Cover-Bild Was wir scheinen
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 576
  • Ersterscheinung: 26.08.2022
  • ISBN: 9783847901242
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Hildegard E. Keller

Was wir scheinen

Hannah Arendt. Poetische Denkerin. Roman

Man soll sich selbst nicht in die Karten schauen, sagt Hannah Arendt, aber im Sommer 1975 tut sie es trotzdem. Sie reist ein letztes Mal in das Tessiner Dorf Tegna, um Urlaub zu machen. Im Tessin fliegen ihre Gedanken nach Paris, Berlin, New York und Jerusalem, zurück an den Eichmann-Prozess im Jahr 1961. Die Kontroverse um ihr Buch Eichmann in Jerusalem forderte einen Preis, über den sie nie gesprochen hat. In ihrem letzten Sommer denkt sie an die prägenden Begegnungen ihres Lebens und auch an die Poesie, die wieder zu ihr zurückkehrt.

»Das ist ja das Einzige, was wir fürchten, wenn wir uns vor dem Ende bangen. Nicht den Tod, sondern diese Welt zu verlieren.«

Der Roman einer großen Lebensreise.

Mehr zum Buch und seiner Entstehungsgeschichte finden Sie hier .

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2022

Dann wird dieses Leben erzählt sein...

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Wir begeben uns im Sommer 1975 mit Hannah Arendt auf eine Reise in das Tessiner Dorf Tega in der Schweiz. Es wird ihre letzte Reise sein. Ob sie es geahnt hat?

Schon auf der Zugreise werde ich mit in ...

Wir begeben uns im Sommer 1975 mit Hannah Arendt auf eine Reise in das Tessiner Dorf Tega in der Schweiz. Es wird ihre letzte Reise sein. Ob sie es geahnt hat?

Schon auf der Zugreise werde ich mit in die komplexe Gedankenwelt dieser außergewöhnlichen Frau mitgenommen und in ihrem Hotel angekommen, diesmal das erste Mal ohne ihren geliebten Heinrich, gehen ihre Gedanken auf Erinnerungsreise und erzählen dem Leser ihren Werdegang, ihre Geschichte. Wir reisen mit Hannah Ahrendt in die Vergangenheit weit zurück nach Berlin, nach Paris, nach Marseille und schließlich in die USA, nach New York, dessen Entwicklung und Veränderung wir seit den 1940er Jahren geschildert bekommen, nach Jerusalem und nach Rom.

Wir erleben Hannah als Tochter, Geliebte und Ehefrau, als Professorin, gibt es noch solche Professoren heute? und als leidenschaftliche Freundin, wen sie in ihr Herz geschlossen hatte, der hatte dort einen festen Platz. In Tegna erleben wir sie als Witwe und über ihren Erinnerungen hängt ein Hauch von Melancholie, nicht dass sie ihr Leben und ihre Entscheidungen bereut, doch ihr unabhängiges Denken, dass sie bis zu ihrem Lebensende scharf verteidigt, fordert seinen Preis, ganz besonders 1961 in Jerusalem, wo sie als Berichterstatterin im Eichmann-Prozess aktiv war und mit ihrem Buch "Die Banalität des Bösen" darüber eine für sie unerwartete Kontroverse entfachte.

Der Witz von Hannah Arendt und ihre eigenen ganz zarten Gedanken, die sie meistens für sich behielt, ihre Gedichte und überhaupt ihre Liebe zur Philosophie und dem geschriebenen Wort haben mir diese Frau auf eine besondere Weise symphatisch gemacht.

Die Autorin Hildegard Keller, Literaturprofessorin in Zürich, hat mit diesem Roman, der auf profunde Kenntnisse und sorgfältige Recherche zurückgreift und ihr einfühlsames und tiefgehendes Beschreiben der Gedankenwelt von Hannah Arendt, sowie die Gespräche und Diskussionen, die sie mit ihren Freunden geführt hat, basierend auf regem Schriftverkehr mit denselben und wenn auch paraphrasiert, so nehmen sie doch den Leser auf eine ganz neue Art mit in das Leben dieser ungewöhnlichen Frau, mit Recht eine der ungewöhnlichsten Frauen den 20. Jahrhunderts, hinein, anders als es eine nüchterne Biografie getan hätte.

"Vielleicht ist das, was einem Manschen geschieht, nur dazu da, seine Eigentümlichkeit zu vollenden."

Ein Roman über eine besondere Frau, der es mehr als wert ist gelesen und bewegt zu werden.



Der Roman ist mit seinen 550 Seiten in drei Abschnitte geteilt, die jeweils 8-10 Kapitel beinhalten. Der Leser taucht sofort in die Gespräche und Diskussionen ein, als wäre er dabei und muss dann erstmal herausfinden mit wem Hannah denn redet, denn sie hat für fast jeden einen Spitznamen. Doch das hat mich nicht in meinem Lesefluss gestört, ich habe mich als einen Teil der Geschichte gefühlt und mehr als einmal gedacht, welch ein Segen sie doch für ihre Freunde war.

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Veröffentlicht am 19.10.2025

Sommer im Tessin

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Im Sommer 1975 reist die Publizistin Hannah Arendt in die Schweiz. Sie hat vor einiger Zeit einen Herzinfarkt überstanden und will nun einen mehrwöchigen Urlaub an einem ihrer Lieblingsorte verbringen. ...

Im Sommer 1975 reist die Publizistin Hannah Arendt in die Schweiz. Sie hat vor einiger Zeit einen Herzinfarkt überstanden und will nun einen mehrwöchigen Urlaub an einem ihrer Lieblingsorte verbringen. Sie freut sich über die Ruhe. Ihren Mann Heinrich, der vor einigen Jahren verstorben ist, vermisst sie immer noch. Doch sie blickt auch zuversichtlich in die Zukunft. Natürlich ist sie schon Ende Sechzig, doch das muss ja nichts heißen. Während des Aufenthaltes lässt sie die Erinnerungen in sich aufsteigen. Die erste Zeit in Amerika, zum Glück sind sie den Nazis entkommen. Ihr Austausch mit Personen, die ihr teure waren. Der Eichmann-Report und die Reaktionen darauf.

Eine beeindruckende Persönlichkeit reflektiert hier zu ihrem Leben, das in der Rückschau als wirklich außergewöhnlich bezeichnet werden kann. Eine Frau, der das Denken wichtig ist, eine Frau, die Denken kann. Sie konnte studieren und promovieren. Mit ihrem Doktorvater hielt sie Kontakt. Sie führte eine glückliche Ehe. Sie veröffentliche ihre Gedanken und Gedichte, Werke, die noch immer Beachtung finden. Ihr Bericht zu dem Eichmann-Prozess, der ein kontroverses Echo auslöste, auch von Seiten, von denen sie es nicht so erwartet hätte. Und immer wieder die entspannende Urlaubsatmosphäre an einem Ort, an den sie immer wieder zurückgekehrt ist.

Wenn man immer schon mal mehr über diese außerordentliche Persönlichkeit wissen wollte, sich aber noch nicht an ihre Werken herantraut, dann könnte dieser Roman, der Teile ihres Lebens ein toller Einstieg sein. Leben und Werk werden auf ansprechende Art und Weise dargestellt. Die Person Hannah Arendt wird einem nahegebracht. Ihre Verhaftetheit im Denken, das genaue Durchdenken der Fragen, die sich ihr Stellen, aber auch ihr persönliches Leben in ihrer Ehe oder auch im Austausch mit Freunden und Weggefährten. Sie ging der Kontroverse nicht aus dem Weg und suchte doch ihre Gedanken zu erklären. Dieser Roman bietet eine beeindruckenden Überblick in das Leben von Hannah Arendt.