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Veröffentlicht am 04.06.2019

Leider für mich eine Enttäuschung

Liebe ist wie ein Rocksong
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Puh, ich weiß gar nicht wie ich diese Rezension beginnen soll. Vielleicht weiß der ein oder andere, der diesen Blog schon länger liest, wie viel mir die Rockstar Reihe von Teresa Sporrer einmal bedeutet ...

Puh, ich weiß gar nicht wie ich diese Rezension beginnen soll. Vielleicht weiß der ein oder andere, der diesen Blog schon länger liest, wie viel mir die Rockstar Reihe von Teresa Sporrer einmal bedeutet hat. Ich habe diese Bücher so sehr geliebt, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Ich habe sie zu einer Zeit entdeckt, als ich mich noch viel auf myfanfiction.de herumgetrieben habe und die Geschichten erst dort gelesen, später dann auch die eBooks, wie man das nunmal so macht, wenn man eine Reihe liebt.
Ich habe diese Bücher hoch und runter gelesen und sie einfach abgöttisch geliebt.
Aber das ganze ist eben auch ein paar Jahre her. Ich hatte befürchtet, dass ich etwas aus den Geschichten hinausgewachsen sein könnte und sie deshalb auch schon länger nicht mehr angefasst, aber nichtsdestotrotz hatte ich mich riesig gefreut, dass es endlich die Fortsetzung gab, die mein jüngeres Ich sich so sehr herbeigesehnt hat. Ich konnte nicht anders als dieses Buch zu lesen und irgendwie tut es deshalb etwas weh zu sagen, dass es mir leider so gar nicht gefallen hat.

Wie schon gesagt habe ich ein wenig das Gefühl aus dieser Reihe herausgewachsen zu sein. Den Humor, den ich früher so geliebt habe, fand ich jetzt einfach nur albern. Das Verhalten der Charaktere, das ich früher als witzig empfunden habe, fand ich jetzt einfach nur kindisch und doof.

Protagonistin Taylor ist achtzehn Jahre alt, fühlt sich total erwachsen, benimmt sich aber eher als wäre sie vierzehn Jahre oder so. Sie reagiert übermäßig dramatisch auf ungefähr alles, sodass ich sie einfach nicht Ernst nehmen konnte. Egal was passiert, Taylor macht daraus eine Situation, die man komisch finden kann – wenn man den Humor mag -, oder auch einfach unangenehm. Bei mir war letzteres der Fall.

Ich konnte mit Taylors Art einfach wenig anfangen. Sie war mir dadurch nicht unbedingt unsympathisch, aber ich habe sie als sehr kindisch empfunden und hatte das Gefühl ihr Charakter wurde sehr überspitzt dargestellt.

Dabei begrenzt sich dieses Gefühl von »zu viel« aber nicht nur auf Taylor, sondern so ziemlich jeden Charakter in diesem Buch, mit Ausnahme vielleicht von Ezra, den ich am liebsten mochte, weil er einfach der ruhigste und „normalste“ der Truppe war. Wobei ich mich in der Hinsicht wirklich des öfteren gefragt habe, was Ezra eigentlich an Taylor findet und warum er sich diese Chaos-WG bestehend aus Taylor, ihrem Zwillingsbruder Gabe und ihrer Cousine Daphne antut. Ezra ist der einzige erwachsene Charakter der sich auch erwachsen verhält, er ist sechsundzwanzig Jahre alt, steht eigentlich mitten im Leben und irgendwie hat das für mich einfach nicht zusammengepasst. Man sagt ja gerne Gegensätze ziehen sich an, aber hier hat die Chemie zwischen den Charakteren für mich einfach nicht gestimmt. Ich wusste nach dem Lesen nicht was sie eigentlich aneinander finden, warum mag Taylor Ezra und andersherum? Es wurde einfach vorausgesetzt, dass sie Gefühle füreinander haben, aber diese wurden für mich nicht wirklich durch Gedanken oder Gefühle der Charaktere gezeigt.

Aber zurück zu den Nebencharakteren: Wie gesagt lebt Taylor zusammen mit Gabe und Daphne und im Ernst? Müsste ich auch nur mit einer dieser Personen zusammen leben würde ich wahrscheinlich wahnsinnig werden. Um es kurz zu fassen: Ich hatte mit Daphne und Gabe dasselbe Problem wie mit Taylor. Sie verhalten sich sehr kindisch, kennen keinerlei Grenzen und gingen mir mit ihrem exzentrischen Verhalten daher ziemlich auf die Nerven. Dabei bleiben die Nebencharaktere außerdem sehr flach und werden hauptsächlich auf ein oder zwei Eigenschaften reduziert. Bei Daphne ist das, dass sie permanent Hunger hat und/oder isst und bei Gabe, dass er eine Freundin nach der anderen hat und sich am Laufenden Band mit Taylor streitet, wieder verträgt, wieder streitet und so weiter. Kann man als Geschwisterliebe bezeichnen, kam für mich an dieser Stelle aber auch bis auf ein oder zwei Szenen nicht rüber.

Und was die Handlung angeht? Puh, da gibt es eigentlich auch gar nicht so viel zu zu sagen. Denn eigentlich passiert gar nicht mal so viel. Nachdem Taylor Ezra (unnötigerweise wohlgemerkt) aus den Staaten nach Salzburg zitiert, weil sie (wieder einmal) übermäßig dramatisch auf etwas reagiert – wir ignorieren wie schlecht ich Situationen umschreibe, wenn ich nicht groß spoilern will, okay? – tänzeln die beiden eigentlich nur umeinander herum. Dabei passiert aber ehrlich gesagt halt auch nicht sonderlich viel und vor allem immer wieder fast dasselbe. Taylor möchte sich ihre Gefühle nicht eingestehen, macht doch einen Schritt auf Ezra zu, dann wieder drei zurück, schiebt Panik, Daphne springt dazwischen und möchte die beiden verkuppeln und dann wieder von vorne. Im Klappentext wird angedeutet, dass Taylor ein paar Probleme damit hat, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt, aber dieser Part der Geschichte, der eigentlich ganz spannend gewesen wäre, nimmt nicht einmal annähernd genug Raum ein, sondern löst sich eigentlich auch für Taylor ganz praktisch am Ende auf möglichst einfache Art und Weise. Als ich am Ende ankam, war ich fast überrascht, dass das Buch schon vorbei ist (und ehrlich gesagt auch gleichermassen froh es hinter mir zu haben), denn es gab keinen großen Konflikt, eigentlich lief alles recht unproblematisch ab und das hat mich leicht irritiert. Wir halten also fest: die Handlung in »Liebe ist wie ein Rocksong« ist nicht wirklich erwähnenswert. Leider.

Fazit?
Wenn ich das Buch (oder Taylor) in ein paar Worten beschreiben müsste, dann wäre es: Viel Drama um nichts.
Letztendlich viel es mir wirklich schwer dieses Buch zu bewerten, weil ich es so, so gerne mögen wollte, aber es einfach nicht (mehr) meinen Geschmack getroffen hat. Eine jüngere Altersgruppe kann dieses Buch, diese Art von Humor, sicherlich noch gut unterhalten, aber ich habe irgendwie das Gefühl ich bin darüber hinweg und hatte dementsprechend wenig Spaß mit »Liebe ist wie ein Rocksong«. Es gab durchaus ein paar Momente oder Szenen, in denen ich lachen musste, aber insgesamt war dieses Buch einfach nicht mein Fall. Was mir irgendwie sehr leid tut, aber gleichzeitig finde ich es auch spannend zu sehen, wie mein Lesegeschmack sich über die Jahre verändert hat.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Es duftet nach Sommer

Es duftet nach Sommer
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Zugegeben hatte ich wirklich Bedenken dieses Buch zu lesen, weil mir das erste Buch von Huntley Fitzpatrick „Mein Sommer nebenan“ unglaublich gut gefällt und ich zudem von einer Freundin gehört habe, dass ...

Zugegeben hatte ich wirklich Bedenken dieses Buch zu lesen, weil mir das erste Buch von Huntley Fitzpatrick „Mein Sommer nebenan“ unglaublich gut gefällt und ich zudem von einer Freundin gehört habe, dass ihr dieses Buch nicht allzu sehr gefiel.
Zumal der Klappentext wieder nach einem totalen Klischee klingt, wovon man sich aber wirklich nicht abschrecken lassen sollte. Ich denke wem „Mein Sommer nebenan“ gefallen hat, dem sollte auch „Es duftet nach Sommer“ nicht enttäuschen.
Gleich zu Anfang habe ich mich schon einfach wieder wohlgefühlt mit dem Buch, wenn man das denn so sagen kann. Der Schreibstil ist natürlich einfach der gleiche und hat mir demnach auch wieder sehr zugesagt. Ebenso wie die Charaktere, die ich einfach allesamt in mein Herz schließen musste. Allen voran natürlich die Protagonisten Gwen und Cass, aber auch die Nebencharaktere wie Gwen’s Bruder Emory oder Gwen’s Sommerjob Mrs. Ellington, die eine ganz erstaunliche alte Frau ist.
Gwen ist zum einen eine sehr typische Protagonistin, andererseits aber irgendwie auch nicht. Eigentlich war sie einem schlichtweg nur sympathisch, weil sie so realistisch rüberkam. Einfach mal ein richtig normales Mädchen, mit dem man super mitfühlen konnte und die man meistens einfach verstanden hat. Dazu noch ihre Familie, die nicht weniger sympathisch war und die man ebenfalls einfach gernhaben musste. Beispielsweise ihren Bruder Emory, der…nun, nicht ganz normal ist, klingt irgendwie falsch, aber letztendlich ist es so, oder auch ihre Mutter, die wirklich wie eine typische Mutter war, oder aber auch ihren Großvater.
Genau das gleiche mit Cass, der – Gott sei Dank! – endlich mal wieder kein Bad Boy, sondern eigentlich ein wirklich netter Kerl war. Eigentlich war er fast zu perfekt…aber darüber will man sich ja nicht beschweren.
Die Story hat mich wirklich gefesselt und war durchweg spannend, es gab keinen Punkt, an dem ich das Buch aus der Hand legen wollte, im Gegenteil, ich wollte immer wissen wie es mit Gwen und Cass weitergeht, denn die Autorin hat einen hier wirklich auf die Folter gespannt. Gleichzeitig war es aber auch genau richtig, dass die Geschichte so langsam voran ging, denn alles andere wäre übereilt gewesen und hätte einfach nicht gepasst. Und nachdem ich das Buch durch hatte und noch einmal darüber nachgedacht habe, ist mir auch aufgegangen, warum mir das Buch so gut gefallen hat. Weil es mal wieder um mehr ging als nur um eine einfache Liebesgeschichte, sondern die Charaktere mussten sich auch damit herumschlagen, was sie mal mit ihrem Leben anfangen wollen, was richtig und was falsche Entscheidungen sind und so weiter. Das Buch war einfach irgendwie mehr, was echt schwer zu beschreiben ist irgendwie…

Veröffentlicht am 10.10.2017

Leider nicht mein Fall

The Promise - Der goldene Hof
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Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht? Ich habe mich von einem schönen Cover blenden lassen, den Klappentext nur überflogen. Darauf vertraut, dass die Autorin mich schon nicht enttäuschen würde, denn ...

Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht? Ich habe mich von einem schönen Cover blenden lassen, den Klappentext nur überflogen. Darauf vertraut, dass die Autorin mich schon nicht enttäuschen würde, denn ihre Vampire Academy Reihe sowie das dazugehörende Spin-Off haben mir nach anfänglichen Schwierigkeiten recht gut gefallen.
Aber "Der goldene Hof"?
Eher nicht so sehr. Eher gar nicht.
Schon von der ersten Seite an, habe ich gefühlt, dass dies nicht mein Buch werden würde. Mit der Protagonistin Elizabeth (oder Adelaide, wie sie sich später nennt) konnte ich einfach nicht warm werden. Sie wird das ganze Buch als etwas ganz Besonderes dargestellt, beschreibt sich selbst als scharfsinnig und intelligent, nur habe ich davon leider recht wenig sehen können. Sie ist leichtsinnig und impulsiv und denkt so gut wie immer nur an sich selbst. Sie denkt die ganze Zeit sie wäre etwas besseres, vergleicht alles mit ihrem alten Leben.
Gut, es lag nicht allein an der Protagonistin, dass mir das Buch nicht gefallen hat, aber Elizabeth/ Adelaide hat einen großen Teil dazu beigetragen.
Ich habe ein großes Problem mit dem ganzen Konzept des Buches, mit der Idee, die dahinter steckt. (Und ja, shame on me, vielleicht hätte ich den Klappentext gründlicher lesen sollen, dann hätte ich eher bemerkt, dass „Der goldene Hof“ nichts für mich ist.)
Cedric - das Love Interest, was man alleine schon daran merkt, dass Adelaide ihn die ganze Zeit mit den Augen auszieht - und seine Familie werben junge Frauen an, um sie auf einem anderen Kontinent an reiche Männer zu verheiraten. Klingt so halb nach Sklaverei? Ist es irgendwie auch. Aber den Mädchen wird dies natürlich als größte Chance ihres Lebens dargestellt und demnach hoch ist der Konkurrenzkamp - juhu, eine Runde Zickenkrieg. Da hätte ich auch gut und gerne drauf verzichten können.
Mal ganz davon abgesehen, dass keines der Mädchen es so sieht, dass sie praktisch Ware sind, die verkauft werden. Alle finden ganz toll was mit ihnen passiert, vereinzelt kommen Zweifel auf, aber die werden schnell wieder weggewischt, denn guck mal wie schön unsere Kleider glitzern!
Ich habe nichts gegen schöne Kleider. Ich habe auch nichts dagegen, wenn besagte Kleider beschrieben werden. Aber die Autorin hat es sich in „Der goldene Hof“ zur Aufgabe gemacht jedes einzelne Kleid zu beschreiben, von Farbe über Schnitt und Stoff und was weiß ich. Nach dem dritten Kleid war ich genervt, nach dem fünften habe ich die Beschreibungen nur noch überflogen und nach dem zehnten hätte ich meinen Kindle gerne aus dem Fenster geschmissen. Ehrlich, es hat mich herzlich wenig interessiert, wem welche Farbe besser stand oder dass die einen ihre Unterröcke nicht richten konnten oder was weiß ich. Wen kümmert’s?
Die Charaktere in dem Buch sind allesamt sehr flach und blass geblieben, allen voran Adelaide, aber auch ihre „Freundinnen“ Tamsin und Mira und Cedric.
Tamsin war vollkommen unausstehlich und ich habe ehrlich keine Ahnung, wie Mira und Adelaide es mit ihr ausgehalten haben, geschweige denn, warum sie sich ihr affektiertes Verhalten überhaupt über sich ergehen lassen.
Mira ist vielleicht der einzige Charakter im Buch, den ich hätte mögen können. (Was nicht heißt, dass ich den nächsten Teil lesen will, der sich wenn ich das richtig verstanden habe um sie dreht, ein Buch von dieser Art hat mir gereicht.) Sie ist immer nett zu Adelaide und Tamsin, kommt dadurch leider auch etwas langweilig und fad daher. Das einzig wirklich interessante an ihr ist, dass sie farbig ist und damit aus der Gruppe weißer Mädchen heraussticht.
Man hat gemerkt, dass die Autorin versucht hat aufgrund der vielen Länder, Kolonien, Völker und Religionen ein wenig Diversität in das Buch hinein zu bekommen, aber ich muss sagen, dass das für mich leider nur dazu geführt hat, dass ich vollkommen überfordert war. Eine Karte hätte enorm geholfen. Dauernd wird alles bis ins kleinste Detail beschrieben, das, was man sich für ein ordentliches Worldbuilding eigentlich wünscht, aber irgendwie hatte ich dennoch die ganze Zeit das Gefühl, dass einem einfach alle Informationen hingeschmissen werden. Ich fand den Konflikt zwischen der alten Aristokratie und den Neureichen ganz interessant, allerdings bei weitem nicht interessant genug, dass ich sagen würde es war spannend darüber zu lesen. Auch den Konflikt zwischen den Alanzanern und den Orthodoxen fand ich durchaus interessant, insbesondere, weil einer unserer Hauptcharaktere ein Ketzer ist. Das Problem bei der Sache? Das Schicksal der Charaktere hat mich so ungefähr gar nicht interessiert. Dafür waren mir alle zu unsympathisch oder unwichtig.
Irrtümlicherweise habe ich angenommen, dass es sich bei dem Buch um Fantasy handeln würde, was nicht der Fall war. „Der goldene Hof“ hat sich gelesen wie ein historischer Roman, mit Problemen, die mir aus der Geschichte allesamt bekannt sind. Gefühlt hat die Autorin einfach die Namen von Ländern und Orten geändert und siehe da - eine neue Welt.

Insgesamt muss ich gestehen - und das hat man der Rezension wahrscheinlich schon angemerkt -, dass ich mich durch das Buch regelrecht durch gequält habe. Die erste Hälfte fand ich fast schon unerträglich und ich war wahnsinnig kurz davor das Buch einfach abzubrechen. Die letzten vierzig Prozent waren ein Quäntchen besser, aber eben auch nur ein Quäntchen. Nichts an „Der goldene Hof“ konnte mich fesseln - weder die Charaktere, noch die Handlung oder die Welt, die die Autorin erschaffen hat. Nicht einmal die Liebesgeschichte und ich bin immer dabei, wenn es um Liebesgeschichten geht. Es braucht nicht viel um mich für zwei Charaktere zu begeistern, damit ich will, dass sie zusammenkommen. Aber zwischen Adelaide und Cedric herrschte einfach keine Chemie. Die beiden haben sich ein paar Mal gesehen, haben beide eine kleine Schwärmerei entwickelt und sobald sie sich ein paar Mal wirklich unterhalten haben, war es gleich die große Liebe. Für mich nicht nachvollziehbar. Ich hatte am Ende nicht die geringste Ahnung, was die beiden aneinander fanden, was doch Recht schade ist, da ich die beiden über vierhundert Seiten lang ertragen musste.

Veröffentlicht am 11.03.2017

Überzeugt mit coolen Charakteren, einer dystopischen Welt der anderen Art und einer überwiegend spannenden Handlung

Water & Air
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Auf das neue Buch von Laura Kneidl habe ich mich schon ziemlich lange gefreut. Light & Darkness und ihre Elemente der Schattenwelt Trilogie haben mir schon gut gefallen, aber irgendwie hatte ich im Gefühl ...

Auf das neue Buch von Laura Kneidl habe ich mich schon ziemlich lange gefreut. Light & Darkness und ihre Elemente der Schattenwelt Trilogie haben mir schon gut gefallen, aber irgendwie hatte ich im Gefühl gehabt, dass Water & Air da noch einen drauf setzen würde - und mein Gefühl hat mich auch nicht getrogen. Zwischenzeitlich war ich so neugierig, dass ich mir beinahe schon das eBook gekauft hätte, das einen Monat vor der Taschenbuchausgabe erschienen ist, aber dann habe ich von der tollen Vorbestellaktion von Carlsen gehört, bei der es zum Buch eine illustrierte Postkarte mit Kenzie und Callum dazu gab und da konnte ich einfach nicht widerstehen - heute (mehr als eine Woche nach dem Erscheinungstermin) ist meine Karte dann auch mal angekommen, worüber ich mich echt gefreut habe. Die Karte ist nämlich wirklich hübsch, schöner zumindest als das Cover, das ich leider etwas zu mainstream finde und nicht unbedingt ein eyecatcher ist.

Wie gesagt habe ich mich sehr auf Water & Air gefreut und bin deshalb sehr froh, dass der Klappentext hält was er verspricht. Auf der Rückseite steht "packend, romantisch, mit einzigartigen Schauplätzen" und dem kann ich mich nur vollkommen anschließen. Für einen guten Mordfall bin ich sowieso immer zu haben und gerade mit dem dystopischen Setting war das richtig spannend. Gegen Ende wurde es zwar trotz sich überschlagender Ereignisse etwas langatmig (das Buch hat aber auch viele Seiten), aber insgesamt hat mir die Handlung dennoch gut gefallen. Die Welt die Laura Kneidl in ihrem neuen Werk geschafften hat ist wirklich faszinierend und so umfassend und detailreich beschrieben, dass man sich die beiden Kolonien, die unterschiedlicher nicht sein könnten, bildlich vorstellen kann. An einigen Stellen waren es mir fast schon zu viele Beschreibungen und irgendwann habe ich die zugegeben auch nur noch überflogen, aber die Autorin hat mit dem worldbuilding dennoch alles richtig gemacht.
Mit Kenzie und Callum hat Laura Kneidl zwei Charaktere geschaffen, die einfach total coole Socken sind.
Kenzie ist ein unglaublich toughes Mädchen, sehr hartnäckig und sie kämpft für das Leben das sie leben will, was mir sehr gut gefallen hat. Gleichzeitig kümmert sie sich auch sehr um ihre Freunde und Mitmenschen und beschließt beinahe sofort, dass sie den Mörder, der die Luftkolonie gehörig auf Trab hält, finden muss.
Ihr Gegenstück Callum ist wirklich genau das - ich finde die beiden ergänzen sich ganz wunderbar. Wo Callum schwach wurde war Kenzie für ihn da und andersherum. Die beiden alleine sind schon toll, aber beide zusammen sind echt unschlagbar.
Der Schreibstil der Autorin las sich locker und flüssig und die Seiten sind so schnell dahin geflogen wie ich es schon länger nicht mehr bei einem "echten" Buch hatte (normalerweise lese ich auf meinem Kindle nämlich viel schnell als wenn ich ein richtiges Buch aufschlage). Den einzigen klitzekleinen Kritikpunkt den ich habe, ist, dass mir der eine oder andere Dialog etwas zu gestelzt klang. Ab und an hauen die Charaktere Sätze raus, die man zwar so schreiben würde, aber eigentlich nicht unbedingt so sagen denke ich. Das hat mich allerdings nicht wirklich gestört, da die Dialoge sich größtenteils sehr flüssig lesen ließen.

Insgesamt ist Water & Air meiner Meinung nach das bisher beste Buch der Autorin, mal eine Dystopie der etwas anderen Art, schön spannend und alles in allem einfach nur ein klasse Roman!

Veröffentlicht am 04.06.2019

Deutsches Haus

Deutsches Haus
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»Deutsches Haus« ist so ein Buch, zu dem ich vermutlich nie gegriffen hätte, weil ich gar nicht gewusst hätte, dass es existiert, wenn es mir nicht empfohlen worden wäre. Neben dem Klappentext fand ich ...

»Deutsches Haus« ist so ein Buch, zu dem ich vermutlich nie gegriffen hätte, weil ich gar nicht gewusst hätte, dass es existiert, wenn es mir nicht empfohlen worden wäre. Neben dem Klappentext fand ich zudem ganz ansprechend, dass die Autorin ebenfalls die Drehbücher für die Serien »Ku’damm 56/59« und »Weißensee« geschrieben hat. Letzteres habe ich nicht gesehen, wurde mir aber von meinen Eltern ans Herz gelegt und »Ku’damm 56/59« fand ich großartig. Deshalb durfte »Deutsches Haus« dann kurz nach Weihnachten spontan bei mir einziehen und ich habe es innerhalb kürzester Zeit verschlungen.

Bevor das Thema Aufarbeitung in der Oberstufe im Geschichtsunterricht behandelt wurde war mir irgendwie – so doof das klingt – nie so richtig klar, dass der zweite Weltkrieg nicht vorbei war, als er vorbei war. Also klar, der Krieg an sich schon, aber wie viel danach noch kam, das war Neuland für mich. Umso spannender fand ich es, dass »Deutsches Haus« diese Thematik aufgegriffen hat. Spielen tut die Geschichte 1963/64 in Frankfurt und sie dreht sich hauptsächlich um die Familie Bruhns, welche eine Gaststätte mit dem Namen »Deutsches Haus« leiten, woraus sich also der Titel ableitet.

Besonders interessant fand ich in der Hinsicht insbesondere zu Beginn wie unterschiedlich die verschiedenen Erzähler – man liest nämlich aus mehreren Sichten – auf den bevorstehenden ersten Auschwitz-Prozess reagieren. Während die ältere Generation nichts davon wissen möchte und sich in Schweigen hüllt, so fängt Eva, welche sich nicht mehr an die NS-Zeit erinnern kann, weil sie zu jung war, langsam an Fragen zu stellen und versucht das was sie bei den Übersetzungen der Zeugenaussagen erfährt mit dem in Einklang zu bringen, was sie bis dahin zu glauben wusste. Neben Eva liest man aus Sicht von (beinahe) allen Mitgliedern der Familie Bruhns, von Evas Verlobtem Jürgen, so wie aus Sicht des Referendars und Kanadiers David Miller, der für den Staatsanwalt arbeitet. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel nimmt man einige Dinge unterschiedlich auf und kann die einzelnen Charaktere und ihre Entscheidungen so zum Teil besser nachvollziehen, was mir sehr gut gefiel. Ich hatte das Gefühl die Autorin hat es geschafft eine Bandbreite an Konflikten, welche die verschiedene Generationen, Nationalitäten und Religionsangehörige mit dem Auschwitz-Prozess hatten, nachvollziehbar darzustellen, sodass man nicht einer einzigen beschränkten Meinung folgt, sondern mehrere sieht und sich so selbst ein wenig ein Bild machen kann.

Nicht nur das Thema, sondern auch wie das Buch geschrieben ist, haben dazu beigetragen, dass ich es kaum aus der Hand legen mochte und immer wieder dachte: »Nur noch ein Abschnitt… okay, einer noch. Die paar Zeilen kann ich jetzt auch noch lesen.« Und so weiter. Das Buch ist nämlich nicht in Kapitel unterteilt, sondern in vier Teile und innerhalb dieser in mehr oder weniger kurze Abschnitte, die sich manchmal über mehrere Seiten, manchmal aber auch nur über ein paar Zeilen erstreckten. Ich mochte diese Erzählweise sehr gerne, da ich dadurch zum einen das Gefühl hatte zügig voran zu kommen, zum anderen hat es wie gesagt eine gewisse Suchtwirkung auf mich gehabt, weil man so den Faden nie verliert, sondern immer weiter lesen möchte.

Neben dem Auschwitz Prozess an sich – den ich im übrigen auch juristisch ganz interessant finde, da muss ich unbedingt noch mehr zu lesen -, fand ich es unfassbar, denn auch das war mir gar nicht so klar gewesen, obwohl es eigentlich logisch ist, wie negativ einige Deutsche auf Juden zu sprechen waren, auch zwanzig Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. Mir war nicht bewusst wie sehr die Vorurteile in den Köpfen der Menschen feststecken und das war irgendwie beängstigend zu lesen. Daneben fand ich es wiederum ebenso spannend darüber zu lesen, wie Juden andererseits auf Deutsche reagiert haben, noch etwas, worüber ich mir nie Gedanken gemacht habe.

Ein weiteres Thema, das immer dafür sorgt, dass ich unfassbar froh bin heute zu leben, war die Rolle der Frau in den 60ern. Eva ist eine recht moderne Frau, sie arbeitet als Übersetzerin und so gerne sie Jürgen auch heiraten möchte und sich ihm teilweise unterordnet, so stark ist sie gleichzeitig auch. Eva hatte durchaus ihre Momente, in denen ich sie sehr bewundert habe, in denen sie gegen den Willen ihrer Familie und ihres Verlobten handelt und das tut, was sie für richtig hält. Ich finde es immer wieder unfassbar wie abhängig Frauen von ihrem Mann waren, wie sehr der Mann alles kontrollieren durfte, insbesondere da diese Zeit noch gar nicht allzu lange her ist. Also ja, ich war beim Lesen immer wieder unglaublich froh heutzutage zu leben.

Fazit?
»Deutsches Haus« konnte mich in vielerlei Hinsicht überzeugen; es hat mich mitgerissen, ich wollte es nicht aus der Hand legen und einige Szenen gingen durchaus unter die Haut. Auf eine gewisse Art war »Deutsches Haus« für mich sehr lehrreich, hat ein wenig sensibilisiert und die Augen geöffnet. Wer sich in irgendeiner Form für das Thema interessiert, dem kann ich dieses Buch nur ans Herz legen.