Cover-Bild Die Geächteten
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7,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Bastei Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Ersterscheinung: 22.11.2013
  • ISBN: 9783838745657
Hillary Jordan

Die Geächteten

Roman
Annerose Sieck (Übersetzer)

Im Amerika der nahen Zukunft werden Verbrecher nicht eingesperrt, sondern ihre Hautfarbe wird durch die Injektion eines Virus verändert. Die Farbe verrät, welches Vergehen sie begangen haben: Gelb steht für Diebstahl, Blau für Pädophilie, Rot für Mord. Gemeinsam ist den so genannten Verchromten: Sie haben keinerlei Rechte. Jeder darf sie schlagen, vergewaltigen, töten.

Hannah ist eine Rote. Sie wurde als Mörderin gekennzeichnet. Nun ist sie vogelfrei - und ihr Überlebenskampf beginnt.

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2021

Eine tolle Story!

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In Hannahs Welt werden Verbrecher durch eine Injektion eingefärbt. Je nachdem was sie verbrochen haben. Sie ist eine Rote, denn sie hat einen Mord begangen. Doch das schlimmste ist noch nicht mal das sie ...

In Hannahs Welt werden Verbrecher durch eine Injektion eingefärbt. Je nachdem was sie verbrochen haben. Sie ist eine Rote, denn sie hat einen Mord begangen. Doch das schlimmste ist noch nicht mal das sie verchromt wurde, denn nachdem sie die Tage im Gefängnis beendet hat, muss sie sich in der Welt draußen zurecht finden und dort gilt sie als vogelfrei.

Das Cover mag ich total gerne, denn nicht nur das rot ist sehr cool, auch dieses intensive blau der Augen ist echt gelungen. 
Der Schreibstil konnte mich direkt einnehmen und sehr schnell habe ich gemerkt, dass es in Hillary Jordans Buch nicht nur einfach darum geht, wie diese zukünftige Welt ist, sondern es geht um so viel mehr.
Hannah wird rot verchromt, weil sie eine Abtreibung vorgenommen hat und das ist in dieser strenggläubigen Welt in der sie lebt eine Straftat. Ich möchte jetzt keine Grundsatzdiskussion darüber führen, wie ich das finde, aber ich möchte so viel sagen, ich kann Hannahs Beweggründe nachvollziehen. Hannah sieht einfach keinen anderen Ausweg und im Laufe des Buches erfährt man auch immer mehr Details dazu. Auf jeden Fall wird sie geschnappt und verchromt. Nun ist sie eine Rote und sie muss feststellen, dass sie von ihren Eltern extrem von allem abgeschottet wurde. Viele Dinge waren ihr nicht klar, auch wenn sie jemand ist, die viel hinterfragt hat. Und nun hat sie die Möglichkeit auch Antworten auf ihre Fragen zu bekommen.
Man erlebt mit, wie Hannah immer mehr selbstbewusst sein entwickelt und endlich ihren eigenen Weg gehen möchte. Das ist eine wirklich schöne Entwicklung.
Aber genau wegen dieser konventionellen Einstellung ihrer Eltern und Freundinnen, kann sie sich niemandem anvertrauen und muss lernen, dass sie nur auf sich selber bauen kann. Doch in ihrer Zeit als Rote lernt sie neue Menschen kennen, die ihr zeigen, dass es okay ist Dinge zu hinterfragen oder nicht so leben zu wollen, wie man es von einem erwartet.
Doch zunächst lernt sie auch die Schattenseiten kennen, denn als Verchromte ist sie eine Geächtete und jeder kann es sehen.
Und auch wie Hannah selber erkennen muss, weiß man ja nicht genau was der Gegenüber getan hat, denn es gibt keine weiteren Abstufungen. Rot ist Rot und steht für Mord, alle sind in dieser Farbe gleich. Dasselbe gilt für andere Farben, einzig Blau ist nochmal eine Stufe schlimmer, denn das sind die Pädophilen.
Ich war ziemlich wütend manchmal beim Lesen, denn diese ganze Welt ist so heuchlerisch. Man versucht gut zu sein und anderen zu helfen, aber nur auf Abstand und bloß nicht den Verchromten, egal was sie getan haben. Denn diese leben in Ghettos und dort sollen sie auch bleiben. Dazu kommt, man kann alle Verchromten ganz leicht über das Internet aufspüren und verfolgen.
Gut kann man dieses Buch auf jede Zeit in unserer Welt einsetzen, denn was ist es anders wenn im Dritten Reich, Juden in Ghettos leben und mit Sterne markiert werden oder man PoC heutzutage auf der Straße zu Tode prügelt? Die Menschen schauen weg, weil sie nicht in ihrer heilen Welt beeinträchtigt werden wollen. Ein zeitloser Roman, der ein wichtiges Thema behandelt.
Aber es gibt nicht nur negative Seiten, denn im Buch tauchen sehr viele starke Frauen auf, die Hannah helfen und auch Hannah selber lernt, auf eigenen Beinen zu stehen. Man muss nur über seinen eigenen Tellerrand schauen.

Mein Fazit: Ein wie oben schon gesagter zeitloser Roman, der eine dystopische Welt beschreibt, die aber genauso gut unsere eigene Welt sein könnte. Ich finde es wichtig, was hier beschrieben wird und auch toll finde ich, dass in Hillary Jordans Buch so viele starke Frauen auftauchen, die Hannah unterstützen und ihr zeigen, wie falsch alles doch ist in ihrer Welt.
Hannah macht eine tolle Entwicklung durch und das Ende ist echt gut gelungen. Ich mochte das Buch sehr gerne lesen und empfehle es einfach allen weiter! :)

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Veröffentlicht am 20.04.2017

Hatte etwas anderes erwartet

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Gesehen, gewünscht, gekauft, gemocht ?
Naja, nicht ganz. Ich denke, dass das Buch falsch vermarktet wird und man daher mit der falschen Einstellung und den falschen Erwartungen an dieses Buch rangeht. ...

Gesehen, gewünscht, gekauft, gemocht ?
Naja, nicht ganz. Ich denke, dass das Buch falsch vermarktet wird und man daher mit der falschen Einstellung und den falschen Erwartungen an dieses Buch rangeht. Besonders der Klapptext und das Grundgerüst der Handlung, sind irreführend, lassen sie doch eine "klassische" Dystopie vermuten:

Es gab eine/n großen Krieg/Katastrophe/Epidemie: Check

Daraus ergab sich ein neues System:
Check

Mädchen, dass "verbotene" Gedanken hat:
Check

besagtes Mädchen wird bestraft/gefangen/gesucht: Check

Mädchen flieht:
Check

Rebellengruppe:
Check

Dennoch ist dieses Buch nicht wirklich eine Dystopie, oder besser gesagt die dystopische Umwelt ist eher der Rahmen für einen sozialkritischen Thriller.
In er ersten Hälfte des Buches liegt der Fokus stark auf Hannahs Gefühlen und ihre Gedanken. Aufgewachsen in einer streng religiösen Familie, deren Wertevorstellungen in etwa denen des 18. Jahunderts entsprechen, ist sie mit ihrer neuen Situation, als verchromte sichtlich überfordert. Einerseits möchte sie an ihr bisheriges Leben festhalten, andrerseits sieht sie ein, dass als Verchromte nichts mehr so sein wird wie früher.
Handlungsmäßig passiert eigentlich die ersten 200 Seiten nicht viel. Man verfolgt Hannahs Gedankengänge und bekommt immer wieder Rückblenden, die Hannahs Leben vor der Verchromung beschreiben. Es wird deutlich wie stark eingeschrängt die Rechte der frauen sind und wie prägend die Religion ist.
An sich ist so was ja nicht schlecht, aber hier zieht es das Buch doch ganz schön in die Länge. Einige Szenen und Rückblenden hätte man durchaus weglassen können, teilweise waren Hannahs Gedanken so interessant wie drei Fussel auf dem Teppich. Größtenteils ist es der Konflik ihrer religösen Erziehung und den aufkommenden Freiheitswunsch, der die Seiten füllt. Leider mit häufigen Wiederholungen des eigendlichen Kerns.

An anderen Stellen waren Hannahs Gedanken und Handlungen für mich einfach nicht nachvollziehbar. Bestes Beispiel:
Hannah sieht auf einer Art Google Maps für den Aufenthalt von Verchromten, wie ihre Freundin von einem Man verfolgt und in ein Hausgedrängt wird. Was macht Hannah ?
Erstmal macht sie sich riesige Sorgen, doch dann, anstatt so schnell wie möglich zu diesem Haus zu gelangen, spaziert sie gemütlich los und geht zwischendurch noch etwas essen.

Im letzten Viertel wird es dann aber besser. Es kommt mehr Schwung in die Handlung und Hannah wird ebenfalls erträglicher.

Fazit:

Wenn man vom Klapptext her eine spannende Dystopie erwartet wir man unweigerlich enttäuscht. Die Dystopie dient hier nur als Rahmen für einen gesellschaftskritischen Roman. Da das nicht so mein Fall ist, konnte mich das Buch nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sozial- und religionskritische Dystopie, kein dystopischer Thrille

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Eine Sache muss ich unbedingt als Erstes ansprechen: die Übersetzung. Die Übersetzung ist grauenhaft - sinnverfälschend und manchmal sogar unfreiwillig komisch. Wenn Toiletten erröten und Hände aussehen ...

Eine Sache muss ich unbedingt als Erstes ansprechen: die Übersetzung. Die Übersetzung ist grauenhaft - sinnverfälschend und manchmal sogar unfreiwillig komisch. Wenn Toiletten erröten und Hände aussehen wie Seesterne aus einer anderen Welt, dann ist etwas mächtig schiefgelaufen... Ich kann nur ganz dringend empfehlen: wer sich für das Buch interessiert und auch englische Bücher liest, sollte sich unbedingt das Original zulegen und nicht die deutsche Ausgabe!

Bevor ihr aber das Buch kauft oder auch nur darüber nachdenkt, es vielleicht zu lesen: vergesst den Klappentext. Er suggeriert Dinge, die das Buch nicht liefert und die die Autorin wahrscheinlich auch nie liefern wollte. "Nun ist sie vogelfrei - und ihr Überlebenskampf beginnt"? Das klingt nach brutaler, atemloser Action, nach gnadenloser Jagd und Medienspektakel... Nach einem Buch, das mit Sicherheit Fans von "Die Tribute von Panem", "Die Auslese" und "Die Auserwählten im Labyrinth" ansprechen würde.

Aber dem ist nicht so. Ja, Hannah ist eine Rote. Sie hat ihr Kind abgetrieben, und im Amerika der Zukunft gilt das als Mord zweiten Grades. Ja, als Rote wird sie vom Großteil der Bevölkerung verachtet und gehasst, und es gibt tatsächlich Menschen, die Jagd auf "Verchromte" machen. Aber das ist nicht staatlich organisiert oder wird auch nur offiziell gebilligt. Es gibt keine Arena, keine Liveübertragungen... Es steht auch nicht im Zentrum dieser Geschichte.

Ich habe es eher so empfunden, dass das Thema Religion sehr zentral war, und zwar sowohl Religion als persönliche Entscheidung als auch Religion als staatliches Instrument der Macht. Religion als Mittel zur Unterdrückung weiblicher Selbstbestimmung wird ebenfalls des Öfteren angesprochen. Hannah ist z.B. in dem Glauben aufgewachsen, dass es Gottes Wille ist, dass sie als Frau den Männern in ihrem Leben untertan ist. Die Abtreibung ist ihr erster großer Akt der Rebellion, und auch dazu hat sie sich im Prinzip nur entschieden, um einen Mann zu schützen und den religiösen Status Quo ihrer Gemeinde nicht zu gefährden. Aber dadurch wird sie aus Allem herausgerissen, was sie bisher kannte, und beginnt, inmitten des Chaos und der ständigen Gefährdung, sich selber zu entdecken. Jetzt, wo sie nicht mehr durch ihren Glauben definiert wird, muss sie lernen, ihrem Leben selber einen Sinn zu geben. Und ob der Glaube an Gott dabei eine Rolle spielen wird oder nicht, ist nur noch ihre eigene Entscheidung.

Ich vermute, dass das Buch für Leser aus den USA eine deutlich schärfere Brisanz haben dürfte. Dort herrscht zwar ebenso wie in Deutschland eine Trennung von Staat und Kirche, aber das tägliche Leben wird dennoch oftmals sehr stark von christlich orientierten Werten geprägt. Die evangelikalen Christen, die unter Anderem dazu beigetragen haben, den Kreationismus in den Lehrplan öffentlicher Schulen aufzunehmen (also die Lehre, dass es keine Evolution gibt sondern alles Leben von Gott quasi "fertig" erschaffen wurde), haben großen politischen Einfluss, und auch andere religiöse Gruppierungen verfügen über politische Macht.

Es GIBT große Gruppierungen fundamentalistischer Christen, die glauben, die Ehefrau müsse dem Mann untertan sein. Es GIBT Christen, die es gerne sehen würden, dass christliche Gebote gesetzlich festgelegt werden.

Ich kann mir einen amerikanischen Staat, in dem Kirche und Regierung untrennbar verbunden sind, in dem Homosexuelle zur "Therapie" gezwungen werden und Abtreibung als Mord zweiten Grades gilt, nur zu gut vorstellen. Und wenn ich an den Ku-Klux-Klan denke, der HEUTE noch aktiv ist, dann kann ich mir auch "The Fist of Christ" vorstellen, die in diesem Buch Jagd auf Verbrecher machen - unter Anderem auf Frauen, die nach einer Vergewaltigung abgetrieben haben.

Ich denke, man muss auf jeden Fall Interesse an religions- und sozialkritischen Themen mitbringen, um das Buch interessant zu finden! Aber dann ist es durchaus eine originelle Dystopie, die etwas ganz Eigenes bietet, was ich so bisher noch nicht gelesen habe. Allerdings ist das Tempo größtenteils eher langsam und die Spannung unterschwellig. Vieles spielt sich sozusagen intern ab, in Hannahs emotionaler und mentaler Entwicklung. Es ist kein Thriller - es ist Sozialkritik, und es ist die Geschichte der Selbstfindung einer jungen Frau in einer Gesellschaft, die bedingungslose Unterordnung unter rigide und oftmals sexistische Werte verlangt.

Hannah war ein sehr interessanter Charakter, mit dem ich gut mitfühlen konnte. Nur manchmal war sie mir für ihren Hintergrund plötzlich zu taff und aggressiv, aber meist fand ich ihre Entwicklung glaubwürdig. Auch die Menschen, die sie auf ihrer Flucht trifft, waren größtenteils interessant und gut geschrieben. Viele der Verchromten wurden nur an den Rand der Gesellschaft gedrängt, weil sie der akzeptierten Norm nicht entsprachen, und die Autorin schafft es wirklich, einem die Ungerechtigkeit deutlich vor Augen zu führen. Interessanterweise sind es oft die scheinbar Guten, die nach außen hin als Musterbild christlicher Tugenden erscheinen, die hinter verschlossenen Türen ihr hässliches wahres Gesicht zeigen.

Gegen Ende gab es plötzlich eine homosexuelle Beziehung, die etwas aufgesetzt wirkte - mehr so, als hätte die Autorin auch diese unterdrückte Randgruppe noch schnell repräsentieren wollen. Das hätte man meiner Meinung nach auch weniger übereilt ansprechen können!

Im Original fand ich den Schreibstil eher ruhig und behäbig, aber dennoch gut zu lesen.

Wer einen nervenzerfetzenden dystopischen Thriller sucht, ist hier definitiv falsch. "Die Geächteten" ist eine eher ruhige, philosophische Dystopie, in der wir den Weg einer jungen Frau verfolgen, die sich aus dem Käfig sozialer, religiöser und staatlicher Zwänge befreit.