Mehr Nervenkitzel bitte
Remember MiaSelten hat mich eine 30 Seitige Leseprobe so mitgerissen wie bei diesem Buch. Ein Buch, dass ich dann auch unbedingt auf meiner Wunschleseliste markierte. Um so mehr freute ich mich dann, dieses Buch über ...
Selten hat mich eine 30 Seitige Leseprobe so mitgerissen wie bei diesem Buch. Ein Buch, dass ich dann auch unbedingt auf meiner Wunschleseliste markierte. Um so mehr freute ich mich dann, dieses Buch über vorablesen vorab lesen zu dürfen. Herzlichen Dank schon mal an dieser Stelle an den Verlag und an vorablesen. Über das schlechte Wochenende freute ich mich dann regelrecht, denn nun konnte ich mich voll und ganz diesem Spannungsroman widmen. Und es ist für mich definitiv eher ein Spannungsroman mit psychologischen Aspekten denn ein Thriller.
Erzählt wird die Geschichte aus Estelles Sicht und ist in vier Teile segmentiert. Im ersten Abschnitt erfährt man wie die junge Frau gefunden und halbtot in das Krankenhaus gebracht wird. Ihr Erinnerungsvermögen ist getrübt. Sie weiß nicht was sie an den Ort getrieben hat in dem man sie gefunden hat. Sie weiß nur, dass ihre Tochter verschwunden ist. Doch ob sie schuldig oder unschuldig an dem Verschwinden des Kindes ist, das weiß sie nicht. Ihr Mann ist ihr keine Hilfe, denn für ihn ist sie die Schuldige. Sie ist in irgendeiner Weise dafür verantwortlich, dass das Mädchen nicht mehr da ist. Diese Passage der Geschichte fand ich richtig gut gemacht. Denn ich als Leser stellte mir viele Fragen. Wer ist Täter, wer ist Opfer? Ist Estelle schuldig oder unschuldig? Was ist mit ihrem Mann? Er verhielt sich wirklich seltsam. Will er Estelle los werden weil er weis, was mit dem Kind ist oder wo es sich aufhält? Will er sie in den Wahnsinn treiben? Oder gab es gar kein Kind, oder ist es gar schon früher gestorben und die Mutter leidet an einer Psychose? Fragen über Fragen, deren Antwort mich dazu trieb immer weiter zu lesen.
Im zweiten und dritten Abschnitt befindet sich Estelle in einer Psychiatrischen Einrichtung. Mit Hilfe von Dr. Ari kommen nach und nach Erinnerungen zurück. Sind sie echt oder ihrer Phantasie entsprungen ist nicht immer ganz klar. Doch man erfährt viel aus ihrem Leben. Besonders die Ereignisse aus ihrer Kindheit sind prägend und öffnen eine ganz neue Sichtweise auf die junge Frau. Es wird immer klar, dass sie in Bezug auf ihre Tochter nicht rational Denken und Handeln konnte. Um so mehr ich über Estelle in Erfahrung brachte, um so mehr war ich wütend auf ihren Mann. Er hätte ihr helfen können, sollen und müssen. Aber er hat sie im Stich gelassen, vorverurteilt und einfach in der Klinik abgeliefert. Um so mehr sich Estelle erinnert, um so verrückter und verwirrender wird die ganze Geschichte. Plötzlich dreht sich alles in eine ganz andere Richtung und bekommt eine ganz neue Sichtweise.
Im letzten Teil hat Estelle ihr Gedächtnis wieder. Sie hat die Ereignisse wieder zusammengesetzt wie ein Puzzle und weis nun was mit ihrer Tochter Mia passiert ist. Doch das Hilft ihr nicht, denn sie weis nicht wo das Mädchen geblieben ist. Diesen letzten Abschnitt empfand ich Stellenweise als sehr schmerzhaft. Was muss diese Frau alles erleiden? Angeprangert von den Medien und vorverurteilt von den Menschen muss sie sich täglich durch das Leben quälen, ohne zu wissen wo ihre Tochter ist und wie es ihr geht.
Alles in allem lies sich die Geschichte gut lesen. Sie war flüssig geschrieben, mal langsam im Tempo, mal etwas zu schnell. Die beteiligten Nebencharaktere sind abwechslungsreich und passen sich der Handlung gut an. Ein Schwachpunkt erscheint mir die einseitige Sichtweise der Erzählung. Da man die Ereignisse nur von Estelle geschildert bekommt, hatte ich das Gefühl von Seiten der Polizei wird nicht viel unternommen. Anders ist es mir nicht zu erklären, dass sich Estelle erst an Geschehnisse erinnern musste, die die Polizei sicherlich schon früher heraus finden hätte können. Schade eigentlich, denn die Thematik hätte durchaus Potenzial gehabt, auch ein “Etwas mehr” an Spannung hätte der Geschichte gut getan.
Alexandra Burt ist gebürtige Deutsche und lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in den USA. “Remember Mia” ist ihr Debüt. Interessant finde ich, dass sie auf Englisch schreibt und dieses dann ins Deutsche übersetzt wird.
Mein Fazit:
Von der Thematik und vom Ablauf fand ich die Geschichte recht gut durchdacht. Die Möglichkeiten und Kompetenzen hat die Autorin für meinen Geschmack zu wenig ausgeschlachtet. Da hätte durchaus noch mehr an Nervenkitzel und Psychologischer Raffinesse eingebaut werden können. Auch wenn ich die Handlung abschnittsweise etwas langatmig empfand, hatte ich am Ende ein recht gutes, aber auch kurzweiliges Lesevergnügen.