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Veröffentlicht am 08.07.2025

Weiter geht's in Rottloch!

FREI – Beste Freundschaft (FREI 2)
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Band 1 von FREI habe ich letztes Jahr mit großer Begeisterung verschlungen, und nun war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung. Während Band 1 aus der Sicht von Joshua geschrieben ist, erlebt man den zweiten ...

Band 1 von FREI habe ich letztes Jahr mit großer Begeisterung verschlungen, und nun war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung. Während Band 1 aus der Sicht von Joshua geschrieben ist, erlebt man den zweiten Teil nun aus Nasrins Perspektive.

Es sind in der Geschichte einige Wochen vergangen seit dem Wald-Abenteuer aus Band 1. Die Freunde Joshua, Nico, Koray, Nasrin und Nina gehen gemeinsam in die 8. Klasse einer weiterführenden Schule mit einem sehr eigenwilligen pädagogischen Ansatz. Hier bestimmen die Kinder alles selbst, auch die junge Rektorin Linda wurde von der Schulgemeinschaft gewählt, und bei Problemen entscheidet das „Klärwerk“. Joachim ist neu in der Klasse der fünf Freunde, und Nasri bekommt von Linda den Auftrag, sich seiner anzunehmen. Doch Joachim verhält sich seltsam, mal nahbar, mal abweisend, und auch um ihren Bruder macht sich Nasri Sorgen. Dieser hängt seit Kurzem mit einem merkwürdigen Mitschüler herum, und Nasri hat ein ungutes Gefühl dabei. Zu allem Überfluss muss sie auch noch Nico besänftigen, der Joachim partout nicht dabeihaben will.

Im ersten Band spielte die Schule nur eine Nebenrolle, hier lernen wir sie nun etwas besser kennen. Die Schule bekommt einen großen Geldbetrag zur Verfügung gestellt, und die Schüler:innen sollen Vorschläge machen und schließlich darüber abstimmen, was mit dem Geld geschehen soll. Ich möchte hier nicht spoilern, daher gehe ich nicht näher auf die Ideen ein, aber in meinen Augen war keine einziger sinnvoller oder kreativer Vorschlag darunter, und mich hat dies, ebenso wie das Verhalten der Direktorin Linda, eher in meiner Abneigung gegenüber reformpädagogischen Schulen bestätigt.

In Band 1 habe ich den trockenen Humor geliebt, ebenso die lebendige und authentische Erzählweise. Dieser Humor fehlt in Band 2 leider, und sprachlich wirkt er auf mich eintönig und ermüdend. Gefühlt jeder dritte Satz endet auf „ …, und alles klar.“, und vor allem Nico wirkt wie ein ungehobelter Prolet. Während ich die Jugendsprache im ersten Band als wohldosiert eingesetzt empfand, nimmt sie hier überhand. Es kommt kaum ein echter Dialog zustande, und Sätze im Stile von „Alter, okay, was war das denn?“ prägen den Roman.

Auch die Handlung konnte mich diesmal nicht überzeugen. Sie plätschert vor sich hin und wirkt auf mich unrund. Schade, denn Band 1 machte Lust auf eine vielversprechende Reihe. Ich hoffe nun, dass Sarah Welk im dritten Teil an den Charme und die Erzählqualität von Band 1 anknüpfen kann.

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Veröffentlicht am 07.07.2025

Die wilden 20er Jahre in Soho

Nacht über Soho
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London 1926. Nellie Coker ist die Queen des Nachtlebens von Soho. Ihr gehören fünf der angesagtesten Nachklubs, in denen von der Unterwelt bis zum Hochadel alle verkehren, um zu feiern und mit jungen Animierdamen ...

London 1926. Nellie Coker ist die Queen des Nachtlebens von Soho. Ihr gehören fünf der angesagtesten Nachklubs, in denen von der Unterwelt bis zum Hochadel alle verkehren, um zu feiern und mit jungen Animierdamen zu tanzen. Wegen Verstößen gegen die Schanklizenz musste sie eine Haftstrafe verbüßen, doch nun wird sie entlassen und kehrt wieder in die Halbwelt zurück. Grund genug für Chief Inspector John Frobisher, ihre Clubs genauer unter die Lupe zu nehmen: Hat Nellie Coker etwa mit dem Verschwinden junger Mädchen zu tun, die regelmäßig aus der Themse gefischt werden? Hierbei kann Frobisher auf die Hilfe der patenten Gwendolen Kelling zählen, die selbst auf der Suche nach zwei jungen verschwundenen Mädchen ist und sich als Spionin anbietet…

Kate Atkinson lässt uns Leser:innen tief in die Atmosphäre der Roaring Twenties und die verruchte Halbwelt der Clubs in Soho eintauchen. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg feiert man in London das Leben: Es gibt verdeckte Spielsalons, ausgelassene Kostümfeste, Drogenexzesse und Tanzpartys, der Alkohol fließt in Strömen, auch ohne Schanklizenz. Reale Gruppierungen wie die „Bright Young Things" “ und deren Baby-Party vermischen sich mit fiktiven Elementen. Sehr interessant ist diesbezüglich das Nachwort, in dem Atkinson als Vorbild für Nellie Coker und ihre Familie Kate Meyricks angibt.

Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung von Nellie und ihren Kindern Niven, Edith, Shirley, Betty, Ramsay und Kitty. Ich hatte sie und ihre Eigenheiten lebhaft vor Augen. Auch die Perspektivwechsel zwischen den verschiedenen Figuren und deren unterschiedliches Erleben fand ich sehr gelungen. Herrlich auch der trockene Humor der Autorin! Der Kriminalfall hingegen hat mich nicht recht überzeugt und wirkte etwas unrund und aufgesetzt. Fast scheint es, als würde er nur eine kleine Nebenrolle im Sittengemälde der 20er Jahre in Soho spielen. Da für mich keine echte Spannung aufkam, zog sich der Roman etwas in die Länge, um dann relativ abrupt zu enden.

Fazit: Für mich eher ein sehr atmosphärischer historischer Roman als ein Krimi, und als solcher sehr lesenwert!

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Veröffentlicht am 05.07.2025

Ein wundervolles und kluges Kinderbuch

Arche Boa
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Während in der Bibel die Tiere auf der Arche Noah Zuflucht vor der Sintflut finden, so bietet angesichts von Klimawandel, Umweltverschmutzung und Zerstörung von Lebensraum der Luxus-Liner „Arche Boa“ Schutz ...

Während in der Bibel die Tiere auf der Arche Noah Zuflucht vor der Sintflut finden, so bietet angesichts von Klimawandel, Umweltverschmutzung und Zerstörung von Lebensraum der Luxus-Liner „Arche Boa“ Schutz – allerdings nur für ein Tier, das unter mehreren Anwärtern ähnlich einer Castingshow als Sieger gekürt werden soll. Zwölf Tiere bewerben sich auf den begehrten Platz und legen in Reimform dar, warum sie auf der Arche Boa leben möchten.

Die Reime sind sprachlich abwechslungsreich und gewitzt, und das Ganze augenzwinkernd mit dem aktuellen Castinghsow-Trend zu verbinden, ist eine tolle Idee. Dabei rutscht das Buch niemals ins Alberne ab, sondern hält perfekt die Balance zwischen ernstem Hintergrund und kurzweiligem Kinderbuch. Inhaltlich decken die zwölf Tiere eine breite Palette an Themen ab: Von Lichtverschmutzung über Plastik in den Meeren, Orientierungsproblemen von Walen aufgrund Schiffslärm, Erwärmung der Polarmeere und Überfischung bis hin zum Insektensterben aufgrund von Flächenversiegelung.

Sehr gut gefallen hat mir der Schluss: Ein unscheinbarer kleiner dreizehnter Gast ergreift das Wort und öffnet den Zuschauer:innen die Augen. Mit einem leidenschaftlichen Plädoyer zeigt er auf, dass echte Veränderung nur möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen und sich gemeinsam für ihre Zukunft einsetzen. Zugleich ermutigt das Buch die jungen Leser:innen, selbst aktiv zu werden.

Die Illustrationen unterstreichen den Text und sind farbenfroh gestaltet, allerdings sagt mir der Zeichenstil nicht so ganz zu und ist mir etwas zu grob. Das ist aber sicher Geschmackssache.

Die Leseempfehlung ist ab 5 Jahren, aber ich bin mir sicher, dass auch etwas ältere Kinder im Grundschulalter viel Spaß an dieser Geschichte haben und etwas Wichtiges für den Arten- und Klimaschutz lernen können.

Ich habe bei diesem Buch explizit nach Hinweisen zur Herstellung gesucht, weil ich sehen wollte, ob das Klimaschutzdenken auch bei der Produktion konsequent verfolgt wurde. Und auch hier passt alles, wie die Infobox auf der Rückseite zeigt: Gedruckt in Deutschland, nachhaltige Farben auf Pflanzenölbasis, lösungsmittelfreier Kleber, zertifiziertes Papier, keine Plastikfolie - perfekt!

Fazit: „Arche Boa“ ist ein ganz wunderbares, kluges Kinderbuch, das aus der Masse heraussticht. Ihm gelingt es auf geniale Weise, gleichzeitig ein Bewusstsein für die ökologischen Probleme unserer Zeit zu schaffen und durch Sprachwitz zu unterhalten. Genau so sollte ein Kinderbuch sein! Ich kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen!

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Veröffentlicht am 01.07.2025

Coming-of-Age im China der 80er

Himmlischer Frieden
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Auch wenn mich das Cover zunächst nicht angesprochen hat, so hat mich der Klappentext doch sehr neugierig gemacht. Ich erinnere mich noch an die Tian’anmen-Proteste im Jahr 1989, die ich als Kind in den ...

Auch wenn mich das Cover zunächst nicht angesprochen hat, so hat mich der Klappentext doch sehr neugierig gemacht. Ich erinnere mich noch an die Tian’anmen-Proteste im Jahr 1989, die ich als Kind in den Nachrichten am Rande mitbekam, und wollte nun gerne mehr über die damalige Zeit und die gesellschaftlichen und politischen Umstände in China erfahren. Wie aus dem Nachwort hervorgeht, hat Lai Wen ihre eigene Lebensgeschichte als Grundlage genommen und zu einem autofiktionalen Roman verarbeitet.

Mit 560 Seiten ist „Himmlischer Frieden“ durchaus umfangreich, und ich muss zugeben, dass ich anfangs etwas gebraucht habe, bis ich ins Buch reingekommen bin. Je tiefer ich in die Geschichte eintauchte, desto stärker hat sie mich jedoch gefesselt.

Den Großteil des Romans nimmt das Heranwachsen der Protagonistin ein und ihre familiären Beziehungen. Die Figuren sind detailliert gezeichnet und ich hatte sie alle lebhaft vor Augen, insbesondere die wunderbare Großmutter, die in Lais Entwicklung eine zentrale Rolle spielt. Durch die Beschreibung zahlreicher Alltagssituationen entsteht ein vielschichtiges Gesamtbild, das mir beim Lesen die Atmosphäre in der Familie und die gesellschaftlichen Strukturen eindrücklich vor Augen führte. Zudem wird deutlich, wie tief in einem autoritären Regime das Politische und Private miteinander verwoben sind.

Lais Studienzeit fällt in eine Phase des politischen und gesellschaftlichen Aufbruchs, der im Tian’anmen-Massaker am 4. Juni 1989 sein blutiges Ende fand. Allerdings spielen diese Ereignisse im Buch eine eher kleine Rolle; angesichts des Titels hatte ich hier einen anderen Schwerpunkt erwartet. Ungeachtet dessen hat mich dieses Buch sehr berührt und interessante Einblicke in die damalige chinesische Gesellschaft ermöglicht.

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Veröffentlicht am 01.07.2025

Ein echtes Highlight!

National Geographic Kids - Jenseits der Unendlichkeit
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Ich erinnere mich noch sehr gut an den Start des Hubble-Teleskops in meiner Jugend, und als Familie von Naturwissenschaftlern finden wir natürlich die Erkenntnisse, die das James-Webb-Teleskop liefern ...

Ich erinnere mich noch sehr gut an den Start des Hubble-Teleskops in meiner Jugend, und als Familie von Naturwissenschaftlern finden wir natürlich die Erkenntnisse, die das James-Webb-Teleskop liefern kann, ganz besonders spannend. Auch mein Sohn (11) ist fasziniert von den detailreichen und atemberaubenden Bildern, die „Jenseits der Unendlichkeit“ enthält. Ob Polarlichter am Uranus oder galaktische Spiralnebel – dieses Buch macht einfach Lust auf Astronomie. Neben Weltraumaufnahmen erfährt man einiges über die Technologie an Bord des Teleskopes und über die speziellen Herausforderungen, die durch die extremen Bedingungen im All an die Technik gestellt werden. Auch hierzu gibt es tolles Bildmaterial. Eine Doppelseite enthält zudem einen kleinen Exkurs über die Geschichte der Teleskopie. Sehr gut gefallen hat mir, dass in kurzen Interviews auch vier Astronominnen bzw. Astrophysikerinnen zu Wort kommen. Die kleinen Anekdoten über Missgeschicke und Pannen bei der Entwicklung des James-Webb-Teleskopes fand ich sehr charmant, und sie zeigen den Kindern, dass Rückschläge auch in der Wissenschaft dazugehören und überwunden werden können.

Mein einziger kleiner Kritikpunkt sind die etwas wuchtig wirkenden sechseckigen Textboxen, die manchmal zudem etwas ungünstig platziert sind und Bildteile verdecken. Hier hätte ich mir eine etwas dezentere Gestaltung gewünscht.

Fazit: Ein wirklich faszinierendes Buch für die ganze Familie, das zum Entdecken und Diskutieren einlädt und ein perfektes Geschenk für alle jungen Weltraumfans!

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