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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2025

Männer sind ...

Fun
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... Arschlöcher. Das wusste ich schon vor der Lektüre dieses Buches, in dem ausschließlich so richtig extreme Belege für diese These vorkommen. Und auch sonst kam mir alles in diesem Buch schon bekannt ...

... Arschlöcher. Das wusste ich schon vor der Lektüre dieses Buches, in dem ausschließlich so richtig extreme Belege für diese These vorkommen. Und auch sonst kam mir alles in diesem Buch schon bekannt vor. Die Geschichte, die auf me too und eine Band beginnend mit R anspielt, bleibt ohne Überraschungen oder neue Erkenntnisse. Dazu werden etwas zu viele Nebenschauplätze aufgemacht - um noch aktueller zu sein? Dabei hätte dieser Insider-Einblick in die Welt Backstage ja auch brisant, spannend oder zumindest neu werden können. Leider war aber die Geschichte insgesamt erwartbar. Das seifenoperartige Ende nimmt zudem den Fokus zwischenzeitlich vom Thema me too, was meiner Meinung nach unangemessen ist. Statt einer überraschenden Wendung ist das für mich eher eine Herabwürdigung des wichtigen Themas.
Und mir stellte sich schon die Frage: Warum ein Buch mit diesem Thema in dieser Form von diesem Autoren?
Trotzdem: irgendwie bin ich dran geblieben und das ohne mich zu quälen. Kein literarisches Meisterwerk, kein neuer Blick hinter die Kulissen, fesselnd wäre auch zuviel gesagt, aber irgendwie doch packend.

Veröffentlicht am 18.04.2025

Zuversichtlich

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
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Eigentlich will ich sowas gar nicht lesen: eine autofiktionale Geschichte voller Leid. Aber bei Sarah Lorenz ist das tatsächlich sehr gut gelungen. Es wird hier mehr Leid und Suche nach Liebe und Glück ...

Eigentlich will ich sowas gar nicht lesen: eine autofiktionale Geschichte voller Leid. Aber bei Sarah Lorenz ist das tatsächlich sehr gut gelungen. Es wird hier mehr Leid und Suche nach Liebe und Glück beschrieben, als in einem Leben vorkommen sollte, aber es wird nie schwermütig oder gar weinerlich, sondern es schwingt immer eine gewisse Zuversicht und Optimismus mit. Die Erzählerin hat dabei eine bewundernswerte Weitsicht auf ihre Erlebnis und Mitmenschen. Diese gewisse nie unangemessene Leichtigkeit spiegelt sich auch in der Sprache. Sehr modern, mit eigener Note, aber immer gut lesbar.
Dass die Geschichte in Form eines Briefes an Mascha Kaleko geschrieben ist und auch kapitelweise mit thematisch passenden Gedichten verbunden ist, gibt dem Buch eine weitere eigene Note, die mir gut gefallen hat, ohne dass ich (Sarah Lorenz möge mir verzeihen), Mascha Kalekos Werk bisher kannte - das Buch hier war hoffentlich ein erster Schritt, dass sich das nun ändert.

Veröffentlicht am 22.11.2024

Mehr Hans als Magda

Reichskanzlerplatz
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Ein Portrait Magda Goebbels? Ja schon, aber nicht nur. Und wer tatsächlich mit der Erwartung eines ‚intensives Porträts‘ dieser Frau an die Lektüre heran geht, wird vielleicht enttäuscht werden. Magda ...

Ein Portrait Magda Goebbels? Ja schon, aber nicht nur. Und wer tatsächlich mit der Erwartung eines ‚intensives Porträts‘ dieser Frau an die Lektüre heran geht, wird vielleicht enttäuscht werden. Magda Goebbels, geschiedene Quandt ist eine zentrale, wiederkehrende Person in Nora Bossongs „Reichskanzlerplatz“, bleibt aber immer unscharf bzw. uneinschätzbar. Auch für den Ich-Erzähler Hans, der sie seit seiner Jugendtage kennt und sich ihrer Präsenz bis zum Schluss nicht erwehren kann. Es ist auch eher seine Geschichte, die hier beschrieben wird. Das Leben eines queeren Jugendlichen in der Weimarer-Republik, der später als Beamter im Nationalsozialismus noch ambivalenter als zuvor lebt. Das wäre auch ohne Magda Goebbels eine interessante Geschichte gewesen. So ergibt sich aus beiden Figuren eine interessante wenn auch nicht zwingende Kombination.
Ein Buch über den Nationalsozialismus, das nur subtil über sein Personal wertet und in dem Verantwortliche im Nationalsozialismus erschreckend menschlich dargestellt werden. Interessant auch die unbeantwortbar bleibenden Fragen, was wäre gewesen wenn.

Veröffentlicht am 14.08.2024

Besser als man denken könnte

Pi mal Daumen
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Anfangs hat man bei Alina Bronskys neuem Roman "Pi mal Daumen" vielleicht das Gefühl, dass diese Geschichte der zwei gegensätzlichen Charaktere Oscar und Moni etwas einfach und schnell auserzählt ist, ...

Anfangs hat man bei Alina Bronskys neuem Roman "Pi mal Daumen" vielleicht das Gefühl, dass diese Geschichte der zwei gegensätzlichen Charaktere Oscar und Moni etwas einfach und schnell auserzählt ist, aber das ist nicht so. Die Figuren waren mir am Anfang zu überzeichnet, wuchsen mir aber mit der Zeit dann trotzdem richtig ans Herz. Moni, Oscar und auch Justin hätte ich gerne noch weiter durchs Leben begleitet.
Die Geschichte erzählt von Freundschaften, ungerechten Bildungschancen, dem Wissenschaftsbetrieb an einer Universität und davon, sich nicht vom ersten Eindruck einer Person blenden zu lassen. Das ist jetzt alles nicht neu und auch nicht hoch komplex, aber sehr unterhaltsam und liebenswert geschrieben.
Für mich hat diese Geschichte sehr viel mehr Inhalt, skurrilen Charme und Aussagekraft als es anfangs wirkte und das hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 15.07.2024

Geschichte einer dysfunktionalen Familie

Nochmal von vorne
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Wie schon in ihrem Debut "Otto" widmet sich Dana von Suffrin auch in "Nochmal von vorne" einer dysfunktionalen, traumatisierten deutsch-(ost)jüdischen Familie. Das ist oft schwarz-humorig, bohrt in Abgründen ...

Wie schon in ihrem Debut "Otto" widmet sich Dana von Suffrin auch in "Nochmal von vorne" einer dysfunktionalen, traumatisierten deutsch-(ost)jüdischen Familie. Das ist oft schwarz-humorig, bohrt in Abgründen ohne immer Antworten zu haben. Das Buch hat wenig Handlung, beleuchtet in Rückblenden das Familienleben mit all seinen Abgründen. Und obwohl das Buch durchaus Potential zu einer sehr dunklen Lektüre hat, wird es nicht dauerhaft düster. Die Ich-Erzählerin Rosa vermittelt immer die Hoffnung, zwar nicht auf eine strahlende Zukunft, aber darauf, irgendwie mit diesem Leben und all seinem Ballast zurecht zu kommen.
Wem "Otto" gefallen hat, der wird auch das neue Buch von Dana von Suffrin mögen. Wer hingeben ein Problem mit Schachtelsätzen und/oder der Abwesenheit einer Handlung hat, wird mit diesem Buch nicht glücklich werden.