Cover-Bild Kantika
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15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: mareverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 20.02.2024
  • ISBN: 9783866488328
Elizabeth Graver

Kantika

Juliane Zaubitzer (Übersetzer)

Rebecca Cohen genießt als Tochter eines sephardischen Unternehmers die Privilegien der Istanbuler Oberschicht. Doch als sich in den 1920er-Jahren die Stimmung in Europa verdüstert, beginnt für sie eine jahrelange Odyssee, die sie über Barcelona und Havanna bis nach New York führt. Auf ihrer Flucht wird Rebecca, kaum Ehefrau und Mutter, zur Witwe, muss ihre Eltern zurücklassen, um ihren Kindern eine Zukunft zu bieten, und ihr Schicksal einem Mann anvertrauen, den sie nur aus Briefen kennt. Doch an jeden neuen Ort trägt sie ihre Erinnerung und ihre Lieder und baut sich daraus gegen alle Widerstände eine neue Heimat.
»Kantika« (»Lied«) ist eine eindringliche, lyrische Erzählung über Identität und Exil und eine inspirierende Geschichte weiblicher Resilienz, mit der Elizabeth Graver ihrer Großmutter Rebecca Cohen ein Denkmal setzt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.02.2024

Eine außergewöhnliche Frau

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Eine wunderschöne Geschichte. Am Beginn einiger Kapitel ist ein Schwarzweißfoto, das man sich zunächst eine Weile anschaut, bevor man zu lesen beginnt und irgendwo in dem Kapitel findet man dann etwas ...

Eine wunderschöne Geschichte. Am Beginn einiger Kapitel ist ein Schwarzweißfoto, das man sich zunächst eine Weile anschaut, bevor man zu lesen beginnt und irgendwo in dem Kapitel findet man dann etwas über die Entstehung dieser Fotos.
Elizabeth Graver hat das Leben ihrer Großmutter Rebecca in diesem außergewöhnlichen Roman verarbeitet. Sie verlebte eine unbeschwerte Kindheit in einer jüdischen Unternehmerfamilie in Konstantinopel, aus dem dann Istanbul wurde. Ab 1914 begann sich das Leben in der Familie Stück für Stück zu verschlechtern, am Ende blieb ihnen nur das Exil nach Barcelona, wo die Familie nie so richtig angekommen ist. Aus Mangel an geeigneten Kandidaten, sie mussten aus jüdischen Familien stammen, wurde Rebecca mit einem Mann verheiratet. Dieser war gesundheitlich stark eingeschränkt, ein Überbleibsel aus dem Ersten Weltkrieg. Das Paar bekam zwei Kinder, dann starb der Mann. Als Witwe schlug sich Rebecca mit Näharbeiten durchs Leben. Rebeccas Schwester, die in New York lebte, machte sie mit dem Witwer von Rebeccas Kindheitsfreundin bekannt. Was sie nicht wusste, er hatte eine von Geburt an stark behinderte Tochter. Rebecca setzte sich mit der Behinderung von Luna auseinander und mit viel Energie und jeder Menge Rückschläge holte sie das Mädchen ins Leben, sodass es sogar auf eine normale Schule gehen konnte. Rebecca und ihr Mann führten eine gute Ehe und sie lebten in bescheidenen Verhältnissen. Es kamen noch drei gemeinsame Kinder. Der Leser wurde in jede Station ihres Lebens mitgenommen, ob in Istanbul, Barcelona oder New York, erlebte die harte Zeit mit Luna die kleinen Erfolge und Rückschläge. Ein großartiges Buch! Leider gibt es nur fünf Sterne zu vergeben, ich hätte gerne mehr gegeben.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Auf den Spuren der eigenen Familie

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Dieser Roman beruht auf wahren Gegebenheiten und erzählt die Geschichte von Rebecca Cohen Baruch Levy, der Großmutter der Autorin Elizabeth Graver.

Die Erzählung beginnt im Jahre 1907, als Rebecca Cohen ...

Dieser Roman beruht auf wahren Gegebenheiten und erzählt die Geschichte von Rebecca Cohen Baruch Levy, der Großmutter der Autorin Elizabeth Graver.

Die Erzählung beginnt im Jahre 1907, als Rebecca Cohen ihr Leben als Tochter eines wohlhabenden sephardischen Unternehmers in Istanbul genießt. Doch nach dem Ende der Ersten Weltkriegs verliert der Vater sein Vermögen und die die nationalistischen Kräfte wenden sich gegen Griechen, Armenier und nicht zuletzt gegen Juden. Während Rebecca, wie ihre Freundin Lika lieber nach Amerika auswandern möchte, beschließt ihre Familie nach langem Zögern, sich in Spanien niederzulassen. Ausgerechnet nach Spanien, das vor rund 400 Jahren alle Juden zwangstaufen ließ und jene, die sich weigerten, ermordeten. Doch scheint das Angebot für die Samuel Cohen annehmbar zu sein.

Die Ankunft in der Wirklichkeit von 1925 ist heftig, nur eine kleine Wohnung für die mehrköpfige Familie, kein gesellschaftliches Leben und kaum Verdienstmöglichkeiten. Die politische Lage in Spanien verschlechtert sich zusehend. Rebecca wird 1926 mit Luis verheiratet, der im Ersten Weltkrieg einen Giftgasangriff überlebt hat und an Spätfolgen leidet. Sie wird Mutter zweier Söhne und als sie nach Adrianopel aufbricht, um ihren Mann wieder zu sehen, weiß sie bei Reiseantritt noch nicht, dass sie Witwe ist.

Als ihre Freundin Lika bei der Geburt ihres Kindes stirbt, wie Rebecca mit dem Likas Ehemann verkuppelt. Nun scheint sich der Traum von besseren Leben in Amerika, doch noch zu erfüllen. Allerdings muss Rebecca die Reise ohne ihre Familie antreten, denn die sitzt in Spanien von 1934 fest.

Meine Meinung:

Mir hat diese Familiengeschichte sehr gut gefallen. Anders als die streng orthodoxen chassidischen Juden ergreifen die Sepharden beinahe jedem Strohhalm. Und hier sind es die Frauen, die die Initiative ergreifen. Sie lassen sich durch die strengen Glaubensregeln nicht einschüchtern. Sie beugen (oder ignorieren) die Regeln, wirken weltoffen und arrangieren sich mit Gegebenheiten.

Bei Rebeccas Lebensweg führt sie von Istanbul (vormals Konstantinopel) nach Barcelona, Adrianopel und über Kuba nach Astoria in den USA. Das Leben hat abermals so manche Bürde für bereit, denn die behinderte Tochter von Lika, die sie mitgeheiratet hat, sowie ihre Schwiegermutter machen ihr das Leben schwer. Doch sie schafft es, das Leben zu meistern.

Gut gefällt mir, dass immer wieder Sätze in ladino, also der Sprache der sephardischen Juden eingeflochten sind. Wer die Worte aufmerksam liest, wird den Mix aus spanisch, französisch und jiddisch erkennen.

Der Buchtitel „Kantika“ heißt bezeichnenderweise „Lied“, denn die Lieder der Erinnerung an die alte Heimat helfen, die Mühsal des Alltags zu ertragen.

Fazit:

Diesem Roman, mit dem die Autorin ihrer Großmutter Rebecca Cohen Baruch Levy ein Denkmal setzt, gebe ich gerne 5 Sterne.