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Veröffentlicht am 28.01.2018

Percy und Co. werden langsam erwachsen

Percy Jackson 2: Im Bann des Zyklopen
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"Menschen existieren nicht auf derselben Ebene wie Unsterbliche. Sie können von unseren Waffen nicht einmal verletzt werden. Aber du, Percy - du bist halb Gott, halb Mensch. Du lebst in beiden Welten. ...

"Menschen existieren nicht auf derselben Ebene wie Unsterbliche. Sie können von unseren Waffen nicht einmal verletzt werden. Aber du, Percy - du bist halb Gott, halb Mensch. Du lebst in beiden Welten. Du kannst von beiden verletzt werden und du kannst beide beeinflussen. Und das ist das ganz Besondere an euch Heroen. Ihr tragt die Hoffnung der Menschheit ins Reich der Ewigen. [...] In jeder Generation fechtet ihr die Schlachten aus, die die Menschheit gewinnen muss, wenn sie menschlich bleiben will [...]."
"Percy Jackson - Im Bann des Zyklopen" - Rick Riordan
[S. 297]

Inahlt:
Das zweite Jahr im Camp Half-Blood steht bevor und Percy Jackson, Sohn des Poseidon, freut sich schon unglaublich auf seine Rückkehr. Doch dann trifft eine Nachricht von Chiron, Percys ehemaligem Lateinlehrer, Schrägstrich Zentaur ein, dass das Camp diesen Sommer nicht sicher genug für ihn sei und er lieber bei seiner Mutter bleiben solle. Doch damit nicht genug: Grauenhafte Albträume plagen den jungen Halbgott. In seinen Träumen sieht er seinen besten Freund Grover um sein Leben rennen und Hilfe bitten. Für Percy ist klar: Raushalten kann er sich aus alledem nicht, denn er muss seinen Freund und dem Camp zur Seite stehen, komme was wolle.

Meinung:
Nachdem mich der erste Band um Percy Jackson "Diebe im Olymp" nicht nur überraschen, sondern auch tief begeistern konnte, war mein Ticket, zurück zum Olymp und Camp Half-Blood am göttlichen Ticketschalter augenblicklich mit der richtigen Anzahl an Drachmen bezahlt. Dementsprechend packte ich meine Erwartungen nebst Abenteuerlust in meinen (Lese)Reiserucksack und machte mich auf den Weg.

Auch der zweite Band ist besonderes eines: Einmalig und ganz Besonders. Rick Riordan hat es geschafft, dass ich mich vollends neben Percy, Annabeth und Grover wiederfinde, zusammen mit ihnen in wilden und gefährlichen Schlachten kämpfe und dabei das Bund unserer Freundschaft immer mehr knüpfe. Ich liebe den Schreibstils des Autors, denn gerade dieser gibt der Grundidee eine ganz außergewöhnliche Note. Erneut erzählt Riordan auf eindrucksvolle, mit Wissen gespickte Weise und mit ganz viel Humor, von der Welt der Götter und Halbgötter.
Dabei begleiten wir Percy, Annabeth und Tyson - eine neu eingeführte, unglaublich herzliche und niedliche Buchfigur - bei der Suche nach dem magischen Vlies und Grover. Diesen müssen sie aus den Klauen eines riesigen Zyklopen befreien, der als Hauptspeise liebend gerne mal wieder Halbgötter verschlingen würde. Dass diese Reise natürlich nicht einfach wird, ist wohl klar. Nicht nur, dass die Freunde den Auftrag ohne Erlaubnis des Camps ausführen, zusätzlich geraten sie auf ihrem Abenteuer zum See der Monster wieder einmal in Gefahr und brenzlige Situationen, die es schnellstmöglich zu entschärfen gilt. Den nebst der heiklen Lage vom Camp Half-Blood und Grover, plant Luke weiter die Wiedererweckung und Befreiung des Titanen Kronos, der den Olymp und all seine Götter in Schutt und Asche legen will.

"Im Bann des Zyklopen" zeigt eine Weiterentwicklung der Figuren, die nun ein Jahr älter, mehr und mehr in ihre Rollen hineinwachsen und dessen Charakter sich damit immer mehr offenbart. So wachsen einem die drei Freunde und einige Nebenfiguren - besonders auch der neue Charakter Tyson - noch mehr ans Herz, als beim ersten Band. Zusätzlich wird die Handlung deutlich entzerrt und auf die Einführung zu vieler Schauplätze verzichtet. Riordan fokussiert sich in diesem Buch der Reihe mehr, was der Geschichte im Vergleich ein wenig Kurzweile nimmt. So schafft es das Werk, trotz weniger Seiten, ein gutes Bild der Handlung zu malen, die erneut begeistern, mitreißen und überzeugen kann.

Fazit:
Auch in "Percy Jackson - Im Bann des Zyklopen", weiß der amerikanische Bestseller-Autor Rick Riordan auf voller göttlicher Linie zu überzeugen. Dabei bedient er sich gekonnt seinem Götterwissen, das er auf spielerische und lustige Weise in die Handlung einfließen lässt. Dadurch, dass der Autor zusätzlich die Handlung fokussiert und die Teenager langsam erwachsen werden und ihre Charakterisierung sich ausbaut, wird trotz der eher kleinen Seitenzahl ein ausreichendes und umfassendes Bild dieses Werkes geformt, in dem sich der Leser verlieren kann - so sehr sogar, dass der direkten Weiterreise zu "Percy Jackson - Der Fluch des Titanen" nichts mehr im Weg steht

Veröffentlicht am 28.01.2018

Spannend, mitreißend, voller Fantasie - da ist Rick Riordan!

Percy Jackson 3: Der Fluch des Titanen
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"Hilf mir", stöhnte Annabeth. Luke kam wieder zu Atem. Sein Gesicht war von Schmutz und Schweiß bedeckt. Er erhob sich schwankend. "Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann." Er entfernte sich, ...

"Hilf mir", stöhnte Annabeth. Luke kam wieder zu Atem. Sein Gesicht war von Schmutz und Schweiß bedeckt. Er erhob sich schwankend. "Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann." Er entfernte sich, während die zitternde Finsternis drohte, Annabeth zu zerquetschen. "Hilf mir", flehte sie. "Ach, mach dir keine Sorgen", sagte Luke. "Für dich ist schon Hilfe unterwegs. Das gehört alles zum Plan. Bis sie kommt, versuche nicht zu sterben." Die Decke aus Finsternis bröckelte weiter und presste Annabeth auf den Boden.
"Percy Jackson - Der Fluch des Titanen" - Rick Riordan
[S. 90]

Inhalt:
Langsam aber sicher spitzt sich die Situation zu. Nachdem klar ist, das ein Halbgottkind der großen Drei über den nahenden Krieg zwischen Göttern und Titanen entscheiden wird und Kronos alles dafür unternimmt, das jeweilige Kind auf seine Seite zu ziehen und eine Armee aufzustellen, ist der Olymp, sowie Camp-Half-Blood in großer Aufruhr. Um im Falle einer Schlacht Kronos gewachsen zu sein, sind Percy, Grover, Thalia und Annabeth eingeteilt worden, Halbblute ausfindig zu machen und sie zur Ausbildung ins Camp zu bringen. Doch dann geht ein Auftrag völlig schief und Annabeth wird entführt. Für Percy Jackson ist klar, er muss alles daran setzen, seine Freundin rechtzeitig zu finden, denn er weiß, dass sie in großer Gefahr schwebt. Als dann auch noch die Göttin Artemis, vor einem wichtigen Rat der Götter, spurlos verschwindet, ist das Chaos perfekt - doch wer hat sich diesen heimtückischen Plan ausgedacht?

Meinung:
Lieber Herr Riordan, wo haben sie bloß so lange gesteckt? Ihre Bücher sind einfach unglaublich! Spannend, mitreißend, voller Fantasie und faszinierender Ideen und mit der richtigen Note an Humor und Witz, die der Handlung immer wieder eine neue Facette verleiht. Lieber Herr Riordan, warum sind nicht mehr Autoren wie Sie?

Meine kleine Ansprache zeigt es schon: Auch "Percy Jackson - Der Fluch des Titanen", konnte mich voller Begeisterung zurücklassen. Ich bin ein wenig atemlos, denn die Bücher rund um Camp-Half-Blood und den Olymp, halten mich ganz schön auf Trapp. Nachdem ich im ersten Band den Herrscherblitz gesuchte habe, im Zweiten meinen besten Freund Grover retten musste und nun auf der Suche nach Annabeth und Artemis erneut in tödliche Gefahr geraten bin, möchte ich am liebsten direkt weiter und das nächste Abenteuer entdecken - denn Kronos muss endlich das Handwerk gelegt werden. Der dritte Band stellt nochmals eine Weiterentwicklung von Handlung und Charakteren dar und lässt die Leser so, immer tiefer eintauchen, in eine magische Welt.
Immer gibt es neue Aspekte zu entdecken. Die Charakterisierung der Götter und aller anderen mystischen Wesen, ist dem Autor sehr gut gelungen. Die Figuren besitzen, trotz teilweise nur kurzer Beschreibung, Tiefe und Persönlichkeit. Ob es nun der aufgeblasene und sehr von sich überzeugte Apollo ist oder seine mutige, gutherzige und starke Schwester Artemis. Jede der Buchfiguren hat eine ganz neue, interessante und erfrischende Charaktereigenschaft, die der jeweiligen Geschichte eine neue Note und Farbe versetzt. Immer tiefer taucht man in die Materie der griechischen Mythologie ein und lernt etwas über mythologische Erzählungen.

"Der Fluch des Titanen" schickt Percy und seinen Freund Grover, zusammen mit den neuen Figuren: Zöe Nachtschatten, Bianca Di Angelo und Thalia auf einen neuen Auftrag. Artemis muss vor der Tagung der Götter gerettet werden. Doch damit nicht genug: Denn auch Annabeth wurde entführt und Percy weiß, wenn er nicht die ganze Götterwelt in Bewegung setzt, dann wird sie sterben. Der dritte Band lässt immer mehr vermuten, dass sich die Buchreihe langsam auf ihr Finale zubewegt. So erfahren die Leser nicht nur mehr über den bösen Plan von Kronos, sondern auch eine Veränderung der Beziehung zwischen Percy und Annabeth, die alle Fans darauf hoffen lässt, dass die Geschichte in den Folgenden Bänden eventuell auch endlich eine romantische Note annehmen wird. Für mich ist der dritte Band eine Art Übergangsband, denn die Figuren werden immer erwachsener und die Handlung immer reicher an Details und Dramatik.

Fazit:
Ich kann mich nur wiederholen: Warum gibt es nicht mehr Autoren wie Rick Riordan? Die genauso fantasievolle, einzigartige, lustige und süchtig machende Werke verfassen wie er. "Percy Jackson - Der Fluch des Titanen" von Rick Riordan, überzeugt mich erneut auf ganzer Linie und hinterlässt nach dem Lesen der letzten Seite ein Gefühl von Leere. Auch hier entwickeln sich Handlung und Figuren nochmals - auf positive Weise - weiter und gehen zusammen mit dem Leser einen großen Schritt Richtung Finalband.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Einzigartig und vollkommen neu - grandioser Auftakt!

Die Luna-Chroniken 1: Wie Monde so silbern
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"Was? Was ist denn?" Peony zerrte an ihrem T-Shirt und versuchte den Fleck zu sehen, aber dann bemerkte sie noch einen auf ihrem Handrücken. Ihr wich das Blut aus dem Gesicht. Sie sah Cinder an. "Ein... ...

"Was? Was ist denn?" Peony zerrte an ihrem T-Shirt und versuchte den Fleck zu sehen, aber dann bemerkte sie noch einen auf ihrem Handrücken. Ihr wich das Blut aus dem Gesicht. Sie sah Cinder an. "Ein... Ausschlag?", fragte sie. [...] Im Mondlicht war der Fleck deutlich zu sehen. Er war rot und hatte einen violetten Rand wie ein Bluterguss. Cinders Hand zitterte. Sie wich zurück und sah Peony an. Peony begann zu schreien.
"Wie Monde so silbern" - Marissa Meyer
[S. 53]

Inhalt:
Cinder ist Mechanikerin im asiatischen Staatenbund und lebt bei ihrer Stiefmutter Adri und deren zwei Töchtern Pearl und Peony. Adri verachtet ihr Mündel Cinder, denn sie ist als Cyborg ein verachtungswürdiger Teil der Gesellschaft. Cyborgs sind halb Mensch, halb Maschine. Cinder ist Alleinverdienerin und muss alle ihr zugeteilten Aufgaben, ohne Widerstand ertragen. Ihr größter Traum ist es, vor ihrer bösen Stiefmutter zu fliehen und ein neues, selbstbestimmtes Leben zu führen. Als eines Tages Prinz Kai an ihrem Mechanikerstand auftaucht, weiß sie noch nicht, dass sich damit ihr Leben für immer verändern wird...

Meinung:
Als Kind habe ich mein Märchenbuch geliebt. Ich bin nie ohne es aus dem Haus gegangen und habe Stunden damit verbracht, auf der Terrasse meines Opas zu sitzen und die Geschichten zu entdecken. Deshalb ist es verwunderlich, dass ich so lange gebraucht habe um: "Wie Monde so silbern" zu verschlingen. Denn das habe ich: Ich habe die Geschichte um Cinder und Prinz Kai förmlich aufgesogen, mit Haut und Haaren.

Der erste Band der Luna-Chroniken beruht auf dem Märchen "Aschenputtel" (bzw. Cinderella). Wer nun denkt, das Buch schon zu kennen, der täuscht sich. Auch ich bin mit der Haltung an die Seiten gegangen, dass ich das, was mich erwarten, schon kennen würde. Cinderella hat noch nie zu meinen Lieblingsgeschichten gehört. Obwohl es hier keinen Bösewicht im herkömmlichen Sinn gibt, haben mich die Sticheleien und Boshaftigkeiten von Aschenputtels Stiefmutter und ihren zwei Stiefschwestern immer zutiefst verstört. Des Weiteren verkörpert Aschenputtel im Märchen ein sehr altes Frauenbild, das ich weder vertreten, noch beim Lesen ertragen kann - glücklicherweise bricht Frau Meyer in ihrem Werk mit all diesen Kritikpunkten und erschafft einen vollkommen neuen und modernen Handlungsrahmen. So finden wir uns in diesem Werk weit in der Zukunft wieder, nach dem Vierten Weltkrieg. Die Welt hat sich zwar grundlegend futuristisch verändert, ist jedoch im Grundlegenden noch in gewissen Aspekten mit unserer Gegenwart verankert.

Es braucht einige Seiten, bis sich Meyers neue Buchwelt vollkommen erschließt. Die Autorin verzichtet ganz bewusst auf eindeutige Erläuterungspassagen, sondern taucht unmittelbar in die Geschichte ein. Damit wirft sie den Leser ins kalte Wasser und überlässt es ihm selbst, das Wesen und die Atmosphäre ihrer Welt zu erforschen und zu erschließen. Man bekommt nicht alles auf dem Silbertablett serviert, sondern muss selbst ein Fantasiebild der Geschichte aufbauen und ausschmücken. Dabei schreibt sich Meyer nachhaltig in den Kopf der Leser und überzeugt durch Leichtigkeit, Fantasie und einen gewissen Anspruch. Selbstsicher reiht sie Wort an Wort, erzählt von einer Welt, als ob sie immer schon da gewesen wäre und hackt sich nur bei wenigen Aspekten in das ursprüngliche Märchen ein. Was am Ende entsteht, hat dann plötzlich gar nichts mehr mit unserer vertrauten Cinderella gemein. Aber genau dadurch setzt sich Cinders Geschichte durch, bis sie letztlich sogar das alte Märchen überlagert, indem sie sich mit voller Schärfe, selbstsicher behauptet. Der erste Band der Luna-Chroniken beißt sich im Gedächtnis seiner Leser fest und ergänzt den eigenen Mechanismus um das entscheidende Zahnrad. Dieses Zahnrad setzt unseren Mechanismus in Gang und treibt uns unwiderruflich in Meyers neue Welt.

Diese Welt kreiert Meyer rund um Asien und den dortigen asiatischen Staatenbund, einer von sechs, nach dem Krieg bestehenden Großmächten der Welt. Das Bild der Stadt, welches die Autorin sehr eindringlich zeichnet, ist düster, aber zugleich atmosphärisch. Obwohl die Blaue Pest durch die Straßen zieht und Menschen infiziert und Androiden (Roboter) im Alltag ein fester Platz zukommt, vermag sich dieses düstere Zeitalter bei seinen Lesern zu behaupten. Ich bin nicht oft in Abenteuern unterwegs, die sich in Asien abspielen, was eigentlich sehr schade ist, denn ich finde diesen Teil der Welt faszinierend und inspirierend. Und obwohl ich noch nie selbst dort war, schafft es Frau Meyer mit Leichtigkeit, meinen Körper in der Buchwelt zu materialisieren.

Was in meinen Augen die Geschichte jedoch am Meisten auszeichnet, sind die Figuren in ihr. Besonders Cinder schafft es schnell, die Sympathie der Leser zu gewinnen. Als Mechanikerin, die keine Probleme damit hat auch mal dreckig zu werden, überzeugt sie durch das richtige Händchen und Intelligenz. Zudem ist sie sehr mutig und rebellisch, schafft es aber trotzdem ihre Herzlichkeit in dieser, zugegeben sehr düsteren Stadt, zu bewahren. Das, was sie tut, tut sie aus Überzeugen und mit ganzer Kraft. Aber auch Cinders stetige und treue androiden Begleiterin Iko, färbt die Atmosphäre der Geschichte noch einmal neu ein. Iko ist in gewissen Sinne Cinders gute Fee, bringt viele Dinge auf den Punkt und sagt unverblühmt heraus, was Cinder sich lediglich zu denken traut. Iko ist Berater, Schwester und beste Freundin zugleich, weshalb man sie einfach lieben muss! Abwechslungsreich ist zudem die Tatsache, dass wir hier zwar erneut eine böse Stiefmutter wiederfinden, aber lediglich nur eine böse Stiefschwester. Cinders kleine Schwester Peony, bildet somit ein weiteres Herzstück der Geschichte. Ihr Charakter ist sehr naiv und leichtgläubig, aber sie liebt Cinder durch und durch, was sie schnell zum weiteren Liebling der Geschichte macht.

Letztlich gibt es so viel in "Wie Monde so silbern" zu entdecken, dass ich gar nicht alle Aspekte in dieser Rezension aufgreifen kann. Es ist ein Buch, welches vor Ideen und Eindrücken fast aus allen Nähten platzt und viele gute Eigenschaften bündelt, die es schließlich zum absoluten Leckerbissen macht. Mich hat einzig gestört, dass von den ersten Seiten an das Ziel der Geschichte relativ deutlich war und erst auf den letzten Seiten klar ausformuliert wurde. Hier möchte ich auch noch kurz auf die Vorgeschichte "Das mechanische Mädchen" zurückkommen. Hier erfahren wir, wie Cinder zu ihrer Stiefmutter gekommen ist. Die Kurzgeschichte ist lediglich als e-Book zu erhalten. Ich würde euch raten, diese erst nach "Wie Monde so silbern" zu lesen, denn durch diesen kleinen Schmöker, wird das große Finale des Folgebandes noch eindeutiger und somit vorhersehbarer.

Fazit:
Niemals hätte ich gedacht, dass ich, als Science-Fiction-Muffel, einmal in solch einem Werk versinken würde. Marissa Meyer ist jedoch eine überzeugende Buch-Mechanikerin, die in "Wie Monde so silbern" alle Elemente zusammenschweißt, die zusammen gehören und damit eine einzigartige und mitreißende Geschichte in Gang setzt. Dabei bedient sie sich Werkzeugen wie einem atmosphärischen, starken und gleichzeitig leichten Schreibstil, ausgereiften Buchfiguren und einer klar ausgearbeiteten futuristischen und interessanten neuen Welt. So verzeiht man es dem Schmöker gerne, dass er seine Intention schon auf den ersten Seiten enttarnt und sehnt den weiteren Bänden der Luna-Chroniken entgegen.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Beklemmend und mitreißend!

Der Duft von Erde und Zitronen
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Das Unglück kam unmerklich, wie eine Blindschleiche, die sich durch den Spalt unter der Tür hindurchwindet, und da anfangs nichts auf eine Bedrohung hindeutete, machte sich niemand sonderlich Sorgen.
"Der ...

Das Unglück kam unmerklich, wie eine Blindschleiche, die sich durch den Spalt unter der Tür hindurchwindet, und da anfangs nichts auf eine Bedrohung hindeutete, machte sich niemand sonderlich Sorgen.
"Der Duft von Erde und Zitronen" - Margherita Oggero
[S. 83]

Inhalt:
Im Süden Italiens lebt eine kleine Familie, die besonders eines auszeichnet: Ihre Liebe zueinander und ihre Loyalität. Denn egal welcher Schicksalsschlag sie heimsucht, sie halten zusammen wie Pech und Schwefel. Ein Teil dieser Familie ist die dreizehnjährige Imma. Das junge Mädchen hängt ständig ihren Gedanken nach, sucht die Nähe zur Natur und versucht ihren Platz in der Welt zu finden. Doch in dem kleinen Dorf, indem Imma mit ihrer Familie wohnt, ist dies gar nicht so einfach, denn das Dorf wird von der Mafia beherrscht - und dies soll ihr bald zum Verhängnis werden. Als Imma eines Tages mit dem Sohn des Mafiabosses Enzino aneinandergerät, ändert sich ihr Leben schlagartig und sie muss überstürzt die Stadt verlassen. Die Flucht treibt sie in den Norden Italiens, zu ihrer Tante, wo sie wie eine Gefangene ihr Dasein in dessen Wohnung verbringen muss, fernab von allen Blicken. Voller Sehnsucht nach zu Hause, hält sie es schon bald nicht mehr in der Wohnung aus und flüchtet nach Draußen, wo sie nicht nur auf den attraktiven und sympathischen Buchhändler Paolo stößt, sondern auch die Liebe zu Büchern und Geschichten entdeckt.

Immas Leben ist nicht immer einfach gewesen. Immas Leben ist gefährlich. Immas Leben ist ein Geheimnis.

Meinung:
"Der Duft von Erde und Zitronen" ist ein ganz besonderer Roman, der einen mit seiner ländlichen und lebendigen Kulisse schon nach den ersten Seiten, wie ein warmer Mantel umhüllt und in die Tiefen Italiens und dessen Kultur entführt. Auf sehr bildliche und verzaubernde Weise erzählt Margherita Oggero von Sitten, Bräuchen und eines der wohl dunkelsten Italienthemen: der Mafia. Sehr eindrucksvoll und sehr gefühlvoll geht sie auf die Geschichte der dreizehnjährigen Imma und ihrer Familie ein, indem sie zunächst weit ausholt und den Erzählstrang von drei Generationen aufnimmt. Der Anfang der Geschichte ist so zunächst verworren wie ein großes, von riesigen grünen Hecken umsäumtes Labyrinth. Die Kapitel sind relativ klein, die Zeitsprünge bzw. die Perspektivsprünge hingegen sehr groß, so dass man sich zunächst nicht leicht tut, sich auf den Seiten zu Recht zu finden. Dies ändert sich jedoch im Verlauf und wenn sich am Ende alle Vorhänge gelüftet haben, vermag man erst das ganze Ausmaß zu verstehen und begreift, warum die Autorin hier soweit zurückgehen musste.

Obwohl die Figuren relativ schemenhaft gezeichnet werden, schaffen sie es doch, sich kraftvoll und nachhaltig im Kopf der Leser zu materialisieren. Ihr Charakter erschließt sich erst, wenn man das ganze Buch in sich aufgenommen hat, denn ihre Eigenschaften zeigen sie mit dem, was sie tun - wie sie lieben oder was sie bereit sind, für das Leben anderer zu riskieren. Frau Oggero spielt hier auf den ersten Blick mit vielen Stereotypen, wie etwa mit des der temperamentvollen und ihre Kinder und Enkel beschützenden Mutter, der störrischen Tochter, die nur eines will, ihrem Herzen folgen und mit dem der Mafia, die Dörfer und Menschen beherrscht und sich nicht nur einmal über die Justiz hinweg setzt und nach eigenem Ermessen Selbstjustiz übt und diese gekonnt weiß zu verschleiern. Jedoch benutzt sie diese Stereotypen auf ganz einfache, glaubwürdige und somit authentische Art und Weise.

Was mir jedoch besonders gefallen hat, dass dieser farbenfrohe und atmosphärische Roman so schön uneindeutig ist. Dadurch bleibt er selbst lange nach der letzten Seite noch im Gedächtnis und regt zum Nachdenken an. Man setzt sich intensiv mit jedem Buchstaben auseinander und versucht hinter diesem geheime Botschaften zu entdecken. Besonders als Imma bei einem ihrer heimlichen Ausflüge auf dem Markt den jungen Paolo kennenlernt, der Bücher verkauft. Imma findet in den Geschichten, die er ihr gibt, ganz viel Hoffnung und Mut. Dabei steht an keiner Stelle der Buchtitel, des jeweiligen Werkes, aber wenn man ganz genau hinsieht, die Geschichte an sich ran lässt, fällt es einem plötzlich wie Schuppen von den Augen.

Die liebevollen Beschreibungen des, mich schon immer anziehenden und faszinierenden Landes Italien, stehen in einem guten Kontrast zu den düsteren Machenschaften der Mafia. Jedes Wort ist Poesie und trägt viel zur eigentlichen Grundstimmung des Werkes bei. Auf den ersten Blick wird hier lediglich eine Familiengeschichte erzählt, aber sieht man genauer hin, dann geht es um viel tiefer gehende Themen, wie Freiheit und den Mut das Richtige zu tun um sein Glück zu finden. Am Ende keimt in einem das Bedürfnis auf, sein eigenes Leben mit dem gleichen Mut und der gleichen Willensstärke wie Imma entgegen zu treten. Man hat das Gefühl, dass man die ganze Welt verändern könnte. Das offene Ende stört mich deshalb in keinster Weise, denn gerade durch dieses, kriecht die Handlung unter die Haut und sorgt nach dem Zuklappen für ein wohlig warmes Gefühl und Gänsehaut.

Letztlich war ich jedoch doch ganz schön überrascht von diesem Werk. Der Klappentext hatte mir von einer Geschichte erzählt, in der es um ein kleines Mädchen geht, dass ihrer Gefangenschaft durch ihre neu entdeckte Liebe zu Geschichten und Abenteuern entgeht und darin Trost findet. Leider gestaltet sich die eigentliche Handlung dann doch anders und Immas Bücher nehmen darin nur eine kleine Nebenrolle ein. Zwar eine Entscheidende, aber doch eine Nebenrolle. Auch die Tatsache, dass hier schon der Grund ihrer Flucht und Gefangenschaft aufgegriffen wird, der sich im Buch erst auf den letzten Seiten enttarnt und beim Leser noch mehr unter die Haut gehen und für Überraschung sorgen würde, würde er dies nicht schon von Beginn an wissen, ist wohl eher nicht sonderlich geschickt und raubt dem Roman ein Wenig an Reiz. Weshalb ich an dieser Stelle nur davon abraten kann, den Beschreibungstext zu lesen.

Fazit:
"Der Duft von Erde und Zitronen" erzählt von beklemmenden Wahrheiten und unterlegt diese, fast schon auf spielerische Art, mit greifbaren Methapern und Beschreibungen, wodurch jedes Kapitel, mag es auch noch so kurz sein, eine lebendige Kulisse und lebhafte Figuren hervorbringt. Frau Oggero hat hier einen Roman erschaffen, der tief unter die Haut geht, sich dort einnistet und noch lange Zeit, nach den letzten gelesen Seiten, Worten und Buchstaben zum Nachdenken anregt. Ein Werk voller Magie, Hoffnung und Kraft, welches das Bedürfnis im Leser weckt, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und die Welt zu verändern.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Einfühlsame und bewegende Geschichte

Der Sommer, in dem die Zeit stehenblieb
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Verdammt. Alarm! Fieser Splitter zwischen den Hirnhälften! Zum Glück hatte ich ein Abwehrsystem für unerwünschte Gedanken. Sobald ich bemerkte, dass sich etwas in meinen Kopf geschlichen hatte, das ich ...

Verdammt. Alarm! Fieser Splitter zwischen den Hirnhälften! Zum Glück hatte ich ein Abwehrsystem für unerwünschte Gedanken. Sobald ich bemerkte, dass sich etwas in meinen Kopf geschlichen hatte, das ich da nicht haben wollte, nahm ich einen imaginären Minigolfschläger und schlug den bösen Gedanken wie einen Golfball in ein tiefes Loch. Je nach Schweregrad des Gedankens stellte ich zusätzlich eine Gießkanne auf das Loch, so dass der Ball/Gedanke nicht wieder herauskommen konnte.
"Der Sommer, in dem die Zeit stehenblieb" - Tanya Stewner
[S. 16]

Inhalt:
Juli und ihre beste Freundin Whoopi sind anders. Von ihren Schulkameraden als komische Nerds abgestempelt, werden sie zu keiner der belibeten Klassenpartys eingeladen. So kann Juli nur davon träumen, durch Zufall ihre erste große Liebe zu finden. Die meiste Zeit verbringt sie bei Whoopi, liegt mit ihr zusammen auf dem Bett, schaut die verrücktesten Sendungen im TV und kehrt in den Abendstunden zurück nach Hause, wo sie eine Mauer des Schweigens empfängt, denn ihre Eltern haben sich schon lange nichts mehr zu sagen. Wenn es ganz schlimm wird und Juli es einfach nicht mehr aushält, Zeit für sich braucht, flüchtet sie sich auf ihre Rettungsinsel. Eine kleine Lichtung, von der nur sie weiß. Und dort passiert schließlich das Unglaubliche: eines Tages stolpert sie unverhofft über einen Jungen, der an ihrer Lieblingsstelle sitzt und dessen Schönheit Juli beinah die Sprache verschlägt.

Ist das der Beginn einer Liebesgeschichte?

Meinung:
"Der Sommer, in dem die Zeit stehenbliebt" ist ein Buch, das nach dem Lesen ein kleines warmes Licht im Leser entfacht. Ein Licht, dass sich langsam durch den Körper schleicht, sich ausbreitet und einen süßen Geschmack auf der Zunge hinterlässt. Der neuste Jugendroman von Tanya Stewner schreibt sich nachhaltig und mit vielen Überraschungen ins Leserherz und weiß dabei durch seinen ganz eigenen, nerdigen Charme zu verzaubern.

Die Charaktere in diesem Werk sind allesamt etwas merkwürdig, aber auf eine sehr sympathische und authentische Art. Wir erfahren die Geschichte direkt aus Julis Sicht und erlangen so Einblicke in ihr Gedanken- und Gefühlschaos. Juli ist ein junges Mädchen, das ihren Platz auf der Welt noch nicht gefunden hat. Sie ist schlau und selbstbewusst, sehnt sich aber nach ganz alltäglichen Dingen, die sich jedes Mädchen wünscht, dessen Eltern kurz vor der Trennung stehen. Sie hat Angst, ganz alleine mit ihrer Mutter in dem großen Haus zu bleiben und sie fürchtet sich davor, ihren Vater zu verlieren. Einzig ihre beste Freundin Whoopi - die sogar noch ein Wenig seltsamer ist, als die Protagonistin - steht ihr zur Seite. Zugegebenermaßen sind die beiden Mädchen ziemlich außergewöhnlich, aber der Schreibstil von Frau Stewner vermag ihre Welt auf realistische und angenehme Weise zu beschreiben. Dabei haucht sie ihrer Geschichte mit ganz außergewöhnlichen und herzlichen Ideen zusätzlich Leben ein. Mir hat der Schreibstil der Autorin sehr gefallen, sicher, man braucht ein paar Seiten, um sich auf die Figuren der Geschichte einlassen zu können, aber nach diesen Seiten öffnet sich dann schließlich knarrend die Buchtür, mit der man tief in die Geschichte gelangen kann, um sich dort zu verlieren.

Besonders verloren habe ich mich in der Suche nach Antworten. Antworten auf die Frage, was es mit dem mysteriösen und gutaussehenden Anjano auf sich hat, der plötzlich auf der Lichtung von Juli auftaucht und sich äußerst fragwürdig verhält. Er spricht komisch, verhält sich seltsam und trinkt statt Coca Cola lieber einen großen Schluck aus dem Teich. Anjano ist ebenso seltsam wie der Rest der Handlung und passt somit perfekt ins Schema. Doch was hat es mit ihm auf sich? Was ist sein Geheimnis? Bis weit in die Mitte des Werkes haben sich meine Gedanken förmlich überschlagen, um dieses Rätsel zu lösen. Doch mit der Auflösung hätte ich in keinster Form gerechnet. Frau Stewener hat mich an dieser Stelle ganz kalt erwischt und mit ihrer Idee verzaubert.

Das Bild, was in der zweiten Buchhälfte gezeichnet wird, manifestiert sich im Kopf des Lesers und fängt dort, erst langsam, dann immer stärker, an zu pulsieren. Die Kritik, die hier von der Autorin geübt wird, das Konzept, das sie hier entwirft, die Gedanken, die sie all ihren Lesern mit diesem einen Buch mit auf den Weg geben will, sind unglaublich schön und traurig zu gleich. Leider kann ich an dieser Stelle nicht allzu viel verraten, ohne zu spoilern. Aber hinter den Seiten versteckt sich eine beängstigende, aufrüttelnde und motivierende Gesellschaftsidee, die unbedingt mehr Anklang in mehr Köpfen finden sollte. Gerade diese Idee ist es, die diesen Schmöker in meinen Augen so besonders macht. Wäre sie nicht gewesen, wäre "Der Sommer, in dem die Zeit stehenblieb" lediglich ein Buch unter Vielen gewesen. Denn obwohl die Figuren ihren ganz eigenen Charme auf den Leser entwickeln können, hält sich die Liebesgeschichte an altbekannten Schemen fest und kann so leider nicht mit neuartigen Facetten begeistern.

Es hätte dem Werk nicht geschadet, wenn es sich durch ein paar Seiten mehr, Kurzweile geraubt und somit Tiefe verleiht hätte. Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse und Handlungen. Julis Gefühle werden dadurch immer undurchdringlicher, ihr Charakter unverständlicher. Letztlich spielt das Buch innerhalb weniger Tage und die Liebesgeschichte ist sehr schnelllebig und gleichzeitig sehr intensiv. Vielleicht bin ich mittlerweile auch einfach zu alt für diese Liebesgeschichten, die natürlich an ein jüngeres, jugendlicheres Publikum gerichtet sind. Wäre es jedoch am Ende alles nicht so schnell gegangen, dann hätte das Buch vielleicht auch noch den letzten Stern ergattern können.

Fazit:
Tanya Stewner hat sich jetzt schon durch zwei ganz bemerkenswerte Schätze in meinen Kopf und in mein Herz geschrieben. Die Autorin weiß auf einfühlsame, eindrucksvolle und bewegende Weise, ein besonders gesellschaftskritisches Thema, motivierend und ermutigend in Szene zu setzen. Somit entwickelt sich "Der Sommer, in dem die Zeit stehenblieb" zu weit mehr, als nur einem Jugendbuch, mit einer Liebesgeschichte. Der Roman entwickelt sich zu einer Botschaft. Eine Botschaft, die sich in mehr Leser, in mehr Köpfe schleichen sollte - weshalb ich diese Geschichte nur wärmstens empfehlen kann.