Lebensgeheimnis
„Nur einmal in meinem Leben wollte ich nicht darauf warten, dass alles perfekt war, um endlich wirklich glücklich zu sein.“
„Mein Herz bei ihr“ ist ein historischer Liebesroman und der Debutroman von ...
„Nur einmal in meinem Leben wollte ich nicht darauf warten, dass alles perfekt war, um endlich wirklich glücklich zu sein.“
„Mein Herz bei ihr“ ist ein historischer Liebesroman und der Debutroman von Rosina Grün. Er erschien im Oktober 2024 bei Books on Demand und ist der erste Band der „Mein Herz-Reihe“.
Endlich reist Mayla mal wieder zu ihrer Großmutter nach Norwegen. Das erste Mal ist ihr Freund Leander dabei und sie freut sich so sehr, ihm ihre Oma sowie das wunderschöne Land vorzustellen. In Norwegen angekommen finden sie eine Kiste mit Liebesbriefen - von Betty an Emma. Doch, wie kann das sein? Emma ist Maylas Großmutter und hat doch wohl ihren Großvater geliebt! Oder? Mayla konfrontiert ihre Oma mit den Briefen und diese beginnt von ihrer Vergangenheit zu erzählen…
Der Roman spielt dabei entsprechend auf zwei Zeitebenen. Die Gegenwart ist in der personalen Erzählperspektive geschrieben, während die Vergangenheit aus der Ich-Perspektive von Maylas Großmutter Emma dargestellt ist.
Zunächst hatte ich etwas Schwierigkeiten in den Roman hineinzukommen, ich empfand den Schreibstil anfangs als etwas zäh und die gehäufte Nutzung bzw. den Wechsel zwischen Namen und Spitznamen („Lee“ und „May“) mochte ich nicht so gern. Ebenso wirkte alles ein wenig überhastet, Mayla findet die Briefe und die Konfrontation mit ihrer Großmutter folgt sofort. Relativ schnell geht es also in die Handlung in der Vergangenheit über, was dann auch den größten Teil der Handlung ausmacht. Mehrere Zeitenwechsel gibt es nicht.
In der Vergangenheit beginnt dann die eigentliche Haupthandlung und hier waren Schreibstil und Handlung deutlich flüssiger. Ich konnte mich komplett in die Handlung fallen lassen und war unglaublich positiv überrascht von der Tiefe der Geschichte. Ich konnte den Roman nun kaum noch aus der Hand legen und bin nur so durch die Seiten geflogen.
Denn die Geschichte geht unter die Haut. Emmas Geschichte ist fröhlich und unendlich traurig zugleich. Das Schicksal der jungen Frau, die sich in eine andere Frau verliebt. Eigentlich doch etwas Schönes, aber 1965 noch überhaupt nicht typisch. Der gesellschaftliche Druck ist groß, Emmas familiäre Verpflichtungen und die Liebe zu ihren Eltern sind es ebenso. Trotzdem lässt sie sich auf die Liebe zu Betty ein und erlebt eine wunderschöne Zeit mit ihr.
Die Hauptfiguren sind dabei gut und authentisch charakterisiert. Auch die Nebenfiguren, gerade der Fischhändler Sven, haben mir sehr gefallen.
Der Zeitgeist der 60er-Jahre ist realistisch eingefangen und die gesellschaftlichen Ansichten zur Homosexualität werden deutlich herausgearbeitet und auch Emmas Gedanken und Gefühle sind unglaublich gut dargestellt. Leider gibt es noch große Vorbehalte gegen Menschen, die das eigene Geschlecht lieben und obwohl eine gewisse Aufklärung beginnt, müssen Emma und Betty sich als Freundinnen, nicht als Paar, ausgeben. Während Betty die Gefühle recht leicht und selbstverständlich anzunehmen scheint, kämpft Emma deutlich mehr mit sich. In ihr sind die gesellschaftlichen Ansichten tief verwurzelt, die negativen Ansichten bezüglich der Homosexualität haben ihre Erziehung mitgeprägt. Umso schwerer fällt es ihr, die Gefühle zu Betty zuzulassen und anzunehmen. Ihr innerer Konflikt ist dabei greifbar und ich konnte ihre Emotionen spüren. Als weiterer Konflikt kommt die Eifersucht ihres besten Freundes Chris hinzu. Dieser ahnt, dass mehr hinter der Freundschaft der Frauen stecken könnte und und lässt kaum eine Gelegenheit aus, fies zu Betty zu sein.
Der Roman endet schließlich mit einem Cliffhanger und lässt viele Fragen offen.
Mein Fazit: Ein unglaublich emotionaler und mitreißender Liebesroman mit großen Gefühlen und überraschenden Wendungen! Ich freue mich riesig auf Band 2 und die Fortsetzung von Emmas Geschichte! Für diesen Band gibt es eine Leseempfehlung sowie 4,5 von 5 Sternen!