Cover-Bild Das schweigende Klassenzimmer
12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 09.02.2018
  • ISBN: 9783548377599
Dietrich Garstka

Das schweigende Klassenzimmer

Eine wahre Geschichte über Mut, Zusammenhalt und den Kalten Krieg

DDR, November 1956: Eine Abiturklasse reagiert auf die Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes mit einer Schweigeminute. Die Rädelsführer werden von der Staatssicherheit gesucht, aber nicht gefunden. Gegen alle Drohungen und Erpressungen halten Schüler und Eltern zusammen. Schließlich fliehen die Gymnasiasten geschlossen nach West-Berlin… Ein dramatischer Bericht über die Wirklichkeit der DDR-Diktatur.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2018

Tatsachenbericht aus 1. Hand sehr interessant!

0

Absolut Lesenswert für Interessierte!

Die Leseprobe war faszinierend und ließ mich sofort neugierig auf das Buch werden.
Ich interessiere mich für Bücher um oder über die Schicksale in der DDR.
Mit das ...

Absolut Lesenswert für Interessierte!

Die Leseprobe war faszinierend und ließ mich sofort neugierig auf das Buch werden.
Ich interessiere mich für Bücher um oder über die Schicksale in der DDR.
Mit das schweigende Klassenzimmer legt Dietrich Garstka ein interessantes Zeitdokument aus DDR-Geschichte vor.
Ein Tatsachenbericht aus 1. Hand der sehr informativ ist!
Die Handlung lud mich zum Mitfiebern ein war aber teilweise ein bisschen zu trocken durch die vielen Zitate, was aber wichtig zum Verständnis der Geschichte ist.
Es war zwar politisch und das interessiert mich eigentlich nicht, aber es war dabei auch unterhaltsam.
Die verschiedenen Charaktere werden beleuchtet und erzählt in Wir Sicht mit Einblicken in das Leben einiger Klassenkameraden.
Durch ausführliche Auszüge der damaligen Dokumente zu diesem Fall, teilweise trocken aber relevant ist alles sehr gut nachvollziehbar und erläutert welche einzelnen Schritte die Apparate gegangen sind.
Die Handlung ist bedrückend aber dabei so geschrieben das es Sorglosigkeit und Freiheit ausdrückt.
Das trotz der schweren Situation die Lebensfreude erhalten blieb.
Die Wiedersehen und die Aufarbeitung haben mich teilweise zu Tränen gerührt.
Die Fotos und auch das Nachwort fand ich informativ und ließ mich gut abschließen mit diesem Abenteuer.

Die Geschichte hat mich zum Googlen angeregt um weitere Hintergründe zu erfahren.

Storkow ist in der Nähe meiner alten Heimat und ich hatte noch nie von dieser Aktion gehört.
Wurde es Totgeschwiegen?

Schlussendlich bin ich auf die Verfilmung gespannt auch wenn ich die Geschichte jetzt schon kenne.
Ich vergebe 4 freiheitsliebende Sterne für dieses mutiges Statement.

Veröffentlicht am 15.03.2018

Vergessene Geschichte

0

1956, in Ungarn wurde gerade der Aufstand von den Sowjets niedergeschlagen. Eine Abiturklasse der DDR beschließt spontan eine Schweigeminute einzulegen. Damit beginnt eine Geschichte die so wahr wie manchmal ...

1956, in Ungarn wurde gerade der Aufstand von den Sowjets niedergeschlagen. Eine Abiturklasse der DDR beschließt spontan eine Schweigeminute einzulegen. Damit beginnt eine Geschichte die so wahr wie manchmal auch traurig ist. Aus dieser Schweigeminute entsteht am Ende der Verdacht, dass das kapitalistische Ausland hier versucht hat die Jugend ideologisch zu vergiften und die DDR gezielt zu schwächen.

Dietrich Garstka erzählt seine Geschichte, die gleichzeitig auch die Geschichte seiner Klassenkameraden ist. Da die Klasse keinen Rädelsführer benennen will und kann, wird sie geschlossen vom Abitur ausgeschlossen. Daraufhin flüchtet der Großteil der Klasse in den Westen.


Diese Geschichte ist wahr, sie ist Dietrich Garstka und seinen Klassenkameraden so passiert. Das schlägt sich auch im Schreibstil nieder. Immer wieder werden diverse staatliche Protokolle zitiert was den Lesefluss gerade am Anfang ziemlich behindert. Trotzdem ist es spannend mitzuerleben, wie die Jugendlichen immer wieder drangsaliert, bedroht und ihre Familien beleidigt werden, bis es zum Ausschluss aus der Schule kommt. Die Flucht in den Westen ist durch die noch offenen Grenzen gerade im nahegelegenen Berlin noch relativ einfach möglich. erstaunt hat mich, dass die zurückgebliebenen Familien zwar Anfangs bedrängt wurden die Kinder zurück zu holen, aber ansonsten nicht viel gegen sie unternommen wurde. Das hat sich wohl erst nach dem Mauerbau deutlich verschärft.


Irritiert hat mich die Erzählperspektive. Es handelt sich zwar um einen Ich-Erzähler, der über sich selbst aber in der dritten Person berichtet. So kam es mir manchmal so vor als wäre der Erzähler ein unbenannter Mitschüler. Am Anfang habe ich es nicht wirklich durchblickt und habe mich mehrmals gefragt, ob es wohl mehr als einen Dietrich in der Klasse gegeben hat. Durch diese schwebende Perspektive kann Garstka auch über die Ereignisse berichten, die er selbst nicht erlebt hat, weil er schon im Westen war. Trotzdem hätte ich mir hier eine andere Lösung gewünscht, ich fand das recht verwirrend.


Obwohl ich mehr einen Roman statt einem Erlebnisbericht erwartet hatte, fand ich das Buch durchaus interessant, zeigt es doch, wie der unsicher Staatsapparat der DDR schon bei kleinsten Unregelmäßigkeiten war. Und wie dann mit Kanonen auf Spatzen geschossen wurde.

Für Geschichtsinteressierte sicher ein interessantes Buch.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Spannende Geschichte ausbaufähig erzählt

0

„Es ist schlimm für einen Staat, wenn er von politischen Hohlköpfen regiert wird.“ (S. 135)

Ein erschütternder Bericht mitten aus den relativen Anfängen der DDR ist es, der mit „Das schweigende Klassenzimmer“ ...

„Es ist schlimm für einen Staat, wenn er von politischen Hohlköpfen regiert wird.“ (S. 135)

Ein erschütternder Bericht mitten aus den relativen Anfängen der DDR ist es, der mit „Das schweigende Klassenzimmer“ vorliegt. Diese Geschichte um eine Schulklasse, die mit einer Kleinigkeit die Obrigkeiten derart aus dem Konzept bringt, dass sich die Angelegenheit immer weiter hochschaukelt und beinahe zur Staatsaffäre wird, bietet ungewohnt tiefe Einblicke in die Funktionsweise eines dysfunktionalen Staats.

Man muss dieses Buch vielleicht aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten, mit zweierlei Maß messen: Zum einen die Geschichte, zum anderen die Art und Weise, wie sie erzählt ist.
Naturgemäß ist die Handlung wirklich spannend. Sie bietet Einblicke in die DDR, ihre Funktionsweisen und ihre Machtzentralen, die mir bis dahin ziemlich fremd gewesen sind. Sie machen die Unsicherheit greifbar, in der sich die handelnden Figuren befanden, in der sie lebten, und die für uns heute so unvorstellbar ist, und allein dadurch ist sie reizvoll.
Dazu kommt, dass bei allem, was man im Geschichtsunterricht über die DDR gehört hat, diese Geschichte nicht vorkam und ich nach der Lektüre ein wenig ungläubig recherchiert habe, um festzustellen: Das ist tatsächlich ganz wirklich so passiert.

Zum Glück, muss ich sagen, besitzt „Das schweigende Klassenzimmer“ dieses Feature der spannenden, wirklichen Geschichte, denn sprachlich und erzählerisch konnte es mich nicht so richtig überzeugen. Die Struktur irritierte mich immer wieder, die zeitliche Abfolge schien bisweilen nicht so richtig zu passen – jedenfalls nicht chronologisch – und immer mal wieder wurden Dinge erwähnt, die schon mehrfach vorher Erwähnung gefunden hatten.
Das macht „Das schweigende Klassenzimmer“ leider zu einem Buch, bei dem das Lesevergnügen dem intellektuellen Vergnügen im Wege steht.

„Die ängstliche Vorsicht wurden wir nicht los. Sie war die Besatzungsmacht in uns selbst.“ (S. 21)
„Die Wirklichkeit ereignete sich außerhalb der wahnhaften Verknüpfungen ihres ideologischen Spinnennetzes.“ (S. 153)

Ich kann das Buch trotzdem empfehlen, allerdings nur für Menschen, die schon Interesse für die Geschehnisse mitbringen und keinen mitreißend erzählten, romanähnlichen Erzählstrang erwarten. Das, was wir hier vorfinden, scheint ausführlich recherchiert zu sein, es ist umfassend und informativ, aber man braucht ein gewisses Durchhaltevermögen, um dabei zu bleiben.