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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.01.2024

Neustart im fremden Nachbarland

Nebenan ist doch weit weg
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Ein gelungenes Jugendbuch (ab ca. 11 Jahren), das nicht nur das Thema Umzug in eine fremde Umgebung sensibel umsetzt, sondern auch das Thema Polen gelungen behandelt. Beide Themen werden von der Autorin ...

Ein gelungenes Jugendbuch (ab ca. 11 Jahren), das nicht nur das Thema Umzug in eine fremde Umgebung sensibel umsetzt, sondern auch das Thema Polen gelungen behandelt. Beide Themen werden von der Autorin Antje Bones nicht zum Exzess ausgeschlachtet, so geht es beim Thema Polen nicht wirklich in die Tiefe, aber das wäre hier auch zu viel. Stattdessen auch viel Alltag einer Zwölfjährigen mit Schule, Familie, Freundschaften, aber halt mit Polen-Hintergrund. Die Ich-Erzählerin lässt dabei aber auch immer tief in ihre aufgewühlte Gefühlswelt blicken nach dem Umzug in ein fremdes Land mit neuer Sprache.
Die gelungenen Zeichnungen von Michael Szyszka lockern das Buch auf, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Veröffentlicht am 08.12.2023

Anderer Blickpunkt auf die deutsche Nachkriegszeit

Als wir an Wunder glaubten
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Die Autorin behandelt die Nachkriegszeit nicht plakativ - Themen wie Kriegsversehrtheit, die Nazi-Vergangenheit und Armut werden zwar erwähnt, stehen aber gleichberechtigt mit der eigentlichen Geschichte ...

Die Autorin behandelt die Nachkriegszeit nicht plakativ - Themen wie Kriegsversehrtheit, die Nazi-Vergangenheit und Armut werden zwar erwähnt, stehen aber gleichberechtigt mit der eigentlichen Geschichte der Jugendlichen Betty und ihrer Mutter Edith. Über die Vergangenheit wird meist nicht gesprochen - das bezieht sich nicht nur auf die Nazi-Vergangenheit, sondern auch auf die Beziehungsgeflechte im norddeutschen Dorf, in dem die beiden Leben. Um so interessanter für Betty und die Lesenden, was die verschrobene Guste zu erzählen hat. Was ist hier Fakt und was Fiktiv - das bleibt lange offen. Das passt auch zum dritten großen Thema des Romans: Aberglaube. Vermeintliche Heilsbringer stehen bei vielen hoch im Kurs - eine Fortsetzung der Versprechen der Nazis und gleichzeitig Hoffnung in trüben Zeiten. Dennoch etwas, das ich noch nie als Thema speziell für die Nachkriegszeit auf dem Schirm hatte.
Für mich insgesamt eine ruhige, gut erzählte, andere Geschichte über die Nachkriegszeit in Deutschland. Gefallen hat mir auch die Konzentration auf den weiblichen Blickwinkel.

Veröffentlicht am 26.09.2023

Die ??? als Erwachsene

Rocky Beach
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Ein Gedankenexperiment, was aus den ??? geworden sein könnte, wenn sie denn jemals erwachsen werden würden. Man erfährt nur bruchstückhaft, wie es den dreien ergangen ist, nachdem sich ihre Wege getrennt ...

Ein Gedankenexperiment, was aus den ??? geworden sein könnte, wenn sie denn jemals erwachsen werden würden. Man erfährt nur bruchstückhaft, wie es den dreien ergangen ist, nachdem sich ihre Wege getrennt haben. Trotzdem entsteht zu jedem ein aussagekräftiges Bild. Das hat mir gefallen, auch wenn man sich vielleicht andere Lebenswege für die drei gewünscht oder vorgestellt hätte.
Verbunden ist das mit einer etwas verworrenen Kriminalgeschichte, die bei den drei Detektiven den Ermittler-Spürsinn wiedererweckt. Naja, das war nicht ganz überzeugend. Zudem ist die ganze Geschichte so hetero-männlich wie nichts anderes, das ich in den letzten Monaten gelesen habe - Frauen sind hier höchstens Stichwortgeberinnen. Nicht nur deswegen wirkt das ganze Buch wie aus der Zeit gefallen, was an die Hörspiele anknüpft und wiederum auch seinen Reiz hat. Auch die düstere Atmosphäre Rocky Beachs fand ich gelungen.

Veröffentlicht am 23.09.2023

Hinter dem sommerlichen Flair anders als gedacht

Nachts erzähle ich dir alles
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Eine heitere Sommerlektüre war "Nachts erzähle ich dir alles" für mich nicht. Der Flair der Côte d’Azur im Sommer kam gut rüber, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Die eigentliche Geschichte kommt ...

Eine heitere Sommerlektüre war "Nachts erzähle ich dir alles" für mich nicht. Der Flair der Côte d’Azur im Sommer kam gut rüber, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Die eigentliche Geschichte kommt aber leider ziemlich erwartbar daher und lässt bei der Hauptfigur Léa kaum ein Klischee der modernen Großstadtfrau aus. Dabei greift Autorin Anika Landsteiner diverse ernste Themen auf, die der Klappentext allesamt verschweigt, weswegen ich hier auch nicht spoilern möchte. Die Umsetzung fand ich mittelmäßig gelungen. Bei einem Thema mutete es zu belehrend an, sonst bleibt es meist eher oberflächlich - insgesamt kommt es zu keinen Lösungen. Muss es ja auch nicht immer, aber vielleicht wenigstens bei einzelnen Themen.
Für mich leider weder ein Feel-Good-Sommerroman, noch richtig 'ernste' Literatur, noch eine gelungene Mittelweg zwischen beiden. Es bleibt der sommerliche Flair, der aber weder zum Rest des Buches passte, noch als wirklicher Gegensatz diente.

Veröffentlicht am 21.09.2023

Traurige Menschen

Vom Ende der Nacht
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Claire Daverley erzählt in "Vom Ende der Nacht" eine Liebesgeschichte der leisen Töne. Die Geschichte von Rosie und Will wird beginnend von der Schulabschlussklasse bis hinein in ihre 30'er ruhig erzählt, ...

Claire Daverley erzählt in "Vom Ende der Nacht" eine Liebesgeschichte der leisen Töne. Die Geschichte von Rosie und Will wird beginnend von der Schulabschlussklasse bis hinein in ihre 30'er ruhig erzählt, für mich zu ruhig, aber anderen Lesenden wird das bestimmt gefallen. Die eigentliche Handlung ist trotz mehrerer Schicksalsschläge, die die beiden ereilen, überschaubar. Die Charaktere sind stereotyp und überraschen nie. Glücklich ist in diesem Buch niemand - die Traurigkeit, mit der beide leben, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Für mich blieben alle Figuren auf Distanz, vor allem Rosie und ihre Entscheidungen konnte ich schlecht nachvollziehen.
Lange habe ich dem Buch zu gute gehalten, dass es dabei wenigstens nicht kitschig war. Das ändert sich leider gegen Ende, als die Autorin zu dick aufträgt.
Interessant fand ich die Wechsel zwischen dialoglastigeren Abschnitten und reinen Erzählungen. Das war gut umgesetzt und sorgte für Abwechslung. Insgesamt sprachlich auf intelligente Art und Weise eingänglich.
Trotzdem insgesamt für mich leider überhaupt nicht überzeugend.