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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2022

Beeindruckend ehrlich

Nachtschwärmerin
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Prostitution, Rassismus, Machtmissbrauch - allein diese drei großen Themen hätten ausgereicht, um unzählige Seiten zu füllen, doch die Autorin Leila Mottley webt in ihre "Nachtschwärmerin" noch viele weitere ...

Prostitution, Rassismus, Machtmissbrauch - allein diese drei großen Themen hätten ausgereicht, um unzählige Seiten zu füllen, doch die Autorin Leila Mottley webt in ihre "Nachtschwärmerin" noch viele weitere subtile Themen ein: Vernachlässigung, Armut, Tod, um nur ein paar zu nennen. "Nachtschwärmerin" ist - wie die Themen bereits vermuten lassen - kein fröhlicher Roman, kein unterhaltsamer Roman, aber dafür ein umso ehrlicherer Roman, der den Blick vor der Wahrheit nicht verschließt. Eine Wahrheit, die manchmal so brutal scheint, dass ich als Leser Pausen einlegen musste, die Geschichte erstmal sacken lassen musste.

Doch letzten Endes musste ich doch immer wieder zum Buch greifen, musste doch irgendwie wissen wie es weitergeht. Und das lag vor allem an der Protagonistin: Kiara ist ein zum Anfang der Geschichte hin noch minderjähres schwarzes Mädchen, die für ihr Alter schon eine Menge Verantwortung trägt, alles richtig machen will, vor allem aber: rauskommen will, raus aus dem Elend dieser Stadt und dem Schicksal, das Menschen mit ihrem sozialen Background zu verfolgen scheint. Als Leser verfolgt man ihren Kampf, fiebert mit, verzweifelt mit ihr, hofft mit ihr mit einer Mischung aus Bewunderung angesichts ihrer Stärke und Frustration angesichts ihrer Dummheit in dieser scheinbar ausweglosen Situation.

"Nachtschwärmerin" brauchte ein bisschen, um mich zu packen, aber dann wurde man mit jeder Seite tiefer in die Geschichte gezogen bis zu diesem Ende, das man zugleich fürchtet und herbeisehnt und das zum Glück genauso ehrlich ausfällt wie der Rest des Romans. Insgesamt ist Leila Mottley hier ein beeindruckendes, atmosphärisches Buch gelungen, das ich hiermit gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 09.04.2022

Absolute Leseempfehlung!

Liebesheirat
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Ich kann gar nicht genau beschreiben was es war, das mich schon am Klappentext von "Liebesheirat" fasziniert hat, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Genauso wenig lässt sich für mich so genau ...

Ich kann gar nicht genau beschreiben was es war, das mich schon am Klappentext von "Liebesheirat" fasziniert hat, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Genauso wenig lässt sich für mich so genau greifen, was es dann genau war, das mich beim Lesen von "Liebesheirat" immer wieder Seite für Seite hat umblättern lassen. Vielleicht waren es die Charaktere, die mit jedem Kapitel ein weiteres kleines Geheimnis über sich selbst offenbarten, vielleicht war es auch der Clash der Kulturen, die hier aufeinandertreffen, was immer wieder für Reibung und Spannung sorgt, vielleicht waren es aber auch die Beziehungen der Charaktere untereinander, die so vielschichtig und teils ambivalent waren, dass es sich wie aus dem Leben gegriffen anfühlte. Und vielleicht war es auch alles zusammen.

Ich jedenfalls war begeistert von dieser Geschichte, die Tragik, Spannung, Drama und so viele moderne Themen so klug aufbereitet miteinander vereint. Absolute Leseempfehlung!
(Beim Lesen musste ich immer wieder an "Crazy Rich Asians" von Kevin Kwan denken - wer dieses Buch mochte, wird "Liebesheirat" lieben!)

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Vorfreude auf den Sommer

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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Als Kind der 90er ist "Man vergisst nicht, wie man schwimmt" wie eine Reise zurück in die eigene Jugend. Eine Jugend, in der es weder E-Scooter noch Smartphones gab und in der der perfekte Sommertag daraus ...

Als Kind der 90er ist "Man vergisst nicht, wie man schwimmt" wie eine Reise zurück in die eigene Jugend. Eine Jugend, in der es weder E-Scooter noch Smartphones gab und in der der perfekte Sommertag daraus bestand, einfach das zu tun, wonach einem gerade der Sinn stand. Genau das tun auch Krüger und Pascal, die Protagonisten der Geschichte - nur, dass ihr Sommertag so ganz anders endet als je einer von meinen geendet hat.

Und das ist in diesem Fall auch gut so, denn sonst wäre die Geschichte auch bei weitem nicht so interessant. Neben dem mysteriösen Geheimnis, warum Krüger nicht schwimmen gehen kann und sich nicht verlieben darf, ist da noch eine sagenhafte Party der coolsten Mädchen des Dorfes, eine Hunnen-Gang, die ihr Unwesen treibt und ein Zirkusmädchen, das für mächtig Aufruhr sorgt. Alles Zutaten für eine spannende und dennoch sanfte Geschichte, die unglaublich Lust auf den Sommer macht und das eigene innere Kind wieder herauskitzelt.

Die Geschichte spielt innerhalb von 24 Stunden und ist dabei so kurzweilig, dass man sich am Ende gar nicht von den Charakteren verabschieden möchte, die man doch gerade erst ins Herz geschlossen hat, insbesondere nach dieser fulminanten und unerwarteten Wendung am Ende! Christian Huber beweist hier, dass er nicht nur Comedy kann, sondern auch ein Gespür für sensible Geschichten und große Emotionen hat.

Ich war sehr gespannt auf diesen Roman, bin ich doch treuer Hörer des Podcasts "Gefühlte Fakten" und muss sagen: ich wurde kein bisschen enttäuscht. Eine großartige Geschichte, die perfekte Vorfreude für den Sommer. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 29.01.2022

Ein Buch voller Poesie

Zusammenkunft
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"Zusammenkunft" ist ein Buch, das man nicht "mal eben zwischendurch" liest. Es verlangt Aufmerksamkeit und Konzentration vom Leser, doch dafür wird man von Autorin Natasha Brown mit einem fast schon poetischen ...

"Zusammenkunft" ist ein Buch, das man nicht "mal eben zwischendurch" liest. Es verlangt Aufmerksamkeit und Konzentration vom Leser, doch dafür wird man von Autorin Natasha Brown mit einem fast schon poetischen Schreibstil belohnt. In kleinen Fragmenten erzählt sie die Geschichte einer schwarzen Frau in Großbritannien, so komprimiert und verdichtet, dass auf den 114 Seiten wirklich nur das Nötigste erzählt wird.
Natasha Brown greift dabei dennoch auf eine tiefgründige Art und Weise schwerwiegende Themen wie Rassismus und Sexismus auf, die subtil, aber dennoch in schonungsloser Ehrlichkeit von der Protagonistin geschildert werden. Dabei werden auch immer wieder Fragen aufgeworfen, die in einem größeren gesellschaftlichen, historischen oder politischen Zusammenhang stehen und den Leser zum Nachdenken anregen. Somit bleibt das Buch lange im Gedächtnis und "hallt nach", wenn man sich darauf einlässt.

Insgesamt ist Natasha Brown hier ein ganz wunderbares, großes Debüt gelungen, das ich jedem, der sich mit dem Thema Rassismus und Sexismus auseinandersetzen möchte, nur wärmstens empfehlen kann!

Veröffentlicht am 15.01.2022

Brutal ehrlich

Betreff: Falls ich sterbe
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ich musste dieses Buch mehrfach beiseite legen, denn "Betreff: Falls ich sterbe" merkt man deutlich an, dass es autobiografisch ist. Jemand, der nicht erlebt hat, was die Protagonistin Carolina in diesem ...

ich musste dieses Buch mehrfach beiseite legen, denn "Betreff: Falls ich sterbe" merkt man deutlich an, dass es autobiografisch ist. Jemand, der nicht erlebt hat, was die Protagonistin Carolina in diesem Buch durchmacht, hätte niemals so emotional, so im Detail und brutal ehrlich über die Trauer in all seinen Facetten schreiben können wie die Autorin es in diesem Fall tun konnte. "Betreff: Falls ich sterbe" lässt einen beim Lesen mehrfach schlucken und selten mit positiven Emotionen zurück, doch gleichzeitig bekommt man einen sehr ehrlichen Einblick in eine nicht ganz optimal verlaufende Beziehung und eine niederschmetternde Trauerphase.

Genau das ist es auch, was ich aus diesem Buch ziehe und weshalb ich es dennoch als lesenswert erachte, wenngleich es den Leser eben sehr oft nicht unbedingt erfreuen kann. Und es gehört schon sehr viel Mut dazu, so über die eigene Beziehung und den Tod eines geliebten Menschen zu schreiben wie Carolina Setterwall es tut. Der Schreibstil ist dabei mitreißend und emotional, die Protagonisten sehr klar gezeichnet. Die Figur Carolina ist nicht immer Sympathieträger, muss sie meiner Ansicht nach aber auch nicht sein, denn genau das regt zum Nachdenken an und lässt einen kritische Fragen stellen.

Insgesamt war "Betreff: Falls ich sterbe" für mich ein sehr lesenswertes Buch, das ich jedem empfehlen möchte, der sich mehr mit dem Thema Trauer und Beziehung beschäftigen möchte.