Cover-Bild Dieses schöne Scheißleben
17,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Orell Füssli Verlag
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziale Dienste und Sozialwesen, Kriminologie
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 10.03.2017
  • ISBN: 9783280056295
Christiane Tramitz, Benjamin und Sebastian Podruch

Dieses schöne Scheißleben

»Ich bin ein Glückskind. Ich bin auf der Sonnenseite des Lebens geboren. Ich setze mich auf und schaue zu Basti. Ich sehe nur seinen blauen Iro und seine Stirn. Mein Bro, der wichtigste Mensch in meinem Leben … Es kann gut sein, dass andere das komplett anders sehen. Heruntergekommen, gescheitert, keine Kohle und null, aber auch gar nix fürs Alter. Wir aber bereuen nichts von all dem, was wir getan und erlebt haben.« Benjamin Podruch

Basti und Benny sind Zwillinge aus Jena, die mit 14 Jahren von Zuhause auf die Straße gesetzt wurden. Heute sind sie Punks, über 30 und ziehen Bilanz. Gewalt, Drogen und Alkohol, Kälte und Hunger, Krankheit und Knast – sie haben kaum etwas ausgelassen. Und dennoch ist ihr Leben voller Zärtlichkeit und Wärme, getragen vom unbändigen Willen zu Freiheit und Selbstbestimmung.
Dieses ungewöhnliche Selbstporträt zweier besonderer Menschen ergeht sich nicht in Schilderungen des Elends. Ganz im Gegenteil: Man ist überrascht, wie offen und bereitwillig sie sich dem Leben zuwenden. Zuversicht, Optimismus und Liebe prägen das Buch. Obwohl die Zwillinge ein Leben jenseits des bürgerlichen Mainstreams führen, so beeindruckt doch umso mehr die Intensität ihrer Hilfsbereitschaft, die Stärke ihres Zusammengehörigkeitsgefühls, die Sehnsucht nach Freiheit. Eine Geschichte mit Abgründen, aber auch voller Poesie, die einer übersatten, polarisierten Gesellschaft den Spiegel vorhält. Ein nachdenklich stimmendes Buch über unser aller Suche nach dem Lebensglück und den Preis, den wir bereit sind dafür zu zahlen.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2017

Eine bemerkenswert ehrliche Biographie

0

Zu selten wird von dem Leben auf der Straße berichtet und was die Menschen dazu verleitet socl einen Lebensstil zu führen.

Die eineigigen Zwillinge Ben und Sebastian erzählen ohne jeglige Verschönerungen ...

Zu selten wird von dem Leben auf der Straße berichtet und was die Menschen dazu verleitet socl einen Lebensstil zu führen.

Die eineigigen Zwillinge Ben und Sebastian erzählen ohne jeglige Verschönerungen von ihrem Leben, das nun wirklich keine rosafarbene Kinderbuchgeschichte ist. Doch das Wichtigste ist ,und das wird dem Leser mit der Zeit bewusst, die Zwillinge lieben das Leben, das sie gewählt haben und bezeichnen sich selbst als " Glückskinder".

Sie leben in den Tag hinein ohne Pläne. Sie leben intensiv, genießen ihre Freiheit in vollen Zügen und tun alles wonach ihnen der Sinn steht. Sie machen aber auch viel durch und lassen sich nicht so leicht unterkriegen. Es ist alles dabei von Gefängnis bis hin zu Drogen.

Durch die Erzählungen von ihrer Kindheit kann man nachvollziehen woher der Drang zur Freiheit und ein gewisser Protest gegen die Gesellschaft bzw. gegen das geregelte und normale Leben.

Diese Biographie der Zwillinge ist geprägt von unfassbarer Ehrlichkeit. Es ist voller Emotionen und Gefühle, aber kein bisschen übertrieben. Dadurch wird die Philsophie, die sie leben, verdeutlicht und man lernt zu verstehen wie sie denken, warum sie so handeln und was so verlockend ist an dem Leben auf der Straße und nicht zu wissen was morgen passiert.

Dieses Buch gewährt dem Leser einen komplett neun Einblick in das Leben der Punks und ihrer Philosophie. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen!

Veröffentlicht am 17.05.2017

Ungewöhnliche Autobiographie

0

Eigentlich lese ich keine (Auto -)Biographien mir unbekannter Personen, aber bei "Dieses schöne Scheißleben" hörte sich die Thematik nicht nur interessant an, sondern sie war es dann auch.

Das Buch wird ...

Eigentlich lese ich keine (Auto -)Biographien mir unbekannter Personen, aber bei "Dieses schöne Scheißleben" hörte sich die Thematik nicht nur interessant an, sondern sie war es dann auch.

Das Buch wird von Benny Podruch aus der Ich-Perspektive erzählt. Das fand ich zunächst irritierend, da ich davon ausging, dass die beiden Zwillinge im Wechsel ihre Geschichte erzählen würden. Im Nachhinein ist die Erzählweise aus nur einer Perspektive aber vielleicht sogar besser lesbar, da man nicht durcheinander kommt, wer nun gerade erzählt.

Die Autorin Christiane Tramitz kennt die Zwillinge Basti und Benny schon seit deren 14. Lebensjahr. Die Idee zum Buch entstand bei einem Besuch von Tramitz während der Haftstrafe der beiden. Im Gefängnis entstanden dann auch die ersten Manuskriptteile.

Die Geschichte der Zwillinge ist hart, wird von Benny aber nie weinerlich erzählt - bei mir stellte sich auch nie Mitleid, wennschon Mitgefühl, ein. Im Gegenteil: Benny legt den Fokus oft auch gerade auf die schönen Seiten ihres Lebens. Ich habe den Eindruck, die beiden haben ihren Frieden mit sich, ihrer Vergangenheit und ihrem Leben gemacht.
Dennoch bleibt die unschöne Kindheit, geprägt durch ADHS, viel Unverständnis und einen prügelnden Stiefvater, sowie das harte Leben auf der Straße nicht unerwähnt. Es wird aber klar, warum die beiden dieses Leben, in das sie hinein gerutscht sind, irgendwann bewusst angenommen haben und sich einen bürgerlichen Lebensstil für sich nicht vorstellen können.
An diesen beiden Einzelschicksalen lässt sich natürlich nicht das Leben eines jeden Nichtsesshaften erklären, aber mit ihrer Geschichte tragen die Podruch-Zwillinge vielleicht dazu bei, zu verstehen, dass jeder Nichtsesshafte sein eigenes, meist hartes Schicksal hat.

Die Sprache, die sich aus der Zusammenarbeit der Zwillinge mit Christiane Tramitz ergibt, gefällt mir sehr. Ich finde, dass der Spagat zwischen authentischer und gut lesbarer Sprache hier gelungen ist. Der Text liest sich gut, flüssig und intelligent, dennoch hat man das Gefühl, dass Benny auch mündlich genau so direkt zum Leser sprechen könnte.

Kleiner Kritikpunkt: es wird immer wieder betont, dass den beiden ihre Identifikation mit dem Punk sehr wichtig ist. Dass nicht jeder Obdachlose auch Punk ist, wird mehr​ oder weniger klar - dass Punk aber nicht immer Obdachlosigkeit und/oder einem Leben auf Hartz IV bedeutet, wird nicht unbedingt klar, ist vielleicht auch nicht Aufgabe dieses Buches. Es gibt wohl zahllose Definitionen und Arten des Punks - viele auch in eher bürgerlichen Existenzen.
Es wird mir aber nicht richtig klar, was Basti und Benny genau im Punk sehen und warum sie sich ausgerechnet darüber definieren. Das ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt, den ich auch nur erwähne, weil der Punk eben auch im Buch immer wieder erwähnt wird.