Cover-Bild Täuschend echt
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 23.10.2024
  • ISBN: 9783257615302
Charles Lewinsky

Täuschend echt

Ein Werbetexter verliert alles auf einen Schlag: Liebe, Geld und Karriere. Dank künstlicher Intelligenz schafft er es, sich wieder aufzurappeln. Die neue Technologie hilft ihm, ein Buch zu schreiben, das große Beachtung findet, weil es angeblich die »Geschichte eines wahren Schicksals« erzählt. Nur eine Frau weiß, dass das nicht stimmt: die ehemalige Geliebte, die den nun so gefeierten Autor schon einmal um alles gebracht hat.

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2024

Herrlich!

0

Für den Protagonisten kommt es dicke: Zuerst verlässt ihn seine Freundin, und dann verliert er auch noch seine Stelle als Werbetexter. Er beginnt zunächst eher spielerisch zum Frustabbau, sich von KI Geschichten ...

Für den Protagonisten kommt es dicke: Zuerst verlässt ihn seine Freundin, und dann verliert er auch noch seine Stelle als Werbetexter. Er beginnt zunächst eher spielerisch zum Frustabbau, sich von KI Geschichten schreiben zu lassen, um seine Rachegelüste an seiner Exfreundin auszuleben. Doch bald verschafft ihm KI eine unverhoffte Möglichkeit zu beruflichen Erfolg, und auch als persönliche Ratgeberin gewinnt KI immer mehr an Bedeutung für ihn…

Charles Lewinsky stellt mit KI ein hochaktuelles Thema in den Mittelpunkt seines Romans. Wie wird KI die Erstellung von Texten verändern? Werden Werbetexter/innen, Schriftsteller/innen, Redenschreiber/innen bald überflüssig und Romane bald von Software generiert? In Genres wie Thrillern oder Romance, die klaren Mustern folgen und eher geringen literarischen Ansprüchen genügen, scheint dies durchaus in naher Zukunft möglich.

Textpassagen, die Lewinsky durch KI erstellen ließ, sind im Buch kursiv gedruckt, und als Leserin empfand ich den Unterschied zwischen Lewinskys Text und den KI-generierten Einschüben als frappierend. Bei den eintönigen, sich inhaltlich und sprachlich wiederholenden computergenierten Texten ertappte ich mich dabei, dass ich gedanklich abschweifte oder nur oberflächlich las. Ein echter Genuss ist dagegen Lewinskys herrlich pointierter, teilweise boshafter und ironischer Stil. Den Protagonisten hatte ich auch sofort lebendig vor Augen, und ich schwankte immer wieder zwischen einem gewissen Mitgefühl für seine Situation und Abscheu für seine Rachephantasien. Die Geschichte ist wunderbar konstruiert, und auch, wenn ich gegen Ende ahnte, wie es ausgehen wird, ein absolutes Lesevergnügen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2025

Reichlich Stoff zum Nachdenken

0

Auf dem ersten Erzählstrang geht es um das private und berufliche Scheitern des namenlosen Ich-Erzählers und seinen Rachegefühlen gegenüber seiner skrupellosen, gerissenen Ex-Freundin. Der anfänglich unsichere, ...

Auf dem ersten Erzählstrang geht es um das private und berufliche Scheitern des namenlosen Ich-Erzählers und seinen Rachegefühlen gegenüber seiner skrupellosen, gerissenen Ex-Freundin. Der anfänglich unsichere, konservative, arbeitslose Werbetexter entwickelt sich auf dem zweiten Erzählstrang zu einem selbstbewussten Schriftsteller, der mittels KI und ChatGPT eine erfundene Lügengeschichte über eine afghanische Frau erfolgreich als Buch herausbringt. Kreativ verstrickt treffen beide Stränge mit beiden Frauen zusammen, wobei das Potential von KI, genannt Kirsten, bei weiteren Problemlösungen für den Ghostwriter ausgeschöpft scheint, quasi nur noch Klischees anbietet. Während sich nicht nur die Einstellung zu Medien-Apps und zu der ihn unterstützenden KI ändert, schwindet mit wachsendem Selbstbewusstsein auch sein schlechtes Gewissen, er wird sogar kriminell. Als kritische Äußerung des Autors könnte die wichtige Schwachstelle von KI beim Verfassen von Text zu verstehen sein: Der Ich-Erzähler hier drückt solchen KI-Texten seinen eigenen Stempel auf, damit die KI-Generierung durch ein anderes KI-System nicht entpuppt wird. Die Seitenhiebe auf den allgemeinen Literaturbetrieb, angefangen von Lesungen bis zu TV-Autoren-Interviews, regen ebenso zum Nachdenken an wie die Verschiebung von Moral, Ethik und Wahrheit bei der Verquickung von Realität und Virtualität.
Die von der KI kursiv geschriebenen Absätze mit zu vielen belanglosen Informationen sind teilweise zu lang und zu häufig im zweiten Teil eingefügt. Oder sollte diese öde Anhäufung im Roman Teil der Gesellschaftskritik des Autors sein? Als Warnung! So könnten zukünftig durchschnittliche Romane voller Banalitäten und Klischees mit Hilfe von KI gefertigt sein?
Insgesamt ein unterhaltsamer Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere