Cover-Bild Im Schatten zweier Sommer
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: E-Books im Verlag Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 08.02.2024
  • ISBN: 9783462312867
Jan Koneffke

Im Schatten zweier Sommer

Roman
Von der Leichtigkeit eines Wiener Sommers 1914 – und dem drohenden Gewitter des Krieges im Paris der späten Dreißiger.
Es wird Frühjahr in Wien, und bei der jüdischen Familie des Schuhmachers Fischler wird ein Zimmer zur Untermiete frei. Der neue Mieter ist ein schüchterner, etwas verquerer Student aus Galizien. Sein Name: Joseph Roth.  
Bald lernen Fanny, die ältere Tochter der Familie, und er sich kennen, und für die beiden beginnt ein heimlicher verliebter Sommer. Der allerdings endet in einer Trennung – und in geschichtlicher Dimension in einer Menschheitskatastrophe: Der Erste Weltkrieg bricht aus.
Lange Jahre werden die beiden sich nicht wiedersehen – bis es Fanny nach abenteuerlicher Flucht aus Wien 1938 nach Paris verschlägt, wo sie zufällig im Deutschen Hilfskommitee ihren ersten Sommerschwarm wiedertrifft. Roth ist inzwischen berühmter Schriftsteller geworden, befindet sich ebenfalls im Exil in Paris und gerade hat Irmgard Keun, seine letzte Geliebte, die Flucht vor ihm ergriffen. Fanny wird den cholerischen, mit sich und der Welt zerstrittenen charismatischen Autor, der in seinem Kreis Hof hält wie ein Fürst und doch gerade keinen Pfennig mehr hat, bis kurz vor seinem Tod begleiten.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2024

Authentisch und atmosphärisch dicht

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Ganz viel Liebe für dieses Buch! Das und nichts anderes empfinde ich für das absolut großartige Meisterwerk aus der Feder Jan Koneffkes.
Ein bissl fürchte ich mich ja immer, wenn ich ein Buch lese, das ...

Ganz viel Liebe für dieses Buch! Das und nichts anderes empfinde ich für das absolut großartige Meisterwerk aus der Feder Jan Koneffkes.
Ein bissl fürchte ich mich ja immer, wenn ich ein Buch lese, das in Wien spielt aber von einem Nichtwiener geschrieben wurde. Da bin ich empfindlich, wenn meine Heimatstadt touristenmäßig beschrieben wird oder ein gequälter Wiener Dialekt rausgehauen wird, wenn's also nicht authentisch ist. Aber diese Angst war absolut unbegründet, Koneffke hat nicht nur eine perfekte Wiener Atmosphäre geschaffen, sondern auch nostalgisch glaubhaft das alte Wien präsentiert - nicht allein durch die fiktive Figur der Fanny Fischler, die in ihren Tagebüchern so wunderbar alte Wiener Begriffe verwendet, die mich wehmütig schmunzeln haben lassen.
Geschickt verwebt der Autor Fakten mit Fiktion und ich habe schnell beim Lesen einfach vergessen, dass die Geschichte um Joseph Roth und Fanny erfunden ist. Genauso hätte es gewesen sein können. Die wichtigsten Eckdaten um Joseph Roth stimmen (ein bisschen gegoogelt hab ich schon) und die Lücken in seiner Biografie füllt Koneffke stimmig und schlüssig auf.
Fanny ist eine tolle Protagonistin, eine gescheite junge Frau, die trotz ihrer manchmal nicht nachvollziehbaren Liebe zu Roth, eine starke Persönlichkeit ist. Sie ist liebenswert gezeichnet, eine absolut lebendige Figur; dass man sie zu Beginn des Buches als alte sehr vitale Frau kennenlernt, rundet das Gesamtbild stimmig ab.
Nachdem ich nun einige Stunden im nostalgischen Wien verweilen konnte, habe ich richtig Lust auf Joseph Roths Bücher bekommen - ist schon wieder zu lange her, dass ich was von ihm gelesen habe.
Von mir gibt es eine hundert prozentige Leseempfehlung, ein Highlight in diesem noch jungen Jahr, vielen Dank dafür Herr Koneffke!

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Ein gelungener Roman

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Vor 130 Jahren, am 2. September 1894, wurde Joseph Roth im galizisch-österreichischen Brody in der heutigen Ukraine geboren. Mit Romanen wie „Radetzkymarsch“ und „Die Kapuzinergruft“ schrieb er Literaturgeschichte. ...

Vor 130 Jahren, am 2. September 1894, wurde Joseph Roth im galizisch-österreichischen Brody in der heutigen Ukraine geboren. Mit Romanen wie „Radetzkymarsch“ und „Die Kapuzinergruft“ schrieb er Literaturgeschichte. Der deutsche Autor Jan Koneffke hat nun den Jugendjahren Roths einen Roman gewidmet. Zufall oder nicht? Ausgerechnet in jenem Haus, in der Rembrandtstraße 35, in der Wiener Leopoldstadt, in dem Joseph Roth in Untermiete bei der Familie Fischler lebte, hat auch der Autor (s)eine Wohnung gefunden.

Jan Koneffke erzählt die fiktive Liebesgeschichte zwischen Franziska „Fanny“ Fischler und Joseph Roth, die nur zwei Sommer lang dauern wird. Der erste Sommer ist jener im Jahr 1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der zweite im Jahr 1938 in beider Exil in Paris.

Während der Wochen des ersten Liebessommers in Wien scheint Joseph Roth ein liebenswürdiger, jedoch ein wenig hilflos wirkender junger Mann zu sein, der aus der bitterarmen Ecke des Habsburgerreiches, Galizien, kommt. Zunächst in der Millionenstadt Wien ein wenig verloren wirkend, entwickelt er nicht allzu sympathische Charakterzüge. Ständig in Geldnot erzählt er unterschiedliche Unwahrheiten, anstatt einer bezahlten Beschäftigung nachzugehen. Die Trennung nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist unvermeidbar.

Als sich die beiden in Jahr 1938 in Paris zufällig in einem Büro für Emigranten wiedertreffen, erleben sie einige wenige Wochen voller Leidenschaft. Roth ist inzwischen ein gefeierter Literat. Alkoholmissbrauch und Depressionen haben den Schriftsteller zu einem eifersüchtigen Wrack werden lassen. Seine aktuelle Geliebte, Irmgard Keun, hat soeben die Flucht vor Roth ergriffen, als Fanny wieder in sein Leben tritt. Fanny leidet unter Roths extremen Gefühlsschwankungen und cholerischen Anfällen.

Diesmal ergreift sie die Initiative und trennt sich von Joseph Roth. Sie emigriert, nach dem die Situation in Paris für die Exilanten immer schwieriger wird, mit dem Arzt Maximilian Sasse in die USA. Joseph Roth stirbt am 27. Mai 1939 in Paris.

Meine Meinung:

Jan Koneffke ist hier ein interessanter historischer Roman gelungen. Geschickt verwebt er historisch Verbürgtes mit Fiktion zu dieser Liebesgeschichte.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Fannys Neffen in drei Teilen. Zunächst erleben wir Fanny als alte Dame, die aus ihrem Leben berichtet und ihm ihr altes Tagebuch sowie zehn besprochene Audiokassetten überlässt. Verwundert lauscht der Neffe der Liebesgeschichte mit Jospeh Roth. Im zweiten Teil dürfen wir die Tagebücher der Fanny zwischen Februar und August 1914 lesen. Im dritten und letzten Teil dürfen wir die Neuauflage der Liebesgeschichte zwischen Fanny und Joseph erleben. Beide haben sich in den mehr als zwanzig Jahren seit 1914 entwickelt.

Die Tagebücher der Fanny zwischen Februar und August 1914 sind „geschrieben wie gesprochen“ in einer Mischung aus dem Wienerischen und dem Jiddischen verfasst. Als Wienerin, die jahrelang im zweiten Bezirk, der Leopoldstadt, dem ehemaligen Judenviertel, gewohnt und gearbeitet hat, kenne ich natürlich die Örtlichkeiten recht genau.

Fazit:

Gern gebe ich diesem interessanten Roman rund um die fiktive Liebesgeschichte zwischen Fanny Fischler und Joseph Roth, die zweimal nur jeweils einen Sommer gedauert hat, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 11.02.2024

Joseph Roth, ein Schriftsteller als Romanfigur

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Im Frühjahr 1914 zieht in Wien in der Rembrandtstraße bei der jüdischen Familie des Schuhmachers Fischler ein neuer Untermieter ein. Es ist ein etwas unsicherer, schüchterner Student aus Galizien, sein ...

Im Frühjahr 1914 zieht in Wien in der Rembrandtstraße bei der jüdischen Familie des Schuhmachers Fischler ein neuer Untermieter ein. Es ist ein etwas unsicherer, schüchterner Student aus Galizien, sein Name ist Joseph Roth. Rasch verliebt er sich in Fanny, die älteste Tochter der Familie. Die beiden erleben einen verliebten Sommer voller Vertrautheit und gleichzeitig voller Heimlichkeiten, bis der Erste Weltkrieg ausbricht und sie sich in den Wirren aus den Augen verlieren. - 1938 flieht Fanny vor den Nazis ins vermeintlich sichere Paris, wo sie durch Zufall ihre Jugendliebe, den inzwischen berühmt gewordenen Schriftsteller Joseph Roth wieder trifft, der dort im Exil lebt. Nun könnten sie ihre damals versäumte Liebe nachholen, doch Roth ist Alkoholiker mit ständigen Geldsorgen, cholerisch, mit sich und der Welt unzufrieden und dazu noch krankhaft eifersüchtig …

Jan Koneffke, geb. 1960 in Darmstadt, ist ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Autor zahlreicher Erzählungen und Romane. Nach der Schulzeit studierte er Philosophie und Germanistik an der FU Berlin, wo er 1987 den Magistergrad erlangte. Danach lebte er als freier Schriftsteller in Berlin. 1994 heiratete er seine langjährige Jugendfreundin. Aus dieser Ehe ging eine gemeinsame Tochter hervor. Nachdem er ein Stipendium erhalten hatte, ging er 1995 nach Rom, wo er bis 2003 seinen Wohnsitz hatte. Seither lebt er in Wien und in Bukarest, der Heimat seiner zweiten Frau.

Die Idee zu dem Roman „Im Schatten zweier Sommer“ kam dem Autor durch seinen neuen Wohnort in Wien, als er zufällig entdeckte, dass er im selben Haus in der Rembrandtstraße 35 wohnte, wie einst der junge Joseph Roth. Während dessen spätere Jahre recht gut dokumentiert sind, weiß man über seine frühe Zeit nur wenig. Es könnte also durchaus so oder so ähnlich gewesen sein, wie es sich der Autor ausdachte. Dennoch ist es eine fiktive Biografie, denn die Figuren der Fanny und der anderen Mitwirkenden sind frei erfunden.

Der Roman ist in drei Erzählebenen unterteilt. Im ersten Teil erleben wir die Protagonistin Fanny als alte Dame, die ihrem Enkel, dem Ich-Erzähler, kurz vor ihrem Tod noch aus ihrem Leben berichtet. Dabei erfährt er, dass sie eine Beziehung mit dem Schriftsteller Joseph Roth hatte. Sie hinterlässt dem Erzähler ein Tagebuch und zehn Kassetten. Die Tagebuchaufzeichnungen von Februar bis August 1914, in denen Fanny das Verliebtsein und die Unbeschwertheit des Wiener Sommers schildert, ist der Inhalt des zweiten Teils. Dem dritten Teil schließlich liegt der Inhalt der zehn Kassetten zugrunde, in denen sie ihr Wiedersehen mit Roth im Exil in Paris schildert. Wir erfahren, dass das Paar zunächst ein paar glückliche Wochen verlebte, bis …

Der Roman ist eine Mischung zwischen Fiktion und tatsächlichen Begebenheiten, unterlegt mit Zeitgeschehen, kulturellem und literaturhistorischem Material, wobei die Zeit von 1938 bis zu Roths Tod 1939 der Wirklichkeit wohl am nächsten kommt.

Fazit: Interessante Interpretation vom Leben und Wirken des berühmten Schriftstellers Joseph Roth.

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