelt, während "Die Nachtigall" von zwei Schwestern erzählt, die während des Zweiten Weltkrieges versuchen zu überleben - jede auf ihre Weise. Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die jedoch ihr Lebensumstand zwingt, sich so zu verhalten, wie sie es schlussendlich tun. Und jeder Leser, der meinen Blog verfolgt, weiß auch, dass ich Geschichten aus der Zeit der Weltkriege verschlinge. So war dieses Buch natürlich ein absolutes MUST-HAVE....

Der Prolog führt den Leser allerdings zuerst in die Gegenwart und in die USA, wo eine ältere und schwerkranke Frau ihre Habseligkeiten zusammenpackt. Ihr Haus steht zum Verkauf und sie wird die kommenden Tage in eine Seniorenresidenz umziehen. Doch ein alter Koffer voller Erinnerungen und eine Einladung nach Paris bringen sie noch einnmal zurück in die Vergangenheit des Jahres 1939.

Die beiden Schwestern Vianne und Isabelle sind schon sehr früh auf sich alleine gestellt und erfahren, was der Krieg anrichten kann. Der Vater kam völlig verändert aus dem ersten Weltkrieg zurück und als die Mutter viel zu früh stirbt, fühlt er sich nicht stark genug, um für seine Töchter zu sorgen. Er gibt sie einfach ab.......
Trotzalledem kämpfen die beiden Frauen ihr ganzes Leben lang um seine Liebe und um Anerkennung. Während Vianne früh heiratet und eine Familie gründet, rebelliert Isabelle. Sie flieht immer wieder aus den Internaten, in die sie gesteckt wird und lehnt sich auf.
Als der Krieg ausbricht wird auch Viannes Mann Antoine eingezogen und sie bleibt mit der kleinen Tochter Sophie zurück. Gemeinsam mit Rachel, ihrer besten Freundin, und ihren Kindern, versuchen sie ihr Leben ohne ihre Männer weiterzuleben. Doch viel zu früh sind die deutschen Soldaten auch in ihrem kleinen Dorf angekommen. Frankreich wird geteilt und Vianne lebt nun in der besetzten Zone. Nahrungsmittel werden knapp und in ihrem Haus wird ein deutscher Hauptmann einquartiert. Als ihre Freundin Rachel mitsamt ihren Kindern abtransportiert wird, muss sich Vianne der Realität stellen. Aus der anfangs eher schüchternen und naiven jungen Mutter, wird eine stille Kämpferin, die nicht nur ihre Tochter beschützen will, sondern beginnt sich auch für andere Kinder einzusetzen....
Die ungestüme Isabelle hingegen hasst die Deutschen und geht in den Untergrund. Sie schließt sich der Résistance an und überbringt geheime Nachrichten. Das ist ihr aber bald nicht mehr genug und sie nimmt einen neuen gefährlichen Auftrag an. Sie bringt abgeschossene Piloten der Allierten über die Pyrenäen nach Spanien. Unter dem Decknamen "Die Nachtigall" wird Isabelle zu einem der meistgesuchten Feinde der Deutschen.

Gefallen hat mir, dass dieses Buch einmal aus der Sicht der Frauen während des Krieges erzählt wird. Romane über heldenhafte Soldaten oder verfolgte Juden gibt es jede Menge, doch selten wird über die Frauen berichtet, die zuhause versuchen müssen ihre Kinder, Haus und Hof zu schützen und vorallem genug Essen auf den Tisch zu bringen. Man erlebt hautnah mit, wie sie zuerst um den Ehemann oder Liebsten bangen, bald aber schon die Sorge ums eigene Überleben an erster Stelle tritt. Man liest von Hunger und Kälte und wie die Menschen alles verheizen, was ihnen in die Hände fällt. Bald bekam man für eine Lebensmittelmarke nicht einmal mehr Mehl oder Kartoffel, während die Deutschen Fleisch horteten.

„In der Liebe finden wir heraus, wer wir sein wollen; im Krieg finden wir heraus, wer wir sind.“

Kristin Hannah beschreibt, wie sich die Menschen während des Krieges verändern. Man taucht in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Manche gehen den geringsten Widerstand und werden zu Verräter, andere kämpfen ums nackte Überleben und wieder andere werden stärker und finden den Mut etwas zu bewegen. Bis man sich nicht selbst in so einer Situation befindet, weiß man meist selbst nicht, wie man tatsächlich reagieren würde, auch wenn natürlich jeder von uns annimt, dass er zu den Gutmenschen gehören wird.
Ein Roman, der mich sehr beeindruckt hat und der herausragt aus den Geschichten rund um den Zweiten Weltkrieg. Nur wenige Bücher kann ich nennen, die mich zu diesem Thema ebenso sehr berührt haben wie "Die Nachtigall".

Charaktere:
Die Charaktere wurden sehr authentisch dargestellt. Die Gefühlswelt der einzelnen Personen wurde hervorragend ausgearbeitet. Jede im Roman dargestellte Figur konnte ich mir bildlich vorstellen. War mir Vianne anfangs zu untätig und naiv, entdeckt sie im Laufe des Krieges ihre eigene Stärke und setzt diese gekonnt ein. Isabelle bewunderte ich zuerst für ihren Mut und Einsatz, doch dabei ist sie viel zu unüberlegt und bringt andere in Gefahr oder setzt ohne Nachzudenken ihr Leben aufs Spiel. Ihre Schönheit ist ihr dabei eine große Hilfe, doch die Gefahren, denen sie sich aussetzt, werden immer gewagter. Isabelle ist eine Art Adrenalinjunkie und die Risiken, die sie manchmal ohne Nachzudenken eingeht, ließen mich dann doch öfters den Kopf schütteln. Im Inneren sucht sie jedoch Anerkennung und Liebe, die ihr als Kind immer verwehrt blieb.

Schreibstil:
Den Schreibstil der Autorin fand ich schon in ihren anderen Romanen fesselnd und unglaublich emotional. Kristin Hannah lässt die Schwestern abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen. Man durchlebt so die Ängste, die Wut und die Verzweiflung aus nächster Nähe und fühlt mit Vianne und Isabelle mit. Die fikitve Geschichte rund um Vianne und Isabelle, die stellvertretend für das Schicksal vieler Frauen während des Zweiten Weltkrieges steht, wird gekonnt mit den historischen Fakten verflochten.

Fazit :
Ein Buch, das mich beeindruckt hat und heraussticht aus den Romanen zu diesem Thema. Nur wenige Bücher kann ich in einem Atemzug gemeinsam mit "Die Nachtigall" nennen, die mich ebenso emotional berührt haben und die auf meiner Liste der TOP Bücher zum Thema Zweiter Weltkrieg aufscheinen. "Die Nachtigall" darf sich nun dazu einreihen und von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.10.2016

Ein düsteres Familiengeheimnis

Die Kirschvilla
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Auf zwei Zeitebenen erfahren wir mehr über die Geschichte der Familie Korte.

In der Gegenwart begegnen wir Isabell, die ihre 88-jährige Großmutter Pauline bei einer Erbschaftangelegenheit unterstützt. ...

Auf zwei Zeitebenen erfahren wir mehr über die Geschichte der Familie Korte.

In der Gegenwart begegnen wir Isabell, die ihre 88-jährige Großmutter Pauline bei einer Erbschaftangelegenheit unterstützt. Die alte Dame hat von ihrem Bruder Oskar, der vor 50 Jahren in die USA ausgewandert ist, die Familienvilla samt Brauerei vererbt bekommen. Das ehemalige Geburtshaus von Pauline steht schon seit Jahren leer und birgt ein sehr düsteres Geheimnis. Als Isabell Tagebücher von Paulines älterer Schwester Clementine findet, entdeckt sie eine schreckliche Wahrheit.....

In der Vergangenheit befinden wir uns in den Zwanziger- und Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Familie Korte, August und Sofia, sowie die Kinder Clementine, Josefine, Magnus, Gustav und Oskar, ziehen in die Villa am Rheinufer, nachdem August diese beim Kartenspiel gewonnen hat. August ist ein äußerst herrischer und brutaler Mann, der Frau und Kinder schlägt und seine Geschäfte größtenteils am Schwarzmarkt abwickelt. Seine große Liebe gilt der Brauerei, mit der er sich besonders während der Prohibitation in den USA Geldsegen erwartet. Als er den Kriegsflüchtling Viktor als Arbeitskraft aufnimmt, kommt erstmals ein bisschen Lebensfreude in die Villa am Rhein. Doch diese währt nicht lange.....

Beide Handlungsstränge verknüpfen sich perfekt miteinander und so erfährt man stückchenweise immer mehr über die schreckliche Vergangenheit, bis sich zum Ende hin ein vollendetes Bild ergibt. Wie größtenteils bei Büchern auf zwei Zeitebenen, konnte mich der Strang in der Vergangenheit mehr überzeugen. Trotz der wirklich düsteren Stimmung, die auf den ganzen fast 500 Seiten präsent bleibt, konnte mich die Geschichte richtig packen.
Auch die Figuren sind bis zum letzten Nebencharakter äußerst lebendig gezeichnet, so dass man die Familie Korte und ihre Angestellen und Geschäftspartner bildhaft vor Augen hat. Besonders die Gefühle von Sofia und den Kindern, die Angst und der Schmerz, wurde so ausdrucksvoll beschrieben, dass man mit ihnen einfach mitleiden muss. Nur die Zeitsprünge sind leider nicht ganz chronologisch und verwirrten manchmal ein bisschen.

In der Gegenwart haderte mir Isabell zu oft mit ihrer Ruhelosigkeit und verliebte sich relativ schnell in den jungen Anwalt Julius, der die Erbschaftssache regelt. Dies war erstens sehr vorhersehbar und zweitens konnte ich mich nicht immer mit Isabell identifizieren. Sie ist zwar eine sehr liebevolle Enkelin, die sich um Oma Pauline kümmert, aber etwas flatterhaft. Durch einige große Verluste hat sie Beziehungsängste und unter diesem Thema steht auch immer wieder die Beziehung zu Julius und zieht sich durch das ganze Buch. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen....

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildhaft, lebendig und lässt sich flüssig und angenehm lesen. Durch die dramatischen Ereignisse ist natürlich auch die sehr düstere Stimmung im Buch allgegenwärtig. Sie zieht den Leser allerdings nicht wirklich runter, wie es des öfteren bei solchen Themen passieren kann.

Fazit:
Trotz der sehr melancholischen und düsteren Stimmung hat mir diese Familiensaga auf zwei Zeitebenen sehr gut gefallen. Der Vergangenheitsstrang war einfach großartig umgesetzt. Leider war mir aber der zweite Zeitebene in der Gegenwart etwas zu vorhersehbar und konnte mich nicht gänzlich packen.

Veröffentlicht am 01.10.2016

Weitere tolle Fortsetzung der Clifton Saga

Im Schatten unserer Wünsche
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Der dritte Band endete mit einem ganz, ganz fiesen Cliffhanger....was wohl Jeffrey Archer in dieser Reihe perfektioniert ;) Gleich zu Beginn wird das Ende des letzten Buches aufgenommen und obwohl den ...

Der dritte Band endete mit einem ganz, ganz fiesen Cliffhanger....was wohl Jeffrey Archer in dieser Reihe perfektioniert ;) Gleich zu Beginn wird das Ende des letzten Buches aufgenommen und obwohl den meisten Lesern klar war, was passiert ist, versuchte der Autor uns nochmals zu täuschen. Es ist dies eine Schlüsselszene, die Auswirkungen auf das weitere Leben der Cliftons und Barringtons haben wird. Denn Don Pedro setzt nun alles daran die Familie zu vernichten. Und auch Bösewicht Alex Fisher ist ihm dabei eine große Hilfe....

Es dauert nicht sehr lange und man ist wieder sofort in der Geschichte drinnen und fiebert mit Emma, Sebastian und Giles mit. Emma stellt sich zur Wahl und wird als erste Frau in den Vorstand von Barrington gewählt. Daraufhin entbrennt ein Machtkampf um den Bau des geplanten Luxusliners und die Feinde der Barrington Schifffahrtsgesellschaft versuchen alles, diesen zu verhindern.
Während Emma und Sebastian in diesem Band mehr Präsenz erhalten, hat Harry, unser Hauptprotagonist aus Band 1, nur mehr eine sehr kleine Rolle, was ich sehr schade finde. Auch seine Freundschaft mit Giles wird kaum mehr erwähnt und dessen neue Frau Gwyneth wird in ein paar Sätzen abgehandelt. So fehlt einigen Charakteren die Tiefe und leider könnte ich mir z. Bsp. von Gwyneth überhaupt kein Bild machen, wenn ich nicht schon im letzten Buch der Reihe mehr über sie erfahren hätte.

Jeffrey Archer bleibt seinen Stil aus Band 2 und 3 treu. Leider fehlen auch hier die Perspektivenwechsel aus dem ersten Band, die mir so gut gefallen haben. Ebenso sind die Zeitsprünge teilweise wieder groß und ein Handlungsstrang verlief ins Leere. Das sind aber schon alle Punkte, die ich auszusetzen habe, denn generell finde ich die Reihe wirklich toll. Kaum hat man angefangen zu lesen, ist man in einem Sog drinnen und möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Immer wieder schafft es der Autor mit neuen überraschenden Wendungen noch mehr Spannung in die Geschichte einzubringen.

Neben den altbekannten Gutmenschen und Bösewichten lernen wir auch ein paar neue Charaktere kennen, wie z. Bsp. Cedric Hardcastle, der in der zweiten Hälfte des Buches eine sehr wichtige Rolle spielt. Auch Sebastians neue Freundin Samantha erhält im letzten Drittel ihren Auftritt.
Politisch spielt neben den mafiösen südamerikanischen Machenschaften des Don Pedro, auch die IRA diesmal eine große Rolle. Und wie gewohnt wird der Höhepunkt zum Ende des Buches hin aufgebaut und endet wie schon allbekannt in einem sehr miesen Cliffhanger......

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autoren ist wie immer fesselnd und mitreißend. Man versinkt schon nach wenigen Seiten vollkommen in der Geschichte und kommt erst wieder in reale Leben, nach dem Benden der letzten Seite, zurück. Wie gewohnt ist der Roman in mehrere Teile gegliedert und spielt diesmal im Zeitraum von 1957 - 1964.


Fazit :
Band 4 der Clifton Saga hat mir wieder besser als sein Vorgängerband gefallen und überrascht mit neuen Perspektiven, Machenschaften und Herausforderungen für die Barringtons. Spannend und dramatisch, abgerundet mit einem weiteren fiesen Cliffhanger, der das Warten bis April 2017 noch länger macht.....

Veröffentlicht am 28.09.2016

Roros und seine Geheimnisse

Das Geheimnis der Mittsommernacht
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Den Roman der Autorin Christine Kabus durfte ich in meiner ersten Leserunde bei der Lesejury von Bastei Lübbe lesen. Dieser besteht aus zwei verschiedenen Handlungssträngen, die Ende des 19. Jahrhunderts ...

Den Roman der Autorin Christine Kabus durfte ich in meiner ersten Leserunde bei der Lesejury von Bastei Lübbe lesen. Dieser besteht aus zwei verschiedenen Handlungssträngen, die Ende des 19. Jahrhunderts spielen und deren Hauptprotagonisten Sofie Svarstein und Clara Ordal sind.

Im ersten Erzählstrang lernen wir Sofie kennen, Tochter des in Røros hochangesehenen Kupferminenbesitzers Ivar Svartstein. Dieser ist ein hartherziger Mann, dessen Frau gerade beim Versuch, ihm endlich den ersehnten männlichen Erben zu schenken, verstarb. Während Ivar einfach zu den Tagesgeschäften übergeht und seine egoistische Tochter Silje kaum eine Träne verdrückt, ist Sofie, die Jüngste der Familie zu Tode betrübt.

Im zweiten Erzählstrang lernen wir Clara Ordal kennen. Gemeinsam mit ihrem Mann Olaf und dem kleinen Sohn Paul sind sie im Begriff von Bonn nach Deutsch-Samoa auszuwandern. Ein verlockendes Jobangebot hat den Juristen seine Zelte in Deutschland abbrechen lassen, doch kurz vort der Abreise erhält er einen Brief von seiner Mutter aus Norwegen, seiner ursprünglichen Heimat. Olaf, der den Kontakt zu seinen Eltern abgebrochen hat, wird gebeten an das Sterbebett seiner Mutter zu eilen. Clara besteht auf eine Reise in Olafs Heimat, bevor sie in die Südsee aufbrechen. Doch kaum angekommen, erkennen die Beiden, dass alles ganz anders ist, als sie dachten und kurz darauf kommt es in Røros zu einem folgenschweren Unglück....

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Sofie und Clara erzählt, wobei mir im Laufe des Romans Clara mehr ans Herz wuchs. Bis sich die beiden Frauen schlussendlich treffen, dauert es aber geraume Zeit. Und auch das im Klappentext angekündigte gemeinsame Geheimnis ist mehr "Aufhänger", als es die Geschichte der beiden Frauen beeinflusst.
Beide Frauen müssen sich jedoch in der Männergesellschaft behaupten. Sofie, die von ihrem Vater kaum wahrgenommen wird, interessiert sich sehr für die Rolle der Frau und das gesellschaftliche System in Norwegen. Sie beginnt ehrenamtlich in der kleinen Bibliothek zu arbeiten, jedoch bleibt sie trotzdem die etwas naive reiche Tochter ihres Vaters. Clara hingegen steht nach einer persönlichen Tragödie plötzlich als alleinstehende Mutter mit Kind und noch dazu als verhasste Katholikin in Røros da. Für sie ist es lebensnotwendig Arbeit zu finden, um für Paul zu sorgen und ihnen ein Dach über dem Kopf zu gewährleisten.

Rund um diese beiden Frauen hat Christine Kabus eine Geschichte geschrieben, die teilweise leider sehr vorhersehbar ist. Es ist nicht nur einmal passiert, dass ich mir nach einem bestimmten Satz der Autorin, bereits ausmalen konnte, was passieren wird - und genauso traf es auch ein! Somit hatte ich leider wenige Überraschungsmomente! Dazu gab es kleine unlogische Passagen. Auch verlor sich Christine Kabus immer wieder in Nebenschauplätze und einige begonnenen Handlungsstränge, wie die anfangs oftmals erwähnten politischen Vorgänge, verliefen sogar ins Leere. Die teilweise detaillierten Beschreibungen ließen in der Mitte des Romans einige Längen aufkommen, nur die bildhaften Darstellungen der winterlichen norwegischen Landschaft war hier eine Ausnahme. Man spürt direkt die Begeisterung und Liebe der Autorin zu Norwegen. Leider genügt das nicht für einen Roman, der mich überzeugen soll......dazu war er viel zu vorhersehbar.

Schreibstil:
Christine Kabus schreibt flüssig und sehr bildhaft. In diesem Roman war er allerdings auch teilweise zu detailliert. Die bildhaften Beschreibungen der norwegeischen Landschaft fand ich jedoch gelungen und hat Fernweh in mir ausgelöst, vorallem weil Norwegen schon seit Jahrzehnten auf meiner "unbedingt besuchen wollen"-Liste steht!

Fazit:
Leider hat mich mein erstes Buch der Autorin enttäuscht zurückgelassen. Die Geschichte hatte unnötige Längen, war klischeehaft und vorhersehbar. Ich werde der Autorin trotzdem noch eine Chance geben, denn bisher habe ich nur sehr gute Rezensionen zu ihren anderen Romanen gelesen und außerdem habe ich noch ein Buch im SuB Regal.

  • Einzelne Kategorien
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  • Gefühl
  • Handlung
  • Cover
Veröffentlicht am 27.09.2016

Ein Plädoyer an den Frieden

Marlene
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Ich liebe Romane, die während der Weltkriege spielen und "Honigtod" hatte mir letztes Jahr, als ich es las, sehr gut gefallen. Mit "Marlene" hatte ich allerdings so meine Probleme...

Der Einstieg beginnt ...

Ich liebe Romane, die während der Weltkriege spielen und "Honigtod" hatte mir letztes Jahr, als ich es las, sehr gut gefallen. Mit "Marlene" hatte ich allerdings so meine Probleme...

Der Einstieg beginnt in der Gegenwart bzw. im Jahr 2012. Marlene ist eine alte Dame und hat ihre Memoiren niedergeschrieben. Kurz vor der Veröffentlichung hat sie ihre Familie und Freunde zusammengerufen und möchte ihnen ihre Lebensgeschichte als Widerstandskämpferin in eigenen Worten erzählen. Dabei ist mir ein Zitat in Erinnerung geblieben, das Marlene als fast 94-jährige zu ihren jungen Freunden sagt: "Wann halten wir noch inne, wann holen wir Atem? Wir sind so rasant geworden, wir überholen uns ja noch selbst!" ...und dem kann ich wirklich nur zustimmen!

Und so knüpft das Buch direkt dort an, wo "Honigtod" aufgehört: In der Prinzregentenstraße in München inmitten zerbombter Häuser. Auch das Haus ihrer Freundin Deborah und ihren Bruder Wolfgang ist nur mehr Schutt und Asche. Marlene ist überzeugt, dass beide den Tod gefunden haben und entschlossen, die gemeinsam begonnene Arbeit allein fortzusetzen. So führt Marlenes Weg weg von München und zurück nach Polen, wo sie sich mit weiteren Widerstandskämpfern treffen und gegen das Naziregime kämpfen will. Die erst 15-jährige Trudi schließt sich Marlene ungefragt an.
Die gemeinsame Zugfahrt lässt die beiden Frauen bereits erahnen, dass ihre Pläne nicht so leicht umzusetzen sind. Die folgenden leider unwahrscheinlichen Zufälle und einige zähe Passagen ließen mich schwer in die Geschichte hineinfinden. Sie begann mich zu ermüden und ich legte den Roman immer wieder zur Seite. Auch das Verhalten von Trudi und Marlene war teilweise so unglaubwürdig, dass mir die Erlebnisse fast wie in einem James Bond Film vorkamen. Marlene, bekannt als Wiederstandskämpferin, wird immer wieder verhaftet und normaler Weise hätte spätestens die zweite Festnahme ihren sicheren Tod bedeutet. (Ich spoilere hier jetzt nicht wirklich, wenn ich sage, dass sie alles überlebt, denn im Prolog erzählt sie ja ihre Geschichte) Dieser Abschnitt und der folgende, den Trudi und Marlene in Ausschwitz verbracht haben, konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen, vorallen nachdem ich schon andere Lektüre über Ausschwitz gelesen habe.

Das letzte Drittel fand ich dann wesentlich besser. Es zeigte die schwierige Zeit der Besetzung durch die Aliierten. Man liest zwischen den Zeilen wie unterschiedlich die Besatzungsmächte sich gegenüber den Deutschen verhalten haben und wie schlecht es den Menschen nach Beendigung des Krieges ging. Marlene kämpft auch noch nach dem Ende des Krieges für ihre Werte und für die Freundschaft zu Deborah.

Gerade im letzten Teil des Buches erinnert Hanni Münzer daran, wie schnell uns wieder ein Weltkrieg einholen kann und wie erschreckend nahe wir bereits an einem solchen Punkt stehen.
Die Geschichte über Marlene soll nicht nur unterhalten und zerstreuen, sondern auch wachrütteln und an diese schreckliche Zeit erinnern, die wir nie vergessen dürfen!

Schreibstil:
Der Schreibstil von Hanni Münzer ist flüssig und lässt sich gut lesen. Manchmal ist er sehr ausführlich, dann wieder gar nicht. Man merkt allerdings, dass die Autorin viel recherchiert hat und es gelingt ihr auch hervorragend über diese schreckliche Zeit zu berichten, ohne diese zu verherrlichen oder zu zensieren.
Den Kapiteln werden sogenannte "Zeitsplitter" vorangestellt. Hier erfährt der Leser zur damaligen Zeit aktuelle Schlagzeilen, Fakten oder Wehrberichte.

Fazit :
Die Autorin hält hier ein Plädoyer für den Frieden und erinnert, wie schnell sich Geschichte wiederholen kann. Sehr gut recherchiert! Trotzdem konnte mich die Geschichte, besonders im Mittelteil, nicht packen. Kritisieren muss ich auch die eher unglaubwürdigen Zufälle, die mich enttäuscht zurück lassen.