Cover-Bild Kind ohne Namen
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 27.09.2017
  • ISBN: 9783257070002
Christoph Poschenrieder

Kind ohne Namen

Nach einem Jahr an der Universität kommt Xenia in ihr Heimatdorf zurück. Sie ist schwanger, doch niemand soll das wissen. Als ein Dutzend Fremde in der Schule einquartiert wird, gerät das Dorf in Aufruhr. Um den Frieden wiederherzustellen, lässt sich Xenias Mutter auf einen verhängnisvollen Handel mit dem Burgherrn ein. Das Pfand: ein ungeborenes Kind.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.12.2017

„Kind ohne Namen“ Poschenrieders fünfter Roman, ist ein unterhaltsames Buch, das den Leser ins Nachdenken bringen soll. Dennoch reicht es für mich nicht ganz an seine Vorgänger heran.

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Christoph Poschenrieder, Kind ohne Namen, Diogenes 2017, ISBN 978-3-257 07000-2

In seinem neuen Roman erzählt der in München lebende Schriftsteller Christoph Poschenrieder von einem Dorf, das Angst vor ...

Christoph Poschenrieder, Kind ohne Namen, Diogenes 2017, ISBN 978-3-257 07000-2

In seinem neuen Roman erzählt der in München lebende Schriftsteller Christoph Poschenrieder von einem Dorf, das Angst vor Fremden hat. Seine Hauptperson ist Xenia, eine junge Frau, die nach dem Abitur sofort in die Großstadt flüchtet, um dort ein Studium der Literaturwissenschaft aufzunehmen:
"Mir tun die leid, die nicht auf dem Dorf aufwachsen; und die, die ihr ganzes Leben dort verbringen müssen. Sobald ich konnte, ging ich in die Stadt, weil ich dachte, nur dort finde ich die Welt." Doch bald schon tut sie schwer: "Auf einmal musste ich das, was mir immer warm und vertraut in der Hand lag, mit Zangen und Pinzetten anfassen - und das Papier wurde starr und spröde, die Worte darauf bockig und verstockt. Damit hatte ich nicht gerechnet."

Voller Heimweh und ungewollt schwanger kehrt sie in das abgelegene Dorf zurück, wird von ihrer Mutter, die früher die Bürgermeisterin und Lehrerin des Dorfes war, gut aufgenommen und beginnt in der Dorfkneipe von Georg, der ihr heimlich den Hof macht, zu jobben.
Sie hilft ihrer Mutter, das ehemalige Schulhaus für eine Gruppe von Flüchtlingen unterschiedlichen Alters herzurichten und engagiert sich auch beim Begrüßungsfest für die Flüchtlinge, das aber von den Einheimischen gestört wird. Sie schleudern Beuteln mit Hundekot auf die Tische und Xenias Bruder Josef, ein scharfer Nazi im Dienst des geheimnisvollen Burgherren, lässt Bananen regnen.
Xenia hat Mitleid mit den Flüchtlingen und nähert sich einem Jungen namens Ahmed an: "Einer der Jungs sah mich an, ich nahm seinen Blick und lenkte ihn weiter in Richtung Handyberg, unsichtbar über dem dunklen, stillen Wald. Fremder, der du hier eingehst, lass alle Hoffnung fahren, hätte ich auch sagen können. Er tat mir sofort leid, der Junge. Telefone, das sind die Luftwurzeln, die weit reichen, dorthin, woher sie gekommen sind, diese Leute."

„Kind ohne Namen“ ist nicht so sehr ein Flüchtlingsroman, denn ein Bild eines aussterbenden Dorfes, das sich radikalisiert und ein Porträt einer jungen selbstbewussten und kritischen Frau, die ihren Weg ins Erwachsensein sucht. Poschenrieder nimmt Anleihen bei der Novelle des Schweizer Pfarrers Jeremias Gotthelf „Die schwarze Spinne“ aus dem Jahr 1842, in der eingebettet in eine idyllisch angelegte Rahmenerzählung alte Sagen zu einer gleichnishaften Erzählung über christlich-humanistische Vorstellungen von Gut und Böse verarbeitet werden.

„Kind ohne Namen“ Poschenrieders fünfter Roman, ist ein unterhaltsames Buch, das den Leser ins Nachdenken bringen soll. Dennoch reicht es für mich nicht ganz an seine Vorgänger heran.




Veröffentlicht am 07.10.2017

Ein Dorf in den Bergen

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Nach einem Jahr Studium kehrt Xenia in ihr kleines Heimatdorf zurück, bei Nachfragen gibt sie als Grund den Ausfall eines Professors an, oder sie beteuert, eine kleine Auszeit einzulegen. In Wahrheit ist ...

Nach einem Jahr Studium kehrt Xenia in ihr kleines Heimatdorf zurück, bei Nachfragen gibt sie als Grund den Ausfall eines Professors an, oder sie beteuert, eine kleine Auszeit einzulegen. In Wahrheit ist sie jedoch schwanger und möchte dies so lange wie möglich für sich behalten. Das kleine Dorf verwaist immer mehr, viele sind fortgezogen, in die Stadt, weil es dort Arbeit für sie gibt. Die meisten Unternehmen im kleinen Ort liegen brach. Die Menschen, die geblieben sind, sind wortkarg und eigentümlich. Beherrscht werden alle vom Burgherrn, dem Besitzer der Burg am Berg, wobei selbst die Burg dem Dorf lediglich den Rücken zukehrt. Der trügerische Frieden, der im Dorf herrscht, wird jäh unterbrochen, als die Gemeinde zwölf Flüchtlinge einquartieren muss. Hier zeigen sich schnell Missgunst, Fremdenfeindlichkeit und Misstrauen. Xenia, weltoffener als ihre Mitbewohner, nimmt die kleine Gruppe aus dem Nahen Osten unter ihre Fittiche und stößt prompt auf Widerstände. Xenias Mutter, die als ehrenamtliche Bürgermeisterin tätig ist, versucht zu schlichten. Das bringt Probleme mit sich, besonders für Xenia ...

In wunderbarer, poetisch angehauchter Sprache erzählt der Autor Christoph Poschenrieder die Geschichte seiner Protagonistin Xenia und die ihres Dorfes. Sein Sprachstil ist einzigartig und unverwechselbar. Jedes Kapitel ist ein fein detailliertes, literarisches Kleinod für sich, das im Gesamten das Leben eines kleinen Dorfes in den Bergen widerspiegelt. Lokalkolorit vom Feinsten! Nicht nur der Alltag sondern auch die Menschen mit ihren Ecken und Kanten sind hervorragend dargestellt. Die Figuren sind allesamt eindringlich und authentisch beschrieben, sie runden die Geschichte in Perfektion ab.

Von Herzen gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter. In brillanter Weise malt der Autor ein Gesellschaftsbild, wie es stimmiger nicht sein könnte. Leser von modernen, zeitgeschichtlichen Romanen sind hier genau richtig.