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Veröffentlicht am 03.10.2025

Das Leid der Verschickungskinder

Am Meer ist es schön
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"Am Meer ist es schön" zeigt ungeschönt die Geschichte vieler Verschickungskinder, die zwischen den 60iger bis hinein in die 80iger Jahre, auf Erholung geschickt wurden. Hört sich an, wie Urlaub und wurde ...

"Am Meer ist es schön" zeigt ungeschönt die Geschichte vieler Verschickungskinder, die zwischen den 60iger bis hinein in die 80iger Jahre, auf Erholung geschickt wurden. Hört sich an, wie Urlaub und wurde den Eltern und Kindern auch so vermittelt. Was jedoch viele in unterschiedlichen Heimen erlebt haben, ist einfach nur grausam.
Auch die achtjährige Susanne soll zur Erholung an die Nordsee fahren. Der Hausarzt findet sie zu dünn und zu klein, außerdem lispelt sie. Den Eltern wird der sechswöchige Aufenthalt schmackhaft gemacht und sie freuen sich für ihr jüngstes Kind. Im "Haus Morgentau" erwarten Susi jedoch harte Strafen, stundenlanges Stehen auf einen Sessel und Isolierung in einem dunklen Raum. Nachts darf nicht zur Toilette gegangen und der Teller muss immer leer gegessen werden. Die "Tanten" quälen die Kinder und setzen drakonische Strafen für die kleinsten Vergehen. Die Karten und Briefe, die die Kinder nach Hause schreiben dürfen, werden kontrolliert. Die Hoffnung, dass die Eltern Susi abholen kommen, wenn es ihr nicht gefällt, schwindet von Tag von Tag.
Als sie endlich nach Hause kommt, erzählt sie den Eltern von den schlimmsten Wochen ihres Lebens, doch ihr glaubt niemand. Die Folgen dieses Aufenthalts verfestigen sich in Alpträumen bis ins Erwachsenenalter.
Erzählt wird die Geschichte in Rückblenden am Sterbebett von Susannes dementer 87-jährigen Mutter. Diese lebt im Seniorenheim und hat hin und wieder lichte Phasen. Eines Tages bricht sie bei Susis Besuch in Tränen aus und entschuldigt sich bei ihr. Tochter Julie möchte wissen, was die Großmutter damit meint und so beginnt Susanne von damals zu erzählen.....

Barbara Leciejweski erzählt mit viel Empathie und zeigt auf, wie es vielen Kindern damals ergangen ist. Unfassbar, dass keinem der Kinder geglaubt wurde und erst Jahrzehnte später diese Misshandlungen aufgedeckt wurden.
Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet. Leciejewski versteht es wunderbar, die kindliche Naivität, gepaart mit der Angst nicht mehr nach Hause zu dürfen, darzustellen. Man leidet mit Susanne und ihren Freunden Matti, Moni, Rüdiger und dem kleinen Holger mit. Unvorstellbar, dass bereits fünfjährige diesen Quälereien ausgesetzt wurden.

Neben dem Thema rund um die Verschickungskinder hat die Autorin auch noch ein paar Familiengeheimnisse eingebaut. Generell ist das Thema Familie ein Großes. Durch die Erlebnisse von Susanne im "Haus Morgentau", die sie am Bett der Mutter erzählt, kommen sich nach Jahren der Entfremdung auch die Geschwister wieder etwas näher. Dadurch erhält auch der Gegenwartsstrang etwas mehr Tiefe.

Dem fiktiven Roman liegen hunderte von ähnlichen Schicksalen zugrunde. Barbara Leciejewski hat mit ihrem Buch all diesen Kindern ein Sprachrohr gegeben. Vielen Dank!

Fazit:
Ein aufwühlender und sehr lesenswerter Roman. Dem Thema rund um die Kinderverschickungen sollte viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Barbara Leciejewski hat schon mal mit "Am Meer ist es schön" einen großartigen Anfang gemacht. Sie erzählt einfühlsam und mit großer Empathie über Kinderschicksale.

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Veröffentlicht am 29.09.2025

Kaum Spannung - sehr schade!

Salzburgwut
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In seinem zwölften Fall hat Manfred Baumann wieder etwas mehr Politik einfließen lassen. Mich stört das eigentlich weniger, jedoch sollte bei einem Krimi auch die Spannung nicht zu kurz kommen und diese ...

In seinem zwölften Fall hat Manfred Baumann wieder etwas mehr Politik einfließen lassen. Mich stört das eigentlich weniger, jedoch sollte bei einem Krimi auch die Spannung nicht zu kurz kommen und diese habe ich diesmal stark vermisst!

Im Salzburger Sebstiansfriedhof wird frühmorgens ein junger Mann tot aufgefunden. Beim Opfer handelt es sich um Elisas, einen Novizen des Franziskanerordens, der sich wegen seiner Forschungsarbeit auch nachts dort aufhalten durfte. Der angehende Ordensbruder interessierte sich ganz besonders für Paracelsus und seine Lehren. Aus der naheliegenden Kirche sind außerdem Kerzen und ein sakrales Kunstwerk gestohlen worden. Ist Elias etwa den Kirchenräubern in die Quere gekommen und musste deswegen mit dem Tod bezahlen? Dagegen spricht aber die brutale Gewalt gegen den jungen Novizen, die angewendet wurde.

Martin Merana, der erst aus seinem wohlverdienten Italienurlaub zurückgekehrt ist, hat somit bei seiner Rückkehr gleich jede Menge zu tun.
Zum Ermordeten gibt es nur wenig Hintergrundinformationen. Seine Eltern und sein älterer Bruder sind bei einem Unfall ums Leben gekommen, die ältere Schwester war damals im Ausland. Daraufhin kam Elias in ein Waisenhaus und lebte dort einige Jahre, bis er im oberösterreichischen Enns als Postulant im Franziskanerkloster eintreten durfte. Doch eine Spur führt zu einer Politikerin der HPÖ, der Heimat Partei Österreichs, die Elias kurz vor seinem Tod aufgesucht hat. Was wollte Elias bei der rechtspopulistischen Parteigenossin?

Die Nachforschungen im Umfeld des Toten sind interessant, denn Manfred Baumann erzählt einiges über den Sebastiansfriedhof und dem Leben der Mönche im Franziskanerkloster. Natürlich wird auch die Stadt Salzburg mit ihren Attraktionen wieder sehr bildhaft dargestellt. Die "versteckten" Tipps für künftige Salzburgbesucher sind jedoch etwas weniger gestreut, als in den letzten Krimis. Dafür widmet sich der Autor diesmal sehr viel der Politik. Ich habe zwar sehr ähnliche Ansichten, aber irgendwann war es meiner Meinung einfach zu viel. Ich möchte in einem Krimi Spannung und keine offensichtliche Stellungnahme des Autors zu politischen Parteien oder Personen. Als Leser:in wünscht man sich weder einen erhobenen Zeigefinger, noch die Meinung des Autors pausenlos vorgekaut zu bekommen. Man sollte neutral erzählen und kann trotzdem auf die Gefahr der rechtspopulistischen Parteien hinweisen. Belehrungen sind nicht wirklich erwünscht. Das fand ich sehr schade, denn der Mordfall wäre an sich interessant gewesen, kam aber deshalb viel zu kurz. Zusätzlich war für mich der Täter sehr bald ersichtlich.
Da ich die Reihe von Manfred Baumann sehr mag, gebe ich hier noch gutgemeinte 3 Sterne. Wäre es mein erstes Buch der Martin Merana Serie gewesen, hätte es deutlich schlechter abgeschnitten.

Fazit:
Ein sehr ruhiger, leider auch teilweise langweiliger Krimi mit zu viel politischen Content. Der eigentliche Fall und die Ermittlungen treten deshalb zu sehr in den Hintergrund und werden zur Nebensache. Sehr schade!

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Veröffentlicht am 27.09.2025

Auch Band 3 überzeugt

Erebos 3
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Ich muss zugeben, dass mir nicht alle Bücher von Ursula Poznanski zusagen, aber die drei EREBOS Romane habe ich alle verschlungen. Im wahren Leben spiele ich keine Computer-Rollenspiele (vor langer Zeit ...

Ich muss zugeben, dass mir nicht alle Bücher von Ursula Poznanski zusagen, aber die drei EREBOS Romane habe ich alle verschlungen. Im wahren Leben spiele ich keine Computer-Rollenspiele (vor langer Zeit habe ich mal SIMS gespielt), aber buchtechnisch liebe ich es in diese Welt einzutauchen. Und in diesem dritten Teil sind wir definitiv öfters in der Welt von Zwergen, Dunkelelfen, Vampiren, Werwölfen und den Boten mit den gelben Augen, als in der realen Welt. Nervenkitzel pur.

Es gibt keine ellenlange Einführung, sondern man wird direkt in die Handlung geworfen. Erebos ist zurück und zwingt Nick Dunmore erneut in seine Rolle als Dunkelelf Sarius. Wir sind abwechselnd in der virtuellen und der realen Welt. Wie aber bereits erwähnt, ist der Spieleanteil diesmal höher. Erebos ist intelligenter und größer geworden, vor allem aber auch gefährlicher.

Nick Dunmore wirkt reifer, als in seinen letzten Abenteuern. Er arbeitet noch immer als Fotograf und ist erwachsener geworden. Man merkt, dass ihm die Vergangenheit noch auf den Schultern liegt. Nick steht im Mittelpunkt und seine Entscheidungen tragen die Geschichte, während sich Emily diesmal im fernen Amerika aufhält und ihr kleiner Bruder Derek verschwunden ist. Nur sein Freund Victor ist im wahren, wie auch im virtuellen Leben, immer an seiner Seite.
Die Rätsel, die Nick diesmal von Erebos erhält, scheinen unlösbar. Erstmals muss er Mitspieler für sich gewinnen und diese sollen sich als Gemeinschaft zu einer Horde zusammen schließen. Dabei merkt er, dass nur wenige schon früher von Erebos rekrutiert wurden und den Ernst der Sache und die daraus folgenden Konsequenzen nicht erkennen. Nick nimmt das Spiel ernst und schafft sich damit Feinde - in der Spiele-, als auch in der realen Welt. Wie er das Rätsel lösen soll und was eigentlich das Ziel des Spieles ist, bleibt lange unklar.

Vom Prinzip her ist der Plot nicht viel verändert worden, was einige Leser:innen kritisierten. Warum auch, wenn man damit erfolgreich ist. Jedoch bleiben innovative neue Ideen eher aus. Trotzdem habe ich mit Nick und seinen Mitspielern mit gefiebert. Die Dynamik zwischen Spiel und Realität bleibt spannend, auch wenn manches vertraut wirkt.
Ursula Poznanski hat - wie üblich in ihren Büchern - aktuelle Themen, wie künstliche Intelligenz und digitale Abhängigkeit mit einbezogen. Der Schreibstil ist fesselnd und sehr atmosphärisch. Besonders im letzten Drittel nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf. Ich bin unheimlich gerne in die virtuelle Spielewelt eingetaucht.

Für mich war auch der dritte Teil absolut lesenswert und voller Spannung. Trotzdem ziehe ich diesmal einen halben Punkt ab und vergebe nur auf Plattformen, wo ich keine halben Punkte vergeben kann, wieder 5 Sterne.

Fazit:
Eine gelungene Rückkehr in die Welt von Erebos, die auch nach so langer Zeit nicht langweilig wird. Wer die ersten beiden Bände genauso verschlungen hat wie ich, der kann getrost zu Erebos 3 greifen.

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Veröffentlicht am 23.09.2025

Würdiger Abschluss

Dämmersee
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Mit dem fünften und letzten Band der Reihe um Hanna Duncker stehen neue Zeiten für die Ermittlerin an. Die Handlung ist wieder geschickt mit den persönlichen Entwicklungen und den neuen Mordfall verbunden, ...

Mit dem fünften und letzten Band der Reihe um Hanna Duncker stehen neue Zeiten für die Ermittlerin an. Die Handlung ist wieder geschickt mit den persönlichen Entwicklungen und den neuen Mordfall verbunden, der diesmal Hanna und ihr Team ganz besonders trifft.

Nach der Geburt ihrer kleinen Tochter Hedvig plant Hanna ihre Hochzeit, als sie früher als erwartet aus dem Mutterschaftsurlaub ins Ermittlerteam zurückkehren muss. Ihr Chef Ove Hultmark, der sich früher als erwartet ins Rentenleben zurückgezogen hat, wurde ermordet. Hanna ist entsetzt und kann es nicht fassen, dass ihr Mentor tot sein soll. Natürlich ist es dem Ermittlerteam ganz besonders wichtig, den Mörder ihres Chefs zu finden. Zusätzlich ist Oves Nachfolgerin Hanna nicht wirklich zugetan und beißt sich an ihr fest. Gemeinsam mit Erik versucht sie die Hintergründe des Mordes zu erkunden und beginnt im Umkreis von Oves neuem Hobby, der Vogelkunde, zu ermitteln.

In einzelnen Kapiteln, die mit "Der letzte Tag" beschrieben sind, begleiten wir Ove auf einer bestimmten Recherche, die er trotz seiner Pensionierung weiter verfolgt. Nicht alles ist erfreulich, was dabei ans Licht kommt.
Das Ermittlerteam schwankt zwischen Entsetzen und Trauer und die neue Chefin bringt einige Reibereien ins Team. Es kommt zu einigen Längen und Wiederholungen: Die Spannung fehlt an vielen Stellen und doch will man wissen, welche Nachforschungen Ove das Leben gekostet hat. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet. Die neue Chefin war mir jedoch nicht wirklich sympathisch und ist schwer einzuschätzen.

Hanna muss sich in diesem fünften Band dem Stress zwischen Mutterrolle und ihren Job auseinandersetzen, den wohl jede Frau mehr oder weniger kennt. Dazu kommt die Trauer um ihren Chef und der Stress der Hochzeitsvorbereitungen, die genau in diese Zeit fallen.
Hanna hat sich im Laufe der Zeit und über fünf Bände zu einer Frau entwickelt, die endlich ihre Vergangenheit hinter sich lassen kann. Erst im letzten band konnte ich sie viel besser verstehen und einige ihrer Handlungen gutheißen.

Die Inselatmosphäre beschreibt Johanna Mo wieder sehr anschaulich. Der Schreibstil ist ruhig und bildhaft. Insgesamt ist die Reihe teilweise etwas spannungsarm, weckte aber trotzdem immer wieder meine Neugier. Als großes Finale hätte ich mir jedoch etwas mehr erwartet.


Fazit:
Dämmersee ist ein würdiger Abschluss der Krimireihe. Insgesamt ist die Reihe eher ruhig und punktet eher mit Atmosphäre und Charaktertiefe.

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Veröffentlicht am 21.09.2025

Der Grusel im Keller

Das Septemberhaus
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So richtig gruselig empfand ich "Das Septemberhaus" eigentlich nicht. Margaret und Hal sind sich sicher ihr Traumhaus gefunden zu haben. Die viktorianische Villa, die zum Kauf angeboten wird, ist günstig. ...

So richtig gruselig empfand ich "Das Septemberhaus" eigentlich nicht. Margaret und Hal sind sich sicher ihr Traumhaus gefunden zu haben. Die viktorianische Villa, die zum Kauf angeboten wird, ist günstig. Einzig die Vormieter blieben alle nicht lange im Haus wohnen. Auch die Mieterin macht sie auf einige Todesfälle aufmerksam, was die Beiden jedoch nicht hindert einzuziehen. Margaret fühlt sich wohl und schließt Freundschaft mit Nachbarin Edie. Doch im September offenbart sich Schreckliches. Von den Wänden tropft Blut, furchtbare Schreie hallen während der Nacht durch das Haus, Geisterkinder spuken durch die Zimmer, Vögel fliegen in selbstmörderischer Absicht gegen die Fenster und im Keller scheint etwas Furchtbares zu wohnen. Mit jedem Tag im September wird es schlimmer und hört erst im Oktober wieder auf.
Margaret beginnt sich damit zu arrangieren und stellt ihre eigenen Regeln auf, um den Monat zu überstehen. Es ist ihr Haus und sie möchte bleiben - komme, was wolle. Sie schließt sogar Freundschaft mit der Haushälterin, die vor Jahrhunderten in der Villa gearbeitet und anscheinend bestialisch ermordet wurde und seitdem durch das Haus spukt. Nur Hal hat nach drei Septembern genug und verschwindet von einem Tag auf den anderen, kurz bevor der nächste September bevorsteht....

Margret habe ich zuerst bewundert, wie sie sich stoisch dagegen wehrt, aus dem Haus vertrieben zu werden. In Rückblenden in ihre Vergangenheit wurde mir klar, wie sie ihr Leben durch Regeln, die sie sich aufstellt, in den Griff bekommen hat. Die Ehe mit Hal ist nicht das, was man nach außen hin sieht und Tochter Katherine hat sie seit Jahren nicht mehr besucht und lebt ihr eigenes Leben. Als sie sich genau im September ankündigt, weil sie ihren Vater nicht erreichen kann und ihn suchen will, wird Margaret nervös. Sie kann doch ihre Tochter nicht in einem Spukhaus wohnen lassen, wo die Wände anfangen zu bluten, die Geister durchs Haus spuken und Katherine der Gefahr im Keller aussetzen. Kurzerhand holt sie den Exorzisten-Pfarrer der Gemeinde zu sich ins Haus, der ihr schon einige Male geholfen und dem Spuk mit Weihrauch und Gebeten entgegenwirkt. Doch das Böse kehrt schneller zurück, als Margaret lieb ist....

Bevor es zum gruseligen Finale kommt, ist die Geschichte mehr Familiendrama. Man erfährt so einiges über Hal und Margaret, wie auch über Katherine. Die Vergangenheit wirft ein etwas anderes Licht auf die Familie. Mich verwirrte zu Beginn, wie Margaret so gleichgültig mit diesen fürchterlichen Umständen leben konnte und mit ziemlich emotionsloser Akzeptanz das Verschwinden von Hal hinnahm. Spätestens als Katherine auftaucht und man Margarets Beziehung zum Haus und ihre Eigenschaft, sich den Dingen zu stellen erkennt, fragt man sich, ob vielleicht doch nicht alles so ist, wie es uns Margaret erzählt.

Die Figuren sind sehr bildhaft und lebendig gezeichnet, auch wenn viele keine Sympathieträger sind. Über Hal erfahren wir einiges in Rückblenden, aber auch Katherine ist kein wirklich liebenswerter Charakter. Sie ist aufbrausend und übergriffig.
Die Atmosphäre ist düster und trotzdem nicht so gruselig, dass man sich fürchten müsste.

Die Autorin hat uns einige Male gekonnt auf den falschen Weg gelotst. Vor allem im letzten Drittel war man total unsicher, was nun Sache ist. Bildet sich Margret alles nur ein oder geistert es im Spukhaus tatsächlich?
Carissa Orlando verpackt die Gruselgeschichte mit schwarzem Humor, so dass man sich nicht wirklich gruselt - bis es zum Finale kommt. Trotzdem könnte das eine oder andere Thema jemand unvorhergesehen triggern, denn zuvor geht es vor allem um Opferverhalten: verheimlichen, anpassen, ertragen und die Schuld auf sich nehmen.

Das Ende kam fast etwas zu abrupt und ich hätte mir hier noch einen Epilog gewünscht.

Fazit:
"Das Septemberhaus" ist eine etwas andere Geschichte, als man erwarten würde. Der Grusel steht eher im Hintergrund, der Inhalt ist vielschichtig und hat emotionalen Tiefgang. Mit der Bewertung tat ich mir allerdings sehr schwer und schwankte zwischen 3 und 4 Sternen. Nach dem Schreiben der Rezension habe ich nun den Mittelweg genommen und 3 1/2 Sterne vergeben.

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