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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2025

Der Reihenauftakt hat noch Luft nach oben

Der Trailer
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Vor 15 Jahren verschwindet Lisa Martin, eine junge Frau, spurlos auf einem abgelegenen Campingplatz in den belgischen Ardennen. Es wird weder eine Leiche, noch werden irgendwelche Hinweise gefunden. Als ...

Vor 15 Jahren verschwindet Lisa Martin, eine junge Frau, spurlos auf einem abgelegenen Campingplatz in den belgischen Ardennen. Es wird weder eine Leiche, noch werden irgendwelche Hinweise gefunden. Als die Hamburger Hauptkommissarin Frieda Stahnke bei einem True Crime Podcast zum Cold Case Stellung nimmt, werden einige Menschen nervös, die damals ebenfalls in Camp Donkerbloem campiert haben. Kurz nach der Ausstrahlung meldet sich ein anonymer Anrufer bei ihr, der zugibt sich damals nicht als Zeuge gemeldet zu haben. Er macht eine interessante Aussage. Frieda trifft bald auf den schmierigen Barbesitzer Wout Meertens, der hinter den Anruf steckt. Die suspendierte Kommissarin, die aus der selben Heimatstadt, wie Lisa Martin kommt, lässt der Cold Case nicht los und beginnt zu weiter recherchieren.

Der Thriller beginnt spannend. Man befindet sich mit Lisa Martin auf dem Campingplatz, wo an bestimmten Wochenenden brutale Partys veranstaltet werden. Lisa weiß nichts davon und ist entsetzt über die Brutalität gegenüber Frauen. Sie beobachtet aus ihrem Trailer, wie diese misshandelt werden, bis die Gefahr auch vor ihrem Trailer lauert....

Die Geschichte wird aus einigen Perspektiven erzählt, die oft wechseln. Das ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig und man findet schwer Zugang zu den einzelnen Figuren. Das wird mit der Zeit aber besser. Zusätzlich springen wir auch öfters zurück in die Vergangenheit.

Die Hauptfiguren sind sehr eigenwillige Charaktere. Wirkliche Sympathieträger sind sie nicht. Frieda ist eine eher unkonventionelle Kommissarin, die sich einsetzt und hartnäckig bleibt.

Wout ist ein halbseidener Barkeeper, der polizeilich bekannt ist und nichts anbrennen lässt. Der Türke Tayfun ist Boxer, sein Bodyguard und ein guter Freund. Er ist loyal, mutig und hilfsbereit. Ebenfalls zum Kreis rund um Wout gehört Kathinka, die bei ihm zur Untermiete wohnt. Sie ist intelligent und die drei ergänzen sich perfekt. Der Thriller lebt vor allem durch seine ungewöhnlichen Protagonisten.


Die Beschreibung der Schauplätze ist gelungen und die Atmosphäre düster. Der Spannungsbogen bleibt jedoch nicht kontinuierlich oben und es gibt einige Wiederholungen und Längen. Die vielen raschen Perspektivwechsel machen es ebenfalls nicht einfacher in die Geschichte besser einzutauchen. Da es sich um eine Trilogie handelt, gibt es am Ende einen kleinen Cliffhanger, der den nächsten Band schmackhaft machen soll. Den eingebauten Twist zum Ende hin fand ich aber gut.

Es gibt noch eine weitere Nebenhandlung, die sich auf Friedas Suspendierung bezieht. Hier dreht sich alles um einen Immobilienhai und seine kriminellen Machenschaften in der auch eine Gruppe einflussreicher Personen verwickelt sind. Linus Geschke verschafft uns darauf aber nur kurze Einblicke und ich denke, dass sich dieser Handlungsstrang über alle drei Bände ziehen wird.

Die Story um Camp Donkerblom wird eine Trilogie werden. Ich kann mir zwar noch nicht vorstellen, was auf diesem Campingplatz noch alles passieren soll, aber ich lasse mich gerne überraschen!

Die Idee für die Buchcover der Trilogie finde ich genial. Man kann dem Piper Verlag dazu nur gratulieren.

Fazit:
Der Auftakt um Camp Donkerbloem ist solide. Noch hat diese Reihe Potential nach oben. So ganz überzeugt bin ich nicht, aber in den nächsten Teil werde ich wahrscheinlich noch reinlesen und dann entscheiden.

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Veröffentlicht am 14.09.2025

Kurzweilige Geschichte voller Magie

Gondelküsse und Zeitensprünge
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Die 16jährige Lucy hatte einen schweren Unfall, bei dem sie nur knapp dem Tod entronnen ist. Nach einem langwierigen Reha-Aufenthalt soll sie bei ihrem Vater, der in Venedig lebt, etwas zur Ruhe kommen. ...

Die 16jährige Lucy hatte einen schweren Unfall, bei dem sie nur knapp dem Tod entronnen ist. Nach einem langwierigen Reha-Aufenthalt soll sie bei ihrem Vater, der in Venedig lebt, etwas zur Ruhe kommen. Doch was soll man bitte im November in Venedig anfangen tun?
Lucy erwartet sich einige langweilige Wochen, doch bereits bei der Bootsfahrt sieht sie einen süßen Jungen mit Wollmütze, der ihr auffällt. Als sie bei ihrem Vater ankommt, bemerkt sie, dass sie anscheinend einen falschen Koffer mitgenommen hat. Es scheint, als sei es ausgerechnet der Koffer des Wollmützenjungen, denn dieser ist mit Jungenkleidung gefüllt.
Kurze Zeit später trifft sie im Trödelladen, neben dem Café ihres Vaters, auf einen weiteren interessanten Jungen im Brokatmantel, der jedoch aus einem anderen Jahrhundert zu sein scheint. Dieser bittet sie um Hilfe und Lucys Aufenthalt wird nun doch alles andere als langweilig...

Die Autorin hat Realität und Magie wunderbar vermischt und daraus eine reizende Geschichte erschaffen. Durch die lebendige und bildhafte Beschreibung des Schauplatzes und der Charaktere ist man schnell mitten im Geschehen. Venedig wird in allen Facetten beschrieben. Besonders gefallen hat mir der Blick auf das historische Venedig, den Palästen und engen Gässchen, die einem schnell auf Irrwege führen kann.

Die Charaktere sind sehr verschieden, was im Verlauf der Geschichte für einige Verwirrungen, lustigen Momenten und Konflikten sorgt.
Lucy ist ein cooler Charakter, der jedoch seit ihrem schweren Unfall die Welt mit anderen Augen sieht. Dass sie plötzlich die Gedanken anderer Menschen hören kann, verunsichert sie sehr. Doch mit der Zeit ist diese Gabe auch sehr hilfreich.
Ihre Gefühlslage wird sehr lebendig dargestellt, denn Lucy fühlt sich seit dem Unfall sehr unsicher und hat jede Menge Selbstzweifel. Sie macht im Laufe der Geschichte eine tolle Entwicklung durch. Jannis, der Wollmützenjunge und Apollo, der Junge aus dem 18. Jahrhundert sind sympathische Charaktere, die so einige schräge Momente liefern und für Spannung sorgen.
Auch viele der Nebencharaktere sind sehr lebendig beschrieben - manche mehr, manche weniger. Dabei habe ich Lucys Vater als sehr blassen Charakter in Erinnerung.

Die humorvolle und spritzige Erzählweise der Autorin lässt einem durch die Seiten fliegen. Die italienischen Begriffe und Sätze, die man auch ohne Italienischkenntnisse versteht, vermitteln Lokalkolorit.
Gefallen hat mir auch die Aufmachen des Buches. Die Kapitel sind mit einer Zeichnung einer Gondel geschmückt, das Cover auffällig in gelb und rosa gehalten.

Fazit:
Eine kurzweilige Geschichte voller Magie für Leser:innen ab 12 Jahren, die eine interessante Zeitreise ins 18. Jahrhundert erleben wollen. Dazu kommt ein Schuss Romantik, erste Liebe, Freundschaft und Verlust.

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Veröffentlicht am 11.09.2025

Toller Pageturner

Love, Mom
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Elizabeth Casper ist eine gefeierte Thriller Autorin, die unter dem Pseudonym E.V. Range schrieb und durch einen Unfall plötzlich verstorben ist. Ihre düsteren Thriller wurden gefeiert und von ihren Fans ...

Elizabeth Casper ist eine gefeierte Thriller Autorin, die unter dem Pseudonym E.V. Range schrieb und durch einen Unfall plötzlich verstorben ist. Ihre düsteren Thriller wurden gefeiert und von ihren Fans geliebt. Tochter Mackanzie hatte jedoch kein besonders gutes Verhältnis zu ihr und ihrem Vater. Das Gothic-Girl und Studentin der Literatur empfindet das Spektakel um die Beerdigung eher peinlich. Als sie die Feier verlässt, findet sie in ihrem Auto plötzlich einen Brief ihrer Mutter. Es sind Tagebuchseiten, die aus der Vergangenheit erzählen und für Mackenzie einige Überraschungen bereit halten. Weitere Briefe tauchen nach und nach auf, die sie zutiefst beunruhigen. Mackenzie vertraut sich ihrem besten Freund EJ an und die beiden versuchen mehr über die Vergangenheit von E.V. Range herauszufinden. Dabei decken sie ein ungeheuerliches Verbrechen auf.....

Ich war von der ersten Seite sofort in der Geschichte drinnen, aber spätestens nach dem ersten Brief, den Mackenzie erhält, war ich an die Seiten gefesselt. Erzählt wird im ersten Teil aus der Sicht der 20jährigen Mackenzie. Die Sprache ist daher eher jugendlich gehalten. Teil 2 wird aus der Sicht von Ben und Tonya erzählt, während im dritten Teil Mackenzie alle Puzzleteilchen zusammenfügen kann und die Wahrheit ans Licht kommt.

Der Schreibstil ist eher einfach, wie meistens bei Büchern dieses Genres, aber auch temporeich und fesselnd. Durch die Tagebuchseiten, die die Handlung immer kurz unterbrechen, wird der Spannungsbogen noch angehoben. Die Kapitel sind kurz und enden öfters mit einem Cliffhanger. Alle Figuren sind sehr gut gezeichnet und haben ihre Eigenheiten. Man spürt ihre Gefühlsregungen durch die Seiten.

Spätestens nach dem ersten Plot-Twist konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die unterschwellige Spannung wird von Seite zu Seite weiter aufgebaut.

Der Plot ist gut durchdacht und am Ende werden wirklich alle offenen Fragen beantwortet.

Fazit:
Wer gerne die Thriller von Freida McFadden liest, wird auch an "Love, Mom" Freude haben. Temporeich, fesselnd und ein wahrer Pageturner, der mich von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten hat. Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.09.2025

Interessante neue Ermittlerin

Dunkle Sühne
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Lange Zeit war ich unsicher, ob es sich hier wirklich um eine neue Reihe von Karin Slaughter handelt, nachdem der Harper Collins Verlag dieses Cover - angelehnt an die letzten beiden ins Deutsche übersetzte ...

Lange Zeit war ich unsicher, ob es sich hier wirklich um eine neue Reihe von Karin Slaughter handelt, nachdem der Harper Collins Verlag dieses Cover - angelehnt an die letzten beiden ins Deutsche übersetzte Thriller der Autorin - verwendet hat. Und nachdem ich jetzt diese Geschichte gelesen habe, frage ich mich umso mehr, was sich der Verlag dabei gedacht hat?!
Es ist nicht ersichtlich, dass es sich hier um den ersten Band der North Falls Reihe handelt und ein Bär kommt in der Geschichte ebenfalls nicht vor. Der Thriller spielt im Bundesstaat Georgia, wo zwar Schwarzbären vorkommen, aber eher in der nördlichen Bergregion.

Es ist der 4. Juli, der Nationalfeiertag der Amerikaner, der jedes Jahr groß gefeiert wird. In North Falls wird jedoch nach dem großen Feuerwerk nach zwei 14-jährigen Mädchen gesucht. Madison und Cheyenne sind spurlos verschwunden - nur ihre Fahrräder und einige Blutspuren werden gefunden. Für Emmy Clifton, dem örtlichen Deputy, ist die Suche nach den beiden Mädchen eine persönliche. Madison ist die Tochter ihrer besten Freundin Hannah und sie außerdem deren Patin. Die Suche gleicht einer Nadel im Heuhaufen, denn bei Kindesentführungen ist das Zeitfenster besonders wichtig. Bei ihren Ermittlungen gräbt Emmy immer tiefer und entdeckt, dass die beiden verschwundenen Mädchen Geheimnisse hatten, die niemand erahnte.

Zwölf Jahre später wird der damals vermeintliche Täter freigelassen und kurz darauf verschwindet wieder ein 14-jähriges Mädchen spurlos. Ein Mob aus Einwohnern versammelt sich vor dem frühzeitig entlassenen Mann, doch dieser hat ein Alibi. Die Ermittlungen werden wieder aufgenommen und führen schlussendlich zur schrecklichen Wahrheit....

Die letzten Thriller von Karin Slaughter konnten mich teilweise nicht mehr so begeistern, wie einst ihre Sara Linton und Jeffrey Tolliver Reihe. Die Will Trent Reihe war für mich teilweise dann eher zu langsam erzählt, aber es waren auch gute Bücher dabei. Ihr letzter Thriller "Letzte Lügen" fand ich hingegen wieder großartig, auch wenn dieser bereits für mich eine Überlänge hatte. Deswegen musste ich mir das neue Buch gleich mal in meiner Bücherei reservieren lassen.

Auch der Reihenstart ihrer neuen Reihe ist zu detailliert für einen Thriller und hat Überlängen.
Das atmosphärische Kleinstadtsetting gefiel mir gut und lässt für die kommenden Bände - ähnlich wie bei Romance Romanen - ein Feeling aufkommen, dass man viele der Menschen bereits kennt. North Falls ist eine Kleinstadt, wo jeder jeden kennt und die Familie Clifton das Sagen hat. Emmy Clifton, die ermittelnde Deputy, gehört zwar ebenfalls zum Clifton-Clan, jedoch ist ihr Zweig der Familie eher der geduldete, obwohl ihr Vater Gerald der Sheriff der Stadt ist. Sie gehören nicht wirklich zu den reichen und privilegierten Cliftons.
Die Handlung ist langsam fortschreitend und wird sehr detailliert erzählt. Auch die Ermittlungsarbeiten werden sehr detailverliebt durchgenommen. Dadurch entstehen vor allem in der Mitte einige Längen.
Die Themen, die Slaughter aufgreift, sind jedoch gleichbleibend aktuell. Es geht um Kindesentführung und -missbrauch, toxische Beziehungen, Teenagerprobleme, Diskriminierung von Frauen....

Und es sind auch so einige Figuren, die Slaughter in ihren Thriller packt. Neben Emmy, ihrem Vater Gerald und Sohn Cole, Ehemann Jonah und Freundin Hannah, gibt es zahlreiche Nebenfiguren. Manche davon spielen eine größerer Rolle, manche davon kommen nur kurz vor.
Dadurch bleiben oft viele Charaktere blass - auch die Hauptfiguren. Emmy hat jedoch Potential in den nächsten Bänden eine überzeugende Hauptprotagonistin zu werden, die den Lesern ans Herz wächst. Sie besitzt Pflichtgefühl und eine Kombinationsgabe, die heraussticht. Sie ist sehr strukturiert und das krasse Gegenteil zur FBI-Psychologin Jude, die bei der Entführung zwölf Jahre später zu den Ermittlungen dazu stößt. Jude ist eine sehr interessante Figur, die den Leser noch überraschen wird.

Im letzten Viertel kommt dann richtig Spannung auf und Slaughter überrascht uns mit unvorhersehbaren Wendungen.
Einige Übersetzungen ins Deutsche fand ich etwas holprig, aber das liegt nicht an der Autorin.

Fazit:
Der erste Fall für Emmy Clifton ist kein Pageturner, aber ich wollte trotzdem unbedingt wissen, was hinter den Fällen steckt und wie es weiter geht. Beginn und Ende sind stark, die Mitte hat so einige Längen. Es gibt bessere Thriller von Karin Slaughter, aber ich bin trotzdem neugierig, wie es mit Emmy Clifton weitergehen wird.

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Veröffentlicht am 09.09.2025

Zeitgeschichte als großartig umgesetzte Familientrilogie

Blankenese - Zwei Familien
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Im dritten und letzten Band der Blankenese Trilogie von Michaela Grünig sind wir in den 1970iger Jahren unterwegs und bei der nächsten Generation angelangt. Die Kinder von Sonja Casparius-Koenig treten ...

Im dritten und letzten Band der Blankenese Trilogie von Michaela Grünig sind wir in den 1970iger Jahren unterwegs und bei der nächsten Generation angelangt. Die Kinder von Sonja Casparius-Koenig treten in den Vordergrund. Die 68iger Generation beginnt sich gegen ihre Eltern aufzulehnen. Sie wollen wissen, wie sich diese während des Zweiten Weltkrieges verhalten haben und erhalten oftmals keine Antworten. Die Studenten gehen auf die Straße und demonstrieren gegen den Staat. Es ist der Beginn der Rote Armee Fraktion (RAF), die die folgenden Jahre Deutschland und auch Resteuropa mit Attentaten und Entführungen in Angst und Schrecken versetzten.

Ulrike Casparius-Koenig, die älteste Tochter von Sonja und Friedrich, hat kein Interesse an der Reederei und studiert Journalismus. Sie möchte selbstständig sein und von den Geschehnissen in der ganzen Welt berichten. Außerdem sympathisiert Ulrike mit der Studentenbewegung und hat einen Freund, der RAF Sympathisant ist. Ulrike soll trotzdem - anstelle ihres Bruders Albrecht, der in der Welt herumreist und das Leben genießt - in den Familienbetrieb einsteigen und eventuell übernehmen. Doch wird Ulrike glücklich mit dieser Entscheidung?
Ihre jüngere Schwester Sabine ist eine eher labile Persönlichkeit. Sie findet in der Schule keinen Anschluss und wird teilweise gemobbt. Mit Ulrikes Hilfe darf sie endlich die Schule wechseln und findet Freunde. Doch dann passiert ein großes Unglück und Sabine gerät auf die schiefe Bahn....

Kurt Jacobsen, Sonjas Großcousin, arbeitet für die Bundesanwaltschaft. Er kämpft für die gerechte Bestrafung ehemaliger Nazigrößen und nimmt später auch den Kampf gegen die RAF auf. Diese nimmt in diesem Teil der Reihe viel Platz ein. Man erfährt vom Beginn der Studentenbewegung und der Radikalisierung einzelner - bis hin zu den ersten Anschlägen, Entführungen und Morde.

Michaela Grünig hat diese Epoche sehr bildhaft dargestellt und auch weitere wichtige politische Ereignisse geschickt in die Story eingeflochten. Die Auflehnung der Jugend gegen die Eltern und Großeltern, die über die Naziherrschaft schweigen und viele noch den alten Meinungen anhängen, bringt viele auf die Barrikaden. Doch die Radikalisierung in die andere Richtung bringt ebenfalls viel Leid.
Besonders bei Sabine erkennt man, wie leicht man sensible und unsichere Menschen auf den falschen Weg geleiten kann. Durch Vorspiegelung von Anerkennung gelingt es leicht, einsame und Menschen ohne Selbstbewusstsein einer Gehirnwäsche zu unterziehen.

Die Charakterentwicklung einzelner Figuren ist der Autorin sehr gelungen. Einzig Sonja war mir in diesem Teil lange Zeit nicht wirklich sympathisch. Ich vermisste die junge Sonja aus dem zweiten Teil, die auch Kompromisse einging und ein Herz hatte.
Natürlich gibt auch ein Wiedersehen mit Charakteren aus den Vorgängerbänden, auch wenn der Hauptaugenmerk diesmal auf die jüngste Generation der Familien Casparius-König und Jacobsen liegt. Das Ende hat mich jedoch etwas zerstört zurückgelassen....

Sehr hilfreich fand ich auch das zu Beginn angeführte Personenregister und das Nachwort der Autorin zu den historischen Hintergründen.

Fazit:
Michaela Grünig hat wieder toll recherchiert und einen fesselnden dritten Teil ihrer "Blankenese-Reihe" geschrieben. Eine sehr lesenswerte Trilogie, die ich gerne weiter empfehle!

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