Cover-Bild Ich hörte den Vogel rufen
Band der Reihe "Unionsverlag Taschenbücher"
16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Unionsverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Sonstiges
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 17.09.2018
  • ISBN: 9783293208124
Sally Morgan

Ich hörte den Vogel rufen

Roman
Gabriele Yin (Übersetzer)

Sally wächst in Australien auf, in einer Familie, die lauter, schräger und herrlicher nicht sein könnte. Die fünf Geschwister hängen aufeinander wie die Kletten. Die Mutter nutzt Religion – egal welche – als Geheimwaffe. Der Onkel bringt trotz ausgiebigem Alkoholgenuss immer mal wieder ein Huhn vorbei und die Oma gräbt mit Sally frühmorgens den quakenden alten Ochsenfrosch aus.

Erst mit fünfzehn aber merkt Sally, das in ihrer Familie noch etwas anders ist als bei den anderen: Ihre Oma ist schwarz. Hartnäckig beginnt Sally, die Geschichte ihrer eigenen Familie zu hinterfragen und erfährt schließlich Geheimnisse, die ihre Welt auf den Kopf stellen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2019

Autobiografischer Roman, der auf ein lange totgeschwiegenes Thema aufmerksam macht

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Sally wächst als älteste von 5 Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Oma mütterlicherseits lebt bei der Familie, der Vater hat im zweiten Weltkrieg gedient und hat nicht nur ein Kriegstrauma ...

Sally wächst als älteste von 5 Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Oma mütterlicherseits lebt bei der Familie, der Vater hat im zweiten Weltkrieg gedient und hat nicht nur ein Kriegstrauma sondern ist auch Alkoholiker. Erst mit 15 erfährt Sally, dass ihre Oma von Aborigines abstammt, später spürt sie ihrer Familiengeschichte nach und macht daraus diesen autobiografischen Roman, der im Original 1987 erschienen ist.

Die Geschichte beginnt in den 1950er Jahren und lässt den Leser zunächst an Sallys Kindheitserinnerungen teilhaben. Die Autorin erzählt anekdotisch, oft voller Humor, doch es gibt auch bittere und traurige Momente.

Im zweiten Teil des Buches erzählen drei Verwandte der Autorin ihre Geschichte selbst, alle drei Angehörige der sogenannten „gestohlenen Generation“, aboriginestämmige Kinder, die ihren Eltern weggenommen wurden, um sie der Tradition der Ureinwohner zu entfremden und sie als billige Arbeitskräfte zu nutzen. Die Geschichten des Großonkels, der Großmutter und der Mutter Sallys werden in deren Worten und ohne Wertung wiedergegeben und wirken dadurch sehr authentisch. Manches behalten die drei, vor allem die Großmutter, für sich, da es ihnen zu schwer fällt, es zu erzählen.

Sally Morgans Buch scheint in Australien eingeschlagen zu sein wie eine Bombe. Endlich hat sich jemand dieses totgeschwiegenen Themas angenommen. Und auch wenn Hintergründe abseits der Familie fehlen, auch wenn (oder gerade weil) hier nicht gewertet wird, ist dieses Buch auch heute noch wichtig, schon alleine, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen.

Wer etwas über die Geschichte der australischen Ureinwohner, vor allem nach der Kolonialisierung, wissen möchte, könnte mit diesem Buch einen Einstieg erhalten. Ich bin allerdings der Meinung, ein bisschen über die Hintergründe zu wissen, kann nicht schaden. Empfehlen kann ich dieses Buch auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 12.08.2019

Vom Leben der Aborigines

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Fünf Geschwister wachsen in Perth auf. Zum Haushalt gehören außerdem die Mutter, die viel arbeitet, um die Familie über die Runden zu bringen, der Vater, der traumatisiert aus dem Krieg zurückgekommen ...

Fünf Geschwister wachsen in Perth auf. Zum Haushalt gehören außerdem die Mutter, die viel arbeitet, um die Familie über die Runden zu bringen, der Vater, der traumatisiert aus dem Krieg zurückgekommen ist und die Großmutter, die sich um die Kinder kümmert. In dieser Familie wächst Sally auf und stellt mit fünfzehn fest, dass noch etwas ungewöhnlich ist, denn die Großmutter ist schwarz. Unerschrocken von Widerständen gibt sie sich auf die Spurensuche, hinterfragt die Geschichte ihrer Familie und entdeckt ein Kapitel in der Geschichte Australiens.

In ihrem autobiographischen Roman erzählt Sally Morgan von ihrer Kindheit über Jugendalter bis zu Heirat und Familiengründung. Das ist teilweise witzig, teilweise beängstigend. Im Laufe des Romans bekommen noch andere Mitglieder ihrer Familie die Möglichkeit, ihren Teil der Geschichte zu erzählen. Und genau das macht die Geschichte leider etwas geschwätzig; da werden Lebensgeschichten erzählt, traurig und dennoch informativ. Leider springen die Erzähler hin und her und ich hatte teilweise Mühe, dem Geschehen zu folgen, auch da Namen auftauchten, die überhaupt keine weitere Rolle spielten. Auch fand ich es nicht nötig, zu erfahren, mit wem die Autorin alles Tee getrunken und Plätzchen gegessen hat. Die Geschichte der Aborigines im letzten Jahrhundert war mir nicht völlig unbekannt, und trotzdem habe ich noch einiges erfahren, das ich noch nicht wusste. Den Begriff der Gestohlenen Generation kannte ich noch nicht. Dieses Kapitel in der Geschichte Australiens ist für mich erneut sehr erschreckend.

Die Geschichte des Romans ist durchaus wichtig und auch lesenswert. Leider hat das Lektorat für mich keinen guten Job gemacht. Da hätten etwas Straffung und Ordnung geholfen, fünf Sterne zu vergeben.