[Wer den Film mag, wird das Buch ziemlich sicher auch lieben, wer sich für mehr als das interessiert, kann im folgenden Lesen, warum ich's nicht mochte.]
Ich bin durch Zufall an das Buch gekommen, ohne den Film zu kennen, und habe erst mit dem Lesen begonnen, und dann doch den Film gesehen, weil das Buch den Film schon irgendwie voraussetzt. Es ist zwar auch so zu verstehen, aber während vieles genau beschrieben wird, gibt es auch so einige Dinge, die eher vage oder missverständlich bleiben, sodass ohne den Film nicht immer ganz klar ist, was genau eigentlich gerade beschrieben wird.
Und vermutlich hätte ich nicht weiterlesen sollen, nachdem ich den Film dann doch gesehen hatte, weil schon der Film mir nicht gefallen hat, nur dann habe ich es doch getan, und ... nun ja
Als Buch zum Film funktioniert die Geschichte ziemlich gut. Sie lässt nicht zu viel aus (auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, es hätte sogar mehr ausgelassen werden können), gibt ziemlich auf den Punkt gebracht wieder, was alles passiert, und der Schreibstil ist zwar sehr kindlich, für ein Kinderbuch ist das aber auch nicht anders zu erwarten, und auch wenn es manchmal sehr einfach geschrieben ist, ist das dennoch in Ordnung.
Leider überzeugt die Geschichte selbst mich überhaupt nicht. Das hat sie schon im Film nicht wirklich getan, da gab es aber wenigstens noch gute Musik und die Bilder waren ziemlich cool, und im Buch bleibt leider nur die Geschichte übrig, die funktionieren könnte, aber das tut sie nicht.
Hauptsächlich, weil das große Thema der Geschichte ist, dass Raya Leuten vertrauen soll, und über die gesamte Geschichte hinweg ist das die eine Sache die sie lernt, das einzige Problem daran ist nur: Sie ist vollkommen im Recht damit, Leuten nicht zu trauen.
[Spoiler ab jetzt]
Alle Leute stellen es irgendwie so dar, als läge sie falsch, und als müsste sie nur mehr Vertrauen haben, und auch am Ende trägt sie ebenfalls einen Teil der Schuld, weil sie nicht genug vertraut hat, und sie hätte mehr Vertrauen haben müssen (angeblich), aber: Sie vertraut Leuten, es gibt mehrfach Situationen, in denen sie es tut, und immer wird sie verraten. Jedes einzelne Mal. Und wenn sie Leuten nicht vertraut, dann hat sie auch immer recht, weil sie tatsächlich verraten wird. An keiner einzigen Stelle im Buch oder Film wäre sie mit Vertrauen tatsächlich weitergekommen, oder es hätte ihr geschadet, dass sie misstrauisch war, und entsprechend funktioniert die gesamte Geschichte nicht und zerfällt einfach. Wenn es um Vertrauen geht, sollte die ganze Reise Raya zeigen, dass Vertrauen gut ist, aber es gibt keine einzige Stelle, in der Vertrauen ihr tatsächlich geholfen hätte.
Der einzige Punkt, an dem es wirklich etwas bringt, ist ganz am Ende, als sie ihre Lektion dann bereits gelernt hat (wie auch immer), und selbst da wird sie fast verraten. Ich weiß nicht, wer sich dachte, dass das ein guter Aufbau sei, aber leider lag die Person falsch. Und leider hat mich alles an dem ganzen Vertrauens-Thema ziemlich sauer gemacht, weil alle Leute immer so tun, als sei Raya im Unrecht, während die Geschichte ja zeigt, dass sie richtig liegt.
Insgesamt eine wirklich gute Adaption, aber inhaltlich funktioniert die Geschichte von Raya (auch wenn sie auf einer guten Idee basiert) leider überhaupt nicht, egal in welchem Medium, und im Buch sogar ein wenig schlechter, weil da nichts vom Inhalt ablenken kann.