Spannende, emotional mitreißende, queere High-Fantasy
„Faebound: Divided by Blood“ ist der Auftakt der Fantasy-Trilogie „Battle of the Drumfire“, in der uns eine Welt erwartet, die durch Krieg und Uneinigkeit, Lügen und Mythen gesplittet wurde.
Einst schufen ...
„Faebound: Divided by Blood“ ist der Auftakt der Fantasy-Trilogie „Battle of the Drumfire“, in der uns eine Welt erwartet, die durch Krieg und Uneinigkeit, Lügen und Mythen gesplittet wurde.
Einst schufen drei Götter die Elfen, Menschen und Faes.
Während die Menschen keine Rolle mehr spielen und die Fae, als blutrünstiges Volk besungen, als ausgestorben gelten, leben die Elfen in einem kriegerischen, machthungrigen Reich, in dem die Gesellschaftsschichten klar, Armut, Ungerechtigkeiten und Kindersoldaten allgegenwärtig sind.
Yeeran, stolz auf ihren neuen Rang, doch unzufrieden mit den herrschenden Bedingungen, trifft gleich an ihrem ersten Tag als Colonel eine verhängnisvolle Entscheidung, die nicht nur zahlreiche Leben kostet, sondern auch all das, was sie sich eigenhändig aufbaute. Statt Exekution wird sie alleine ins Exil geschickt und als Ausgestoßene gezeichnet …
Lettle, eine Seherin und das komplette Gegenteil der Soldatin, ist nicht bereit, dieses Urteil zu akzeptieren, und macht sich erst unfreiwillig, letztlich gemeinsam mit dem ehemaligen Oberst Rayan, auf die kräftezehrende Suche nach Yeeran. Doch die Wiedersehensfreude währt nicht lang, bevor die drei in die Fänge der Fae geraten und alles, woran sie glaubten, wofür sie kämpften, plötzlich nichtig, falsch erscheint …
„Faebound“ wird aus wechselnder Perspektive von Lettle und Yeeran erzählt, sodass wir einen guten Eindruck der ungleichen Schwestern, ihrer gegensätzlichen Empfindungen und Überzeugungen bekommen. Zudem lässt uns die Autorin manche Situationen aus beiden, somit verschiedenen, Blickwinkeln erleben, was dem Geschehen und den Figuren eine unerwartete Tiefe verleiht. Mit dem Auftauchen der Fae erhält die Storyline eine Spannungskomponente, die die Neugier anheizt, den Horizont der Elfen auf ungeahnte Weise erweitert und zahlreiche Überraschungen parat hält. Dass Yeeran erneut nur knapp dem Tod entkommt, ist Pila zu verdanken. Doch vor einer Strafe kann der charmante Obeah die Kriegerin nicht bewahren.
Saara El-Arifi führt uns in malerischen, klaren Zügen, häufig von einer bedrückenden, bedrohlichen Atmosphäre begleitet, durch ihre oft aufwühlende Geschichte, in der wir vordergründig das Reich der Fae, Mosima, ihre Lebensumstände und die Politik kennenlernen, ihren Zorn und die harten Bedingungen sehen. Der direkte Ton unterstreicht die jeweiligen Emotionen und Sequenzen, während die Stimmung den Umständen entsprechend wankt – wir spüren nagende Panik und Trauer, Hoffnung und das Schwinden dieser. Schwere Tristesse und leichtes Glück. All die Geheimnisse, die ungeahnten Wahrheiten und auch die Gefahren, mit denen Yeeran, Lettle und Rayan konfrontiert werden, waren vorstellbar und interessant in die im Kern abwechslungsreiche Handlung eingebettet. Auch in Sachen Worldbuilding punktet die Autorin, war dieses komplex, jedoch griffig ausgearbeitet. Die Szenen über die „Entstehungsgeschichte“ der Spezies, Informationen über die Mythologie sowie die Naturverbundenheit der Fae samt der magischen Komponenten gaben der Handlung eine mystische Note.
Es war leicht, einmal angekommen, zur Gänze in das Geschehen einzutauchen, sich mitreißen zu lassen, die einzelnen Figuren, ihre Intentionen und ihre Wahrheiten hinterfragen und ergründen zu wollen.
Neben den drei Elfen gibt es weitere wichtige, detailreich ausgearbeitete Charaktere – bspw. die unnahbare Furi, den aufgeschlossenen Prinzen Nerad, Stylist Golan und Komi, der dem Rausch nie abgeneigt ist – die den Verlauf mit Individualität bereichern, ernste und humorvolle, informative, spannende wie romantische Momente schaffen. Feindseligkeit versprühen und für anhaltendes Misstrauen sorgen. Denn so eng die Dynamik der Faes auch wirkt, Geheimnisse, Uneinigkeit und Intrigen schwelen im Inneren des Volkes …
Trotz der Ausweglosigkeit, in der sich die „Neuankömmlinge“ befinden, der ihnen zuteil werdenden Ablehnung, trotz der Prüfung, die vor Yeeran liegt, und ihrem Plan, dem Gedanken an Flucht, trotz unheilvoller Prophezeiungen, Schuld und Angst: knistert es – und zwar doppelt. Die Autorin kreierte u. A. eine der seltenen, echten Enemies-to-lovers-Romanzen, voller Hass und Vorsicht, voller Wanken zwischen Gefühlen und Stolz. Und doch nehmen die beiden Slow-Burn-Lovestorys zu keiner Zeit überhand, weben sich perfekt in die Storyline – und in LeserInnen-Herzen.
Band eins der „Battle of the Drumfire“-Trilogie beinhaltet rührende Augenblicke, wütende Ungerechtigkeit, Tragik, Tod und Twists. Abgesehen von Krieg und den verhärteten Fronten, dem Streben nach Macht und den aus Angst und Unterdrückung erschaffenen Vorurteilen hat die Autorin ihre High-Fantasy-Serie auch mit ihrem genderneutralen Stil in die aktuelle Zeit geholt. Zudem dürfen wir POCs, Queerness und Handicaps als Normalität statt Besonderheit erleben. „Faebound“ fesselt nicht mit Action und Kampf, sondern mit zarten Tönen, vielschichtigen Charakteren und Mysterien. Fasziniert auf ganz eigene Art. Am Ende holt uns ein Abschied, ein Cliffhanger, zurück in die Realität, der gebannt auf die Fortsetzung warten lässt.
Auch sei gesagt, dass die Hardcover-Ausgabe wunderschön aufgemacht ist und mit Details wie etwa einer farbigen Karte, einem Glossar und einem Namensregister bestückt wurde.