Cover-Bild Zweite Chance verpasst
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13,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Bucher Verlag GmbH
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 136
  • Ersterscheinung: 03.07.2020
  • ISBN: 9783990185421
Alexander Wieser

Zweite Chance verpasst

Als ich mich während des Erwachsenwerdens Schritt für Schritt in die falsche Richtung bewegte, war mein einziges
Lebensziel, keine Schwäche zu zeigen und niemandem einen Blick hinter meine Fassaden zu gewähren, wo sich
mit den Jahren aus all den Wunden Narben gebildet hatten. Während ich ständig gegen den Strom schwamm, versuchte
ich mir selbst zu beweisen, dass ich stärker als die Strömung war und mir nichts und niemand etwas antun
konnte. Doch dann kam der Tag, welcher mein gesamtes Leben verändern sollte. Im Leben kann man hinfallen, wichtig ist nur, einmal mehr aufzustehen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2020

Verloren - für immer?

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Alexander Wieser, 1977 in Schruns, Vorarlberg geboren hat ( te ) kein leichtes Leben.

Vom Vater brutal mißhandelte, in der Schule attackiert, verspottet, kurzum: gemobbt. Das nahm man damals jedoch noch ...

Alexander Wieser, 1977 in Schruns, Vorarlberg geboren hat ( te ) kein leichtes Leben.

Vom Vater brutal mißhandelte, in der Schule attackiert, verspottet, kurzum: gemobbt. Das nahm man damals jedoch noch nicht ernst und das Wort Mobbing für dieses grausige Phänomen gab es noch nicht. Viele Lehrer und nicht nur die dachten nach dem Motto: Wenn er nicht lernt, sich durchzusetzen, dann wird er / sie eben lebebsunfähig. Soviel zum Thema, daß Lehrer zumindest doch helfen sollten.

Alexander kommt dann zum Schluß, daß er sich eben selbst hilft. Er erhofft sich durch Kampfsport und Prügeleien Respekt. Er gerät jedoch in die Abwärtsspirale, hat dann auch noch hohe Schulden und begeht das erste kleine Verbrechen. Die erste Perle, das erste bittere Reiskorn in der Kette, dann das nächste, dann das nächste, bis er hopps genommen wird. Selbst das Gericht scheint ihm keine Furcht einzuflößen und daß er eine Bewährungsstrafe erhält. Die Schulden bleiben real und der Leidensdruck zum Verbrechen auch, bis ihm das vergitterte Zwangshotel auf Staatskosten droht ...

Daher der Titel.

Diese authentische Geschichte pendelt als Novelle zwischen Verhaftung, Gefängnis und der Biographie der Vergangenheit - wie es soweit kommen konnte. Das abschließende 16. Kapitel lautet: Die Zeit danach.

Lakonisch und trocken, aber dennoch nicht frei von Emotionen erzählt Alexander Wieser von der Tragödie seines Lebens. Es liegt tatsächlich an jedem zumindest zum Teil selbst, die Gegenwart und Zukunft u. U. eingeschränkt, zu gestalten. Das ist ihm wenigstens trotz aller Widrigkeiten gelungen. Er hat sich aus der Verlorenheit zurückgekämpft.

Das Buch hat zwar nur 133 Seiten, aber das sorgt für eine Verdichtung, Intensität und Eindringlichkeit, die seinesgleichen sucht.

Er schont weder sich noch den Leser, frank und frei ( Frank & Frei, hört sich wie eine Anwaltskanzlei an! ) über all das Negative zu berichten. Vielleicht läßt er mal einen Nachfolgeband erscheinen, in welchem er andere Aspekte schildert sowie sein gegenwärtiges Leben wiedergibt. Interessieren würde mich das schon. Jedenfalls beweist Alexanders Geschichte, wie wichtig es ist, frühzeitig genug gegen Kindesmißhandlung und Mobbing vorzugehen, bevor es zu spät ist!

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Authentisch und ambitioniert – da schaut man schon mal über den Stil hinweg

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Alexander Wieser, 1977 geboren in Österreich, gerät nach einer ungeschützten und ungeliebten Kindheit auf die schiefe Bahn. Des ständigen gepeinigt werdens und Opfer seins im Zuhause wie in der Schule ...

Alexander Wieser, 1977 geboren in Österreich, gerät nach einer ungeschützten und ungeliebten Kindheit auf die schiefe Bahn. Des ständigen gepeinigt werdens und Opfer seins im Zuhause wie in der Schule überdrüssig, vollzieht er die Kehrtwende und wird vom Opfer zum Täter. Durchtrainiert und gewaltbereit, schließt er sich den falschen Leuten an und randaliert und schlägert was das Zeug hält. Zwar kann er seine Ausbildung als Automechaniker beenden, doch stürzt ihn die falsch empfundene Loyalität zu seinem Vater, geboren aus dem verzweifelten Verlangen nach Liebe und Anerkennung, in große finanzielle Schulden und so sieht er sich gezwungen, bis zu vier Jobs gleichzeitig nachzugehen. Schließlich weiß er sich nicht mehr anders zu helfen, als sich mittels Kriminalität die notwendigen finanziellen Mittel zur Schuldenbegleichung zu besorgen.
Es kommt, wie es kommen muss: er wird verhaftet. Eine erste Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe bleibt ungenutzt, weil ihn die finanzielle Bestrafung erneut mit hohen Schulden belastet, aber auch, weil er die Falschheit seines Tuns noch immer nicht wahrnehmen will. Weiterhin bleibt er seinem Weg der Kriminalität verhaftet. So erfolgt eine erneute Verhaftung, die dieses Mal nicht mehr mit einer Bewährungsstrafe endet. Glücklicherweise ist da seine Freundin Conny, die sich nach kurzer Besinnungspause und Neuorientierung gemeinsam mit den beiden Kindern entschließt, ihm eine Chance zu geben und emotionalen Halt zu bieten.
Und Alexander Wieser nützt diese dritte Chance in seinem Leben in vielerlei Hinsicht: Da ist zum einen das Reflektieren über Ursache und Wirkung, die schlussendlich zu der Erkenntnis führt, dass es nicht sinnvoll ist, weiterhin ein Opfer der Umstände zu sein und die Verantwortung für sein verkorkstes Leben einzig anderen zuzuweisen. Da ist auch seine Haltung, die ihm selbst im Gefängnis Freundschaften ermöglicht, ihn Schwierigkeiten aus dem Weg gehen und Toleranz auch jenen entgegenbringen lässt, die aus der Gesellschaft ausgestoßen sind. Da ist zum anderen die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen: von Therapeuten, Psychologen, seiner Beziehungspartnerin und auf seine innere Stimme zu hören, die eigentlich ein ganz anderes Leben will, was ihm sogar die Sympathie einiger Wärter einbringt. Und so geht er nach seiner Entlassung einen neuen Weg, der anfänglich steinig ist und ihn immer wieder an seine Grenzen bringt, schlussendlich aber dazu führt, dass Alexander Wieser eine berufliche Entwicklung durchlebt, die ihm ermöglicht innerhalb der nächsten Jahre seine Schulden zu begleichen und seiner Familie vorzustehen. Seine Liebe und tief empfundene Verbundenheit zu seiner Familie lässt ihn Verantwortung übernehmen, seine Vergangenheit und die Entwicklung seiner Persönlichkeit aber wecken in ihm den Wunsch, seine Erfahrungen weiterzugeben, Präventionsarbeit und Hilfe denen zu leisten, die Gefahr laufen, ähnlich abzustürzen wie er.

„Zweite Chance verpasst“ ist kein literarisches Meisterwerk, aber das will dieses Buch auch nicht sein. Das nur 132 Seiten starke Büchlein ist eine Aufzeichnung von Erlebtem und Gegenwärtigem und oft vor allem zwischen den Zeilen stark. Alexander Wieser bleibt in manchem vage, er wird nicht zum Voyeur des Handelns und Leids seiner Gefängniskollegen, sondern konzentriert sich auf sich, und hätte man sich manchmal auch ein wenig mehr Details, z. B. hinsichtlich der Therapiearbeit oder seiner Beziehung zu den Wärtern, auch vielleicht zu seiner beruflichen und privaten Entwicklung (z. B. im Hinblick auf seine Schwester) und seinem Innenleben in dieser Zeit gewünscht, so bleibt die Absicht des Autors immer sichtbar: er will bewusst machen und Möglichkeiten aufzeigen, die jenseits der Kriminalität verlaufen, die zur Persönlichkeitsentwicklung von Menschen beitragen und die motivieren, den eigenen Weg zu gehen, auch wenn er steinig scheint und das tut er ambitioniert, mit ganzem Herzen und vor allem sehr authentisch.
Lesenswert!

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