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Veröffentlicht am 17.04.2017

Florrie läßt sich nicht verbiegen

Die zwei Leben der Florence Grace
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Ich bin begeistert! Wieder hat es Tracy Reeds geschafft mich zu fesseln und mich eintauchen lassen in die Geschichte von Florrie Buckley, die zur Florence Grace wurde und im Herzen doch die Florrie Buckley ...

Ich bin begeistert! Wieder hat es Tracy Reeds geschafft mich zu fesseln und mich eintauchen lassen in die Geschichte von Florrie Buckley, die zur Florence Grace wurde und im Herzen doch die Florrie Buckley blieb.
Florrie lebt in Cornwall in ärmlichen Verhältnissen mit ihrer Nan zusammen. Ihre Eltern sind gestorben. Sie lebt recht frei, kennt sich im Moor gut aus und hat zwei Freunde Hesta und Stephen. Zusammen helfen sie auf einer Gesellschaft im Nachbarort, froh ein paar Pence mit nach Hause bringen zu können. Während der Feier lernt sie ein seltsames Brüderpaar, Sanderson und Turlington Grace kennen. Florrie hat eine gute und schnelle Auffassungsgabe, sie geht gerne in die Schule und lernt schreiben und lesen. Eines Tages erzählt ihr die Großmutter kurz vor ihrem Tod ein Geheimnis. Sie ist keine Buckley, sondern eine Grace. Ihre Mutter stammte aus einer angesehenen Familie und deren Oberhaupt Hawker möchte sie gerne nach London holen. Florrie ist entsetzt, sie will Cornwall und ihre Nan nicht verlassen, auch ihre Freunde nicht. Stephen will sie sogar heiraten, daß sie deswegen nicht nach London muß. Eines Tages aber stirbt Nan und eine Kutsche steht vor der Tür. In London angekommen ist sie total hin und weg. Es gibt soviel Verwandte, Cousinen, Tante, Onkel, Cousins, so ein großes Haus und zahlreiche Bedienstete. Auch das übermäßige Angebot an Speisen beeindruckt sie, die doch eher ärmliche Verhältnisse gewohnt war.Sie merkt schnell, daß sie hier in einem goldenen Käfig gefangen ist. Die Cousins entpuppen sich als Sanderson und Turlington, die sie ja bereits kennen gelernt hat. Jeden Tag trainieren Tante Dinah und ihre Cousinen mit ihr, um sie dem neuen Leben anzupassen. Sie wird sogar eingesperrt in eine sehr kleine Dachkammer ohne Licht. Doch Florence schafft es sich durchzusetzen auch beim Familienoberhaupt Hawker. Mehr als einmal wünscht sie sich zurück nach Cornwall, doch ihr Geld reicht nicht. So wird langsam eine junge Dame aus ihr. Sie freundet sich mit Sanderson an, Turlington ist eher unstet und nicht oft daheim, mit Rebecca findet sie eine treue Freundin. Dann verliebt sie sich, in wen lesen sie bitte selbst. Sie lernt einen Waisenjungen Jacob kennen, der eine große Rolle in ihrem späteren Leben spielen wird.
Das alles wird sehr spannend erzählt und man erlebt London, Cornwall und die Graces hautnah, obwohl ich persönlich auch gerne mit Florrie in Cornwall geblieben wäre und weiter zur alten Rilla gegangen. Es gibt noch soviel zu lesen! Wer ist ihre große Liebe, wer ist Aubrey, wer ist Lancey? Warum muß Florence ihrer Familie helfen, kehrt sie nach Cornwall zurück, was macht Jacob?
Ich fand es toll beim Erwachsen werden, beim immer stärker werden von Florrie dabei gewesen zu sein. Habe manchesmal mitgelitten, zum Beispiel in der dunklen Dachkammer, hab mitgeliebt und mitgelacht.
Auch die gebildete junge Dame Florence mußte man einfach mögen, denn in ihrem Herzen ist6 sie immer Florrie geblieben.
Wenn sie einen starken Mädchencharakter wollen, Liebe, Leidenschaft, Authentizität, London im viktorianischen Zeitalter, sind sie hier gut bedient.
Eine absolute Empfehlung!

Veröffentlicht am 16.04.2017

Liebe, Krieg und Exotik

Demnächst in Tokio
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Mir hat das Buch Spaß gemacht! Interessant von der ersten Seite an, möchte man das Buch gleich durchlesen. Mit Elisabeth von Traunstein erlebt man so manches, sie ist trotz ihrer Jugend eine starke Person ...

Mir hat das Buch Spaß gemacht! Interessant von der ersten Seite an, möchte man das Buch gleich durchlesen. Mit Elisabeth von Traunstein erlebt man so manches, sie ist trotz ihrer Jugend eine starke Person und lernt schnell sich durchzusetzen. Die Liebesgeschichte wird hinreißend und nie aufdringlich erzählt. Über das Leben als Deutscher in Japan ab 1934 ist sonst wenig zu lesen. Auch der Rückweg über den Zwangsaufenthalt in Peking nach Deutschland hat seine Tücken. Schade nur, daß das Trio gesprengt wurde. Alexander wurde gehenkt oder doch nicht? Lassen sie sich überraschen!
Zur Geschichte:
Die über 90jährige Elisabeth erzählt ihrer Tochter, die beruflich nach Japan muß von ihrem Leben dort und auch wer Alexander/Richard war, beziehungsweise welche Rolle er speziell für die Familie Traunstein hatte. Sie tut das schriftlich, da zum mündlichen die Zeit fehlt und sie nichts vergessen will.
Für mich eine unbedingte Leseempfehlung, sie werden mit Elisabeth nach Japan reisen und mitleiden und lieben und nebenher auch noch einiges über das Leben von Deutschen in den Kriegszeiten in Japan, die Nazis, den Geheimdienst, deutsch oder japanisch,die Stellung Japans zum Krieg, Homosexualität und ihre Einschätzung bei den Kriegsführern erfahren.

Veröffentlicht am 03.04.2017

Der Titel stimmt so nicht

Ein Sommer in Corona del Mar
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Gleich vorneweg, die Urteile bezaubernd und unwiderstehlich kann ich nicht nachvollziehen. Es ist keineswegs eine lockere Geschichte wie das Coverbild vielleicht vermuten lässt. Auch das Thema Freundschaft ...

Gleich vorneweg, die Urteile bezaubernd und unwiderstehlich kann ich nicht nachvollziehen. Es ist keineswegs eine lockere Geschichte wie das Coverbild vielleicht vermuten lässt. Auch das Thema Freundschaft wird meiner Meinung nach nur in eine Richtung strapaziert. Ungefähr ab der Buchmitte mußte ich mich zum Lesen quälen.
Mia und Lorrie Ann leben bis zum 18. Lebensjahr in Corona del Mar einem Küstenstädtchen in Kalifornien. Mia ist stolz Lorrie Ann als Freundin zuhaben. Sie ist das krasse Gegenteil zu ihr. Mia muß mit Stiefvater, Halbbrüdern und alkoholsüchtiger Mutter zurechtkommen, bei Lorrie ist das ganz anders. Sie kommt aus gutem Haus, hat Geld, unter anderem auch als erste den Führerschein. Sie machen praktisch alles zusammen so nach dem Motto Gegensätze ziehen sich an. Lorrie hilft Mia und Mia hilft Lorrie. So stehen sie beispielsweise Mias heimliche Abtreibung mit 15 gemeinsam durch, denn Lorrie hat schon den Führerschein und kann sie fahren. Ab der Mitte des Buchs geht es umgekehrt. Lorrie entgleitet so langsam ihr Leben und Mia gelingt es sich deutlich positiv von ihrem Elternhaus abzusetzehn. Von da an bricht mir die Geschichte mit der Freundschaft. Sie wird nur noch mühsam aufrechterhalten mehr von Mia, für die ihre Freundin noch sehr lange auf einem hohen Sockel steht.
Es ist sicher interessant was die beiden Freundinnen so erleben, aber für mich war die Geschichte leider nichts.

Veröffentlicht am 03.03.2017

Ende und Anfang, Tom, Karin und Livia

In jedem Augenblick unseres Lebens
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Das Buch ist meiner Meinung nach in zwei Teile aufgeteilt. Der erste Teil geht bis Seite 95 und ist wahnsinnig berührend, Geburt und Tod, Krankheit, verschiedene Krankenhäuser, entgültige Lebensbedrohung.Der ...

Das Buch ist meiner Meinung nach in zwei Teile aufgeteilt. Der erste Teil geht bis Seite 95 und ist wahnsinnig berührend, Geburt und Tod, Krankheit, verschiedene Krankenhäuser, entgültige Lebensbedrohung.Der Leser wird emotional hin und her geworfen. Zudem wird sehr schön beschrieben, in schwedischen Krankenhäusern geht es auch nicht anders zu als in Deutschland. Überall Hektik, Vorschriften und dann doch wieder Personal, daß sich darüber wegsetzt.
Der zweite Teil ist sehrsprunghaft. Wir erfahren wie Tom und Karin sich kennengelernt haben. Dann auch , wie Tom jetzt zurecht kommt. Er muß sich mit Beerdigung, Vaterschafterklärungen und Sorgeberechtigung herumschlagen, dann schreibt er ja auch noch an der Rede für Karin. Sehr tapfer kümmert er sich um seine kleine Tochter, die beiden Mütter helfen ihm.Seinem Vater geht es auch sehr schlecht und trotzdem erlebt Tom immer wieder kleine Zeichen, daß das Leben weiter geht.
Für mich war das Buch nicht leicht zu lesen, vor allem durch den sprunghaften Stil, der auch fließend zwischen Gegenwart und Vergangenheit gewechselt hat.
Als Witz emfpnde ich es, daß Tom regelrecht um seine Tochter kämpfen muß. Es ist doch eigentlich klar, daß sie seine Tochter ist.

Bevor man den ganzen Bürokram anlaufen läßt, hätte doch eigentlich auch ein Vaterschaftstest gereicht.




Veröffentlicht am 28.02.2017

Ich nicht weiß-mein Vater,wir und die Demenz

Unter Tränen gelacht
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Ich war gespannt auf dieses Hörbuch, da ich Jahre zuvor auch schon Demenz in der eigenen Familie erleben konnte.
Frau Tietjen erzählt ohne zu beschönigen, die guten und die schlechten Erlebnisse mit ihrem ...


Ich war gespannt auf dieses Hörbuch, da ich Jahre zuvor auch schon Demenz in der eigenen Familie erleben konnte.
Frau Tietjen erzählt ohne zu beschönigen, die guten und die schlechten Erlebnisse mit ihrem zunehmend dementen Vater in seinen letzten zweieinhalb Jahren. Man mag Borchard Schniewind sofort. Er ist ein sehr netter gebildeter Mann, der als Architekt tätig war. Freundlich bleibt er bis zu letzt. Man kann noch richtig dazu lernen. Diese Gedichte, die er liebend gerne rezidiert, konnte ich auch mal. Ob ich das heute noch könnte? Es wwerden sehr schön die Anfangsschwierigkeiten erklärt, die man eigentlich noch gar nicht richtig wahr haben will. Auch das Problem ausländische Haushaltshilfe kommt vor. In Herrn Schniewinds Fall sind es zwei Lettinnen, deren "Deutsch" er übernimmt. "Ich nicht weiß" zieht sich durch die ganze Zeit und wirkt irgendwie drollig. Auch sonst ist er ein sehr lustiger Kerl geblieben. In Anlehung an seinen Beruf, sagt er gerne Reißbrett-Scheißbrett und grinst in sich hinein. Bald geht das aber auch nicht mehr mit den Lettinnen und Frau Tietjen und ihre Schwester sehen sich gezwungen, sich nach einem Seniorenheim umzuschauen. In Hamburg landet der Herr Schniewind schließlich in einem sehr netten Heim. Bettina besucht ihn jeden Tag und man erfährt so manches über Heime, gute und schlechte Pfleger. Im Heim geht es lustig zu, es wird viel gefeiert.
Irgendwann dreht das Schicksal den Spieß um und es geht nicht mehr so gut. Bettina und ihr Vater machen eine Odysse durch die Krankenhäuser, da er immer wieder an Lungenentzündungen leidet. Eines Tages stehen sie vor der Frage nochmal Leben
verlängern mit Antibiotika oder einfach nur ein Schmerzmittel.

Alles in Allem sehr sehr beeindruckend wie Frau Tietjen ihre Schwierigkeiten und die der Familie beschreibt, vom ersten Schlag "Diagnose Demenz" bis zuletzt. Als Laie erfährt man einiges, was im Umgang mit Dementen besser vermieden wird oder auch, was immens wichtig ist. Man kriegt ansatzweise ein Gefühl für die Arbeitslast des Pflegepersonals.Gut fand ich auch, daß sich in Herrn Schniewinds Heim mit den Dementen immer beschäftigt wurde.
Ich denke aber auch, daßein gutes Pflegeheim immer auch vom Geld abhängig ist. In jeder Hinsicht, ob es jetzt die Bezahlung des Personals angeht oder auch wie teuer die Pflegeplätze sind. Die wirklich guten können sich denke ich nur wenige Leute leisten. Das Gros muß froh sein, wenn es überhaupt unterkommt.