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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2024

Pips Sommer

Miss Veronica und das Wunder der Pinguine
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Veronica McCreedys Leben verläuft in ruhigen und geordneten Bahnen. Mit ihren 86 Jahren kommt sie noch gut alleine klar. Ihre Haushaltshilfe nimmt ihr einiges ab, aber grundsätzlich geht es noch, schließlich ...

Veronica McCreedys Leben verläuft in ruhigen und geordneten Bahnen. Mit ihren 86 Jahren kommt sie noch gut alleine klar. Ihre Haushaltshilfe nimmt ihr einiges ab, aber grundsätzlich geht es noch, schließlich kann sie ganze Passagen aus dem Hamlet zitieren. Als sie jedoch ihre alten Tagebücher noch mal vorholt, verspürt sie das Bedürfnis, zu erfahren, ob sie nicht doch noch Verwandte hat. Tatsächlich findet die Agentur einen Enkel. Dieser Patrick gefällt ihr jedoch garnicht, so heruntergekommen und das in seinen jungen Jahren. Was also will Veronica mit dem Rest ihres Lebens und ihrem Vermögen anfangen. Durch eine TV-Sendung erfährt sie, dass die Adeliepinguine bedroht sind.

Tja, so ist das. Dann fährt sie mit 86 Jahren, relativ rüstig nur ein wenig schwerhörig und manchmal muss sie sich doch was aufschreiben, mal eben in die Antarktis in eine Forschungsstation. Und das, obwohl ihr alle eindringlich abraten. Ganz so warm ist es nicht und die Station ist gerade kein Hotel. Aber Widerstände haben Veronica schon immer angestachelt. Da helfen keine guten Worte, keine Überzeugungsversuche. Das Geld aber verhilft ihr zumindest zu einer bequemen Anreise. Und dieser Patrick? Der hat nicht mit einer Großmutter gerechnet und mit Veronica schon überhaupt nicht mit Veronica.

Dies ist wirklich mal ein schöner Roman für ein schönes Wochenende. Veronica mit ihrem Witz, aber auch mit ihrer Eckigkeit wird sie einem schnell sympathisch. Wenn sich ihre Persönlichkeit dann immer mehr erschließt, weil sie beginnt sich zu öffnen, freut man sich, dass sie auch in ihrem Alter fähig ist, ihr Leben zu überdenken und auch umzudenken. Dabei schafft sie es andere miteinzubeziehen. Sie ändert sich selbst, sie lässt andere Einfluss nehmen und sie beeinflusst andere und das mit einer Offenheit, die man einer alten Dame kaum zutrauen würde. Und auch die weiteren Personen sind authentisch und freundlich gezeichnet. Auch die Pinguine kommen nicht zu kurz. Man kann einiges lernen oder sich einfach an den lustigen Gesellen erfreuen. Ein rundum gelungener Roman, der den freien Tag versüßt.

Veröffentlicht am 24.05.2024

Schwertträger

Jenseits der Zeit
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Die gegenseitige Abschreckung zwischen den Trisolariern und den Menschen hält nun schon eine ganze Weile. Für die Menschen hat es zu Wachstum und einem relativen Sicherheitsgefühl geführt. Doch was, wenn ...

Die gegenseitige Abschreckung zwischen den Trisolariern und den Menschen hält nun schon eine ganze Weile. Für die Menschen hat es zu Wachstum und einem relativen Sicherheitsgefühl geführt. Doch was, wenn der fragile Waffenstillstand nicht mehr hält. Die Ingenieurin Cheng Xin wird aus dem Kälteschlaf erweckt. Ein ehemaliger Kommilitone von ihr ist schwer erkrankt und als Zeichen seiner Zuneigung schenkt er ihr einen Stern. Danach will er eigentlich an einem Sterbehilfeprogramm teilnehmen, wird jedoch buchstäblich in letzter Sekunde daran gehindert. Ihm fällt eine außerordentliche Aufgabe zu, die vielleicht einmal zur Rettung der Menschheit beitragen kann.

Das dritte Hörspiel der Trisolaris Reihe ist wieder mit hoher Qualität produziert. Die Menschen und die Trisolarier leben in quasi friedlicher Co-Existenz. Doch beide Wesenheiten wissen voneinander nicht, ob ihre Pläne immer so friedlich sind. Auch wissen sie nicht, ob sie nicht heimlich Möglichkeiten entwickeln, trotz der Bedrohung durch die dunkle Wald Gleichung, die Oberhand zu gewinnen. Und so kann eine Entwicklung in Gang kommen, die zu gefährlichen Situationen führt. Wobei größere Entwicklungszeiträume zum Glück durch Perioden des Kälteschlafs überbrückt werden können. Dadurch kann die Intelligenz wichtiger Personen beinahe unbegrenzt genutzt werden. Doch was, wenn es noch weitere intelligente Lebewesen außer den Trisolariern und den Menschen gibt.

Wieder ist das Hörspiel um den Abschluss der Trisolaris Reihe sehr gut produziert. Durch die unterschiedlichen Sprecher wird das Geschehen sehr lebendig und Musik führt zu einer stimmungsvollen Untermalung. Manchmal wird der Kälteschlaf doch mit sehr großer Leichtigkeit eingesetzt und wenn ganze Planetensysteme vernichtet werden, denkt man, der Autor geht doch recht leichtfertig mit dem Leben um. Auch der Schluss ist gewöhnungsbedürftig. Dennoch ist das Hörspiel sehr spannend und die Quintessenz der Handlung ist gut erfasst. Man möchte nach jedem Kapitel gleich Weiterhören. Hörspiele in dieser Art dürften gerne häufiger produziert werden.

Veröffentlicht am 24.05.2024

Der Zustand

Die Träumenden von Madras
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Eigentlich ist Mariamma noch ein kleines Mädchen als sie an älteren Mann verheiratet wird. Parambil liegt leider weit weg von daheim. Und Mariamma ist sehr unsicher, wie sie sich als Haushaltsvorstand ...

Eigentlich ist Mariamma noch ein kleines Mädchen als sie an älteren Mann verheiratet wird. Parambil liegt leider weit weg von daheim. Und Mariamma ist sehr unsicher, wie sie sich als Haushaltsvorstand verhalten soll. Wenigstens hat sie einigermaßen Glück mit ihrem Mann. Er schweigt zwar viel, aber er drängt sie zu nichts. Vielleicht sucht er zunächst keine Frau, sondern eine Gefährtin für seinen kleinen Sohn, dessen Mutter verstorben ist. Der Kleine ist ein herziges Bürschchen, doch er scheint ebenso wie sein Vater eine seltsame Scheu vor Wasser zu haben. Mit den Jahren gewöhnt sich Mariamma an ihr neues Leben.

Dieser epische Roman weckt durch seinen Titel einiges an Neugier. Indien ist zum einen ein fremdes, zum anderen aber doch britisch geprägtes Land. Die Handlung setzt um 1900 ein, eine Zeit, in der die Kolonialherren noch in ihrer Position waren. Über die Zeit der Unabhängigkeit geht es bis in die 1970er Jahre. An Parambil gehen die politischen Ereignisse nicht spurlos vorbei. Sie bilden aber nicht das Hauptaugenmerk der Bewohner. Eher geht es um Mariammas Glück, ihre Trauer, ihr Durchhaltevermögen, die Liebe zu ihrer Tochter und das Einvernehmen mit ihrem Mann. Und natürlich geht es um den seltsamen Zustand, der die Familie über Generationen hinweg heimsucht.

Die Menschen in Parambil hat man schnell lieb gewonnen. Besonders Mariamma wächst einem ans Herz. Allerdings erschließt sich der deutsche Titel des Romans nicht so ganz. Wahrscheinlich war für den Englischen (The Covenant of Water) keine passende Übersetzung zu finden. Die Handlung des Buches umfasst mehrere Generation, so dass man zwangsläufig neue Bezugspersonen finden muss. Möglicherweise wäre in Teilbereichen eine weniger ausufernde Erzählung angenehmer gewesen. Dennoch überrascht der Roman immer wieder mit mitreißenden Teilgeschichten. Schließlich rundet sich die Handlung zum Ende auf herzerwärmende Weise ab, wodurch man für einige Längen bestens entschädigt wird. Ein lesenswertes Werk, das einen in eine unbekannte Welt eintauchen lässt.

Veröffentlicht am 20.05.2024

Krimi-Festival

Pickert, Pölter und Pistolen
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Ja, es gibt das erste Krimi-Festival mit Krimis aus OWL (Ostwestfalen-Lippe). Hauptsächlich organisiert von Meike Messal finden mehr als 25 Veranstaltungen statt. Die beteiligten Autoren und Autorinnen ...

Ja, es gibt das erste Krimi-Festival mit Krimis aus OWL (Ostwestfalen-Lippe). Hauptsächlich organisiert von Meike Messal finden mehr als 25 Veranstaltungen statt. Die beteiligten Autoren und Autorinnen haben ihre Geschichten zum Festival zur Verfügung gestellt und diese wurden im vorliegenden Buch zusammengefasst. Und wenn man an einer der Veranstaltungen teilgenommen hat, ist der Erwerb des Buches fast selbstverständlich, aber selbstverständlich keine Pflicht. Das Lesen der Kurzkrimis erweist sich als ebenso unterhaltsam wie der Lesung zu lauschen.

Und man darf sagen, dass es in OWL meist unterhaltsamer zugeht als man auf den ersten Moment vielleicht annehmen würde. Da wird mal ein Toter unter Toten versteckt. Mal ist ein Ex nicht so einverstanden mit dem neuen Freund. Oder ein paar Ömchen verteilen einen sanften Tod. Mitunter ist eine Auftraggeberin nicht einverstanden mit dem Ergebnis. Manchmal gar sind Ermittler nicht Ermittler und Täter nicht Täter. Das pralle kriminelle OWL tummelt sich zwischen den Seiten dieses Buches. Hinzu kommt noch der ostwestfälische Lokalkolorit, die dröge Art, die einem hin und wieder das Lachen im Halse stecken bleiben lässt, und auch die Beschreibungen der Örtlichkeiten, die man möglicherweise selbst schon durchstreift hat.

Und auch wenn man eigentlich lieber Romane liest, haben solche Kurzgeschichten auch was. Besonders in Momenten, in denen die Lesezeit eigentlich knapp ist. So eine zehn Seiten Story kriegt man immer dazwischen und auch noch kurzweilige und spannende Unterhaltung. Diese Zusammenstellung von Krimi-Kurzgeschichten aus OWL ist sehr lesenswert. Vielleicht kommt es ja sogar zu einem zweiten Festival.

Veröffentlicht am 20.05.2024

Wandschauer

Der dunkle Wald
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Nachdem die Menschheit erstmals Kontakt mit den Außerirdischen von Trisolaris hatte, herrscht große Sorge, um nicht zu sagen Panik. Die fremde Zivilisation hat sämtliche Kommunikation infiltriert, die ...

Nachdem die Menschheit erstmals Kontakt mit den Außerirdischen von Trisolaris hatte, herrscht große Sorge, um nicht zu sagen Panik. Die fremde Zivilisation hat sämtliche Kommunikation infiltriert, die Menschen können nichts mehr geheim halten. Nur in die Gedanken kann Trisolaris nicht eindringen. Deshalb werden sogenannte Wandschauer erwählt, die nur mit ihren Gedanken einzeln jeweils einen Plan entwickeln sollen, um Trisolaris zu bekämpfen. Neben drei hochrangigen Persönlichkeiten wird Luo Ji ausgewählt, der in seinem bisherigen Leben nicht viel geleistet hat. Luo Ji möchte seine laxe Lebensweise beibehalten, aber er muss schnell feststellen, dass dieser Posten als Wandschauer nicht so einfach loszuwerden ist.

Bei diesem Band handelt es sich um den zweiten Band der Trisolaris Reihe. Die Erde lebt inzwischen unter der Bedrohung der herannahenden Trisolarier. Zwar bleibt eine Reaktionszeit von mehreren hundert Jahren, jedoch ist sehr fraglich, ob es ausreicht, um eine Strategie zu finden. Schließlich müssen die Wandschauer ganz alleine arbeiten und es ist auch nicht so, dass Trisolaris nicht versuchen würde, herauszufinden, was sich die Wandschauer ausdenken. Zusätzlich muss die große Zeitspanne für die Wandschauer überbrückt werden. Da bleibt nur der Kälteschlaf. Bis dahin will Luo Ji das beste aus seinem Leben machen. Dazu lässt er seine Auftraggeber zunächst nach einer Frau suchen.

Zum einen ist die Story um Trisolaris sehr interessant, zum anderen ist auch die Hörspielreihe vom WDR hervorragend produziert. Der Umfang der Bücher mag vielleicht etwas abschrecken. Man gewinnt auch wie beim ersten Teil den Eindruck, dass die Quintessenz des Buches bestens erfasst wurde. Die Szenenbandbreite reicht von lieblich, über spannend, bedrohlich bis gruselig. Ein Wechselbad der Gefühle, welches man durchläuft und welches einen den freien Tag dazu nutzen lässt, das Hörspiel weitgehend in einem Zug zu genießen. Diese Reihe hat es schon in sich, auch wenn gerade der Chinese es ist, der sich anschickt, die Welt zu retten. Es ist ein schlitzohriger und sympathischer Chinese. Man darf auf den dritten Teil der Hörspielreihe gespannt sein. Zur Zeit ist die gesamte Trilogie in der ARD Audiothek abrufbar.