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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2017

heller und angenehmer Erzählton

Lost in Fuseta
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Lost in Fuseta ist bestimmt kein besonders spannender Krimi, aber darum geht es ja auch nicht. Der Fall steht nicht im Vordergrund. Den ermordeten Privatdetektiv hatte ich im Verlaufe des Buches fast vergessen.
Man ...

Lost in Fuseta ist bestimmt kein besonders spannender Krimi, aber darum geht es ja auch nicht. Der Fall steht nicht im Vordergrund. Den ermordeten Privatdetektiv hatte ich im Verlaufe des Buches fast vergessen.
Man lernt durch viele spezifische Details in diesen Roman etwas von Portugal kennen. Das Buch ist angenehm zu lesen bzw. zu hören, denn ich hatte mich von das Hörbuch, gelesen von Andreas Pietschmann, entschieden. Dieser Sprecher beeindruckt mit der Ruhe mit der er vollkommen entspannt liest. Man kann seiner Stimme lange am Stück zuhören, ohne sich zu langweilen. Ich fand Andreas Pietschmann schon als Sprecher von Jonathan Troppers Sieben verdammt lange Jahre gut, nach dieser Produktion rutscht er bei mir in die Elite unter den Sprechern.
In den Dialogen gelingt es ihm, den Figuren stimmlich eine spezifische Färbung zu geben, und das ohne groß die Stimme zu verstellen.
Die Dialoge sind oft humorvoll und originell. Eine Stärke des Buches!
Auch der Humor wird gut eingesetzt, nicht aufgesetzt und nur einige Klischees werden eingesetzt.
Schließlich wird der Fall dann doch wieder interessanter. Es läuft auf einen Trinkwasserskandal hinaus und Umweltrelevanz wird eigentlich wichtiger als nur ein simpler Mord.

Mit dem deutschen Kriminalkommissar Leander Lost gelangt eine skurrile Figur an die Algarve. In Portugal wirkt er wie ein Fremdkörper, zuerst kommt er mit seinen neuen Kollegen nur schlecht zurecht. Er irritiert seinen Kollegen Graciana Rosado und Carlos Esteves
Doch Leander schafft es schließlich, ein Teil der für ihn neuen Umgebung zu werden. Aber nicht nur er ist eine sympathische Figur, sondern das ganze Team, in das er sich fügt. Ich mag die Leichtigkeit und die Entspanntheit, die komischen Momente und die Erzählintelligenz des Buches. Der Roman strahlt mit seinem warmen Ton die Helligkeit Portugals aus.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Bleibt in Ansätzen stecken

Roofer
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Roofer ist kein wirklich schlechter, aber doch etwas biederer Jugendroman. Es geht um eine Gruppe von Jugendliche, die den Kick in gefährlichen Stunts suchen.
Die Roofers gehen Risiken ein, indem sie ...

Roofer ist kein wirklich schlechter, aber doch etwas biederer Jugendroman. Es geht um eine Gruppe von Jugendliche, die den Kick in gefährlichen Stunts suchen.
Die Roofers gehen Risiken ein, indem sie auf Baugerüsten in erheblicher Höhe herumturnen, absturzgefahr ist stets gegeben. Sie filmen das und stellen es in youtube ein. Auf diese Leute stösst Alice durch ihre flippige Freundin Nasti, die sich in einen der Jungs verliebt und bereit für eine Mutpürobe ist. Es soll ein Liebesbeweis sein. . Die Szenen bei den Mutproben sind auch tatsächlich nicht schlecht beschrieben, das ist bildhaft gestaltet, obwohl manches zu aufgesetzt wirkt, selbst im ersten Kapitel merkt man das schon: "Und in meinem Kopf klatscht ein Körper auf Asphalt. In Endlosschleife. Immer wieder."
Mich beeindruckt das sprachlich nicht. Routiniert geschrieben ist das schon, wenn auch wenig aufregend.

Das Erwartbare wird geboten, aber wenig überraschendes.
Täuschend ist der Klappentext, bei dem man erwarten könnte, die Icherzählerin Alice bzw. ihre beste Freundin würden auch zu Roofern, aber ganz so ist das nicht.

Allzu ins Detail wird bei den Jugendlichen nicht gegangen.Sie sind weitgehend. profillos gezeichnet.
Selbst Alice mit ihren familiären und schulischen Problemen ist eine wenig originelle Figur. Nasti wird leicht klischehaft geschildert. leider wird es dadurch langweilig, da man kaum mit den Figuren mitlebt.
Es gibt dann noch Nikolas, der als Jugendlicher auf der Straße lebt. Da gibt es berührende Passagen, wenn er etwa seine Granny besucht und Gedichte liest, aber eigentlich wird auch aus dieser Figur viel zu wenig gemacht. Es werden Ansätze gebildet, aber nicht weiter ausgebaut. Als Leser frage ich moich da, was ich damit anfangen soll.

Die Roofers gehen Risiken ein, die Autorin weniger! Insgesamt ist der Roman sowohl sprachlich als auch inhaltlich limitiert. Ich kann ihn nicht empfehlen.

Veröffentlicht am 31.05.2017

Durchwachsener klassischer Krimi

Es klingelte an der Tür
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Ich bin kein Neo Wolfe-Kenner und las daher unvoreingenommen diesen Teil der Krimireihe.
Stilistisch ist es geradlinig und konsequent plotdriven. Der Fall geht aus von einem Buch über das FBI, so etwas ...

Ich bin kein Neo Wolfe-Kenner und las daher unvoreingenommen diesen Teil der Krimireihe.
Stilistisch ist es geradlinig und konsequent plotdriven. Der Fall geht aus von einem Buch über das FBI, so etwas hat es tatsächlich gegeben. Die Idee ist originell, die Umsetzung dialoglastig.
Das der Icherzähler nicht Nero Wolf selber ist, hat mich erstaunt.
Es ist die Sicht von Wolfes Assistenten Archie Goodwin, die die Geschichte prägt.

Nero Wolf ist ein typischer New Yorker, obwohl er sonst sehr eigen ist, das schwingt irgendwie mit und erzeugt Atmosphäre. Wolfe wirkt manchmal arrogant, aber das kann auch durch die Erzählstimme von Archie Goodwin vermittelt sein. Nero Wolf erscheint dandyhaft, dann aber trinkt er Bier.

Interessehalber habe ich auch einmal in die Fernseh-Serie „A Nero Wolfe Mystery -The Doorbell Rang “ hineingesehen, die erstaunlich werkgetreu ist. Nicht schlecht gemacht, aber das nur nebenbei. Zurück zum Buch.
Es ist nicht so altmodisch wie erwarten, wobei dieser Teil von 1965 auch ein später der Reihe ist. Der Fall ist nicht ganz unkompliziert, teilweise konnte ich nicht ganz folgen.

Mich hat der Roman interessiert, aber nicht fasziniert. Nero Wolfe hat ein großes Ego, er ist kein Philip Marlowe, davon ist sogar weit entfernt und Rex Stouts Schreibe ist näher dran an Agatha Christie als an Hammett. Natürlich ist Rex Stout typisch US-amerikanisch.
Immerhin muss man die Langlebigkeit der Reihe bewundern. Man muss aber wohl auch ein richtiger Fan von klassischen Krimis sein, um das richtig genießen zu können.
Dem Klett Cotta-Verlag danke ich aber für sein Engagement.

Veröffentlicht am 25.05.2017

Noahs Weg

Glück ist teuer
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Glück ist teuer ist in einem unabhängigen Schweizer Verlag erschienen und bietet erfreulicherweise nicht den Einheitsbrei der etablierten Großverlage.
Es erzählt von entscheidenden Momenten im leben des ...

Glück ist teuer ist in einem unabhängigen Schweizer Verlag erschienen und bietet erfreulicherweise nicht den Einheitsbrei der etablierten Großverlage.
Es erzählt von entscheidenden Momenten im leben des 22jährigen Studenten Noah in der Schweiz. Ihn kennzeichnet die Ziellosigkeit und Egoismus der Jugend. Seine Mutter hatte ihn alleine erzogen, da der Vater die Familie früh verlassen hat. Es gibt auch einige Rückblicke in Noahs Kindheit, dadurch lernt man ihn gut kennen.
Den Handlungsort Schweiz fand ich interessant. Auch diie Universitätpassagen haben mir gut gefallen, z.B. seine Gespräche mit einem unkonventionellen Professor. Erinnerungen an eigene Studienzeiten kamen beim Lesen auf.

Schließlich hat Noah die Chance sich dem fremdgewordenen Vater wieder anzunähern, dafür droht er Gefahr in die Abgründe der Finanzwelt zu rutschen. Das kann schnellen Reichtum schaffen, aber die Schattenseiten sind Egozentrik und Kälte.
Das gefährdet auch seine Beziehung zu Sophia, die er seit seiner Kindheit kennt. Sie war die kleine Schwester seines Babysitters Anouk, die er sehr verehrt hat.
Es gibt aber auch noch die resolute Jelena, mit der er sich gut versteht.
Als Leser hofft man aber, dass er Liebe von Sophia nicht verliert.

Noahs Unstetheit und Ängste vor ungewisser Zukunft kann man nachvollziehen. Allerdinsg interessierten mich die Passagen in der Finanzwelt nicht so stark, da ich keinen Bezug zu Wirtschaftswissenschaften habe. Zum Glück bietet das Buch des jungen Autors Silvan Aeschlimann auch so genug.

Veröffentlicht am 21.05.2017

bin zufrieden

Die Hummerkönige
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Die Hummerkönige ist eine Familiengeschichte. Die Familie heißt mit Nachnamen Kings, deswegen ist der Originaltitel The Lobster Kings doch noch besser als die Hummerkönige, wo das Wortspiel mit dem Nachnamen ...

Die Hummerkönige ist eine Familiengeschichte. Die Familie heißt mit Nachnamen Kings, deswegen ist der Originaltitel The Lobster Kings doch noch besser als die Hummerkönige, wo das Wortspiel mit dem Nachnamen und Anspielungen auf King Lear nicht rüberkommen.
Die Familie Kings lebt seit 300 Jahren vom Fischen auf eine Insel nahe Maine.
Maine ist in der Unterhaltungsliteratur ja schon fast eine Klasse für sich und die Hummerkönige passt da ganz gut herein.

Erzählerin ist Cordelia Kings, die es als Hummerfischerin schaffen will. Das ist aber hartes Brot und nur aufgrund des Todes der männlichen Nachkommen bekommt sie ihre Chance. Sie ist wie ihr Vater eine starke Persönlichkeit.
Durch ihre Erzählstimme entsteht ein eigentümlicher Erzählton. Sie geht in ihrer Erzählung weit in ihre Erinnerung zurück, bis zu der Zeit als sie noch ganz klein war.
Und sie schildert die anderen Familienmitglieder auf interessante Art.
Cordelia ist zudem eine gefasste, beherrschte Person. Ich werde mit ihr nicht so recht warm, muss ich leider sagen.

Immer wieder wird effektiv auf den ersten Kings, der hier Fischer war und auch Maler, Bezug genommen.
Dann sind natürlich die Shakespeare-Anspielungen bemerkenswert. Cordelia ist jüngste von 3 Töchtern des König Lears, auch bei den Hummerkönigen gibt es 3 Töchter.

Es ist einiges los in dem Roman und es gibt packende Szenen, z.B. als Cordelias Bruder Scotty über Bord geht und versucht wird, ihn vor dem ertrinken zu retten, die Trauer und die Passage mit dem Hund. Auch später gibt es immer wieder dramatische Stellen.

In der Summe sind die vorgenannten Elemente gute Mittel, die funktionieren um die Geschichte der Kings zu erzählen. Ganz überzeugt hat mich das Buch durchgängig dennoch nicht, da manche Motive plakativ wirken . Doch insgesamt ist eine gute Qualität vorhanden und ich bin zufrieden.