Die wilde Buchbranche
YellowfaceAthena Liu und Juniper Hayward kennen sich seit dem ersten Semester ihres Studiums, und haben beide davon geträumt, eine erfolgreiche Schriftstellerin zu werden. Für Athena ging dieser Traum in Erfüllung, ...
Athena Liu und Juniper Hayward kennen sich seit dem ersten Semester ihres Studiums, und haben beide davon geträumt, eine erfolgreiche Schriftstellerin zu werden. Für Athena ging dieser Traum in Erfüllung, während Junipers Debüt keinerlei Aufsehen erregte. Als Athena in Junipers Gegenwart stirbt, nimmt diese deren neuestes Manuskript mit, überarbeitet es, gibt es als ihr Werk aus, und hat endlich den Erfolg, den sie sich gewünscht hat. Doch Erfolg gebiert auch Neider, wie Juniper eigentlich wissen sollte.
Der Roman wird in Ich-Form komplett aus Junipers Perspektive erzählt. Ich stelle mir vor, dass es gar nicht einfach gewesen sein kann, das zu schreiben. Denn Juniper ist nicht die sympathischste Protagonistin, und sie weiß sich ihre Tat, das Manuskript einer anderen als ihr eigenes auszugeben, gut schönzureden.
Doch der Roman handelt nicht nur davon, denn er nimmt sich die gesamte Buchbranche vor, inklusive der Kritiker:innen. Wie man am Titel schon erkennen kann, steht außerdem die amerikanisch-chinesische Community mit im Fokus, denn Athena Liu war chinesischstämmig, während Juniper weiß ist. Brisanterweise handelt der Roman, den sie nach Athenas Manuskript veröffentlicht von den chinesischen Arbeitern, die im ersten Weltkrieg die Allierten unterstützten, und deren Rassismuserfahrungen. So wird Juniper unter anderem unterstellt, über Erfahrungen mit Rassismus gar nicht authentisch erzählen zu können.
Wie ich schon erwähnte, ist Juniper nicht gerade sympathisch. Trotzdem drückte ich ihr mehr als einmal die Daumen, das hat die Autorin gut hinbekommen, liegt aber womöglich auch daran, dass es auch sonst so gut wie keinen sympathischen Charakter gibt. Sympathien hatte ich am ehesten für Athenas Mutter.
Nachdem mich „Babel“ fasziniert hatte, war ich sehr gespannt auf den nächsten Roman der Autorin. „Yellowface“ ist ganz anders, vor allem gibt es hier keine phantastische Komponente, auch wenn es gegen Ende fast so scheint, als wäre es anders. Aber auch dieser Roman hat mich gefesselt, auf andere Weise zwar, aber ich war mehr als gespannt, wie es sich am Ende auflösen würde. Leider fand ich den Roman gegen Ende zu überzogen, auch wegen dieses möglichen phantastischen Einbezuges, den ich kein bisschen ernst nehmen konnte. Insgesamt fand ich den Roman auch etwas zu langatmig, und das, obwohl er keine 400 Seiten hat. Etwas geraffter hätte er mich sicher mehr überzeugt.
„Yellowface“ ist ganz anders als „Babel“, was ich sehr interessant finde, auch in Bezug auf die weiteren Romane der Autorin. Leider ist er etwas zu langatmig geraten, und erschien mir gegen Ende zu überzogen. Gut gelungen ist der Autorin, mir die eher unsympathische Protagonistin doch auf gewisse Weise nahezubringen, so dass ich öfter mit ihr mitfühlen konnte.