Cover-Bild Vergebung geht nicht nur im Kopf
4,99
inkl. MwSt
  • Verlag: SCM Hänssler
  • Themenbereich: Gesundheit, Beziehungen und Persönlichkeitsentwicklung - Psychologie
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 09.01.2017
  • ISBN: 9783775157599
Willy Weber

Vergebung geht nicht nur im Kopf

Wie man Verstand und Gefühl in Einklang bringt
Als Christen sollen und wollen wir vergeben. Was einfach aussieht, ist oft gar nicht so leicht.
Willy Weber zeigt, warum unsere Emotionen bei dem Thema so wichtig sind und wie wir sie wahr- und ernst nehmen können. Auf diese Weise kann neue Freiheit gewonnen werden - unabhängig davon, ob echte Versöhnung möglich ist. Er stellt konkrete Schritte vor und gibt Werkzeug an die Hand, wie Vergebung "echt" gelebt werden kann. Das sehr praxisnahe Buch des erfahrenen Seelsorgers bietet Ihnen Hilfestellungen und viele Beispiele aus der Beratungspraxis, damit Sie Vergebung wagen können oder andere dabei seelsorgerlich begleiten.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2017

Vergebung als Chance

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Cover:
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Das Cover kann vielfältig interpretiert werden mit dem dunklen Rot als Symbol für Liebe und Blut/Leid gleichermaßen. Vergebung ist gelb leuchtend und scheint hervor. Sie befindet ...

Cover:
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Das Cover kann vielfältig interpretiert werden mit dem dunklen Rot als Symbol für Liebe und Blut/Leid gleichermaßen. Vergebung ist gelb leuchtend und scheint hervor. Sie befindet sich im Herz, das von Stacheldraht eingezäunt ist. Für mich eine passende Symbolisierung des Aspekts, dass man vergeben will, die Gefühle aber noch gefangen sind. Mir fiel das Buch durch seine warmen Farben auf, die stimmig zum Titel und Inhalt sind.

Inhalt:
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Das Wort Vergebung kommt immer wieder in der Bibel vor. Christen sollen einander vergeben und wollen es vielleicht auch. Wir bitten Gott, uns zu vergeben "wie auch wir vergeben unsern Schuldigern" im Vaterunser. Doch was bedeutet Vergebung? Heißt Vergebung auch Versöhnung? Wie gehe ich damit um, wenn ich weiß, dass ich vergeben sollte oder es im Kopf will, meine Gefühle aber nicht mitspielen? Der Autor nimmt sich des Themas ganzheitlicher Vergebung an, die Gefühle müssen ernst genommen werden. Herr Weber nimmt den Leser an der Hand und stellt konkrete, praktische Beispiele vor, wie Vergebung und das Danach aussehen kann.

Mein Eindruck:
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Zu Anfang widmet sich der Autor generell dem Thema Vergebung und der Abgrenzung zur Versöhnung. Dabei hat er mich direkt mitgenommen, da er den Menschen da abholt, wo er steht: beim Zweifel. Jeder Christ weiß, dass er vergeben soll, gleichwohl besteht da das Schamgefühl, weil man nicht kann (gefühlsmäßig), weil man zu verletzt ist oder man will nicht, weil der eigene Gerechtigkeitssinn dagegen spricht. Herr Weber hilft dabei zu verstehen, dass Vergebung weniger dem anderen, dem "Täter" hilft als vielmehr einem selbst, dem "Opfer". Vergebung macht frei, sich von der Vergangenheit zu lösen, um sich weiterentwickeln zu können. Dabei ist immer wieder wichtig: "Vergebung verträgt keinen Zwang, kein Muss [...]"(S.26). Aber wenn man sich entscheidet, zu vergeben: "Das Denken kann und muss die Gefühle tragen, nicht die Gefühle die Entscheidung. Aber die Gefühle sind da, sie wollen getragen werden und sind am Vergebungsgeschehen intensiv beteiligt." (S.26) Vergebung ist der erste Schritt, danach kann eine Versöhnung erfolgen, ist aber nicht immer die beste Lösung.

Diese Gedankengänge untermauert der Autor mit vielen Beispielen aus seiner langjährigen Praxis als Seelsorger und Supervisor. Besonders ziehen sich 3 Patientenfälle durch dieses Buch, bei denen der Autor Schritt für Schritt zeigt und erläutert, wie Vergebung und ggf. Versöhnung gelingen kann. Dabei geht es jeweils um seelische Verletzungen in der Kindheit, im Jugendalter und im Erwachsenenalter.
Mir gefiel es sehr gut, wie behutsam der Autor dabei vorgegangen ist, ohne erhobenen Zeigefinger. Dem Autor ist wichtig, keine Klischees zu bedienen und den Leser anzuregen, darüber nachzudenken, was zu ihm passen könnte. Vergebung ist eine Chance für sich selbst, kein Zwang, der bei Nichterfüllung gestraft wird. Wer vergeben kann, hat die Chance sich von einer Raupe in einen wunderschönen Schmetterling zu verwandeln. Diese Metapher gefiel mir besonders gut. Dabei geht es zum einen darum, anderen zu vergeben, aber auch man selbst kann sich im Wege sein. Ein sehr wichtiger Aspekt, an den ich bei dem Titel nicht direkt gedacht habe. In dem Kontext wird dann auf die Transaktionsanalyse mit Kind-Ich, Eltern-Ich und Erwachsenen-Ich eingegangen. Diese Differenzierung war mir zwar bekannt, aber die Sitzungsbeispiele, in denen u. a. Elemente der Gestalttherapie in Form von imaginären Gesprächen und Briefen angewendet werden, veranschaulichten die Theorie sehr gut. Schön dabei war auch, dass immer versucht wurde, den "Täter" nicht als "den Bösen" abzustempeln, sondern genau hinzusehen und sich in beide hineinzuversetzen.

Nach der Vergebung hört es jedoch nicht auf, es KANN eine Versöhnung stattfinden als Schritt in eine neue, bessere Beziehung. Aber auch hier ist dies kein Muss, auch eine Distanz zum "Täter" kann sinnvoll sein. In dem Kontext ermutigt der Autor u. a. die Gemeinde dazu, tolerant mit dem Thema Scheidung umzugehen, was mich positiv überrascht hat. Und auch auf das Thema Rückschläge bei Veränderungen geht der Autor ein, ein sehr menschliches Problem.

Obwohl dieses Buch mit seinen knapp 160 Seiten sehr schlank wirkt, empfand ich es als so gehaltvoll und hilfreich, dass es mir schwerfällt, alle Aspekte hier zu erwähnen. Man merkt dem Autor einfach an, dass ihm die Menschen am Herzen liegen und er schon jahrelange Praxiserfahrung hat. Er nimmt den Leser bei der Hand, führt ihn behutsam durch die Schritte der Vergebung, greift etwaige Zweifel auf und zeigt Alternativwege auf. Er zwingt nicht auf, sondern ermutigt, sich selbst Gedanken über den eigenen Weg zu machen und gibt Hilfestellungen und Literaturtipps, wie man ihn gehen kann. Ein kleines, aber feines Büchlein, dass ich mir sicherlich noch öfter vornehmen werde!

Fazit:
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Praxisnahe Hilfestellung zur ganzheitlichen Vergebung als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung - sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Über die Gefühlsarbeit in der Vergebung

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Über die Gefühlsarbeit in der Vergebung

„Wenn wir einem anderen Menschen vergeben haben, sind wir frei von der Last, die uns bedrückt hat.“

Der Autor Willy Weber befasst sich „Vergebung geht nicht nur ...

Über die Gefühlsarbeit in der Vergebung

„Wenn wir einem anderen Menschen vergeben haben, sind wir frei von der Last, die uns bedrückt hat.“

Der Autor Willy Weber befasst sich „Vergebung geht nicht nur im Kopf“ mit dem Thema Vergebung, dem Verzeihen von Schuld, ohne dem Verharren in Ärger, Wut, Kränkung und Aggression. Sein Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der Bedeutung der Emotionen in diesem Prozess des Vergebens. Im vorliegenden Buch bezieht er sich auf verschiedene Arten von Verletzungen und geht auf die diversen Eigenheiten und das unterschiedliche Verhalten der Menschen ein. Hierzu führt er ganz konkrete praktische Beispiele aus seiner Arbeit als Seelsorger an.

Der Autor beleuchtet die Emotionen und jene Dinge, die diesen im Wege stehen. Eine Vielzahl seiner Aussagen belegt er mit Zitaten aus der Bibel.

Die einzelnen Kapitel werden durch sogenannte „Fragen zum Nachdenken“ abgeschlossen, in denen das Gelesene kurz betrachtet und der Leser ganz gezielt dazu angeregt wird, seine eigene Person in seine Überlegungen einzubeziehen.
Man merkt dem Inhalt dieses Buches deutlich an, dass dessen Verfasser im Bereich der Psychologie und der Klinischen Seelsorge tätig ist. Seine Vorgehensweise, mit den Menschen zu arbeiten, beschreibt er anhand der Erfahrungswerte aus seiner Tätigkeit als Berater.

Etliche Passagen dieses Buches und beispielhaft angeführte Situationen empfand ich als sehr beeindruckend und zu einem gewissen Teil sogar als „Augen-öffnend“. Der Abschnitt, der sich mit der Versöhnung mit sich selbst befasst, schaffte es jedoch nicht ganz, mich zu überzeugen. Die Identifikation mit einigen Situationen, die der Autor in seinem Buch darstellt, ist mir nicht gelungen. Ich konnte mich vor allen Dingen mit dem „Eltern-Ich“, dem „Kind-Ich“ und dem „Erwachsenen-Ich“ nicht anfreunden. Die Dialoge, die jene im Buch beispielhaft angeführten Personen „mit sich selber führen“ und in denen sie in Form des „Kind-Ichs“ mit ihrem eigenen „Erwachsenen-ich“ korrespondieren (mündlich und schriftlich) haben mich ein wenig befremdet. Die in den einzelnen Praxisbeispielen genannten Personen führen diese „Dialoge mit sich selber“ als eine Art Therapie, als Weg zum Verzeihen, zur Vergebung und streben dabei letztendlich eine Versöhnung an. Für mich als im Bereich der Psychologie und Seelsorge unbedarfte Leserin wirkte es jedoch ein wenig skurril (und vielleicht auch nur ungewohnt), ich konnte damit nichts anfangen.

Die optische Gestaltung hat mir gut gefallen. Das einfarbige und in dunkelroter Farbe gehaltene Cover weist abgesehen von einem Herz aus Stacheldraht (oder Dornen?) lediglich Autorenname und Buchtitel inklusive Untertitel auf. Das Buch wirkt dadurch schlicht und elegant.

FAZIT: „Vergebung geht nicht nur im Kopf“ war eine sehr interessante, für meinen ganz persönlichen Lesegeschmack jedoch ein wenig zu ausführliche und in die Tiefe der Beratungsarbeit gehende Lektüre. Ich würde es daher eher Menschen empfehlen, die in der Beratungsarbeit tätig sind bzw. als weiterführende Lektüre für Interessierte mit einem bereits vorhandenen Basiswissen im Bereich der Psychologie und Seelsorge.