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Veröffentlicht am 28.01.2018

Fitzek und Tsokos - ein unschlagbares Team, die viel mehr Projekte zusammen machen sollten.

Abgeschnitten
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„Liebes, wo bist du?“, fragte er, als könnte ihm die Mailbox eine Antwort geben. Herzfeld hörte den Klang seiner eigenen Stimme, was ein surreales, fast schizophrenes Gefühl erzeugte. […] Worum geht es? ...

„Liebes, wo bist du?“, fragte er, als könnte ihm die Mailbox eine Antwort geben. Herzfeld hörte den Klang seiner eigenen Stimme, was ein surreales, fast schizophrenes Gefühl erzeugte. […] Worum geht es? Etwa um Geld? „Warte auf Erik“, hörte er sie noch sagen, ohne zu begreifen, was sie damit meinte. „Er hat weitere Anweisungen für dich.“ Erik? Wer zum Teufel ist…? „Zu niemandem ein Wort, Papa. Sonst werde ich sterben." Sie schluchzte, dann hörte Herzfeld nur noch ein langgezogenes Piepen, und die Leitung war tot.
„Abgeschnitten“ – Sebastian Fitzek, Michael Tsokos
[S. 54]

Inhalt:
Paul Herzfeld ist ein erfolgreicher Rechtsmediziner in Berlin. Seine Karriere läuft gut, sein Privatleben hingegen ist ein einziger Trümmerhaufen. Seine Frau hat einen neuen Mann an ihrer Seite und seine einzige Tochter will nichts von ihm wissen. Herzfeld hat sich mit diesem Schicksal nicht abgefunden, doch versucht damit zu leben. Dann kommt der Tag, an dem sich sein einigermaßen sortiertes Leben komplett ändert. Im Kopf einer ziemlich schlimmen zugerichteten Leiche, findet der Rechtsmediziner eine Telefonnummer - die Nummer seiner Tochter. Angsterfüllt ruft er hinter dem Rücken seiner Kollegen besagte Nummer an und der Albtraum beginnt. Hannah wurde entführt. Herzfeld muss den Spuren des Täters folgen, um seine Tochter wiederzubekommen. Sein erster Hinweis führt ihn zu einer Leiche auf Helgoland. Doch ein gefährlicher Sturm hat die Insel von der Außenwelt abgeschnitten. Während Herzfeld mit allen Mitteln versucht die Insel zu erreichen, nimmt die Schnitzeljagd eine rasante Wendung, denn seine einzige Kontaktperson auf der Insel, gerät ins Fadenkreuz eines Killers.

Meinung:
Die Wörter Schnitzeljagd und von der Außenwelt abgeschnitten, üben für mich eine große Faszination im Thrillergenre aus. Denn entgegen der üblichen Ermittlungsschritte, folgt die Handlung bei diesen Stichworten meist keiner gewohnten Reihenfolge, so dass hinter jeder Seite eine spannende und unerwartete Überraschung auf die Leser wartet. Nachdem ich den Klappentext von „Abgeschnitten“ gelesen hatte, stand für mich fest: Diesen Thriller musste ich lesen. Dass dieses Werk zusätzlich noch von einem meiner Lieblingsthrillerautoren mitgeschrieben wurde, versüßte mir die Aussicht auf das Leseabenteuer zusätzlich. Sebastian Fitzek gehört nicht nur menschlich, für mich zu den besten Autoren des Genres, auch sein Schreibstil und seine brutalen, überraschenden und faszinierten Ideen, ziehen mich jedes Mal aufs Neue in seinen Bann. Von Michael Tsokos hingegen hatte ich zu Beginn noch nichts gehört – doch seine Vita spricht wohl für sich.

Mit Fitzek und Tsokos hat sich hier ein wunderbares Duo gebildet, das ein noch viel wunderbares Buch erschaffen hat. Fitzeks Ideen und Tsokos Wissen über die Rechtsmedizin, machen dieses Werk zu einem authentischen Pageturner. Nach jedem Kapitel wartet ein unglaublicher Cliffhanger auf die Leser, der es einem schlicht unmöglich macht, das Buch für eine kleine Atempause zur Seite zu legen. Stattdessen rauscht man durch die Seiten und gibt sich dem Wahn der Handlung mit jeder Pore hin.
Die zusätzliche brutale Schnitzeljagd und der Fakt, dass die Insel Helgoland von der Außenwelt abgeschnitten ist, verleihen dem Thriller einen zusätzlichen Gruselpart, dem man sich nicht entziehen kann.
Auch die Figuren helfen dabei, dass man mit der Geschichte verwächst und dem Ende entgegen fiebert. Paul Herzfeld und Linda sind zwei wunderbare Figuren, mit Ecken und Kanten und einer einzigartigen Vergangenheit. Man fiebert mit ihnen, spürt ihre Angst, ihre Wünsche und ihre Hoffnungen. Deshalb setzt der Herzschlag nicht nur einmal aus, wenn sie am Ende eines Kapitels in Gefahr geraten. Gerade an diesen Stellen, an denen man unbedingt weiter lesen muss, verwehren einem die Autoren dieses Bedürfnis. Denn nach einem Cliffhanger, folgt meist ein Perspektivwechsel, so dass man sich als Leser in Geduld üben muss. Gerade an diesen Stellen, wird man schlicht und einfach wahnsinnig. Manchmal hangelte ich mich von Cliffhanger zu Cliffhanger, auf der Suche nach einem Ausweg, auf der Suche nach einem Punkt in diesem Werk, an dem ich in die Realität zurück tauchen konnte, um endlich meine Leselampe auszuschalten und den ersehnten Schlaf zu finden. Doch selbst wenn ich diesen Punkt im Buch fand, meistens dadurch, dass ich den Perspektivwechsel ausblendete und einfach ein paar Seiten vorblätterte, um zu erfahren, wie es mit dem jeweiligen Charakter weiterging, ließ mich die Geschichte nicht los. Dann lag ich meist mit offenen Augen in meinem Bett und fragte mich, wie die Geschichte endet, was mich noch erwarten würde. Ich wälzte mich von rechts nach links und wieder zurück.

Fazit:
Ein solches Suchtverhalten beim Leser zu erzeugen, spricht wohl am besten für den Thriller. Wer sein Handwerk so gut beherrscht, eine realistische Handlung erschafft – durch das fundierte rechtsmedizinische Wissen – Charaktere in die Geschichte einfließen lässt, mit denen man mit fiebert, die einem ans Herz wachsen und zusätzlich an jedem Kapitelende, einen großen, spannenden Cliffhanger eröffnet - sodass es einem schlicht unmöglich wird, dieses Werk aus der Hand zu legen - verdient nur eines: Eine absolute Leseempfehlung und den Rat, das Buch bestenfalls in einem Rutsch zu verschlingen. Denn diese Seiten, dieses Autorenduo, rauben einem den Schlaf, rauben einem die Gedanken. Also: Lesen, lesen, lesen! Währenddessen hoffe ich darauf, dass sich Fitzek und Tsokos nochmal einer gemeinsamen Arbeit hingegen werden.

Veröffentlicht am 28.01.2018

„Todesspiele“ reiht sich sicher in die Reihe um die Familie Vartanian ein und schließt sie zusätzlich sauber ab - mal wieder ein Muss für alle Karen-Rose-Fans

Todesspiele
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Luke hörte wieder einen Schuss und begann zu rennen. Er traf an der Tür mir Corchran zusammen. „Zielen Sie nach unten, ich nach oben.“ Er wollte sich in Bewegung setzten, fuhr dann jedoch zurück. „Da kommt ...

Luke hörte wieder einen Schuss und begann zu rennen. Er traf an der Tür mir Corchran zusammen. „Zielen Sie nach unten, ich nach oben.“ Er wollte sich in Bewegung setzten, fuhr dann jedoch zurück. „Da kommt jemand.“ Corchran zog sich hinter die Ecke zurück und wartete. Auch Luke entfernte sich lautlos, ohne die Tür aus den Augen zu lassen. Dann trat eine blutüberströmte Frau ins Freie.
„Todesspiele“ – Karen Rose
[S. 58]

Inhalt:
Daniel Vartanian und Alex Fallon haben den Serienkiller gefasst und getötet, der die Kleinstadt Dutton in Angst und Schrecken versetzt und zahlreiche junge Frauen, auf bestialische Weise getötet hat. Doch damit endet diese tragische Geschichte noch lange nicht - damit beginnt sie. Ihre Spur führte die Beiden in einen Bunker. Dort finden sie nicht nur den Mörder, sondern stoßen des Weiteren auf einen Mädchenhändlerring.
Luke Papadopoulos und Susannah Vartanian beginnen mit den Ermittlungen. Die Hälfte der jungen und entführten Mädchen wurde im Bunker hingerichtet, die andere Hälfte ist spurlos verschwunden, von den Tätern fehlt jede Spur. Einziger Hinweis ist ein geheimnisvolles Brandzeichen auf den Opfern. Auch Susannah besitzt ein solches Brandzeichen und muss sich nun unweigerlich eingestehen, dass sie den Geistern ihrer Vergangenheit gegenübertreten muss, wenn sie der Zukunft entgegentreten will. Eine gefährliche Schnitzeljagd beginnt, bei der Susannah immer mehr ins Fadenkreuz gerät.

Meinung:
Ich habe „Todesspiele“ regelrecht entgegen gesehnt, denn im letzten Teil der Vartanian-Reihe, hoffte ich endlich Antworten auf alle offenen Fragen zu erlangen – und ich wurde nicht enttäuscht. Der dritte und letzte Band setzt nochmal bei den finalen Ereignissen des Vorgängerbandes ein und erzählt die Geschichte im Bunker aus der Sicht von Daniels Schwester Susannah Vartanian und Daniels besten Freundes Luke Papadopoulos. Wenn die Erzählungen des zweiten Teils etwas zurückliegen, bestimmt eine gute Idee, für mich hingegen war es leicht mühselig, die Ereignisse nochmals durchleben zu müssen – denn ich hatte erst kurz vorher den zweiten Teil beendet. Auch wenn der Perspektivwechsel ein erstes Gefühl für Susannah und Luke aufkommen lässt und durchaus zusätzliche Informationen darlegt, gestalteten sich die ersten Seiten für mich etwas langatmig.

Doch damit sollte bald Schluss sein. Denn unmittelbar nachdem die Geschichte neue Züge annimmt, schmeißt Karen Rose ihre Leser von Kapitel zu Kapitel ins kalte Wasser, erschreckt sie mit Grausamkeiten, überrascht sie mit unglaublichen Enthüllungen und besänftigt sie mit einzigartigen und überwältigenden Gefühlen. Auch im dritten Band kommt die für die Autorin typisch Mischung von Thrill und Romantik zum Vorschein und versüßt das blutrünstige Leseerlebnis enorm. Diesmal knistert es zwischen dem emotionalen, stämmigen und kräftigem Griechen Luke und Daniels einsamer und scheinbar verlorenen Schwester Susannah. Susannah ist das Bindeglied aller drei Bücher und damit wird klar, dass wir in diesem Band endlich alle ersehnten Antworten finden werden. Denn nun fasst Susannah Mut, bricht aus ihrer ehemaligen Rolle aus und stellt sich ihrer Vergangenheit entgegen, die in den vorherigen Teilen nur leicht angedeutet wurde. Luke steht ihr dabei unterstützend zur Seite und versucht mit viel Charme und Raffinesse, ihren harten Panzer zu durchbrechen. Wieder einmal erschafft Frau Rose mit diesem Duo ein sehr sympathisches Paar, welches sich nicht nur ergänzt, sondern durch immer wieder neue Facetten zusätzlich bei den Lesern punkten kann.
Dabei trägt der Schreibstil der Autorin dazu bei, sich der Geschichte vollkommen hingeben zu können. Ihre Buchstaben tragen einen durch die Geschichte und lassen einen alles Unnötige vergessen. Die Schreibe von Karen Rose ist definitiv nicht sonderlich besonders, trotzdem schafft sie es, dass man die eigentlichen Buchstaben gar nicht mehr wahrnimmt. Versucht man sich im Nachhinein an den Prozess des Lesens zu erinnern, so erinnert man sich nicht an das Geschriebene selbst, sondern lediglich an die Handlung, die zu keinem Zeitpunkt ermüdend, sondern immer mitreißend und spannend ist.

„Todesspiele“ bündelt die vorherigen Teile, fügt lose Enden zusammen, setzt Puzzleteil an Puzzleteil und trägt wahrscheinlich gerade dadurch, dieses enorme Tempo in sich. Zu keinen Zeitpunkt kommt man auch nur annähernd auf die Idee, dass man das Buch gerne zur Seite legen, einmal Luft holen würde. Stattdessen rast man durch die Geschehnisse, durstig nach mehr. Das Gefühl, das man dafür nach der letzten Seite geschenkt bekommt, diese pure Erleichterung, diese vollkommene Erkenntnis und den Eindruck, alles Böse besiegt zu haben, ist einfach unglaublich und entlohnt einen für seine lange Ausdauer.

Fazit:
Auf dem Buchdeckel heißt es: „Niemand spielt so geschickt mit Ihren Nerven wie Karen Rose.“ Dem kann ich nur zustimmen. Karen Rose beherrscht ihr Handwerk perfekt: überzeugt durch eine brutale Handlung, skrupellose Täter und eine emotionale Liebesgeschichte. Dabei schreib sie so locker, so einfach und doch so mitreißend, dass die Realität sich auflöst und man sich nur noch auf die Jagd nach dem Bösen konzentrieren kann. Man will Antworten, man will die Verantwortlichen leiden sehen und man will ein Happy End. Ob die Autorin die Leser auch in diesen Punkten bedienen kann, müsst ihr schließlich selbst herausfinden. Eins steht jedoch fest: „Todesspiele“ reiht sich sicher in die Reihe um die Familie Vartanian ein und schließt sie zusätzlich sauber ab.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Hier stimmt einfach alles: Das perfekte Gesamtpaket. Tolle Figuren, emotional mitreißende Story und überraschendes Ende

Ein ganzes halbes Jahr
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"Es waren", erklärte ich ihm, "die besten sechs Monate meines Lebens." Darauf folgte ein langes Schweigen. "Komisch, Clark, bei mir ist es genauso."

Inhalt:
Louisa Clark führt ein einfaches und bescheidenes ...

"Es waren", erklärte ich ihm, "die besten sechs Monate meines Lebens." Darauf folgte ein langes Schweigen. "Komisch, Clark, bei mir ist es genauso."

Inhalt:
Louisa Clark führt ein einfaches und bescheidenes Leben, sie liebt ihren Job, wohnt bei ihren Eltern, um sie finanziell zu unterstützen und weiß ganz genau, wie viele Schritte es benötigt, um von der Bushaltestelle bis zu ihrem Haus zu gelangen. Ihr Leben folgt festen Regeln und diese hat Louisa noch nie wirklich in Frage gestellt. Dies ändert sich, als sich die junge Frau eines Tages beim Arbeitsamt wiederfindet, ihr vorheriger Chef musste den Laden aufgeben und Lou entlassen. Sie bekommt einen Job bei der gutgestellten Familie Traynor als Pflegekraft bzw. Haushaltshilfe für dessen pflegebürftigen und im Rollstuhlsitzenden Sohn Will.

Will Traynor hat alles verloren, an was er geglaubt und was er geliebt hat. Seit einem Verkehrsunfall ist Will bis zum Hals gelähmt und in allen Lebenslagen auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Das Schlimmste, was ihm passieren konnte, denn der junge Mann hat sein altes Leben geliebt, war ständig in Bewegung, auf Reisen und hat das große Abenteuer gesucht. Sich nicht mehr eigenständig bewegen zu können raubt ihm jede Freude und Lust am Dasein.

Was beide noch nicht wissen, sie werden das Leben des Anderen komplett auf den Kopf stellen und jeder von ihnen, wird den Anderen verändern – für immer.

Meinung:
Manchmal wehre ich mich mit Händen und Füßen gegen eine Geschichte, nur weil sie von allen anderen Lesern gehypte wird. Ich weiß nicht so recht woran es liegt, aber mein Bedürfnis es den Anderen gleich zu tun, schwindet mit jeder Person, die ich mit dem Buch in der Hand sehe. „Ein ganzes halbes Jahr“ war auch so eine Geschichte. Ich konnte mich nicht für sie erwärmen, weil jede Frau im Zug sie zwischen den Fingern hielt und begierig darin versank. Warum ich mir die Erzählung von Will und Louisa dann doch mit nach Hause nahm, in Form eines Hörbuches, und warum ich sie mir dann wirklich auch anhörte, kann ich heute gar nicht genau sagen. Ich kann nur sagen, dass Will und Lou mein Leben verändert haben. Das klingt vielleicht etwas hochgestochen, aber ich meine es so, wie ich es hier niederschreibe. Sie haben mein Leben verändert, sie haben mich nachts mit ihrer Geschichte wach gehalten, sie haben mich dazu gebracht, dass ich mich in sie verliebt habe, mit Haut und Haaren.

Nun kann ich nachvollziehen, warum und weswegen dieses Buch so viele Menschen in seinen Bann ziehen konnte. „Ein ganzes halbes Jahr“ ist einfach wunderbar, unglaublich und atemberaubend. Mit ganz viel Gefühl und Sensibilität erzählt Jojo Moyes ihren Zuhörern eine herzzerreißende, mitreißende und außergewöhnliche Geschichte. Dabei greift sie ein Tabuthema auf, das bisher nur wenig, bis gar nicht in dieser Genrespate zu finden ist: Sterbehilfe und das Recht dazu, sein Leben durch Selbstmord selbst zu beenden. Wie ist das Leben im Rollstuhl? Wie fühlt es sich an, wenn man sich kaum bewegen kann und in allen Lebensbereichen auf Hilfe angewiesen ist? Schränkt es die Lebensqualität ein? Lässt es das eigene Lachen auf immer verstummen? Und wie fühlen sich Betroffene, denen ein ganz vertrauter Mensch plötzlich entzogen ist, weil sich seine Persönlichkeit nach und nach seiner Erkrankung anpasst? All diesen Fragen stellt sich Jojo Moyes hier und das auf sehr authentische und bewegende Weise.

"Die Sache ist die: Wenn man plötzlich in ein ganz neues Leben katapultiert wird oder jedenfalls auf einmal so eng mit jemanden zu tun hat, ist es, als würde man sich die Nase am Wohnzimmerfenster von fremden Leuten platt drücken - es bringt einen dazu, neu zu überdenken, wer man eigentlich ist. Oder wie man auf andere Leute wirkt"

Authentizität und Sympathie bringt sie besonders durch Louisa Clark in ihre Geschichte, denn diese ist für die Zuhörer - schon von den ersten Minuten an – nicht mehr aus der Geschichte wegzudenken. Lou ist eine Frau wie du und ich. Lou ist das Mädchen von Nebenan, das du morgens lieb grüßt. Lou ist die beste Freundin, die du nachts anrufst, wenn du vor lauter Herzschmerz nicht schlafen kannst. Lou ist die Tochter, die dich tröstend in den Arm schließt, wenn dein Leben schwer und dein Tag hart war. Lou ist die Schwester, die dir bestimmt sagt, dass du dich auf den falschen Weg begeben hast, die dich an der Hand nimmt und dich wieder auf den richtigen Pfad führt. Lou ist natürlich, lebensfroh, voller Farben, voller Klang, voller Energie, Lebenswillen und steht mit jeder Faser ihres Körpers hinter oder vor den Menschen, die sie liebt. Schlicht: Als Protagonistin ist Lou perfekt. Man lacht mir ihr, weint mit ihr, hofft mit ihr und kämpft mit ihr. Diese ganzen Persönlichkeitsmerkmale von ihr und die wunderschöne und von der Klangfarbe perfekt auf Lou zugeschnittene Hörbucherzählerin Luise Helm, schaffen es, dass man als Zuhörer komplett in die Geschehnisse eintauschen kann, sich ganz den Klängen hingibt, die mal laut, mal sanft aus den Boxen fließen und sich den Weg in den eigenen Kopf bahnen. Besonders die Symbiose aus Will und Lou setzt dem ganzen Geschehen dann noch das Sahnehäubchen auf. Zunächst kracht es zwischen den Beiden gewaltig, doch mit der Zeit lernen sie voneinander und was schließlich dabei rauskommt, das müsst ihr dann schon selbst herausfinden.

Zwischendurch lässt Jojo Moyes auch andere Figuren zu Wort kommen, wodurch die Geschichte an Tiefe und Facetten gewinnt. Sie schildert die Gefühle von Wills Mutter, die Erlebnisse von Wills Vater, wie Lous Schwester mit den Ereignissen umgeht und zuletzt auch, wie der angestellte Krankenpfleger Nathan, die Beziehung, die sich langsam zwischen Lou und Will entwickelt, erlebt. Gesprochen werden diese Rollen von: Ulrike Hübschmann, Romanus Fuhrmann, Nina West, Anne Helm und Reinhard Kuhnert. Die Kombination aus allen Ansichten ist gelungen und eröffnet auch noch einmal eine neue Perspektive auf das schwierige Thema des Werkes. Hier bekommt man ein Gefühl für die Gesamtsituation und erkennt die Problematik. Die anderen Sprecher haben zwar einen geringeren Sprechanteil, als die Luise Helm, trotzdem fühlt man sich durch ihre Passagen nicht aus der Handlung gebracht und lauscht ihnen gebannt und neugierig zugleich.

Die Erzählung ist generell, zu keiner Zeit langwierig oder hält sich großartig mit überflüssigen Handlungsausschnitten auf. Jojo Moyes konzentriert sich auf den wesentlichen Inhalt und geht dort in die Tiefe, wo es der Geschichte zuträglich ist. Dadurch entsteht ein angenehmes Tempo.

Fazit:
Manchmal überraschen einen die Geschichten am Meisten, denen man nichts zugetraut hat, an die man sich eigentlich nie heranwagen wollte, die man im Regal immer strafend angesehen hat – so wie bei mir. Im Grunde hatte ich mir vorgenommen, die Geschichte um Lou und Will niemals kennenzulernen, als ich es dann unbegreiflicherweise doch tat, haben mich die Beiden mitten ins Herz getroffen. Louisa Clark ist eine authentische, natürliche und unglaubliche sympathische Protagonistin, mit der man nur allzu gerne befreundet sein würde. Das Thema der Geschichte ist ungewöhnlich und gewagt und bricht mit einem langgeglaubten Tabuthema. Die Sprecher haben eindringliche und angenehme Stimmen, die vom Farbton her ihren Figuren entsprechen. Um es kurz zu machen: Jojo Moyes hat hier ein wunderbares Werk geschaffen, dessen leisen, lauten, sanften, harten, lustigen und dramatischen Tönen man sich nur zu gerne hingibt – hier stimmt nicht nur das Gesamtpaket, hier stimmt alles!

Veröffentlicht am 28.01.2018

Ein typischer Karen-Rose-Thriller - Spannung bis zur letzten Seite!

Todesstoß
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Sie zitterte nun vor Angst, und genau so mochte er es. Die Worte, die durch seine Hand gedämpft wurden, klangen wie "Bitte, bitte". Das sagten seine Opfer immer. Und er mochte höfliche Opfer. [...] "Ich ...

Sie zitterte nun vor Angst, und genau so mochte er es. Die Worte, die durch seine Hand gedämpft wurden, klangen wie "Bitte, bitte". Das sagten seine Opfer immer. Und er mochte höfliche Opfer. [...] "Ich nehme jetzt die Hand weg. Wenn du schreist, bringe ich dich um." Manchmal schrien sie. Immer brachte er sie um. Er ließ seine Hnd von ihrem Mund zu ihrem Hals gleiten. "Tun Sie mir nichts", wimmerte sie. "Bitte. Ich gebe Ihnen auch alle Wertsachen. Nehmen Sie, was Sie wollen." "Oh, das werde ich", sagte er.
"Todesstoß" - Karen Rose
[S. 11]

Inhalt:
Eve Wilson studiert Psychologie in den letzten Zügen und betreut aktuell ein Forschungsprojekt zwecks Persönlichkeitsentwicklung in Online-Spielen. Nebenbei jobbt sie als Kellnerin in einer Polizeibar. Eve lebt ein zurückgezogenes Leben und meidet neue Kontakte und Unterhaltungen, wo sie nur kann. Ihre Vergangenheit ist zu schmerzlich: Sie ist dem Tod und zwei brutalen Killern zweimal, nur ganz knapp entkommen.
Als die junge Studentin herausfindet, dass mehrere Versuchspersonen ihrer Studie Selbstmord begangen haben, ist jede Angst vergessen. Zusammen mit Noah Webster, von der Hat Squad, stürzt sie sich in die Ermittlung und gerät dabei erneut, in tödliche Gefahr und in das Visier eines Frauen mordenden Serienkillers.

Ein neues Ermittlerteam nimmt die Spur eines psychopathischen Serienkillers auf. Wird es das nächstes Opfer rechtzeitig retten können?

Meinung:
Karen Rose, dieser Name steht für atemlose Spannung, Leidenschaft und einen rasanten Handlungsablauf. Karen Rose, dieser Name hat sich im letzten Jahr in mein Gedächtnis gebrannt, mich in Besitz genommen und tief begeistert. Ich liebe die Autorin und ich liebe ihre Werke. Nach ihrer grandiosen Daniel Vartanian-Reihe bin ich in ein schwarzes Loch gefallen und mir wurde schnell bewusst: Der einzige Weg hinaus, führt über ein weiteres Werk der Autorin. Also begann ich mit ihrer Minneapolis-Reihe.

"Todesstoß" ist der erste von zwei Bänden rund um die Hat Squad-Ermittler. Das besondere an dieser Geschichte: Sie ist in der Realität verankert - die Hat Squad gibt es nämlich wirklich. Stadt und Figuren bleiben jedoch reine Fiktion der Autorin. Das besondere Markenzeichen dieser Ermittlergruppe sind Filzhüte. Diese werden - ähnlich wie eine Auszeichnung - an einen Detective verliehen, wenn dieser seinen ersten Mordfall erfolgreich gelöst hat. Da dieser Fakt in der ganzen Stadt bekannt ist, werden sie von den Bewohnern gefeiert und tragen ihren Hut - in allen Farben und Formen - mit Stolz.

Auch wenn Frau Rose eine neue Ermittlergruppe erschafft und einen neuen, brutalen, grausamen und gruseligen Killer ins Rennen schickt, bleibt ihr Grundhandlungskonstrukt erhalten. Sprich: Vorzufinden ist der - von mir so geliebte - Thriller, mit romantischen Elementen. Wieder einmal finden wir zwei Hauptfiguren, die in ihrem Leben einiges erlebt haben, keine Beziehung eingehen oder Nähe zulassen wollen, sich aber trotzdem zueinander hingezogen fühlen und schließlich in tödliche Gefahr und das Visier des Killers geraten. Noah Webster und Eve Wilson, die beiden Hauptfiguren, sind ein wunderbares Gespann, zwischen denen es ordentlich und gewaltig funkt. Trotz allem zieren sich die Beiden bis weit in die Geschichte hinein, bis sie ihre Gefühle zulassen. Die ganze Zeit hofft und bangt man, dass sie endlich zusammenkommen - denn sie haben es, aufgrund ihrer Vorgeschichte, mehr als verdient. Trotz allem wirkt besonders die Geschichte von Eve sehr erzwungen - dies ist und bleibt mein Hauptkritikpunkt am Werk. Sie war schon in zwei anderen Werken der Autorin - die ich leider noch nicht gelesen habe - im Fokus und ist dort nur knapp zwei psychopathischen Figuren entkommen, in "Todesstoß" (ihrem dritten und wohl auch letzten Abenteuer) gerät sie erneut in das Visier eines Mörders und in tödliche Gefahr. Ein Charakter, der so viel Pech anzieht und sich sooft in den Mittelpunkt der Handlung spielt, ist schlicht und einfach unrealistisch.

Man verzeiht der Autorin diesen Fakt jedoch, da sie in anderen Bereichen auf voller Linie überzeugt. Ihre Schreibe ist spannend wie eh und je. Die Liebesgeschichte in alter Rose-Leidenschaft-Manier und die Perspektive des Killers Angst einflößend.

Fazit:
Wieder einmal weiß die amerikanische Bestsellerautorin Karen Rose zu überzeugen und schickt ihre Leser zusammen mit der Hat-Squad in Minneapolis auf Serienmörder-Jagd. Dabei ermöglicht sie Einblicke in die Psyche eines, schon seit etlichen Jahren im Geheimen, Frauen mordenden Täters, dessen großer und grausamer Plan sich erst in den letzten Zügen offenbart. Wie nicht anders von der Autorin zu erwarten, versüßt sie gruselige und beängstigende Schockmomente, gekonnt mit einer leidenschaftlichen und romantischen Beziehung ihrer zwei Hauptcharaktere. Kurzum: Bei diesem gelungenen Thriller, bleibt mir schlicht und einfach die Luft weg!

Veröffentlicht am 28.01.2018

Mein Lieblingsband der Reihe

Percy Jackson 4: Die Schlacht um das Labyrinth
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Mir blieb keine Wahl. Ich rief das Meer. Ich horchte in mich hinein und erinnerte mich an die Wellen und die Strömungen, an die endlose Macht des Ozeans. Und ich ließ all dem in einem einzigen grauenhaften ...

Mir blieb keine Wahl. Ich rief das Meer. Ich horchte in mich hinein und erinnerte mich an die Wellen und die Strömungen, an die endlose Macht des Ozeans. Und ich ließ all dem in einem einzigen grauenhaften Schrei seinen Lauf. Später konnte ich nie beschreiben, was dann passierte. [...] Das Letzte, woran ich mich erinnere, ehe ich die Besinnung verlor, ist, dass ich flog, ich flog so hoch, dass Zeus mir niemals vergeben wird, und dann fiel ich, und Rauch und Feuer und Wasser strömten aus mir heraus. Ich war ein Komet, der der Erde entgegen geschleudert wurde.
"Percy Jackson - Die Schlacht um das Labyrinth" - Rick Riordan
[S. 244]

Inhalt:
Der große Titan Kronos ist unterwegs und seine Armee wird immer stärker. Ihr Ziel: Erst Camp Half-Blood zerstören und danach den ganzen Olymp. Das Camp ist in hohem Aufruhr und rüstet sich, aber sie haben doch nichts zu befürchten, schließlich ist ihr Lager vor Monstern geschützt, oder? Weit gefehlt! Als Annabeth und Percy durch Zufall im Camp einen Eingang in das magische Labyrinth des Dädalus finden, wird ihnen schnell klar, was das zu bedeuten hat: Die Armee des Kronos wird kommen und gegen die Halbblüter kämpfen. Doch es gibt einen Weg das zu verhindern: Dädalus, den Erbauer des Irrgartens, vor Luke zu finden und ihm damit die Chance zu nehmen, sich im Labyrinth zu orientieren - denn das Labyrinth ist gefährlich, sogar tödlich, seine Gänge sind verworren und nicht selten, haben Menschen und Halbblüter in ihm den Tod gefunden.

Annabeth, Percy, Tyson und Grover begeben sich auf Mission, doch werden sie Luke zuvor kommen können und somit das Camp retten?

Fazit:
"Percy Jackson - Die Schlacht um das Labyrinth" von Rick Riordan, ist das erste Buch der Reihe, welches nicht nur die 5-Sterne-Marke knackt, sondern sich auch den Lieblingsbuchstatus erkämpft. Ich weiß nicht genau, wie Herr Riordan das macht, aber er schafft es immer wieder, noch einen drauf zu setzen und übertrifft sich im vierten Band selbst. Eindrucksvoll baut er hier eine Buchwelt auf, die durch ihren Ideen- und Facettenreichtum, kleine Augen ganz groß werden lässt. Dadurch, dass sich die Geschichte in diesem Werk ganz von der realen Welt löst und sich ihr Schauplatz vollkommen auf einen magischen Irrgarten verlegt, schafft der Autor ganz viel Raum für seine Ideen und weiß diesen auch mit Leichtigkeit und Kreativität zu nutzen. Zahlreiche faszinierende Wesen, neue und interessante Götterfiguren und der altbekannte, fast schon spielerische Schreibstil, der auch der dunkelsten Szene, ein wenig Schärfe, nicht aber die Spannung raubt. Dieses Buch weiß erstmals das volle Potenzial des Autors zu nutzen und vereint alles, was es für ein aufregendes Leseerlebnis braucht: Spannung, Liebe, Freundschaft, Geheimnisse, Überraschungen und mehrere nervenaufreibende Schlachten und Kämpfe. Die Handlung ist dicht geschrieben und arbeitet fokussiert auf den Finalband hin, an den wir nach der letzten Seite von "Schlacht um das Labyrinth" schon ganz viele Fragen stellen können: Werden sich die aufkommenden Beziehungsprobleme entwirren und zu einer Liebesgeschichte entwickeln? Ist Kronos überhaupt zu schlagen? Und was hält die Weissagung bereit? Kein Wunder also, dass ein Buch, welches so neugierig und bewegt zurücklässt, das einen quasi in das Finale schubst, sich den Lieblingsbuchstatus verdient hat.