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Veröffentlicht am 20.12.2017

Im Rückwertsverlauf zur Wahrheit

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
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Dieser Roman ist wirklich genial, bedarf aber auch ganzer Aufmerksamkeit beim Lesen. Nicht von Beginn an, da befindet man sich noch zeitlich in der Gegenwart.

Nicholette ist zurückgekehrt in ihre Heimatstadt. ...

Dieser Roman ist wirklich genial, bedarf aber auch ganzer Aufmerksamkeit beim Lesen. Nicht von Beginn an, da befindet man sich noch zeitlich in der Gegenwart.

Nicholette ist zurückgekehrt in ihre Heimatstadt. Ihr Vater leidet an Demenz und zusammen mit ihrem Bruder versucht sie das väterliche Haus zu verkaufen. Viele Erinnerungen an die Zeit vor ihrem Weggang, an die Zeit vor dem Verschwinden ihrer besten Freundin sind in den Räumen dort verborgen. Auch Jahre nach der schicksalhaften Nacht, weiß Nic immer noch nicht, was mit Corinne geschehen ist. Ihr Vater macht in lichten Momenten immer wieder seltsame Andeutungen. Weis er irgendwas? Auch ihr Bruder verhält sich seltsam, doch das ist Nicholette inzwischen gewohnt, ist ihr Verhältnis doch seit ihrer Teenagerzeit nicht mehr so gut, als es in ihrer Kindheit noch war. Dann ist da noch Tyler, ihre Jugendliebe. Und Anneleise, das Mädchen, das einen Tag nach Nics Rückkehr verschwunden ist, das ihnen allen zehn Jahre zuvor ein Alibi geliefert hat …..

Plötzlich befindet man sich dann bei Tag 15 und in der Rückwärtserzählung. Man durchlebt alle Tage in umgekehrter Reihenfolge. Muss aufpassen, dass man nicht durcheinander gerät, denn manches Gelesene erscheint paradox und unlogisch. Kurzes durchatmen und nachdenken, verschafft wiederum Klarheit. Ganz klar kein Thriller den man einfach so in einem Rutsch durchliest. Viele Fragen tun sich auf, werden aber auch nach und nach beantwortet. Man bekommt als Leser ein sehr gutes Bild von allen Beteiligten. Welche Rolle sie zehn Jahre früher gespielt haben und welche Rolle sie in der Gegenwart verkörpern. Auch über Corinne wird immer klarer, welcher Mensch sie war, ihr Status in der Clique und als Freundin.

TICK TACK – die Zeit rennt. In diesem Fall rückwärts. Wer lügt, wer sagt die Wahrheit? Mit jedem Tag kommt man dem Geschehen in der Gegenwart im Rückwärtsgang näher. Zeitgleich erfährt man auch was sich in der Vergangenheit zugetragen hat. Dies aber in zeitlich richtiger Abfolge. Diese beiden Erzählabschnitte in unterschiedlicher Zeitrichtung sind wirklich knifflig und man muss schon sehr aufmerksam sein um sie auseinander zu halten, werden sie doch immer wieder in den jeweiligen Tagen miteinander verknüpft.

Mein Fazit:

Ein wirklich gut gemachter Roman, dessen Spannung darin liegt, dass man natürlich wissen will, was sich 15 Tage vorher zugetragen hat. Und auch was mit Corinne passiert ist. Vom Stil her gut verständlich geschrieben aber, wie bereits erwähnt, ist der Rückwärtslauf doch eine Herausforderung. Mir persönlich hat das sehr gut gefallen. Mit einer Auflösung, die ich so nicht erwartet hätte. Häppchenweise, konnte man sich zwar herantasten, aber was da alles ans Tageslicht kam, damit habe ich doch nicht gerechnet!

Veröffentlicht am 09.12.2017

Kein Page Turner, aber eine gute Geschichte

Der Wasserdieb
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An den Debütroman “Ismaels Orangen” kann ich mich noch gut erinnern. Dieses Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen und Religionen und wie die Menschen damit umgehen im positiven wie im negativen ...

An den Debütroman “Ismaels Orangen” kann ich mich noch gut erinnern. Dieses Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen und Religionen und wie die Menschen damit umgehen im positiven wie im negativen Sinne. Die Autorin wuchs auch zwischen zwei Kulturen auf. Ihr Vater ist Palästinenser, ihre Mutter Jüdin. Auch in “Der Wasserdieb” hat sie unterschiedliche Kulturen und Religionen eingebaut.

Nicholas gehört für mich zu dem Menschenschlag, der mit sich noch nicht recht im Reinen ist. Mit seinen knapp 30 Jahren ist er dafür auch noch etwas zu jung. Er ist erfolgreich in seinem Beruf als Ingenieur, will sich aber in Afrika beweisen. Für sich oder doch mehr für seinen verstorbenen Vater, das konnte ich nicht hundert Prozentig herauslesen. Ein bisschen von beidem wahrscheinlich. Mit Land und Leuten scheint er sich im Vorfeld nicht wirklich befasst zu haben. Sein Gastgeber Dr. Ahmed und seine Familie empfangen ihn mit offenen Armen. Das Margret, die junge schöne Frau, die Ehefrau des alten Arztes ist, scheint ihn regelrecht zu schockieren. Anders als gedacht, ist ihre Ehe aber nicht arrangiert. Dr. Ahmed hat Margret vielmehr gerettet um ihr ein freies Leben zu ermöglichen. Für ihn hat sie die Religion gewechselt. Trotzdem muss sie kein unterwürfiges Leben leben, ist frei in ihrem Tun und ihren Taten. Jojo, der Sohn, ist von Nick begeistert. Auch Nick schließt den Jungen gleich in sein Herz, nimmt ihn unter seine Fittiche und bringt ihm viel bei. Entfacht aber auch ein Feuer in dem Kind, das durch sein unüberlegtes und egoistisches Handeln ausgelöst wurde. Nicks Taten kann man durchaus nachvollziehen, er will einfach nur helfen. Ist aber auch sehr naiv was die Menschen, besonders jene die die Macht haben, anbelangt. Er glaubt tatsächlich daran, dass sich alles zum Guten wenden wird, obwohl die Zeichen schon deutlich anders stehen.

Mein Fazit:

Als Leser taucht man bereits zu Beginn in das Ende der Geschichte ein. Es liegt eine flirrende Spannung in dieser Szene, die man sich gut vor Augen führen kann. Nach und nach werden die Geschehnisse aus Nicks und aus Jojos Sicht über mehrere Monate geschildert. Es beginnt recht ruhig, vieles ist vorhersehbar, besonders die Entwicklung von Nick und Margret zueinander. Dr. Ahmed mit seiner Gelassenheit und seinen Lebensweisheiten fand ich als Ruhepol wunderbar dargestellt.

Auch wenn die Geschichte eher ruhig begann und der Verlauf vorhersehbar war, machte die Spannung am Ende alles wieder wett. Definitiv kein Page Turner, aber doch ganz passabel am Schluss. Eine Geschichte über Liebe, über Macht und Manipulation, über gute Taten, über falsche Entscheidungen und welche Steine damit ins Rollen gebracht werden können.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Spannend und gut durchdacht

Im Traum kannst du nicht lügen
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Ein Amoklauf an einer Schule. Das dahinter oft mehr steckt als “nur” der Hass auf seine Mitmenschen, oder der Wille jemanden zu töten, davon hat bereits Jody Picould in ihrem Roman “19 Minuten” geschrieben. ...

Ein Amoklauf an einer Schule. Das dahinter oft mehr steckt als “nur” der Hass auf seine Mitmenschen, oder der Wille jemanden zu töten, davon hat bereits Jody Picould in ihrem Roman “19 Minuten” geschrieben. Diese Geschichte war so spannend erzählt, da war ich doch sehr neugierig, wie Malin Persson Giolito ihre Erzählung gestaltet. Immerhin gewann die Autorin mit “Im Traum kannst du nicht lügen” den Nordischen Krimpreis 2017. Da sind die Erwartungen für mich als Leser schon recht hoch!IMG20171203165440

Die Geschichte wird nach hinten aufgearbeitet. Das Blutbad ist schon geschehen und Maja steht vor Gericht. Sie macht es einem nicht leicht, sich nicht gleich ein negatives Bild von ihr zu zeichnen. Sie wirkt so teilnahmslos, alles scheint ihr egal zu sein. Gedanklich ist sie oft woanders, drehen sich auf abwertende Weise um die Verteidigerin oder ähnliches. Nur wenn sie an ihre kleine Schwester denkt, kommt da ein ganz anderes Mädchen zu tagen, eines das liebevoll ist, das sich sorgt. Zwischen den Verhandlungstagen erfährt man Majas Geschichte, bis man zum Kern vordringt, der Auslöser der unfassbaren Tat, vergehen noch viele Seiten. Zwischendurch ist das etwas langatmig, doch die Aufarbeitung, in der man alles über Maja, ihren Freund Sebastian und den Rest der Clique erfährt, lohnt sich durchzuhalten!

Mein Fazit:

Für mich eher Drama als ein Krimi, spannend und gut durchdacht. Die Jugendlichen kommen Großteils aus wohlhabenden Familien. Können alles haben. Doch Geld allein macht nicht Glücklich. Party, Drogen, Alkohol und ein Vater, bei dem nur Leistung steht und für dem Liebe offenbar ein Fremdwort ist, führen von einem Extrem zum Anderen. Bis jemand nur noch einen Ausweg sieht! Tatsächlich hab ich zwischendurch auch ein paar Tränen vergossen, so emotional fand ich Majas Schilderung ihrer Beziehung zu Sebastian.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Eine sehr gut durchdachte Geschichte

Das Licht der Insel
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Porphyry Island, mitten in dem riesigen See in Nordamerika, ist die Heimat von Elizabeth und ihrer Zwillingsschwester Emily. Dort verbringen sie zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder Charles eine ...

Porphyry Island, mitten in dem riesigen See in Nordamerika, ist die Heimat von Elizabeth und ihrer Zwillingsschwester Emily. Dort verbringen sie zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder Charles eine unbeschwerte Kindheit. Scheinbar nichts kann diese Unbeschwertheit trüben, bis zu jenem Tag, als etwas unfassbares passiert und die Schwestern die Insel überstürzt verlassen. Siebzig Jahre danach verbringt Elizabeth ihren Lebensabend in einem Altenwohnheim an dem See ihrer Kindheit. Hier lernt sie die junge Morgan kennen. Sie wurde zu einer gemeinnützigen Arbeit in der Einrichtung verdonnert. Als Elizabeth die verschollenen geglaubten Tagebücher ihres Vaters überreicht bekommt, bittet sie die junge Frau ihr diese vorzulesen. Vieles ist nicht neu für die alte Dame, denn ihr Vater berichtet vor allem von seiner Arbeit. Doch ein entscheidendes Tagebuch fehlt, es ist genau jenes von dem sich Elizabeth Klarheit erhofft, warum ihr Bruder Charles vor all den Jahren so böse auf ihre Zwillingsschwester Emily war. Nun wird dies wohl für immer ein Geheimnis bleiben, denn der Bruder ist tot. Ertrunken in dem großen See auf seiner letzten Fahrt zu Porphyry Island, der Heimat ihrer Kindheit ….

Die Geschichte hat mich wirklich sehr berührt, obwohl ich sie zu Beginn einen etwas langweiligen Eindruck machte. Seite um Seite wurde es aber dann doch spannender. Die Tagebucheinträge und besonders am Ende Elizabeths eigene Erzählungen zu den Ereignissen auf der Insel, gestalteten sich immer spannender. Die Autorin schaffte es mit ihrem Schreibstil ein deutliches Bild der Insel, der Gegend, der Menschen und dem Leben in jener Zeit zu zeichnen. Irgendwann war ich regelrecht gefangen, besonders von jener entbehrungsreichen Zeit, als es noch keine Elektrizität und andere moderne Errungenschaften gab. Die Geschichte entpuppt sich nach und nach als Drama. Man ahnt schon bald, dass sich in der Kindheit der Schwester etwas schlimmes zugetragen haben muss, doch das ganze Ausmaß ist erschütternd.

Das Cover passt zu der Geschichte. Es wirkt sehr idyllisch, doch ist diese Idylle trügerisch. Nicht nur die harten Wintermonate verlangen den Menschen alles ab, auch schleicht sich das Böse unbemerkt auf die Insel.

Mein Fazit:

Ein wirklich gut durchdachter Roman, der mir nach den etwas zähen Anfang dann wirklich gut gefallen hat. Die abwechselnden Erzählstränge aus Elizabeths und Morgans Sicht und das Zurückblicken in die Vergangenheit machen aus diesem Drama ein gelungenes Leseerlebnis das mir in schöner Erinnerung bleibt!

Veröffentlicht am 23.11.2017

Ziemlich wissenschaftlich vom Inhalt her

Der Tiger in der guten Stube
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Süß, wie einen dieses kleine Kätzchen schon auf dem Cover ansieht! Es ähnelt unserem Wollknäuel in seinen ersten Lebensmonaten sehr. Inzwischen hat er eine absolute Veränderung hingelegt, gerade so als ...

Süß, wie einen dieses kleine Kätzchen schon auf dem Cover ansieht! Es ähnelt unserem Wollknäuel in seinen ersten Lebensmonaten sehr. Inzwischen hat er eine absolute Veränderung hingelegt, gerade so als ob er ein Wechselbalg wäre. Aus langhaarigem Tigermuster wurde ein Riese in Rot durchzogen mit dunkleren und helleren Strähnen. Dieses Phänomen, meine unbändige Liebe zu diesen Tieren und auch das süße Cover hat mich neugierig auf dieses Sachbuch gemacht.

Der Einstieg gestaltet sich schon mal recht amüsant mit der Geschichte des “Löwen von Essex” oder “Wie eine zu groß geratene Hauskatze ein ganzes Dorf in Angst und Schrecken versetzt”. Ja, ja, die lieben Mietzekatzen können einen schon ganz schön in Panik versetzten Smile. Im Hauptteil erfuhr man dann sehr viel über den Werdegang der Katzen, vom Wildtier zum Haustier sozusagen. Welche Kulturen die Katzen vor tausenden Jahren schon verehrten und wie sich diese Verehrung in Zeiten von Internet viral weiterentwickelt.

Das Buch war über lange Strecken leider zu wissenschaftlich, eher mehr Fachbuch als Sachbuch für meinen Geschmack. Auch bezieht sich sehr viel vom Katzenhype auf die USA.

Mein Fazit:

Es war interessant zu lesen, wie sich die Katzen ihren Platz bei den Menschen erobert haben. Wirklich hilfreich für Katzenhalter empfand ich das Buch nicht. Wie bereits erwähnt eher wissenschaftlich mit vielen Quellenangaben, deren Anmerkungen man ganz hinten im Buch findet.